Berichte von 03/2020

28März
2020

Quarantine Life

So Leute, ich melde mich nun tatsächlich mal wieder, nachdem ich den Blog in letzter Zeit wirklich vernachlässigt habe. Die vorherigen Blogeinträge werde ich nach und nach vervollständigen, es wird also immer wieder was neues zu lesen geben, auch wenn ich nun vermutlich nicht mehr jeden Tag einen neuen Eintrag poste.

Ich bin nun seit zwei Tagen wieder zuhause und ich weiß noch immer nicht, was ich so wirklich fühlen soll. Mal bin ich super traurig, dass es so schnell enden musste und ich denke an all die schönen Momente und an alles was ich nun nicht mehr machen konnte. Mal bin ich tatsächlich zufrieden mit der Situation, ich habe hier einen Raum ganz für mich alleine, kann in Ruhe mit allem klarkommen und genieße das Herumlungern. Mal fühle ich aber auch nichts, eine Leere, wie schon im Blogeintrag vorher angemerkt. Dadurch, dass alles so schnell ging, konnte ich nichts wirklich verarbeiten und wurde nun mit allen Veränderungen förmlich bombardiert. Da komme ich manchmal einfach nicht hinterher und sehe die Zeit einfach nur an mir vorbeiziehen. Aber egal in welcher Stimmung ich mich gerade befinde, seit euch sicher, mir geht es gesundheitlich gut und auch sonst bin ich nicht irgendwie depressiv oder ähnliches. Ich glaube die Situation wäre für jeden nicht einfach. Aktuell versuche ich noch ein wenig, mich an das Leben in selbstauferlegter Quarantäne anzupassen. Es ist verlockend, die ganze Zeit zu prokrastinieren, Videos zu schauen, am Handy rumzuhängen, zu schlafen, etc. Aber ich habe ja auch einiges zu erledigen, seien es Uni-Sachen, seien es Mails, die ich an alle möglichen Personen und Institutionen zur Information oder zur Klärung von Details schicken muss oder seien es so einfache Dinge wie diesen Blog weiterzuführen. Außerdem darf man ja nicht vergessen, sich zu bewegen, mal durchzulüften und andere tägliche Routinen weiterhin aufrechtzuerhalten (regelmäßig Zähneputzen, sich umziehen, etc.). Da es ja erst zwei Tage sind, bin ich bis jetzt alles erstmal noch etwas langsam angegangen. Das will ich auf jeden Fall die nächsten Tage über ändern und Struktur in den Tag bringen. Außerdem habe ich vor, mich öfters mit anderen Leuten zu connecten. Auch das ist ja wichtig und bringt mir vermutlich aktuell sogar am meisten! Spätestens in 4 Tagen (an meinem Geburtstag) werde ich viele Leute wiedersehen, wenn auch nur online. Tja, ansonsten gibt es nicht wirklich viel neues zu erzählen. Heute war ich mal kurz draußen für einen Spaziergang, das hat tatsächlich gut getan. Das Alleinsein macht mir an sich eigentlich auch nichts aus. Ich bin ja von Natur aus eher introvertiert und bin es aus 5 Jahren im Einzelappartement in Dresden gewohnt, mal eine Zeit lang für sich zu sein. Das ist tatsächlich das was mich am wenigsten stört, zumindest an der Situation an sich. Wie gesagt, der schnelle Abbruch und der fehlende Tagesablauf sind die Dinge, die mich gerade am meisten beschäftigen. Aber das wird schon, gerade jetzt habe ich ja genug Zeit. Und ich glaube jeder ist in der aktuellen Situation mal mehr mal weniger genervt von dem Ganzen, von daher bin ich da nicht der einzige. :)

Ich melde mich auf jeden Fall die Tage wieder und gebt acht auf die letzten Blogeinträge! Da gibt es noch einiges zu erzählen, was zu schade wäre um es dem Blog vorzuenthalten! Von daher, blättert auch mal auf ältere Seiten. Es gibt ja auch noch den San Francisco-Tag und den Tag an dem wir Eislaufen waren, die ich beide noch nicht ausformuliert habe. Stay safe and stay at home!

-

Musikempfehlung des Tages: Post Malone - Paranoid

26März
2020

Leere

Diesen Blogeintrag habe ich nachträglich am 8.1. verfasst. Ja, ich weiß das ist ein bisschen spät, aber alle unvollständigen Blogeinträge müssen eben irgendwann vervollständigt werden und da gilt besser spät als nie! Auch wenn ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern kann, gibt es dennoch vieles was ich von diesem (auf traurige Weise besonderen) Tag noch weiß. Und das will ich euch nicht vorenthalten. Hier kommt der Eintrag:

---

Ich konnte während des ganzen Flugs gerade einmal etwa eine Stunde richtig schlafen. Ich wollte ja, aber es ging einfach nicht. Ich war echt lange mit dem Instagram-Post beschäftigt und was anspruchsvolles anschauen wollte ich auch irgendwie nicht. Am Ende schaute ich einen der Harry Potter-Filme (ich glaube es war der dritte), aber das auch nur damit irgendwas lief. So abwesend habe ich mich noch nie während eines Flugs gefühlt. Ein Gefühl der Leere in gewisser Hinsicht. Auch die Länge von ca. 11 Stunden machte mir nichts aus. Ab einem gewissen Punkt lässt sich das eh schwer von z.B. einem 8h-Flug unterscheiden. Naja, irgendwann wurde es hell und die Leute wachten langsam auf. Es gab nochmal Frühstück und schon bald befanden wir uns im Landeanflug auf Frankfurt. Ich blickte aus dem Fenster und irgendwie kam mir alles so unwirklich vor. Es sah aus wie Deutschland, aber man fühlte irgendwie, dass sich was verändert hatte. Ich bilde mir ein, dass man den Effekt durch Corona aus der Luft gemerkt hatte. Ich fühlte mich leider sofort fehl am Platz. Als wir auf die Rollbahn aufsetzten verstärkte sich das Gefühl. Das kann doch nicht wahr sein, dass ich jetzt wirklich wieder hier bin? Ich sollte jetzt nicht hier sein! Auch wenn ich natürlich wusste, dass das alles eine Ausnahmesituation ist und ich mich langsam dran gewöhnt hatte, so schwer kann man das doch in der Situation von seinen Emotionen trennen. Besonders in genau solchen Momenten. Auch wenn Diana ein ähnliches Gefühl hatte, glaube ich, dass sie auch ein bisschen erleichtert war, jetzt wieder hier zu sein und dass sie nun dem Corona-Wahnsinn zusammen mit ihrer Familie begegnen kann. Wir fuhren ans Gate und gerade als eigentlich alle aussteigen sollten meldete sich der Pilot. Offenbar gab es während wir in der Luft waren eine Gesetzesänderung. Es gibt jetzt wohl eine bestimmte Regel, die wir zur Senkung des Infektionsrisikos befolgen müssen. Zunächst muss das Flugzeug 15 Minuten einfach so am Gate stehen, damit das Personal am Boden schon mal damit angefangen kann, das Gepäck auszuräumen. Danach dürfen immer nur 40 Leute auf einmal das Flugezug verlassen - in 5-Minuten-Abständen. So sollen möglichst wenig Menschen sich über den Weg laufen. Wie das das Infektionsrisiko senken soll hat jedoch keiner so wirklich verstanden. Immerhin saßen hier gerade knapp 11h etwa 300 Menschen dicht an dicht zusammen. Aber nun gut, das muss man jetzt einfach so akzeptieren. Übrigens habe ich beim Schreiben dieser Zeilen online einen Artikel gefunden von einem Journalisten, der seine Heimreise in Corona-Zeiten beschreibt und der offenbar mit uns im gleichen Flieger saß. Witzige Geschichte. Falls euch das interessiert, gibt es hier den Link dazu. Natürlich waren die Leute im hinteren Teil des Fliegers als letztes dran. Das heißt auch Diana und ich mussten warten, bis fast alle anderen Passagiere ausgestiegen waren. Dann, nachdem wir eine Stunde zusätzlich auf unserem Sitz ausgehalten hatten, durften wir endlich raus. Wir bedankten uns bei den Flugbegleitern und dem Piloten und betraten das Flughafengebäude. Wir kamen sofort ans Gepäckband, wo zwar schon viele Koffer standen oder noch auf dem Band rumfuhren, aber vor dem sich trotzdem eine Menschentraube gebildet hatte. Hat ja gut geklappt. Unsere Koffer kamen gottseidank recht schnell und wir liefen Richtung Ausgang. Tja, und da stand ich dann auf einmal wieder in der Eingangshalle in der ich das letzte Mal am 9. Januar gestanden hatte als die ganze Sache losgegangen war. Komisches Gefühl - wie so oft.

Wie es weiterging, hatten wir bisher nur besprochen, aber wir hatten nichts fest gebucht. Beide unsere Familien wollten uns nicht abholen (was auch verständlich ist) und so blieb nur der Zug übrig. Wir fuhren ins Untergeschoss des Flughafens wo sich der DB-Schalter befand. Da wir beide unterschiedliche Ziele hatten, ließ ich Diana vor und rief derweil nochmal zuhause an. Es dauerte allerdings nicht lange, dann kam Diana auch schon mit einem Ticket zurück. Also begab auch ich mich durch die befremdlichen Absperrungen im ansonsten total leeren Schalterraum und fragte den Mitarbeiter, wie ich das jetzt machen soll, welches Ticket ich am besten kaufen soll und wie sich das überhaupt jetzt mit Corona und der Bahn verhält. Dieser gab mir bereitwillig Auskunft und suchte mir das günstigste Ticket raus. Allgemein war der sichtlich junge Mitarbeiter trotz Pandemie-Situation richtig gut drauf, was gleich etwas auf mich abfärbte. Ein bisschen positive Vibes konnte ich echt gebrauchen. Wenn der Typ wüsste, welchen Effekt er auf Kunden hat. Solche Mitarbeiter verdienen eine Gehaltserhöhung - immer! :D Ich kaufte mein Ticket für um die 50€ (was wirklich viel günstiger war als ich gedacht hatte) und gesellte mich wieder zu Diana, die auch mit ihrer Familie telefoniert hatte. Wir liefen weiter und hinter der nächsten Ecke tauchten auch schon die Rolltreppen zum Flughafenbahnhof Frankfurt auf. Auf der zweiten Rolltreppe sprach mich jemand von hinten an und sagte, dass ich mit meinem Multifunktionstuch, das ich über der Nase trug, aussehe wie ein Gangster. Es war ein junger, etwas "assi" wirkender Typ, der das aber ganz spaßig meinte. Und ich fand es cool. Denn ich realisierte, dass das in den USA jetzt ganz normal gewesen wäre. Da sprechen einen Leute einfach öfters ungezwungen an. Und ich finde das eigentlich viel schöner, als immer nur dieses Kalte, dieses Genervt-nach-unten-Geblicke und dieses Egoistische. Diana und ich waren uns einig, dass wir zumindest versuchen wollen, diesen amerikanischen "Spirit" mit nach Deutschland zu nehmen. Das würde unserer Gesellschaft wirklich einmal gut tun. Wir mussten glücklicherweise zum gleichen Gleis, den wir auch recht fix erreichten. Leider nahm Diana den Zug nach Leipzig und ich den nach Nürnberg. Ihrer kam schon recht bald, meiner etwa eine halbe Stunde danach. Das heißt, dass ich mich gleich auch von der letzten Person aus meinem Reno-Umfeld verabschieden musste. Tja, Diana war die erste und die letzte Person, die mich in Reno begleitet hat und ich hab ihr viel zu verdanken. Gerade zu Beginn tat es damals gut, jemanden dabei zu haben, der in der gleichen Situation wie ich steckt. Und immerhin war sie diejenige, die sich am Anfang als erstes mit Aurora angefreundet hatte, was ultimativ zur Gründung unserer Freundesgruppe führte. Ohne sie hätte dieser Auslandsaufenthalt ganz anders ausgesehen, da bin ich mir sicher! Wir unterhielten uns noch eine Weile auf einer freien Bank am Gleis, der genug Abstand von den anderen wartenden Leuten hatte. Dann kam ihr Zug, wir umarmten uns kurz und schon war sie verschwunden. Es erstaunt mich immer wieder wie schnell das in dem Moment doch geht. Ich bin wirklich gespannt, wann wir uns wieder sehen werden. In der gleichen Stadt wohnen wir ja schon mal. :)

Ich vertrieb mir noch ein bisschen die Zeit, bis irgendwann auch mein ICE einfuhr. Ich stieg ein und fand einen absolut leeren Zug vor. Sowas hatte ich wirklich noch nicht gesehen, gerade im Fernverkehr. Ich meine, es war wirklich niemand drin. Gut, ich hab mir nicht alle Waggons angeschaut, aber die zwei drei die ich gesehen habe, waren (ich glaube bis auf eine einzige Person) leer. Ich setzte mich ins Eck eines leeren Waggons ans Fenster und war froh, dass ich hier sogar meine "Maske" ein bisschen runterziehen kann. Ist ja eh keiner hier. Einmal kam die Kontrolleurin rein und checkte mein Ticket. Das wars dann aber auch. Es dauerte gar nicht so lange, bis der Zug in Nürnberg ankam. Es war nun etwa Mittagszeit und ich brauchte unbedingt was zu essen. Gottseidank hatte ich genug Umsteigezeit und am Nürnberger Hauptbahnhof gab es so einiges an Auswahl. Vollbepackt ging ich in die Einkaufs- und Essenshalle und überlegte, was ich mir holen soll. Ich wollte den amerikanischen Traditionen noch nicht lebewohl sagen, daher lief es auf Burger King oder Subway hinaus. Am Ende entschied ich mich für Subway. In dem kleinen Laden waren auch wieder Absperrbänder auf den Boden geklebt, die Mitarbeiter trugen Masken, Plexiglas war auf der Theke aufgebaut und es gab keine Sitzplätze. Mir wurde nochmal bewusst, wie verrückt diese ganze Situation doch ist. Wer hätte gedacht, dass wir mal sowas erleben werden? Ich bestellte mir ein Footlong-Sandwich und ging damit wieder zurück zu den Gleisen. Jetzt würde ich gleich in einen Regionalzug einsteigen. Damit bin ich dann endgültig aus dem Globetrotter-Leben raus, dachte ich mir. Naja, es muss eben sein. Der Zug kam dann auch recht schnell und war natürlich wieder fast komplett leer. Ich setzte mich an einen Vierertisch in einem ansonsten leeren Waggonabteil. Meine Sachen schmiss ich auf den anderen Vierersitz neben mir. Leider passte mein großer Koffer gerade so nicht zwischen Tisch und Stuhl, sodass er leider im Gang stehen bleiben musste. Hoch auf die Ablage wollte ich ihn jetzt auch nicht hieven. Er rollte immer wieder hin und her, aber solange der Zug nicht stark abbremst, sollte das so auch klappen. Es ging los und ich aß mein Sandwich. Alles war irgendwie so unspektakulär. Es kümmert einen gar nicht mehr wo man sich befindet oder was man isst, die Situation beherrscht alles. Ich langweilte mich ein wenig und muss wohl durch meine absolute Übermüdung auch kurz eingeschlafen sein. Geweckt wurde ich durch meinen Koffer, der sich nach einer starken Bremsung in Bewegung setzte und den Gang hinabrollte. Ich versuchte ihm im Halbschlaf nachzusprinten und stolperte dadurch natürlich. Sagen wir's so, weder mir noch meinem Koffer ist bei der Aktion was passiert. Ich telefonierte noch kurz mit meiner Tante und meinem Onkel und dann kamen wir auch schon langsam wieder in bekanntere Gefilde. Und ehe man sich versah, fuhr der Zug auch schon in den Marktredwitzer Bahnhof ein. Tja, da bin ich nun. Ich stieg mit meinem Gepäck aus und fühlte mich sofort wieder so falsch. Dieses Gefühl ist echt lästig. Am Parkplatz vor dem Bahnhof wartete mein Vater, der mich von weitem begrüßte und mir eine Maske zuwarf. Die setzte ich auf und lud mein Gepäck hinten in den Kofferraum bzw. auf den Beifahrersitz. Dann fuhren wir nach Hause. Ein komisches Gefühl, hatte ich das erwähnt?

Es war abgemacht, dass ich aus Sicherheitsgründen zunächst zwei Wochen in meinem Zimmer (bzw. in meinem Stockwerk) zuhause in Quarantäne gehe. Auch wenn ich natürlich auf eine Weise froh war, meine Eltern wieder zu sehen, gab es deshalb keine ausgiebige Begrüßung, sondern es wurde gleich alles nach oben geschafft und nur kurz ein paar Worte gewechselt. War vielleicht auch besser so. Ich ging in mein Zimmer, fiel erschöpft in meinen IKEA-Sessel und sah das "Welcome Home"-Banner an der Wand, das meine Familie aufgehangen hatte. Es war schrecklich. Also nicht das Banner, sondern die Situation. Jetzt war ich wieder hier. Toll. Es ist wie als hättest du gerade den besten Traum deines Lebens und jemand rüttelt dich auf einmal wach. Also nicht genau so, aber es geht eben um das Gefühl. Ich kann sowas schlecht ausdrücken. Ich konnte einfach nicht mehr. Nach einiger Zeit meldete sich meine Mutter über den Amazon-Lautsprecher, den mein Vater extra in mein Zimmer gestellt hatte, damit wir miteinander kommunizieren können. Es gab Essen, das sie mir hochstellen würde. Tortellini mit Schinken-Sahne-Soße. Mega gut eigentlich, aber gerade war es mir ziemlich egal. Irgendwann stand der Teller mit den Tortellini dann auch vor der Tür. Ich holte ihn mir ab und begann zu essen. Weit kam ich nicht, denn ich war einfach zu müde. Und das will was heißen, denn ich esse sonst immer auf! Es braucht jetzt einfach eine Weile, bis ich das Ganze (nicht nur das Schlechte, sondern auch das Gute) verarbeitet habe. Dazu bleibt ja in den nächsten Tagen und vielleicht auch Monaten viel Zeit. Auch gerade deswegen finde ich die vorsorgliche Quarantäne in die ich jetzt gehe eigentlich ganz gut. Wenn ich sofort wieder in eine Art Normalität zurückgekehrt wäre, wäre das viel schlimmer gewesen. So habe ich genug Zeit für mich. Und vor allem ist das Semester ja noch nicht zu Ende. Ja, gerade heute habe ich sogar einige Vorlesungen verpasst. Es war ja Donnerstag. Von daher, schauen wir einfach mal wie die Zeit jetzt so wird. Vor allem hoffen wir mal, dass sich das Virus nicht zu sehr verbreitet und wir alle gesund bleiben. Das ist schließlich immer noch das wichtigste, und das meine ich durchaus ernst. Und irgendwie tröstet es mich auch zu wissen, dass die ganze Welt gerade stillsteht. So sind wir immerhin nicht alleine. :)

-

Musikempfehlung des Tages: Colin Hay - Overkill (Acoustic Version)

25März
2020

Der schwerste Tag überhaupt

Diesen Blogeintrag habe ich nachträglich am 7.1. verfasst. Ja, ich weiß das ist ein bisschen spät, aber alle unvollständigen Blogeinträge müssen eben irgendwann vervollständigt werden und da gilt besser spät als nie! Auch wenn ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern kann, gibt es dennoch vieles was ich von diesem (auf traurige Weise besonderen) Tag noch weiß. Und das will ich euch nicht vorenthalten. Hier kommt der Eintrag:

---

Mein Wecker klingelte das erste Mal um kurz vor 6 Uhr. Auch wenn ich nur etwas unter 4 Stunden geschlafen hatte, war ich sofort wach. Das ist wie am Tag eines Starts in den Urlaub oder am Tag an dem man eine wichtige Prüfung hat. Man kann vor Aufregung einfach nicht mehr weiterschlafen. Der Unterschied ist nur, dass es heute ein trauriger Anlass ist. Ich quälte mich aus dem Bett, putzte Zähne und fing dann damit an, den Rest einzupacken, den ich bis jetzt noch gebraucht hatte. Wie eben das Zeug aus dem Bad, Ladegeräte, usw.. Diana hatte gestern Abend noch einen Uber an die Sierra Hall für 7 Uhr bestellt. Ich dachte also, ich habe genug Zeit. Dachte ich, bis Diana uns mitteilte, dass der Uber-Fahrer wohl schon um 6:45 Uhr kommt und nur bis 7 Uhr wartet. Bitte was? Ich musste mich also ein wenig beeilen. Und je später es wurde, desto mehr fiel mir auf, wie viel Zeug noch rumlag. Selbst als alle meine Koffer endlich zu waren, gab es ja noch die Lampe, die Bettwäsche und z.B. auch den Wasserkocher, den Peter gekauft hatte. Das wollte ja alles Ema an sich nehmen, aber ich hab doch jetzt nicht mehr die Zeit das alles hochzubringen. Naja, irgendwie wird das schon klappen, dachte ich mir, schnappte mir alles und verließ kurz vor 7 Uhr mein Zimmer. Durch den Stress war das alles viel unspektakulärer als eigentlich angemessen, aber ich hatte ja gestern schon genug Zeit, über alles nochmal zu grübeln und mich zu verabschieden. Ich ging also aus der Tür von Raum 303 mit zwei Koffern, einem Rucksack und einem dicken Knäuel aus Bettwäsche und anderem Zeugs. Mit letzterem stürmte ich schnell ein Stockwerk höher und legte es vor den Eingang des 4. Stocks. Da kann Ema es sich dann abholen. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl runter in die Lobby, wo Diana, Reggy, Ema und Daniel schon auf mich warteten. Daniel hatte es glücklicherweise geschafft, so früh aufzustehen und Ema wurde von Reggy rausgeklopft. Nur Joaquin fehlte. Das war blöd, denn wir konnten doch nicht so einfach fahren, ohne uns gebührend von ihm verabschiedet zu haben. Wer weiß, wann wir ihn das nächste Mal sehen. Es war mittlerweile schon ein paar Minuten nach 7 Uhr, der Uber-Fahrer wartete aber gottseidank. Ich rief Joaquin auf seinem Handy an und gottseidank ging er ran! Er wollte jeden Moment unten sein. Das nutzten wir, um das ganze Gepäck schon einmal zu verstauen. Da fiel uns jedoch auf, dass das Uber-Auto viel zu klein für das dicke Gepäck von 3 Leuten war. Dabei hatten wir doch extra ein Uber Comfort bestellt, mit extra viel Beinraum. Wir hätten damit gerechnet, dass das ganze Auto dadurch am Ende auch größer ist, nur das war nicht der Fall. Also rief sich Reggy einfach noch selbst einen weiteren Uber. Das ist aber auch kompliziert mit dieser Uber-Kultur. Mittlerweile war Joaquin angekommen und wir standen nun alle draußen vor den Türen der Sierra Hall. Das war er nun, der Moment des endgültigen Abschieds. Wir umarmten uns alle noch einmal kräftig und versprachen uns, dass wir uns auf jeden Fall irgendwo irgendwann mal wiedersehen werden. Und jeder wusste, dass wir das auch alle ernst meinen. Diese Gruppe von Leuten ist wirklich einzigartig und ich bin froh sie zu haben!

Ich nahm vorne auf dem Beifahrersitz des Ubers Platz. Der Fahrer war ein älterer Mann, der nur bedingt Lust auf reden hatte. Wir erzählten ihm zwar von unserer Situation aber er ging nicht weiter drauf ein. Als er uns dann nochmal genau darauf hinwies, dass wir einen UberXL statt einen Uber Comfort hätten rufen sollen, war er bei mir endgültig unten durch. Nicht weil er kein netter Typ war, sondern weil ich mir sowas jetzt nicht anhören wollte. Es war sowieso schon auf eine Weise schwer, diese Fahrt auszuhalten. Je weiter wir uns von der Uni-Gegend entfernten, desto mehr machte sich in mir das Gefühl breit, dass ich hier jetzt nicht sein sollte. Dass ich nicht in diesen Uber gehöre. Was mache ich hier eigentlich? Es war wie so oft der Kampf zwischen Verstand und Wille. Nur jetzt, wo das Ganze wirklich passiert, traf es mich doch härter als gedacht. Immerhin war es ein schöner Tag und ich konnte noch einmal die Stadt Reno in der schönen Morgensonne betrachten. Nach etwa 15 Minuten Fahrt kamen wir am Reno-Tahoe International Airport an. Wir verließen das Auto und sammelten uns erstmal ein bisschen. Wir gingen aber nicht sofort rein, denn wir mussten ja noch auf Reggy warten. Die kam mit ihrem Uber gottseidank auch recht schnell. Sie wirkte von uns allen am positivsten, was uns glücklicherweise auch ein bisschen ansteckte. Wir gingen ins Flughafengebäude und dort auch direkt zur Gepäckabgabe. Und was passierte natürlich? Genau, mein Koffer war ein kleines bisschen zu schwer. Während die anderen keine Probleme mit ihren Koffern hatten, stöberte ich nach irgendwas großem, das ich umpacken könnte. Ich weiß leider nicht mehr genau, für was ich mich dann entschied, aber auf jeden Fall passt es dann beim zweiten Versuch. Nach dieser Anstrengung (dieses dauernde "Auf-den-Koffer-setzen-damit-man-den-Reißverschluss-zumachen-kann" ist wirklich nicht ohne), gönnten wir uns erstmal ein bisschen Pause und tranken noch unsere Getränke aus, die wir ja nicht in den Flieger mitnehmen konnten. Ich hatte natürlich wieder zu viel dabei und musste mich daher regelrecht mit Wasser zuschütten. Aber das war kein Problem. Wir hoben auch alle nochmal ein bisschen Geld ab. Was bringt uns das Geld hier auf dem amerikanischen Konto? Dann machten wir uns auf zur Sicherheitskontrolle, wo so gut wie keine Leute waren. Alles ging schnell vonstatten und wir liefen gemütlich zu unserem Gate. Dort atmeten wir erstmal durch. Die beiden Mädels holten sich einen Kaffee und ich aß vermutlich einen Müsliriegel - das einzig wahre US-Frühstück. :P Während ich wartete, rief ich auch nochmal zuhause an, um Bescheid zu geben, das alles soweit bisher geklappt hat. Die anderen kamen wieder und kurz darauf ging es auch schon los. Wir zeigten unsere Bordkarten und befanden uns in Nullkommanix im Flugzeug.

Und wow, ich dachte als ich vor zwei Jahren mit Freunden von Stockholm ins nordschwedische Luleå geflogen bin, hatten wir wenig Leute an Bord. Aber das waren ja damals richtig viele im Vergleich zu dem hier. Im ganzen Flugzeug befanden sich vielleicht 10, maximal 15 Leute. Krass! Auch wenn wir damit in der ganzen Economy Class quasi freie Platzwahl hatten, saßen wir uns in unsere Reihe recht weit hinten im Flugzeug. Einzig Reggy, die ja unabhängig von uns gebucht hatte, wechselte ihren Platz und nahm neben Diana Platz. Damit ich nicht alleine sitzen muss, gaben mir die beiden Mädels ihre Stofftiere und setzten sie auf den Platz neben mir. Das waren Kappa, Dianas kleiner Stoffbär und Summer, Reggys großer Stoffeisbär. Ich fand das auf jeden Fall eine witzige Idee und schnallte die beiden an. Dann ging es los. Das Flugzeug rollte aufs Rollfeld und ich schaute nach draußen. Da es sich einmal drehen musste, hatte ich nochmal einen guten Blick auf Reno, das heute wirklich nochmal besonders schön aussah. Ich versuchte, einige Gebäude zu finden, in denen wir oft waren, vor allem auf dem Campus, den man sogar auch ein bisschen erkennen konnte. Reno ist bestimmt nicht die schönste Stadt, aber sie hat einen ganz gewissen Flair mit dem ich mich irgendwie identifizieren kann. Ich muss auf jeden Fall wiederkommen! Dann standen wir startbereit auf dem Rollfeld und es ging los. Wir sprachen beim Start nicht miteinander, da jeder den Moment irgendwie für sich brauchte. Ich machte ein Video vom Takeoff, damit es mich nicht vollkommen zerreißt. Emotionen können manchmal wirklich herzlos sein. Wir hoben immer weiter ab und während die Mädels schon wieder fröhlich miteinander redeten, ließ ich noch eine Weile die Szenerie auf mich wirken. Und die hatte noch einiges zu bieten. Im Nachhinein war dieser Flug von Reno nach San Francisco wohl der gleichzeitig schlimmste aber auch der schönste Flug den ich je erlebt habe. Was dann irgendwie doch wieder ein bisschen versöhnlich war. Es war nämlich fast wolkenfrei und man konnte alles unter sich gut sehen. Zunächst sah man, wie sich die Sierra Nevada Mountains auf einmal aus der Landschaft erheben und den Schnee, der sich auf den Spitzen befindet. Aus der Luft merkt man erstmal richtig, wie hoch diese Berge eigentlich sind. Dann tauchte auf einmal der Lake Tahoe im Fenster auf. Ein tiefblauer Fleck mitten in der weiß-braunen Gebirgswelt. Es sah atemberaubend aus. Ich kam gar nicht mehr vom Fenster los. Es dauerte eine Weile bis wir wortwörtlich "über den Berg" waren. Auf der anderen Seite der Sierra Nevada wurde das Land dann sehr schnell sehr flach. Wir flogen über das Kalifornische Längstal und sahen unter anderem die Gegend um Sacramento, die wir mittlerweile ja auch ein bisschen kennen. Und dann gingen wir auch schon in den Landeanflug auf San Francisco über. Ich hatte mir wirklich die bessere Seite ausgesucht, denn der Flughafen San Franciscos liegt südlich der Stadt und wir mussten von Westen aus reinfliegen. Das heißt, wir müssen eine große Kurve machen. Und dieser Anblick war unvergleichlich. Ich sah die Golden Gate Bridge hautnah unter mir und erkannte den Aussichtspunkt wieder, den wir im Februar besucht hatten. Dann sah ich natürlich auch die komplette Stadt San Francisco mit all ihren bekannten Gebäuden und Erkennungszeichen. Dazu noch die ganze Bay mit Alcatraz und den Brücken... einfach atemberaubend. Und alles so klein aber gleichzeitig auch majestätisch. Es wird schwer diesen Anblick zu toppen. Wir sanken immer tiefer und landeten kurze Zeit später. Groß auf Leute warten mussten wir ja nicht, deswegen konnten wir das Flugzeug recht fix verlassen.

Da waren wir nun also. San Francisco International Airport. Die Mädels gingen zuerst aufs Klo und wir standen dann noch eine Weile orientierungslos vor dem Gate rum. Wir hatten keine Ahnung, ob wir ins gleiche Terminal wie Reggy müssen. Wenn nein, würde das nämlich jetzt schon Lebewohl bedeuten. Wir begleiteten Reggy mit zum nächstgelegenen Infoschalter wo eine nette Dame ihr Auskunft gab. Sie redete eine ganze Weile mit der Frau, vermutlich auch, um sie zu fragen ob es möglich ist, dass wir zusammen warten dürfen. Aber es half am Ende alles nichts. Reggy musste in ein anderes Terminal und zwischendurch auch nochmal durch eine Sicherheitskontrolle. Das heißt, wir mussten uns hier und jetzt verabschieden. Wir wechselten noch ein paar Worte und umarmten uns. Reggy musste sofort losheulen. Von allen Leuten, die ich in Reno kennengelernt hatte, war sie wirklich die ehrlichste und netteste Person gewesen. Sie war immer gut drauf und hatte immer ein offenes Ohr. Natürlich ging der Moment auch mir wieder nah. Mensch, diese dauernden Abschiede. Was muss das auch alles am gleichen Tag stattfinden? Dann nahm Reggy ihr Handgepäck und ihren Eisbären Summer und ging die Treppe runter ins Erdgeschoss. Ich blieb mit Diana oben. Puh, darauf erstmal ein bisschen laufen und frische Luft. Wir liefen zunächst zu unserem Gate, was offenbar das allerletzte im ganzen Terminal war. Außerdem sind die Gates hier irgendwie zweistöckig, was komisch ist, da man wirklich denken kann, das man richtig ist, aber die Gatenummer nicht sieht, da diese ein Stockwerk tiefer ist. Naja, ein paar Leute waren schon da, aber denen wollten wir entgehen und gingen mit unserem Gepäck auf die nahegelegene Terrasse. Hier war es zwar windig aber man hatte einen schönen Ausblick auf den Flughafen und die Gegend drumherum. In der Ferne konnte man sogar einen Berg sehen mit der Inschrift "South San Francisco". Sowas machen die hier in den USA wohl gerne. Schön war auch, dass unsere WhatsApp-Gruppe vor Nachrichten platzte. Sowohl die Leute, die noch in Reno waren, als auch Reggy und wir und sogar die Koreaner, die sich gerade am Flughafen Seattle befanden (ihre gesamte Reise dauerte über 30 Stunden inklusive eines 11h-Aufenthalts in Salt Lake City über Nacht), waren dabei und wir tauschten uns gegenseitig aus. Es war auf jeden Fall schön zu sehen, dass alle trotz der Lage noch lachen können und es gab mir auch irgendwie das gute Gefühl, dass das auch in den schweren Zeiten die jetzt kommen, so sein wird. Irgendwann hatten Diana und ich genug von dem Wind auf der Terrasse und wollten uns was zu essen holen. Es gab im Terminal nicht viel Auswahl, sodass wir uns am Ende beide für ein Sandwich bei Napa Farms Market entschieden. Da der Sitzplatzbereich abgesperrt war, setzten wir uns auf eine Bank gleich hinter der Sicherheitskontrolle. Es war nicht der beste Platz zum Essen, aber wir konnten immer wieder Leuten dabei zusehen, wie sie durch die Scanner gehen und danach ihre ganzen Sachen wieder zusammensuchen. Wir blieben noch eine Weile dort sitzen und gingen dann beide nochmal aufs Klo. Dann ging es auch schon zum Gate. Das war mittlerweile richtig überfüllt. Mit Deutschen. Ganz ehrlich, das kann ich einfach nicht ausstehen. In der Situation noch weniger. Und die erkennt man auch so schnell. Es waren viele junge Leute dabei, aber auch viele Familien und Businessleute. Ich kann das schon verstehen. Jeder wollte natürlich jetzt noch schnell das Land verlassen und vermutlich haben alle auf die gleiche verrückte Weise wie wir hier ein Ticket ergattert. Man spürte daher auch eine leichte Aufregung. Dann ging es los und wir stellten uns in die Reihe für die letzte Boardinggruppe. Alle standen dicht an dicht, was in Corona-Zeiten nicht wirklich optimal ist. Man muss dazu sagen, dass wir uns vorher zwar auch an alle Vorschriften (Abstand, etc.) gehalten haben, aber hier kam uns das zum ersten Mal etwas viel vor. Wir hatten ja auch noch keine richtigen Masken. Beim ersten Flug war keine Maske vorgeschrieben und auch bei dem jetzigen sollte man Mund und Nase lediglich irgendwie bedecken können. Das sollte sich am Tag danach ändern, denn erst da wurde die allgemeine Maskenpflicht, zumindest in Deutschland, beschlossen. Naja, jetzt musste ich eben erst einmal mit meinem Multifunktionstuch auskommen, das ich irgendwann im Laufe meines Aufenthalts als Werbegeschenk bekommen hatte. Das konnte man sich gut über die Nase ziehen und es war immerhin was. Naja, irgendwann war unsere Gruppe dann an der Reihe und wir betraten das Flugzeug, in dem wir nun über 11 Stunden verbringen werden. Und somit verließen wir auch endgültig amerikanischen Boden. Irgendwie merke ich mir solche Momente immer genau. Da kann ich auch nichts gegen machen, das passiert einfach automatisch.

Diana und ich saßen wieder weit hinten im Flugzeug, aber leider nicht nebeneinander. Am Buchungstag hatten wir eben keine Wahl. Stattdessen saß ich neben einem älteren Ehepaar mit hochwertigen Masken, das mich nett begrüßte. Ich grüßte zurück und beschäftigte mich von da an aber hauptsächlich mit mir selbst. Im Nachhinein tun mir die beiden sogar ein bisschen Leid. Aus ihrer Sicht war ich bestimmt der verschlossene, genervt aussehende Junge, der sie aufgrund seiner improvisierten Maske (die ich nicht den ganzen Flug korrekt aufhatte, ich geb's zu) auch noch anstecken konnte. Daher nochmal im Nachhinein: Es tut mir leid! :) Ich versuchte, es mir gemütlich zu machen, was aber nur bedingt gelang. Irgendwann hatten alle Leute Platz genommen und alles war verstaut. Es konnte los gehen. Das Flugzeug setzte sich in Bewegung, fuhr auf das Rollfeld und kurze Zeit später befanden wir uns auch schon in der Luft. Jetzt hieß es erstmal 11h rumsitzen. Angesichts der Lage hatte ich irgendwie keine so richtige Lust, einen Film anzuschauen. Essen gab es auch, aber ich weiß leider nicht mehr was. Aber schlecht war es vermutlich nicht. Ich nutzte die Zeit am Ende hauptsächlich damit, einen langen Text für einen Instagram-Post zu formulieren. In diesem wollte ich alle Leute, die ich während meiner Zeit in Reno kennengelernt hatte noch einmal aufzählen und würdigen. Ich steckte richtig viel Arbeit rein und am Ende wurde es ein ellenlanger Text (ihr kennt mich ja inzwischen, schaut euch mal die ganzen Blogeinträge hier an :D). Mittlerweile war es recht schnell Nacht geworden. Wir fliegen ja auch "der Zeit entgegen". Es war dunkel im Flugzeug und die meisten Leute schliefen. Und so geht dieser in jeglicher Hinsicht außergewöhnliche Tag über den Weiten des Atlantiks zu Ende. Bald bin ich wieder zurück.

-

Musikempfehlung des Tages: Anna Kendrick - Cups (Movie Version)

24März
2020

Go Pack

Diesen Blogeintrag habe ich nachträglich am 6.1. verfasst. Ja, ich weiß das ist ein bisschen spät, aber alle unvollständigen Blogeinträge müssen eben irgendwann vervollständigt werden und da gilt besser spät als nie! Auch wenn ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern kann, gibt es dennoch vieles was ich von diesem (leider letzten ganzen) Tag noch weiß. Und das will ich euch nicht vorenthalten. Hier kommt der Eintrag:

---

Das sollte er also sein, mein letzter kompletter Tag in den USA, der 24. März. Wer hätte das gedacht? Und ironischerweise begann er ganz normal mit einer Vorlesung. Denn auch meine Kurse gehen ja weiter und Dienstag um 9 Uhr ist immer Climatology mit Dr. Lewis. Ich quälte mich also aus dem Bett und schlug meinen Laptop auf. Ich navigierte mich durch WebCampus und die Mails, die im Vorfeld rumgeschickt worden waren, fand einen Link und wählte mich zum ersten Mal in Zoom ein. Was später bestimmt ganz normal werden wird, war heute noch etwas sonderbar. Auch für alle anderen. Dr. Lewis versuchte sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und die anderen Kursteilnehmer hatten meist, wie ich auch, ihre Kameras ausgeschaltet und es gab nur einige wenige die ab und zu sprachen. Eigentlich waren das nur Jeremy und Justice, manchmal auch Antoinette und Destiny - die Leute, die sowieso immer redeten. Ansonsten lief die Stunde erstaunlich professionell ab. Es ging um Atmosphärenschichten. Dr. Lewis hatte ihre Powerpoint auf der einen Seite geöffnet und auf der anderen schrieb sie in ein Word-Dokument alles das, was sie sonst an die Tafel schreiben würde. Es funktionierte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das in Deutschland nicht so schnell klappen würde. Digitalisierung können die Amerikaner. Zwischendurch kam übrigens Diana rein, weil sie sich meinen Fön leihen wollte. Ist manchmal auch ganz praktisch, so eine digitale Vorlesung. Ich bekam währenddessen auch mit, dass Aurora wohl in San Francisco stecken geblieben ist. Der Flughafen in Paraguay wurde geschlossen und ihr Flug annuliert. Zufälligerweise hat sie offenbar eine Gastfamilie von einem früheren Aufenthalt in den USA, die genau dort in der Bay Area wohnt und bei der sie jetzt erstmal bleiben kann. So viel Glück muss man erstmal haben. Aurora ist also schon Opfer der Reisebeschränkungen geworden. Wie soll das nur bei uns anderen werden? Dann bekamen wir alle eine E-Mail, in der uns vom Housing Service bestätigt wurde, dass unsere Anträge angenommen wurden und wir alle bis Mitte Mai im Wohnheim bleiben dürfen. Super! Nur war das für uns ja eher eine Formalität und nichts was wir wirklich wahrnehmen wollten. Dennoch schlich sich zumindest bei mir immer mal wieder der Gedanke ein, was passieren würde, wenn ich jetzt einfach hier bleibe. Naja, jetzt ist es eh zu spät und rational denkend ist zurückfliegen besser also muss ich das jetzt einfach akzeptieren. So ist das eben.

Zum Mittagessen wollten wir nochmal auf den Campus. Die Wahl fiel schnell auf Habit Burgers - das einzige "normale" das noch offen hat. The Overlook zähle ich da nicht dazu. :D Da jeder sein eigenes Tempo hatte, trafen wir alle in unterschiedlichen Grüppchen nach und nach bei The Habit ein. Es waren noch weniger Leute da als letztes Mal und alles war immer noch so corona-bedingt abgesperrt und markiert. Ich weiß schon gar nicht mehr was ich hatte, aber ich nehme an es war ein Portabella Char, das ist wirklich ein Burger aus dem Himmel. Gemütlich verspeisten wir unser Essen und trafen dann als wir gerade gehen wollten auf eine andere Gruppe internationaler Studenten vom IELC, die vor allem die beiden Koreaner kannten. Auch ich erkannte Yuzuki aus Japan wieder. Es gab eine große Abschiedsrunde und wir durften sogar alle auf einem T-Shirt unterschreiben. Man merkt, dass es wirklich passiert, krass. Nachdem wir zu der Gruppe um Yuzuki endgültig "Bye" gesagt hatten, ging es wieder zurück in die Sierra Hall wo Peter weiter packte. Aber es sollte nicht lange dauern, bis Diana eine Idee hatte: Wir haben ja noch einige leere Bierflaschen bei uns rumstehen, die könnten wir doch der Tradition gemäß vor die Mackay Statue stellen, so wie es normalerweise zum Ende des Semesters von den Studenten (besonders von der aktuellen Abschlussklasse) gemacht wird. Das fand ich tatsächlich eine super Idee. Da das Ganze ein bisschen spontan war, kamen nur Reggy und ich mit Diana mit. Peter musste wie gesagt noch ein wenig packen, wollte dann aber nachkommen. Bei schönstem Wetter ging es also nochmal auf den Campus zum Quad, wo die Statue von John William Mackay steht. Andächtig stellten wir unsere paar Flaschen vor seine Füße und ließen nochmal ein bisschen die Szenerie auf uns wirken. Ich hatte immer geglaubt, dass wir hier auf dem Quad mal irgendwas unternehmen würden oder irgendeine Veranstaltung hier stattfinden wird. Das wird nun leider nicht mehr passieren. Wir tauschten uns aus über unsere Zeit hier und uns allen war klar, dass wir Reno vermissen werden. Vor allem merkte man, dass das für keinen einfach nur ein "normaler" Abschied ist. Die Zeit an der UNR war besonders, lebensverändernd. Und es wird eben nie wieder so sein. Mensch, mit Diana und Reggy kann man wirklich voll sentimental werden. :D Wir waren gerade auf dem Rückweg, da kam Peter und stieß zu uns hinzu. Da wir eigentlich schon fertig waren hatte ich eine Idee: Wir könnten noch schnell einen Geocache suchen. Das hatte ich eh schon überlegt, da ich noch einen Travel Bug hatte, der eigentlich in Amerika bleiben wollte. Die beiden Mädels wollten zwar nicht, aber dafür kam Peter mit und wir unternahmen zu zweit noch einen kleinen Spaziergang über den Campus. Der Cache den ich mir rausgesucht hatte lag am östlichen Ende des Campus gleich neben der Radiostation der UNR (ja, sowas gibt es hier). Ich glaube hier war ich vorher maximal einmal kurz. Peter kannte die Ecke des Campus noch nicht. Wir suchten eine Weile unter einer Ansammlung von Steinen und fanden nach ein paar Minuten eine schön große Dose. Da passte der Travel Bug super rein und wir beide konnten uns ganz entspannt ins Logbuch eintragen. Ich glaube auch Peter gefällt das Geocachen. Auf dem Rückweg tauschten wir uns nochmal über unsere Erfahrungen hier aus und ich merkte auch, dass Peter ganz schön mit der Situation zu kämpfen hat. Vielleicht wird er nach dem Ganzen hier seinen Militärdienst antreten und darauf hat er nicht wirklich Lust (wer denn auch?). Vor allem gefällt ihm aber glaube ich die Lockerheit Amerikas und der westlichen Welt allgemein. Ich denke, das wird er am meisten vermissen. Wir erreichten den Zebrastreifen auf der Virginia Street, über den wir fast jeden Tag gehen und verließen somit ein letztes Mal den UNR-Campus.

Dann war die Zeit für die beiden Koreaner gekommen. Ihr Flug ging am Abend, daher trafen wir uns alle gegen 16:20 Uhr unten in der Lobby der Sierra Hall, um Peter und Jiwon zu verabschieden. Wie beschreibt man sowas jetzt. Immerhin war Peter mein Mitbewohner in den letzten 2,5 Monaten und wir sind richtig gute Freunde geworden. Es war nicht einfach. Aber wir sind ja alle vernetzt und wollen das auch bleiben. Das wird auch auf keinen Fall das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns gesehen haben. Südkorea ist bei mir ab jetzt weit oben auf der Liste. :D Wir machten alle noch ein paar coole Gruppenfotos und dann ging es für die beiden nach draußen wo ihr Uber auf sie wartete. Noch kurz gewunken und weg waren sie. So schnell geht's. Damit wir nun nicht alle in Traurigkeit versinken hatte Diana eine gute Idee: Sie wollte nochmal zu Walgreen's und ein paar Sachen als Souvenir mitnehmen und wir anderen können sie gerne begleiten. Ich glaube am Ende gingen wieder nur Reggy und ich mit, aber für mich war das schon auch eine gute Gelegenheit um den Kopf frei zu kriegen und mich auch nochmal einzudecken. Ein paar Dollar die weg müssen habe ich ja auch noch. So liefen wir also die paar Blocks runter zum Walgreen's über der Interstate. Ich nahm nochmal alles mit was geht. Ein paar coole Nevada-Magneten, ein paar Wolf Pack-T-Shirts und ein paar Süßigkeiten. Auf den Preis achtete ich nur bedingt. Wobei man sowieso sagen muss, dass die Preise bei Walgreen's nicht die höchsten sind. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass Diana und ich uns beide mit einigen Packungen Sour Patch Kids Watermelon eindeckten. Da sind wir in den letzten Tagen süchtig nach geworden und wollten unseren Freunden und Familien den Geschmack mitbringen. Ja, der ist künstlich, aber egal, er ist gut! :D Übrigens liegt die letzte dieser Packungen beim Schreiben dieser Zeilen gerade neben mir. Haben sich lange gehalten und schmecken immer noch gut! :) Wir bezahlten und gingen mit gut gefüllten Tüten wieder zur Sierra Hall. Dort machte ich noch ein paar Fotos von den Gängen. Die fotografiert man ja sonst nicht. Es sind aber die Orte, die man am meisten zu Gesicht bekommt. Und diese Eindrücke wollte ich mir auch irgendwie erhalten. Ich kam dann in ein Zimmer mit abgezogenem Bett und einer leeren Ecke. Echt komisch, das Peter jetzt einfach so weg ist. Die letzte Nacht werde ich alleine verbringen. So wie damals die erste. Wie sich eben alles so fügt. Ich sollte jetzt aber wirklich auch mal packen. Morgen muss ich früh aufstehen und ich weiß noch gar nicht ob das Gewicht von meinem Koffer überhaupt stimmt. Ich räumte zunächst ein bisschen auf und schmiss alles weg was ich nicht mitnehmen wollte bzw. konnte (was man auch nicht unten in die Kisten legen konnte). Ich schaffte es zumindest, meinen Handgepäckskoffer vorläufig vollzupacken. Den Rest verschob ich auf später. Es war nämlich Abend.

Wir trafen uns wieder bei Reggy. Nicht nur für Diana, Reggy und mich wird das der letzte Abend sein, sondern auch für die anderen fühlte es sich so an. Immerhin kommen sie die nächsten Tage nicht mehr in Reggy's Zimmer und müssen sich einen anderen Treffpunkt suchen. Aber bevor wir noch zu viel über alles sprechen und nachdenken konnten, wandten wir uns lieber der heutigen Essenswahl zu. Diana hatte es schon lange vorgeschlagen und heute am letzten Tag hatten auch wir anderen alle Lust drauf: Chili's. Das ist eine mexikanisch-amerikanische Kette, die aber ein bisschen feiner gestaltet ist und die eher einem Restaurant ähnelt als einem Fast-Food-Lokal. Aber es war eine Kette bei der man natürlich bestellen konnte. Wir suchten uns alle was raus und riefen an. Nachdem wir unsere lange Bestellung runtergebetet hatten, sagte uns die Frau am Telefon, dass sie nicht mehr liefern würden, weil sie um 21 Uhr zumachen und es schon fast 20:30 Uhr war. Verdammt, was für eine Sch.... Da will man sich am letzten Tag endlich was von Chili's bestellen und dann geht das nicht mehr. Einige diskutierten schon darüber, was wir stattdessen holen sollen. Aber der Rest wollte irgendwie nicht aufgeben. Der einzige Weg jetzt noch an Chili's ranzukommen wäre, indem wir das Essen holen würden. Zum Laufen ist die Distanz aber viel zu weit. Man bräuchte also schnell ein Auto. Aber das haben wir ja alle nicht... oder? Jeden Tag auf dem Weg zum Campus liefen wir an einem Parkplatz vorbei, bei dem zwei Stellplätze für die Carsharing-App Zipcar freigehalten werden. Ziemlich oft standen da auch Autos. Und Ema hatte bei Zipcar zwar keinen Account, aber im letzten Semester ist sie mit anderen internationalen Studenten mit einem der Autos nach Las Vegas gefahren. Und auch wenn der Account einem der anderen Studenten aus Spanien gehörte, hatte sie darauf noch Zugriff. Ihr wisst bestimmt was jetzt kommt. Ohh yes! Wir riefen nochmal bei Chili's an und erklärten, dass wir unsere Bestellung nun doch abholen können. Es war nun etwa 20:40 Uhr und die Frau am Telefon meinte, dass das gerade noch klar gehen sollte. Perfekt! Ohne uns irgendwie groß anzuziehen (ich hatte z.B. noch meine Jogginghose an) stürmten wir nach unten und verließen an den verwunderten Augen des RA vorbei die Sierra Hall. Und am Parkplatz angekommen, stand da wie so oft der Subaru, der uns nun retten sollte - und den ich nun fahren durfte! Die anderen hatten entweder noch keinen Führerschein oder konnten keine Automatik fahren. Da blieb nur ich übrig. Tja, somit bekomme ich also unverhofft am letzten Tag in einer spontanen Aktion noch die Chance in den USA Auto zu fahren. Ich kannte gottseidank die meisten Verkehrsregeln, bin aber auch lange nicht mehr gefahren. Naja, das muss jetzt gehen. Wir setzten uns ins Auto und ich drückte auf den Zündungsknopf - und nichts passierte. Klar, wir müssen das Auto erst offiziell über die Zipcar-App ausleihen und ich muss dort als Fahrer angegeben sein. Ema trug schnell meine Daten ein (so schnell wie das bei meinem Nachnamen eben geht :D) und dann drückte sie auf den Ausleih-Button. Ich drückte wieder den Knopf und diesmal sprang der Subaru an. Nice! So jetzt zeigte es sich, ich legte den Rückwärtsgang ein und ließ super langsam die Bremse los. Reggy war schon richtig ängstlich und auch ich war für einen kurzen Moment nicht gerade selbstbewusst. Aber als das Auto langsam zu rollen anfing waren alle erleichtert. Ich parkte aus und fuhr auf die Virginia Street Richtung Interstate. Es war mittlerweile kurz nach 20:50 Uhr und das Navi sagte 7 Minuten. Aber auf die Interstate? Mit den komischen Einfahrten ohne richtige Spur zum Einfädeln? Das kann was werden. Ach ja, hatte ich erwähnt, dass es schneite, auch schon vorhin als wir in Jogginghosen und ohne dicke Kleidung draußen warteten bis das Auto ausgeliehen war? Ja, irgendwie entschied sich das Wetter abends nochmal zu drehen und auf einmal kamen Schneeflocken auf uns zu, die die Sicht natürlich nicht unbedingt besser machten. Ich bog unten hinter Roberto's auf die Interstate 80 nach Westen ein und genau das was ich befürchtet hatte wurde wahr. Es kam ein großer Truck gerade als ich drauffahren wollte. Ich schaffte es gottseidank gerade noch so vor ihm rein. Allerdings wusste ich nicht wirklich, wie schnell man auf diesem Abschnitt der Interstate fahren durfte, deswegen fuhr ich recht langsam, was dem LKW natürlich missfiel. Gottseidank bin ich bald wieder von hier runter, dachte ich und war froh, als ich kurze Zeit später die Ausfahrt sah. Gerade nochmal gut gegangen! Hm, leider hatte ich schlechte Mitfahrer, die mir nicht gesagt hatten, dass das die falsche Ausfahrt gewesen ist. Ich fand mich auf einmal da bei Raley's wieder und nicht da bei Walmart, wo das Chili's sein soll. Gottseidank führte auch von hier aus eine Wohnstraße direkt zum Ziel und ehrlich gesagt war mir das auch lieber. Da kann nicht so viel passieren. :D Ich fuhr also mit 30mph die 7th Street bei immer schlechter werdender Sicht entlang. Es funktionierte aber und so kamen wir nach einer Weile sicher bei Chili's an. Wir waren ein paar Minuten zu spät aber unser Essen war fertig. Die Frau vom Telefon brachte es uns zu unserem Auto und wir erzählten ihr, dass wir gerade extra ein Auto gemietet hatten, um unsere Bestellung abzuholen. Sie musste lachen und auch wir waren überglücklich, dass das alles so geklappt hat. Aber es ging noch nicht sofort zurück. Diana und Ema hatten sich in den Kopf gesetzt, das Automatikfahren ausprobieren zu wollen. Beide hatten einen Führerschein aber kommen eben aus Deutschland und Italien, wo der normale Mensch noch meint, manuell fahren zu müssen. Das Gelände bot sich sogar an, da es in diesen großen Shopping- und Fast-Food-Gegenden (auch Plazas genannt) riesige Parkplätze gibt, die jetzt natürlich alle leer waren. Ich muss sagen, dass Diana sich gar nicht mal so schlecht anstellte. Sie fuhr zwar extrem langsam, aber bekam dennoch alle Kurven gut hin und konnte das Auto am Ende auch ganz passabel abstellen. Aber was Ema anschließend verzapfte - puh. :D Bei ihr war das eher ein "Gehoppe": Sie fuhr immer schnell und ruckartig an, fuhr dann eine Weile viel zu schnell und bremste dann abrupt ab. Reggy bekam auf dem Rücksitz richtig Angst. Nichts gegen Italiener, aber mich wunderte es gar nicht mal so sehr. :D Aber das besorgniserregende war, dass Ema sich vorgenommen hatte, in den nächsten Tagen mit einer Freundin nach San Francisco zum Flughafen zu fahren und von dort aus zu fliegen. Sie wollen sich ein Auto mieten, das natürlich Automatik haben wird. Möge Gott mit ihr sein! Ich war froh als ich wieder auf dem Fahrersitz saß. Zurück fuhr ich tatsächlich wieder über die 7th Street und umging damit eine weitere Fahrt auf der Interstate komplett, da ich diesmal einfach durchfuhr bis zur Sierra Hall. Ich ließ mir viel Zeit beim Einparken und freute mich als ich es geschafft hatte und den Motor ausschaltete. Ich glaube die anderen taten das auch. :D Was für eine Odyssee! Und das alles innerhalb von knapp einer Stunde. Aber hey, letzter Tag! :P In Reggy's Zimmer angekommen, machten wir uns über das Essen her. Mein Chili-Burger war himmlisch und auch die anderen waren vollends zufrieden. Wir hatten sogar Nachtisch bestellt - ich nenne das jetzt mal einen "Schokoladenvulkan". Das sah aus wie ein Kuchen mit flüssiger Schokolade in der Mitte. Pappsüß aber für jetzt genau das richtige. Tja und dann... hm. Keinem war so richtig nach einem Film zumute. Außerdem muss ich ja mit den beiden anderen morgen früh raus. Unser Flug geht schon um 9:45 Uhr und ich muss ja noch meinen großen Koffer packen. Wir unterhielten uns noch kurz und gingen dann alle nach und nach auf unsere Zimmer. Wir wollten uns morgen alle um 7 Uhr nochmal unten in der Lobby treffen um uns richtig zu verabschieden. Hoffentlich schaffen das alle!

Ich ging also zum letzten Mal in mein Zimmer 303 ganz am Ende des dritten Stocks und packte zusammen. Es war schon krass, was man alles so dabei hat. Und vor allem was sich so angesammelt hat. Es waren auch einige Dinge, wie z.B. meine Bettwäsche und meine Lampe (DIE Lampe nach der unsere WhatsApp-Gruppe benannt ist), die ich einfach nicht mit zurück nach Deutschland nehmen kann. Ema wollte mir die Sachen morgen abnehmen, aber auch sie fährt dann ja irgendwann weg. Ich würde nur zu gern wissen, was daraus wird. Auch um die vielen Getränke und Snacks, die noch übrig waren musste ich mich kümmern. Außerdem hatte ich nun viele neue Unterlagen und viele neue Anziehsachen, die auch alle irgendwie mit müssen. Gottseidank hat mein Rucksack viel Stauraum. Bis in die Nacht kämpfte ich, um alle meine Koffer ordnungsgemäß vollzupacken. Und leider war der große natürlich erstmal zu schwer. Irgendwie schaffte ich es, einige Dinge noch auf die anderen Gepäckstücke zu verteilen, sodass ich irgendwann um 1:30 Uhr endlich fertig war. Ich konnte mich aber noch nicht sofort hinlegen. Zu sehr aufgewühlt war ich. Das war wirklich ein schlimmer Moment. Da stand ich nun ganz alleine in meinem Wohnheimzimmer, das ich in ein paar Stunden für immer verlassen muss und alles kam nochmal über mich. Ich habe es hier auf dem Blog bestimmt schon 1000 Mal erwähnt, aber die Zeit in Reno war absolut super. Das steckt man nicht einfach mal so weg. Ich schaute noch ein letztes Mal nach draußen auf die gleichen Fenster der Peavine Hall, die ich jeden Tag sah. Dann zog ich die Vorhänge zu. Go Pack!

-

Musikempfehlung des Tages: Francesco Gabbani - È un'altra cosa

23März
2020

Alternative Handlungsstränge

Diesen Blogeintrag habe ich nachträglich am 5.1. verfasst. Ja, ich weiß das ist ein bisschen spät, aber alle unvollständigen Blogeinträge müssen eben irgendwann vervollständigt werden und da gilt besser spät als nie! Auch wenn ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern kann, gibt es dennoch vieles was ich von diesem Tag noch weiß. Und das will ich euch nicht vorenthalten. Hier kommt der Eintrag:

---

An diesem Morgen wurde endlich mal wieder durchgeschlafen. Peter und ich mussten uns beide von den aktuellen Strapazen erholen. Jetzt wo alles feststand, gab es zumindest keine Diskussionen mehr und man wusste, was passieren wird. Das war auf irgendeine Weise auch tröstlich. Wir dösten eine ganze Weile vor uns her ohne irgendein Wort zu reden, aber uns beiden war klar dass der andere schon wach war. Die Initialzündung zum Aufstehen gab dann Diana, die sich gegen 12:30 Uhr unseren Wasserkocher ausleihen wollte. Ein guter Anlass um sich mal aus dem Bett zu erheben. Diana kam ins Zimmer, wir quatschten kurz und sie nahm unseren Wasserkocher mit. Trotzdem lief danach erstmal nicht viel. Später wird es sicher wieder raus zum Sport gehen, aber vorher mussten wir uns die Zeit noch ein bisschen vertreiben. Gottseidank gibt es genug Dinge, die noch zu tun sind. Allen Leuten die sich sorgen Bescheid geben, Mails schreiben und sich um das Housing kümmern. Denn falls irgendwas mit dem Rückflug noch passiert, müssen wir ja trotzdem eine Bleibe hier in Reno haben. Der Residential Life, Housing & Food Service hatte schon wieder ein neues Formular herumgeschickt, das jeder ausfüllen soll, der länger in den Wohnheimen bleiben will. Leider war das diesmal ein bisschen komisch aufgebaut (ich weiß leider nicht mehr um was es genau ging) und ich war mir nicht sicher was ich wie eintragen soll und ob ich überhaupt dazu berechtigt bin, weiter in den Dorms zu wohnen. Deswegen tat ich etwas, was ich sonst nur selten mache: Ich rief einfach mal dort an! Seit die Corona-Situation eskaliert ist, habe ich oft (ich würde sogar sagen sehr oft) von anderen mitbekommen, dass beim Housing Service keiner rangeht oder dass besetzt ist. Ich erwartete eigentlich, dass das gleiche jetzt auch passieren würde, aber zu meiner Verwunderung ging jemand ans Telefon! Ich erklärte der Mitarbeiterin meine Lage, dass ich das Wohnheimzimmer nur im Notfall bräuchte und nicht weiß, wie ich das Formular ausfüllen soll. Sie meinte das sei kein Problem und erklärte mir, was ich tun soll. Das lief doch schon mal gut. Ich bedankte mich und ging wieder auf mein Zimmer (ich hatte auf dem Flur ganz am Ende des Ganges telefoniert), wo ich das Formular gleich abschickte. Irgendwann in dieser Zeit aß ich auch mit Peter eine Kleinigkeit von unseren Sachen. Es war noch einiges an Mirkowellen-Essen und Ramen da. Das musste ja irgendwann weg. Es dauerte wieder bis etwa 16:30 Uhr bis wir es schafften, uns für unseren heutigen Ausflug ins Mackay Stadium zu verabreden. Das lag aber auch daran, dass heute Montag war, der erste Tag nach Spring Break. Und einige hatten schon wieder Vorlesungen - diesmal eben online. Auch Peter und Jiwon hatten eigentlich um 16 Uhr eine Vorlesung. Während aber Jiwon verantwortungsbewusst an ihrem letzten Tag den Kurs besuchte, war es Peter egal und er kam lieber mit zum Sport. 100% nachvollziehbar. Wir mussten aber spätestens um 19 Uhr wieder zurück sein, da Ema da eine Vorlesung hatte. Echt komisch, es fühlte sich kein bisschen so an wie ein normaler Uni-Tag. Das wird es jetzt sowieso erstmal nicht mehr.

Ich traf mich also mit Diana, Reggy, Ema, Daniel und Peter unten im Eingangsbereich der Sierra Hall. Der war übrigens mittlerweile komplett mit Kisten zugestellt, in denen Leute ihre Sachen zurückgelassen hatten, die sie nicht mehr brauchten oder nicht mehr mitnehmen konnten. Da hat sich so einiges angesammelt. Und vielleicht liegen da in zwei Tagen auch Sachen von mir. Aber daran wollen wir jetzt nicht denken. Eine gute Nachricht gab es gottseidank von Reggy: Sie wird auch zurückfliegen und hat sogar schon einen Flug - am 25. - und zwar den gleichen über San Francisco, den wir haben! Wow, das klang irgendwie super. Zumindest konnten wir den Abschied von Reno gemeinsam erleben. Solche Nachrichten sind inmitten des ganzen Geschehens wirklich schöner als man denkt. Man weiß, dass man nicht alleine sein wird und das alles zusammen durchsteht. Und das ist eigentlich das was uns aktuell am meisten tröstet. Wir liefen dann also zu sechst bei strahlendem Sonnenschein über den Campus Richtung Mackay Stadium. Dieses war wie immer menschenleer und so kickten wir uns nochmal die Seele aus dem Leib. Reggy und Diana stellten sich wie erwartet etwas schlechter an während Peter und Daniel es krachen ließen. Ich würde mich dann mal im Mittelfeld einordnen. :D Auf einmal sahen wir zwei Kinder, die außerhalb des Zaunes auf der anderen Seite des Stadions zu uns reinschauten und uns aus der Ferne beobachteten. Kurz darauf kletterten sie einfach über alles drüber was vor ihnen lag und liefen auf das Feld. Auch sie hatten einen Fußball dabei und kickten diesen zunächst auf der anderen Seite etwas hin und her. Nach einer Weile kamen sie dann direkt auf uns zu und fragten uns ob wir mit ihnen spielen wollen. Es kam uns schon ein bisschen komisch vor, es ist ja auch gerade Corona-Zeit und beide wirkten nicht gerade wie die umgänglichsten Typen, sondern gaben sich eher als sehr coole Dudes aus. Sie waren bestimmt so ca. 14 Jahre alt. Aber gut, sie hatten Lust zu spielen und wir auch. Warum also nicht? Wir teilten uns in Teams auf (die beiden Jungs waren nicht im gleichen Team wohlgemerkt) und spielten ein paar Soccer-Matches. Dafür dass man immer sagt, dass Amerikaner nichts mit Fußball am Hut haben, spielten die beiden Jungs doch sehr gut. Wir konnten zumindest allgemein recht gut mithalten und es kam zu einigen witzigen Szenen in denen die kleinen Jungs von Peter dominiert wurden. :D Irgendwann waren wir dann ganz schön fertig und wollten eine Pause machen. Die Jungs verabschiedeten sich daraufhin und nahmen wieder ihren Schleichweg um aus dem Stadion rauszukommen. Trotzdem irgendwie komisch die beiden, aber naja. Wir mussten so langsam auch gehen, wollten aber noch ein paar letzte Fotos von uns machen. Dank Selbstauslöser entstanden so ein paar echt coole Bilder. Ich nutzte auch nochmal die Gelegenheit um mich an einer Hürde für Männer zu versuchen. Gefühlt waren die doppelt so hoch als die der Frauen. Vor zwei Tagen hatte ich noch gedacht, dass da doch keiner drüber springen kann. Aber es ließ mich nicht los und nachdem ich gestern unseren Hochsprung-Wettbewerb gewonnen hatte, wollte ich es nochmal wissen. Ich nahm Anlauf - und sprang einfach drüber. Es ging doch! Nice! Auch hierbei entstand ein cooles Bild, das ich bestimmt irgendwo hier einfügen werde. Wir verabschiedeten uns dann vom Mackay Stadium. Es sollte das letzte Mal sein, das wir hier gewesen sind. Auf dem Weg nach draußen trafen wir auf zwei kräftige Jungs, die an den Reifen trainierten, die ich vor zwei Tagen umgeworfen hatte. Das waren mit Sicherheit zwei aus dem Football-Team. Und da auf jeden Fall aus der Offense oder Defense Line, das war eindeutig. Jetzt kann ich also auch sagen, dass ich Football-Spieler beim Trainieren getroffen habe. :) Da es ja eigentlich schon wieder Abend war, wollten wir gleich noch bei The Overlook vorbeigehen und uns was zum Essen mitnehmen. Unsere Meal Swipes müssen ja auch irgendwie noch so gut es geht weg. Auf dem Weg über den Campus kamen wir am großen Logo der UNR vorbei und wollten auch hier nochmal spontan ein paar Fotos machen. Die meisten wurden wieder richtig gut, wenn auch die Idee, aus uns selbst ein N zu bilden bei dem ich der Querstreifen bin, ein bisschen fehlschlug. :D Auf dem weiteren Weg zu The Overlook schnappte sich Peter Emas Athleten-Jacke und poste damit ein bisschen rum. Während die anderen schon mal rein ins Gebäude gingen, wartete ich mit ihm draußen, da ich auch noch ein paar Fotos mit der Jacke haben wollte. So eine Jacke bekommen nur die Athleten der Uni - ich empfand das als was besonderes. :D Naja, als wir genug für unsere Sportlerprofile gepost hatten, gingen auch wir ins viel zu leere The Overlook und holten uns was zu Essen. Ich weiß schon gar nicht mehr ob ich Pasta, Pizza, Burger, Burrito oder was ganz anderes kaufte. Ist aber auch nicht so wichtig. Ich sag mal so, wäre es ein gutes Essen gewesen, hätte ich mich sicher dran erinnert. :D

Wie jeden Abend standen dann wieder nur drei Fragen im Raum: Wann treffen wir uns, was schauen wir und was essen wir? Die letzte Frage hatten wir eigentlich schon geklärt, aber es gab ja noch Jiwon und Joaquin, die noch kein Essen hatten. Und ehrlich gesagt waren auch die meisten anderen, inklusive mir wieder etwas hungrig, nachdem wir uns alle geduscht hatten und gewartet hatten, bis Emas Kurs zu Ende ist. Wir fackelten nicht lange und bestellten wieder bei Domino's. Die Food Bucks müssen schließlich noch weg, von denen hatte jeder noch weit über 100$. Das Essen kam, wir trafen uns bei Reggy und überlegten uns, was wir anschauen sollen. Wir wollten eigentlich die beiden Koreaner entscheiden lassen, da heute ihr letzter Tag war, aber die waren sich uneinig. Am Ende fiel die Wahl auf einen ganz besonderen Film - Black Mirror: Bandersnatch. Das ist ein Netflix-Film, bei dem man sich die Handlung selbst zusammenbauen kann. Es werden einem zwischendurch immer wieder Fragen gestellt, was passieren soll. Das geht von kleinen Entscheidungen, wie welches Müsli sich die Hauptfigur aus dem Regal nehmen soll, bis hin zu folgenschweren Entscheidungen, wie ob sie sich vom Balkon stürzen soll oder nicht. Es war wirklich ziemlich kurzweilig und mal was anderes. Diana und Reggy hatten abwechselnd die Kontrolle über die Tastatur und konnten uns anderen deshalb auch mal überstimmen wenn sie das wollten. Aber als wir an unserem Ende des Films angelangt waren, wollten wir sowieso wieder zurückgehen und noch ein paar andere, alternative Handlungsstränge ausprobieren. Witzige Spielerei. Es war schon echt gut gemacht und man erkannte, welche Tragweiten unsere Entscheidungen haben und zu welchem Ergebnis sie führen. Das war schon echt gut und authentisch gemacht. Dabei blieb es dann aber auch. Wir unterhielten uns noch eine Weile und gingen dann wieder auf unsere Zimmer. Peter packte noch ein wenig seine Sachen zusammen, bevor wir uns dann beide ins Bett legten. Hm, das wird seine letzte Nacht hier sein. Und meine vorletzte. Schwer vorstellbar, aber so langsam sickerte es durch. Ich muss morgen auch noch packen. Das wird was werden. Kann mir gut vorstellen, dass meine Koffer am Ende zu schwer sein könnten. Aber das erschien mir alles so unwichtig gegenüber dem was hier gerade geschah. Es geht alles zu Ende. Da fragt man sich doch, was in einem alternativen Handlungsstrang passiert wäre. Nur leider habe ich hier nicht die Wahl. Wir werden sehen, es kommt eben wie es kommt. Bis morgen!

-

Musikempfehlung des Tages: Roddy Ricch - The Box

22März
2020

Carpe diem!

Dieser Blogeintrag enthält Updates, die ich am 04.01. hinzugefügt habe. Ja, ich weiß das ist ein bisschen spät, aber ich wollte alle unvollständigen Blogeinträge irgendwann zu Ende schreiben und auch da gilt eben besser spät als nie! Auch wenn ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern kann, so gibt es dennoch vieles was ich von diesem Tag noch weiß. Und das will ich euch natürlich nicht vorenthalten. Zuerst gibt's den alten Eintrag und dann den neuen. Viel Spaß!

---

Nehmt euch den Titel dieses Blogeintrags zu Herzen! Man weiß nie wie das Leben spielt. Aber man hat jeden Tag aufs neue tausende Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln, zu lernen, Spaß zu haben, Freunde zu kontaktieren, mit der Familie zu sprechen, sich zu bewegen, zu reisen, sich zu entspannen, Dinge auszuprobieren, und so weiter. Das ist vielleicht nur ein tiefsinniger Spruch, aber es ist wahr. Ich hab es in den letzten 2,5 Monaten erlebt, was alles möglich sein kann, wie man seinen Alltag von heute auf morgen ganz anders führen kann, wie man aus dem Trott herauskommt. Vielleicht braucht es manchmal einen Ortswechsel. Gut, aktuell ist das nicht so einfach, aber der Ortswechsel ist lediglich der Auslöser. Die eigentliche Veränderung findet nämlich in unserem Kopf statt. Ach ja, und nehmt nicht alles zu ernst. Das ist es meistens nicht wert. :)

Heute habe ich meinen Rückflug nach Deutschland gebucht. Ich werde nicht erst am 8. Juni zurück nach Deutschland fliegen, sondern schon am 25. März. Wenn alles klappt. Es war keine leichte Entscheidung, vielleicht sogar die schwerste, die ich seit langem fällen musste. Aber angesichts der Lage in den USA, meinem Umfeld hier in Reno, den finanziellen Entschädigungen und den Hinweisen meiner Eltern, ist es denke ich die richtige. So hatte ich mir mein Auslandssemester natürlich nicht vorgestellt, aber es ist leider die Realität. Eine globale Pandemie - klar, wer hätte das auch vorhersagen können. Derjenige wäre hier in Reno reich geworden. Die einzelnen Gründe, die meine Entscheidung beeinflusst haben, werde ich nicht im Detail hier erklären. Die haben schon meine ganze Woche bestimmt und ich werde auf jeden Fall in einem früheren Blogeintrag drauf eingehen, wenn ich dann die Zeit finde. Auch diesen Blogeintrag werde ich erstmal nicht vervollständigen. Dazu habe ich einfach zu viel anderes zu tun. Seid euch aber sicher, mir geht es immer noch gut und die anfängliche Trauer über die Zeit hier in Reno ist auch weitestgehend überwunden. Und noch ist die Reise ja nicht zu Ende. Es gibt noch zwei spannende Tage und dann müssen wir ja auch erstmal schauen ob unser Flug überhaupt fliegt. Ist ja alles sehr fluktuierend gerade. Aber das wird schon! Wie gesagt, wenn man sich zu sehr reinsteigert ist es das meistens nicht wert. :)

---

Heute stand ich wieder früher auf als sonst. Ich kann mir schon vorstellen wieso: Der Flug musste gebucht werden. Ich schrieb mit Diana und verabredete mich mit ihr in ihrem Zimmer im 7. Stock. Peter ließ ich derweil in Ruhe schlafen. Bei Diana angekommen lief alles fast schon surreal ab. Wir öffneten unsere Laptops, gingen auf die United-Website und suchten wie selbstverständlich nach passenden Flügen. Jetzt war es eh schon entschieden. Wir fliegen heim. Das darf man glaube ich in dem Moment auch gar nicht so an sich ran lassen, das wäre nur kontraproduktiv. Bei der Flugsuche gab es allerdings Probleme. Es gab einfach keine. Beziehungsweise gab es schon welche, die waren aber entweder teuer (über 3000€) oder gingen umständlich mit Air Canada über einen kanadischen Flughafen plus einen anderen Stopp. Beide wollten wir nicht wirklich nehmen, den kanadischen vor allem deswegen nicht, weil man in der aktuellen Situation nie weiß, wie das so mit der Einreise bzw. dem Transit ist. Was also tun? Interessanterweise tauchten immer mal wieder günstige Verbindungen über San Francisco auf. Einfach so. Günstig heißt hier übrigens 829€ pro Person. Das komische war auch, dass diese Flüge immer wieder an unterschiedlichen Tagen auftauchten und dann einfach auch wieder ganz schnell weg waren. Wir wollten nicht unbedingt morgen schon fliegen, aber auch nicht erst in einer Woche. Blöd, da so kurzfristige Entscheidungen treffen zu müssen. Einmal waren wir sogar kurz davor einen Flug für den nächsten Tag zu kaufen. Welche Wahl haben wir denn? Aber dieser Flug verschwand dann genauso schnell wie er auftauchte. Ebenso schien es wirklich eher um den internationalen Flug zu gehen. Flüge von Reno nach San Francisco oder anderswo hin konnte man ohne Probleme buchen. Ich rief zwischendurch immer mal meinen Vater an und auch Diana sprach mit ihrem Vater. Aber so richtig wusste irgendwie keiner was wir genau machen sollen. Warten? Den nächsten günstigen Flug buchen? Oder doch die kanadische Verbindung? Man hätte wirklich ausrasten können, aber wir funktionierten irgendwie nur noch. Und nach etwa 2 Stunden Wartezeit tauchte er dann auf einmal auf. Flug UA58 am 25. März von San Francisco nach Frankfurt. Der Anschlussflug von Reno aus würde damit klappen. Wir beide waren uns sofort einig, dass er das ist und genauso schnell wie der Flug in der Datenbank auftauchte, so schnell befanden wir uns auch schon auf der Buchungsseite. Wir riefen beide unsere Väter an, die uns wichtige Daten lieferten. Diana übernahm erstmal die Kosten, da sie sicher so viel Geld auf ihrer Kreditkarte hatte. Wir hatten ständig Angst, dass die Buchung auf einmal abbrechen würde. Das war zumindest anderen schon passiert in den letzten Tagen. Ohne noch groß drüber zu reden, klickten wir auf den finalen Buchungsbutton. Zu unserer Verwunderung hat alles geklappt. Wir hatten unseren Rückflug gebucht. In 3 Tagen ist es also schon soweit. Wir waren gleichzeitig glücklich aber auch irgendwie so gar nicht. Es war ein komisches Gefühl. Wie man sich eben fühlt, wenn man gerade die coolste Zeit seines Lebens freiwillig beendet hat, um in einer für einen selbst noch nicht sichtbaren Pandemie das richtige zu tun. Wir quatschten noch kurz bevor ich dann wieder nach unten ging. Leider hatten wir gar nicht richtig bemerkt, dass Kiki sich in der Zwischenzeit von uns verabschiedet hatte. Sie musste nach Hause, da sie nicht im Wohnheim bleiben darf und sich die nächsten Tage wohl ein Sturm anbahnt. Deswegen haben sie ihre Eltern sofort nach Hause bestellt. Aurora hat wohl noch mit ihr gefrühstückt aber das war's dann. Ich sag es immer wieder, ein surreales Gefühl was hier los ist. Erstmal was zu essen, das muss jetzt sein.

Leider weiß ich nicht mehr so richtig, ob ich mit ein paar anderen zu The Overlook gegangen bin oder ob wir unsere gekauften Sachen auf dem Zimmer aßen. Ich glaube sogar letzteres. Ich erzählte Peter, dass wir gerade unseren Rückflug gebucht haben. Ich fliege einen Tag nach ihm. Auch die meisten anderen hatten entweder schon ihren Rückflug oder dachten drüber nach. Krass, wie schnell sowas geht. Aber irgendwie auch krass, wie schnell man sowas als die neue Realität akzeptiert. Der Nachmittag dümpelte so vor sich hin. Bis wir uns zu unserer Standardbeschäftigung trafen: Sport! Heute war wieder Leichtathletik angesagt und diesmal kam neben Ema, Peter und Daniel auch Joaquin mit. Aurora lief auch noch ein Stück mit uns mit, bog aber dann in die Bibliothek ab um noch was zu erledigen. Wir liefen wieder rein ins Mackay Stadium (ich kenne jetzt sogar schon die Kombination!) und betraten die Umkleiden der Athleten. Ema nahm sich einen Hammer und eine Kugel und tat so als dürfe sie das. Heute sind mal andere Disziplinen dran. Als würden wir schon längst zum Team gehören, verließen wir ganz entspannt das Gelände und liefen wieder zur Leichtathletik-Anlage östlich des Campus. Wir starteten mit Hammerwerfen. Keiner außer die Athleten hatte das je gemacht. Ema zeigte uns die Technik und legte einige ganz passable Würfe hin, die sie natürlich als viel zu schlecht empfand. Dann waren wir dran. Ich sag mal so, meine Lieblingssportart wird das nicht mehr. :D Ich schaffte es zwar, den Hammer irgendwie zu werfen, aber er flog trotzdem nie da hin wo ich es wollte. Gottseidank gab es das Fangnetz! Dann war Kugelstoßen an der Reihe. Ema zeigte uns die Technik, die ich tatsächlich recht einfach fand. Jeder hatte drei Versuche und am Ende schlug ich mich besser als gedacht. Ich wurde Zweiter - natürlich hinter Joaquin. Dem konnte mit seinen Muskeln keiner das Wasser reichen. Er fand es allerdings viel spannender, sich mit Daniel zusammen den Fußball zwischendurch hin und her zu kicken. Dann ging es zu den Sprunganlagen, wo Peter unbedingt nochmal Weitsprung ausprobieren wollte. So entstand ein lustiges Video in dem er fast schon mit dem Gesicht voran im Sand landete. Ema lachte sich später mehrfach darüber kaputt. Auch ich versuchte es noch einmal mit richtig Anlauf, aber naja, eigentlich ist das nicht der Rede wert. :D Viel cooler war das, was uns danach einfiel. Auf der Anlage befanden sich zwei zugedeckte Hochsprungmatten mit zwei Ständern und einer Latte daneben versteckt. Natürlich mussten wir alles hervorräumen und es ausprobieren. :D Wir fingen mit Testsprüngen über eine sehr niedrige Latte an, woran Daniel schon scheiterte. Das hätte ich bei ihm wirklich nicht gedacht. Aber wenn man lange schnell laufen kann, kann man noch nicht unbedingt hoch springen. Wir legten die Latte immer höher und machten einen Wettkampf. Wenn man es nicht schafft, fliegt man raus. Das war meine Chance, auch mal in was gut zu sein. Springen geht bei mir und groß bin ich auch noch. Hochsprung muss ich doch also können. Und ich sag mal so, wenn man von meiner absolut unterirdischen Technik absah, sah das doch ganz gut aus. Ich riss kein einziges Mal die Latte und gewann somit auch das Finale gegen Peter! Ich, der mit zwei professionellen Leichtathleten und einem früheren Fußballspieler hier ist. Hat sich schon ganz gut angefühlt. ;) Natürlich gab es auch eine Siegerehrung bei der ich die deutsche Nationalhymne singen musste. Ich bin froh, wenn ich dieses Video nicht mehr sehen muss. :D Danach machten wir uns wieder auf den Rückweg. Es wurde schon wieder langsam dunkel. Da wir aber vorausschauend denken können und Lust auf Raising Cane's hatten, machten wir einen kleinen Umweg und kümmerten uns gleich um das Abendessen. Reggy und Diana bestellten per WhatsApp und so trugen wir kurz darauf 7 Essen die Virginia Street hinunter bis zur Sierra Hall.

Wir trafen uns wieder alle zusammen in Reggys Zimmer. Raising Cane's ist einfach himmlisch. Das werde ich schon irgendwie vermissen, auch wenn es natürlich total ungesundes Fast Food ist. Wir sprachen über alles was gerade so los ist und unter anderem erfuhr ich, dass Aurora morgen früh nach Hause fliegen wird. Über San Francisco nach Paraguay. Auch Reggy will nun mehr und mehr nach Hause und will zusehen, ob sie nicht noch einen schnellen Flug bekommt. Ema ist weiterhin ratlos wie sie nach Italien kommen soll. Lediglich Joaquin und Daniel wollen immer noch hierbleiben. Aber keiner hat mehr so richtig Lust drauf, immerhin sind wir anderen dann weg. Auch wenn es böse klingt, ich finde es sogar irgendwie gut, dass wirklich fast alle nun zurückfliegen werden bzw. wollen. Das gibt einen irgendwie das Gefühl, das richtige zu tun und man ist nicht so allein mit der Situation. Da wir gestern etwas schnulziges geschaut hatten, wollten Ema, Peter und Daniel heute wieder was gruseliges schauen. Ganz zum Ärger von Diana und Reggy, die das so gar nicht abkönnen. Aber sie hatten gestern schon ihren Willen und so suchten wir uns den erstbesten Trash-Horrorfilm auf Netflix raus und drückten auf Play. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr welcher Film das genau war oder was drin vorkam aber es kann nur richtiger Trash gewesen sein. Ich weiß außerdem nicht mehr ganz genau was wir dann noch gemacht haben aber ich gehe davon aus, dass wir es dabei beließen und uns langsam wieder auf unsere Zimmer begaben. Auf dem Weg zurück unterhielten wir uns noch auf dem Flur und Aurora machte uns überraschend die Tür auf. Sie packte gerade und suchte noch nach einer Kofferwaage. Die hatte ich zum Glück und so kam ich noch für eine Weile mit ein paar anderen in ihr Zimmer. Sie hatte schon fast alles gepackt und ihr Koffer war restlos überfüllt - und somit auch zu schwer. Wir halfen ihr ein bisschen, das Ganze auf andere Taschen zu verteilen, aber hauptsächlich redeten wir auch bloß. Mann, das ist schon wieder so surreal. Aurora war die erste Person, mit der wir uns am Anfang so richtig angefreundet hatten und mit der dieser Freundeskreis quasi begann. Und das war nun das letzte Mal das wir uns sehen sollten. Zumindest vorerst! Wie der Titel dieses Eintrags schon sagt: Carpe diem! Man weiß nie was passieren wird. Irgendwann verabschiedeten wir uns dann und ich ging auf mein Zimmer wo ich mit Peter noch ein bisschen rumhing. Wir wollten irgendwie nicht schlafen gehen. Es passiert auch einfach viel. Das kann man gar nicht richtig verarbeiten. Vielleicht tun gerade deswegen ein paar ruhige Momente mal gut. Nicht um über alles nachzudenken, sondern einfach um ein bisschen Abstand von dem Ganzen zu nehmen und zur Ruhe zu kommen. Morgen wird der letzte ganze Tag für Peter und Jiwon werden. Auf dass es ein toller wird!

-

Musikempfehlung des Tages: Alanis Morissette - Ironic

21März
2020

17 Uhr bis 23 Uhr

Diesen Blogeintrag habe ich nun geupdatet. Der richtige Text beginnt aber erst weiter unten, denn ich wollte den Eintrag den ich damals in Reno geschrieben habe nicht einfach löschen. Es folgt also erst der alte Eintrag und dann der aktualisierte. :)

---

Hey Leute! Ich sehe, dass es täglich einige Zugriffe auf meinen Blog gibt. Leider hatte ich in den letzten Tagen andere Prioritäten oder habe mir einfach mal bewusst Auszeiten genommen. Die Zeiten sind nicht leicht und da hat der tägliche Blogeintrag oft das Nachsehen. Ich habe aber vor, die letzten Einträge auf jeden Fall noch nachzuholen. Wann das sein wird? Schaut einfach immer mal rein, denn ich hab selbst keine Ahnung. :D Aber die Tage waren viel zu ereignisreich, um sie einfach so auszulassen. Da wird also noch was kommen, keine Sorge. Auch für diesen Tag gibt es dann noch einen kompletten Eintrag. Um es nochmal zu erwähnen: Mir geht es gut, ich bin aktuell leicht erkältet, aber sonst ist alles tip top! Gesundheitlich. Emotional sieht es da schon ein bisschen anders aus, aber das ist glaube ich bei jedem gerade so. Ist eben schwer zu verkraften, so eine globale Epidemie, die dir einen Strich durch dein so schönes Auslandssemester macht. Aber hey, vielleicht hat es ja einfach nicht sollen sein. Lasst uns alle stärker daraus zurückkommen und nicht auf das böse sein, was gerade passiert. Es liegt einfach nicht in unserer Macht. Und für mich als bekennenden Introvertierten klingen ein paar Wochen bzw. Monate zuhause auch gar nicht so schlecht. :) Passt auf euch auch! Ich mache das gleiche hier im wilden Westen!

---

Ich bin meinem Körper für ewig dankbar, dass ich gerade heute ein bisschen früher als sonst aufgewacht bin. Denn Madi meldete sich spontan im Gruppenchat und sagte, sie wird heute aus der Sierra Hall ausziehen. Sie ist wohl aufgrund der ursprünglichen Anweisungen des Housing Service nach Reno gefahren, um ihre Sachen zu holen. Wie schon gesagt, klasse Idee, allen erst Panik zu machen und sie so quasi zum Zurückkommen zwingen. Aber Madi wollte dann kurz vorher wohl auch nicht mehr ihre Pläne ändern und so kam sie heute gegen 10 Uhr in die Sierra Hall mit ihrer Mutter und zog aus. Als ich ihre Nachricht las, war es aber schon lange nach 10 und so hatte ich Panik: Unsere Fische! Eigentlich war der Plan ja, sie am Ende des Semesters ihr zu übergeben. Wenn sie jetzt auszieht, geht das vielleicht nicht mehr. Und noch schlimmer: Was wenn wir alle zurückfliegen? Was sollen wir mit den Fischen machen? Ich schrieb eine leicht besorgte Nachricht an Madi und erklärte ihr die Situation. Sie erkundigte sich nach der Größe des Tanks und ich schickte ein Foto. Es dauerte ein wenig, aber dann kam die Nachricht: Sie kann die Fische mitnehmen! Sie wollte aber eigentlich in 5 Minuten fahren, also müssen wir schnell machen. Zusammen mit Peter packte ich also jegliches Fisch-Zubehör in Windeseile ein und wir hetzten mit dem Aquarium runter in die Lobby. Madi wartete schon auf uns, begrüßte uns aber wie gewohnt sehr glücklich und nahm uns die Fische ab. Wir bedankten uns vielmals und verabschiedeten uns auch gleich noch persönlich von Madi. Dann stieg sie auch schon in einen großen Truck zu ihrer Mutter und wir winkten noch fleißig. Und das war's dann auch schon. Wieder zwei Abschiede. Sowohl Madi war nun weg, als auch unsere Fische. Schon verrückt, wenn man so drüber nachdenkt. Da haben wir uns einfach so im Auslandssemester Fische geholt. Und nun wachten wir eines Tages auf und mussten sie 1,5 Monate später schon wieder abgeben, weil eine globale Pandemie das ganze Alltagsleben durchrüttelt. Aber gut, ich weiß, dass die beiden bei Madi sehr gut aufgehoben sind. Sie schickte uns noch am gleichen Tag ein Bild von den beiden bei ihr zuhause und will uns auch immer mal wieder auf dem Laufenden halten. Sie ist sowieso wie eine Art Mama (sie war auch die heimliche Mama der Gruppe, würde ich hier mal behaupten), also ich denke, die Fische könnten kein besseres Zuhause haben! :)

Danach ging der Tag wieder ins übliche Muster über. Wir beantworteten ein paar Nachrichten und schrieben Mails, alles das eben. Als wir dann vorhatten, zu The Overlook zu gehen, stellten wir fest, dass wir zu lange getrödelt hatten und es dafür quasi schon zu spät war. Wir hatten aber gottseidank noch genug Essen aus unseren Einkäufen übrig. Am Ende gab es also Ramen, Chicken Bites und Hot Pockets. Hat auch getaugt. Ein Hoch auf Parker's Mikrowelle und den Kühlschrank! Der Nachmittag verlief dann auch wie immer, nur irgendwie noch heftiger als sonst. Ich hatte eine Diskussion mit den Eltern und nebenbei auch noch mit einigen Freunden. Die Forderungen an mich, nach Hause zu kommen, werden immer konkreter. Es macht echt keinen Spaß sich damit auseinanderzusetzen. Ich wünschte wirklich, ich müsste nicht fliegen. Aber die Lage spitzt sich eben immer weiter zu. Ich tauschte mich auch mit Diana aus, die heute wieder aus Austin zurückkam! Heute konnte ich also endlich mit ihr persönlich über die ganze Sache sprechen. Und sie kam sogar schon nachmittags gegen 16:30 Uhr. Wie jeden Tag wollten wir auch den heutigen Tag nutzen, um mal rauszukommen. Dafür war wieder Sport geplant. Da aber jeder mit verschiedenen Organisations-Dingen beschäftigt war, verschob sich das immer weiter nach hinten. Am Ende hatte ich so viel mit meinen Eltern diskutiert, dass ich irgendwann einfach nicht mehr konnte. Ja, vielleicht muss ich nach Hause fliegen, aber ich will die Entscheidung immer noch nicht zu überhitzt treffen. Es tröstete mich ein bisschen, dass ich bald mit Diana in Ruhe persönlich reden konnte und dass viele der anderen mittlerweile auch nach Flügen suchten - mehr oder weniger erfolgreich. Es traf sich am Ende wirklich gut, dass wir es gegen 17 Uhr dann doch noch schafften, uns zum Sport zu verabreden.

17 Uhr bis 23 Uhr - warum heißt dieser Blogeintrag so? Ganz simpel: Das ist genau die Zeitspanne, in der ich aktuell Ruhe habe. Die Zeitspanne, in der es in Europa Nacht ist und ich keine Nachrichten bekomme. Die Zeitspanne, in der ich mich quasi jeden Tag mit den anderen treffe, eine gute Zeit habe und alles für eine Weile vergessen kann. Heute kam mir diese Zeitspanne wieder mal besonders gelegen. Ich traf mich mit Peter, Ema, Daniel und spontan auch mit Diana, die kurz zuvor sicher in Reno gelandet ist und sich uns gleich anschloss. Ziel war wieder das Mackay Stadium für eine Partie Fußball. Vielleicht hatten wir ja heute Glück und der Stadion war leer. Das Wetter war heute viel besser und der kleine Spaziergang tat gut. Als wäre es das normalste der Welt, sperrte Ema das Tor zum Stadion auf und wir liefen zum Feld. Und tatsächlich - niemand da! Wahnsinn! Wir spielten ganz entspannt ein bisschen Fußball. Mitten im Stadion der Uni. Auf dem Rasen, auf dem sonst Footballspieler sich gegeseitig umhauen. Und zwischen den leeren Rängen, auf denen sonst bis zu 27000(!) Leute Platz finden können. Es war ein geiles Gefühl! Peter und Daniel waren bei weitem die besten Fußballspieler. Peter hatte ja sogar schon mal semiprofessionell gespielt und hatte daher natürlich einen Vorteil. Ema konnte auch ganz gut mithalten und ich würde das gleiche mal großzügig von mir behaupten. :D Nur Diana kam nicht so ganz mit unserem Tempo klar, aber das war ihr auch egal. Heute war uns eh egal, wie gut jeder ist. Hauptsache wir bewegten uns draußen. Im Anschluss hatte Peter wieder mal eine verrückte Idee. Es standen ein paar Hürden auf der Leichtathletik-Bahn neben dem Feld rum und da könnte man ja mal Hürdenlauf ausprobieren. Ema erklärte uns, dass das die Frauen-Hürden sind, aber dennoch waren sie nicht ganz ohne. Wir machten ein paar Rennen und auch wenn ich zu Beginn immer sehr gut mithalten konnte, wurde ich dann doch nach den ersten 3 Hürden stets von Daniel, Peter und Ema überholt. Aber schon interessant. Da merkt man erst so richtig, wie schwierig Hürdenlauf wirklich ist. Das schwerste ist nicht, über die Hürden zu springen, sondern die Geschwindigkeit nach dem Sprung nicht zu verlieren. Am Ende gab es ein offizielles Rennen, das Daniel gewann. Wir machten eine sehr kitschige Siegerehrung, bei der Daniel die kenianische Nationalhymne singen musste. Er vergaß den Text aber zwischendurch immer mal wieder. Es war schon spät geworden und wir wollten langsam wieder zurück gehen, aber nicht ohne zuvor kurz in die Umkleideräume der Athleten auf dem Gelände zu schauen. In erster Linie wollte sich Ema dort kostenlose Wasserflaschen holen (wo sich die anderen dann auch bedienten), aber für den Rest war es auch so recht interessant. Wir sahen kurz den modern gestalteten Umkleideraum des Leichtathletik- und Fußballteams, wo jeder seinen eigenen Platz hat und in dem Tafeln mit Rekorden an der Wand hängen. Schon eindrucksvoll! Zurück Richtung Eingangstor ging es dann über die kleine Außentrainingsanlage der Footballer, wo ein paar überdimensional große Reifen lagen. Die werden von den etwas kräftigeren Spielern oft als Trainingsgerät genutzt, indem man sie quasi hoch drückt und wieder umwirft. Wir versuchten uns daran und tatsächlich fiel es mir am leichtesten. Wer hätte das gedacht. Vielleicht habe ich ja doch noch eine Karriere als Offensive oder Defensive Lineman vor mir. :D Wir liefen über einen von der untergehenden Sonne schön beleuchteten Campus wieder zurück zur Sierra Hall. Das war echt schön!

Wie sollte es anders sein: Abends trafen wir uns wieder alle gemeinsam in Reggy's Zimmer. Alle freuten sich, dass Diana wieder da ist und ich glaube sie sich fast am meisten. Wie immer stellte sich die Frage: Was sollen wir essen? Diana und Ema hatten die gleiche, etwas ungewöhnliche Idee: Archie's! Das ist der Burgerladen, in dem ich zu Beginn mal mit Reggy, Diana und Peter vor einem Basketballspiel gegessen hatte. Und Archie's ist keine Fast-Food-Kette, sondern ein eigenständiger Laden. Quasi wie ein Diner. Warum nicht, fragten wir uns? Die tun sich bestimmt auch gerade schwer mit Kunden. Wir bestellten uns alle verschiedene Burger und die Lieferung sollte mit Doordash kommen, einer hier sehr populären Lieferservice-App. Als es soweit war, meldete sich die Fahrerin bei Diana und sagte, dass sie jetzt da wäre. Ich ging mit Daniel runter in die Lobby und vor die Tür, aber niemand war zu sehen. Wir warteten ein wenig, aber niemand kam. Diana kam extra mit runter, da die Fahrerin ihr wohl schon mehrfach versichert hatte, dass sie jetzt da sei. Daraufhin rief Diana bei ihr an und es stellte sich heraus, dass sie auf der anderen Seite des Gebäudes bei der Peavine Hall gewartet hatte. Das hatte wohl das Navi angezeigt. Schön und gut, aber dass man dann nicht auf die Idee kommt, sich mal umzusehen, wenn keiner da ist? Naja, am Ende hatten wir unsere Burger und jeder war damit zufrieden. Man merkt eben doch den Unterschied zwischen einem Ketten-Burger und einem hausgemachten Burger. Aber auch allgemein: Ich liebe einfach diese Burgerkultur der Amerikaner. :) Danach gab es wieder die alltägliche Diskussion, was wir denn schauen sollen. Leider gewann die falsche Fraktion. Kiki, Diana und Reggy wollten schon seit längerer Zeit "Spirit" anschauen, einen Zeichentrickfilm über ein wildes Pferd, das im wilden Westen mit Cowboys und Indianern zu kämpfen hat. Kiki meinte, es gibt so viele Filme, die vom Rücken der Pferde aus erzählt werden, aber keinen vom dem Herz eines Pferdes aus. Es war einer der kitschigsten Filme die ich je gesehen habe. Es klingt genau so, wie man es sich vorstellt. Ein Pferde-Zeichentrickfilm eben. Nach dem Film waren viele schon müde und deswegen ließen wir es dann auch recht bald gut sein.

Zurück auf meinem Zimmer wollte ich dann zwar gleich ins Bett gehen, wurde aber noch von einer energischen Nachricht meines Vaters aufgehalten. Ich soll doch bitte sofort einen Flug buchen! Jetzt, sofort!!! Solch einen Ton kenne ich von ihm gar nicht. Es machte mich also schon ein wenig nervös. Ich hatte im Stadion und auch abends immer mal wieder mit Diana gesprochen und am Ende waren wir uns einig: Wir müssen fliegen. Es geht nicht mehr anders. Beziehungsweise wäre das mit vielen Riskien verbunden. Auch wenn ich immer noch der Meinung war, ich könnte zur Not auch alleine hier in Reno bleiben (dann wäre es wenigstens auch ein Abenteuer für sich), sehe ich ein, dass es für Diana und für die anderen langsam genug wird und es ohne sie nicht das gleiche wäre. Ganz zu schweigen von der Situation, die sich in den USA immer mehr zuspitzt. Und da wir ja am besten zusammen fliegen sollten, richte ich mich auch so ein bisschen nach ihr. Nach der Nachricht meines Vaters surfte ich noch kurz im Netz und suchte nach Flügen und sagte auch Diana Bescheid. Da es aber nichts bringt, spätabends noch überhitzt was zu buchen, verlegten wir das auf morgen und verabredeten uns für morgen Vormittag in Dianas Zimmer. Und dann konnte ich mich endlich hinlegen. Wenn auch mit vielen Gedanken, die durch meinen Kopf kreisen.

-

Musikempfehlung des Tages: Red Hot Chili Peppers - Under The Bridge

20März
2020

Train to Taco Bell

Der Tag fing mal wieder mit einem nicht allzu schönen Gespräch mit den Eltern an. Es wird mir nun wiederholt nahegelegt, nach Hause zu kommen. Es scheint sich alles langsam zu wenden. Auch wenn ich mir nach wie vor Meinungen einhole und die Entscheidung so klar wie möglich treffen möchte, habe ich den Eindruck, dass die Situation mich gerade einholt. Ich machte mit mir aus, auf Diana zu warten und dann zu entscheiden. Wenn dann fliege ich nämlich mit ihr zurück, das wäre besser und sicherer. Zeitgleich kam eine Mail vom Housing Service an. Alle Studenten können nun doch ihre Sachen ganz normal bis Mai in den Wohnheimen lassen und müssen nicht bis zum 25. März draußen sein. Toll, das kommt leider ein bisschen spät. Die Hälfte der Studenten hat sich eh schon auf den Weg nach Reno gemacht, um ihre Sachen abzuholen. Viele Leute die zur gleichen Zeit zu einem Fleck reisen - perfekt in diesen Zeiten! Naja, wir werden immer noch am 25. eventuell verlegt. Es darf aber jeder in den Wohnheimen wohnen bleiben, wenn er einen Grund hat. Nur wird er wie gesagt eventuell verlegt.

Es war mittlerweile schon wieder mittags und ich ging zusammen mit Peter zu The Overlook. Es war mal wieder fast nichts los. Heute wollte ich nicht schon wieder die sättigenden Nudeln nehmen und entschied mich daher für was leichtes - einen abgepackten Salat. Peter tat es mir gleich. Wir konnten uns natürlich nicht hinsetzen, daher hatte Peter die Idee rüber zum PSAC (Pennington Student Achievement Center) zu laufen und uns dort reinzusetzen. Jiwon und ihre japanische Freundin Yuzuki waren nämlich auch da. Wir setzten uns hinter die beiden an einen Zweiertisch. Später kam noch Joaquin dazu. Der Salat war okay, aber es war halt ein vorgefertigter. Wir philosophierten noch über dies und das und machten uns irgendwann wieder auf den Rückweg.

Es brach wieder diese Phase am frühen Nachmittag an, wo sich noch keiner treffen will, weil alle in irgendeiner Form mit der aktuellen Situation beschäftigt sind. So ließ z.B. Ema verlauten, dass sie ihren ursprünglichen Rückflug nicht erstattet bekommt, da Delta das nur bis Mai macht und ihr Flug am 1. Juni gewesen wäre (telefonisch ist eh keiner zu erreichen). Außerdem hat sich Kiki nun wegen der ganzen Unsicherheiten dazu entschlossen, morgen wieder zurück zu ihrer Familie zu fahren. Ich setzte mich natürlich auch wieder an den Rechner um ein bisschen was zu klären. Ich schrieb 2 längere E-Mails an meine Auslandskrankenversicherung (was im Falle einer Virus-Infizierung passiert) und an das OISS (was sie mir raten würden und was ich bei einer vorzeitigen Rückreise beachten muss). Dazu kamen auch noch wieder ein paar Mails zurück und WhatsApp muss man ja auch immer ein bisschen bedienen. Bis das alles erledigt war, war es auch schon wieder später Nachmittag. In der Gruppe wurde sich wieder besprochen, ob man nun wieder zu den Sportanlagen gehen sollte oder ob das schon zu spät ist. Reggy und Ema wollten nämlich auch auf jeden Fall noch zu Walmart fahren. Da keiner so richtig in die Gänge kam, wurde der Sport am Ende auf morgen verschoben und ich schloss mich spontan der Walmart-Truppe, bestehend aus Reggy, Ema und Daniel, an. Ich brauchte zwar nicht wirklich was, aber mir war so langweilig und rauszugehen (egal wo hin) tut aktuell sowieso gut.

Wir fuhren diesmal nicht mit Uber sondern mit Lyft. Das lag daran, dass Ema das Auto rief und sie bekommt über Lyft wohl ein paar Bonusmeilen bei Delta. Uber und Lyft sind sich aber generell so ähnlich, dass fast alle Fahrer bei beidem angemeldet sind. Außerdem fuhren wir nicht zum etwas näheren Walmart in der 2nd Street, sondern zum deutlich größeren Walmart am McCarran Boulevard, in dem ich bisher nur einmal war - zu Beginn mit Diana wo wir den Bus genommen hatten und nachts mit Kissen in der Hand wieder zurückgefahren waren. Wobei, stimmt gar nicht. Wir waren hier auch kurz vor Joaquin's Geburtstagsfeier um einzukaufen. Da nahm uns Madi mit. Na gut, tut ja auch nichts zu Sache. Wir kamen an und teilten uns sofort auf. Ich holte mir noch ein bisschen was zu trinken (diesmal gab es noch knapp 10 große Behälter Wasser!), was zum Snacken, Äpfel und den Rest weiß ich schon gar nicht mehr. Für Peter sollte ich ein paar sehr amerikanische Süßigkeiten holen, die er dann mit nach Südkorea nehmen kann und seiner Familie zeigen kann. Ich stand ewig vor dem Oreo-Regal und machte Fotos. Am Ende entschied er sich für zwei Packungen Double Stuf. Ich ging außerdem noch einmal komplett durch den Laden (also auch in die Sport-, Mode-, Hygiene-Abteilungen, etc.) und schaute mir alles an. Am Ende sah ich ein paar Nevada-T-Shirts, die schlicht und schön aussahen und nur 12$ kosteten (günstig, wenn man es mit dem Wolf Shop vergleicht). Gut, es war ja auch Walmart. Aber egal, dachte ich mir und nahm das Shirt auch noch mit. Reggy und Daniel ließen sich davon inspirieren und nahmen auch noch ein bisschen billiges Nevada-Gear mit. Heute waren übrigens wieder einige Leute im Walmart und auch wenn manche Regale voller waren als letztes Mal, waren dafür andere erstaunlich leer. Immerhin gab es Desinfektionstücher am Ein- und Ausgang. Naja, schauen wir mal, wohin das Ganze noch führt. Wir gingen durch den Self-Checkout und standen kurz darauf mit einer Menge Plastiktüten vor dem Laden. Wir realisierten, dass wir ja mitten in einer Shopping-Plaza standen - das ist meistens eine Ansammlung von vielen Geschäften und Restaurants am Rande der Stadt. In diesem Fall hatten wir Panda Express, Taco Bell, Burger King, Chili's, KFC, Jack in the Box und vieles mehr vor der Nase. Wir beschlossen, uns gleich um das Abendessen zu kümmern. Reggy stand der Sinn (wie fast zu erwarten bei ihr) nach Panda Express. Als wir den Laden betraten, fiel uns auf, dass der Gastraum stark leergeräumt worden war und sich kleine blaue Quadrate auf dem Boden befanden. Wir brauchten ein paar Sekunden um zu verstehen, was los war. Es war nur noch Takeout möglich und die Quadrate sind die Stellen, auf die man sich stellen soll, wenn man ansteht. So wird Social Distancing umgesetzt. Gar nicht mal so doof! Als später etwas mehr Leute in den Laden kamen, wurde aber deutlich, dass das Ganze nicht unbedingt viel Sinn macht, wenn man nach dem Hereinkommen sich erstmal an den restlichen Leuten vorbei bis zum Ende der Schlange kämpfen muss. Reggy bestellte sich ihr Essen und nahm auch gleich was für Peter mit, der sich per WhatsApp gemeldet hatte. Daniel holte sich auch noch was. Im Anschluss war ich dran mit Entscheiden. Ich wollte nicht schon wieder zu Panda Express und entschied mich daher für Taco Bell. Dort angekommen stellten wir dann aber fest, dass Taco Bell ein härteres Konzept fährt. Keiner darf mehr in den Laden rein. Nur noch der Drive-In ist geöffnet. Da wir aber nun schon dort waren und auch Joaquin geschrieben hatte, dass ich ihm was mitbringen soll, lief ich einfach zum Lautsprecher in der Drive-In-Einfahrt. Fühlt sich super komisch an. :D Zunächst meldete sich keiner. Nachdem aber das nach mir kommende Auto bestellt hatte, fragte mich auf einmal eine Stimme, ob mir weitergeholfen werden kann. Ich erklärte, dass wir nur zu Fuß da sind und aber trotzdem gerne bestellen wollen. Der freundliche Mann sagte, dass er für uns eine Ausnahme machen kann und die Tür aufschließen kann. Das tat er und wir traten ein - nur um nach einer Sekunde eine erboste Stimme aus dem Hintergrund zu hören, die den besagten Mitarbeiter zusammenschiss. Es dürfen wirklich keine Leute mehr rein und da darf auch für uns keine Ausnahme gemacht werden. Hm, na gut. Uns wurde aber versichert, dass wir trotzdem am Drive-In-Schalter bestellen können. Also gingen wir wieder raus und ich lief nochmal zum Schalter. Aber ich hörte nichts. Niemand meldete sich. Ich dachte, dass mich das System vielleicht nicht erkennt und lief ein bisschen umher, um eventuell von irgendeinem Sensor erfasst zu werden. Aber nichts passierte. Immer wenn ein Auto kam, verzog ich mich wieder. Da funktionierte die Sprechanlage aber immer tadellos. Immer wenn ich danach wieder hinging, blieb es wieder still. Komisch, die wussten doch, dass ich da war? Nach vier kläglichen Versuchen, ließ ich es gut sein und wir vermuteten, dass die Betreiber uns absichtlich nicht bedienen wollten, da wir vielleicht zu dubios erschienen. Naja, deren Pech. Ein netter Lyft-Fahrer brachte und und unsere Einkäufe dann fix wieder nach Hause. Ich beschloss, einfach etwas von meinen Vorräten im Zimmer zu essen oder mitzubestellen, falls der Rest das machen würde.

Wie so oft trafen wir uns wieder alle in Reggy's Zimmer und aßen zunächst unser Essen. Ich weiß schon gar nicht mehr genau, aber ich denke ich habe einfach ein paar Ramen-Fertiggerichte gegessen. Davon hatten wir genug, da die auch wirklich billig waren. Danach war heute mal Filmabend angesagt. Wir hatten keine Präferenzen, aber als Netflix uns angesagte Filme vorschlug und fast alle davon irgendwelche Pandemie-Apokalypse-Zombie-Weltuntergangs-Filme waren, hatte Peter die Idee: Train to Busan! Ein Zombie-Film aus Südkorea, der aber weltweit so bekannt ist, dass vielen von uns der Name bekannt vorkam (inklusive mir). Wir waren uns zwar trotzdem etwas uneinig, es war ja immerhin eine Art Horrorfilm (bzw. Zombie-Thriller), aber die Befürworter des Films konnten sich durchsetzen. Und was soll ich sagen, ich hätte nicht gedacht, dass mir ein Film mit einem solchen Thema so gut gefällt. Die Story war gut, nicht allzu doof gemacht und spielte hauptsächlich in einem Zug und an verschiedenen Bahnhöfen in Südkorea. Das emotionale Ende fesselte uns alle. Und ich glaube der Fakt, dass wir uns in einer globalen Pandemie befinden, hat das Ganze noch etwas aufregender gemacht. :D Wir waren so angefixt, dass wir danach gleich noch einen Horrorfilm schauten und zwar den erstbesten Trash-Film den wir finden konnten. Er hieß Truth or Dare und obwohl er teilweise sehr martialisch und gruselig war, war er gleichzeitig auch ziemlich schlecht und daher fast schon lustig. Die anderen machten sich Späße daraus, vor allem Ema immer wieder zu erschrecken, bei der das aber auch super leicht ging. Aber auch Peter musste dran glauben, nachdem er von der Toilette wiederkam. Ach ja, das war schon lustig. Als nach 0 Uhr die meisten zurück auf ihr Zimmer gingen, wollte Kiki uns aber noch dazu überreden in ihr Zimmer zu kommen, da sie ja morgen zurückfährt und noch Süßigkeiten und Alkohol hat, das beides wegmuss. Sie schaffte es, Joaquin, Peter und mich dazu zu überreden. Ich aß eine Menge Red Vines (eine Art Gummischnüre, die fast wie Pappe schmeckten, aber ich fand es irgendwie gut) und nahm einen winzigen Schluck von ihrem billigen Whiskey. Sie selbst bediente sich mit Joaquin schon ein bisschen mehr. Am Ende wurden es noch zwei Stunden in denen wir Musik hörten und Kiki und Joaquin sich über ihr jeweiliges Spanisch lustig machten und sogar ein bisschen streiteten (nicht ernst gemeint natürlich). So saßen Peter und ich hauptsächlich herum und erfuhren, dass das Spanisch in Chile und das in Costa Rica wohl total verschieden sind. Irgendwann wurden wir so müde, dass wir uns von den anderen verabschiedeten und runter auf unser Zimmer gingen. Es wurde wirklich Zeit. Mal schauen, was der morgige Tag wieder für verrückte Geschehnisse mit sich bringt.

-

Musikempfehlung des Tages: Coldplay - Fix You

19März
2020

Weitsprung im Graupelschauer

Der heutige Tag begann früh, gegen 8:30 Uhr. Dafür gab es einen guten Grund: Oli reiste ab. Nach Spanien. Sie hatte die letzten Tage schon bei einem Freund in Reno verbracht, weil sie zunächst davon ausging, dass wir einfach nur aus der Sierra Hall raus müssen. Allerdings hatte sie sich recht schnell umentschieden. Und so holte sie heute früh noch ihre Sachen ab, die sie vorübergehend im Zimmer gelassen hat und verabschiedete sich dann. Jeder der irgendwie wach war kam nochmal schnell nach unten in die Lobby. Ich hab das auch nur Peter zu verdanken, sonst wäre ich nicht aufgestanden. Wir fuhren nach unten, wo Oli schon fast am Gehen war. Ich weiß schon gar nicht mehr wer noch alles da war, so schnell ging das. Wir umarmten uns alle nochmal fest und dann war sie auch schon aus der Tür. Irgendwie unwirklich. Wer weiß, wann wir uns das nächste Mal sehen? Man sagt zwar immer, dass man sich "bald" wiedersehen wird, ob in Spanien oder in Reno, aber wird man das wirklich? 2 Jahre später haben sich die Prioritäten vielleicht schon wieder verschoben. Und selbst wenn, schafft man es bestimmt nicht, sich zu mehreren zu treffen. Ema hat das nun öfters erwähnt und wir sagen immer, dass sie spinnt. Aber tief in uns drin wissen wir, dass es nicht einfach ist...

Aber tatsächlich gab es dann auch eine erfreuliche Nachricht: Reggy wird nicht fliegen! Das geht bei ihr echt hin und her. Offenbar darf sie nirgendwo hinfliegen, ohne dass ihr Programm das erlaubt. Und einen Flug zu Bekannten nach Los Angeles ist wohl in deren Augen nicht förderlich. Gut, ist auch irgendwie verständlich, da man unnötiges Reisen gerade vermeiden soll. Sie bleibt also erstmal! So wie schon vorgestern ist also nun wieder erstmal durchatmen für Reggy (und für uns) angesagt. Das war zumindest mal was schönes. Tja und was macht man dann um 9 Uhr wenn man noch im Halbschlaf ist und nichts zu tun hat. Na klar, sich wieder ins Bett legen. Peter machte es mir nach und wir dösten am Ende beide bis nach 13 Uhr vor uns hin. Ich fand am Ende sogar noch eher die Kraft aufzustehen und realisierte, dass The Overlook nur noch bis 14 Uhr offen hat. Das ist mittlerweile neben The Habit das einzige Essen, das es auf dem Campus gibt. Und das einzige wofür man Meal Swipes einsetzen kann. Da wir ja gestern schon bei Habit Burgers waren war The Overlook heute also quasi die einzige Option. Peter war noch nicht bereit und so wollte ich zuerst alleine gehen, aber Daniel schloss sich mir spontan an, nachdem ich in die Gruppe schrieb. Wir liefen rüber und fanden ein fast komplett verlassenes Overlook vor. Keine Studenten weit und breit und alle Angebote hatten schon zu außer die Nudeltheke, die gerade kurz davor war zuzumachen. Der Koch hatte aber Erbarmen mit uns und machte uns noch eine Schüssel mit hausgemachten Nudeln und allerlei Krimskrams. Joaquin schaute dann sogar auch noch vorbei und so machte der Koch leicht genervt noch eine Portion. Im Anschluss dann das nächste Problem: Wir konnten uns nirgends hinsetzen, da alle Stühle weggeräumt wurden. Die Tische waren zwar noch da, aber es klebte eine Notiz drauf, dass man wegen Social Distancing nun nicht mehr in der Mensa essen darf. Naja, wir waren eh schon die ganze Zeit zusammen, also wäre es bei uns egal gewesen. Wir stellten uns am Ende einfach hinter die Kasse und aßen im Stehen. Die Nudelportion war für uns alle größer als sie aussah und keiner konnte alles essen. Aber die Nudeln waren diesmal zumindest besser als das erste Mal, dass ich sie hier gegessen hatte. Wir liefen wieder zurück zur Sierra Hall, wo wir wieder zwei Gänse beim Straße überqueren zuschauen konnten. Sie legten natürlich wieder den ganzen Verkehr lahm. Anscheinend sind das sehr faule Tiere, wenn man bedenkt, dass sie ja Flügel haben. :D

Im Wohnheim füllte ich zunächst mal die Umfrage aus, die an alle rumgeschickt wurde, um zu erfassen, wer nun unbedingt bleiben muss. Die RA's hatten dazu sogar Zettel an jede Tür geklebt, da es ziemlich wichtig ist. Ich gab an, dass ich auch nach dem 25. März (dem Stichtag) ein Zimmer brauche, da ich ja internationaler Student bin und nirgends hin kann. Mal schauen, wie sich das Ganze noch entwickelt. Ich tauschte mich dann noch mit Diana über WhatsApp darüber aus, was wir nun machen sollen. Sie ist ja in Texas und bekommt alles was hier passiert nur über Nachrichten mit. Sie ist sich genauso unsicher wie ich. Wir wollen auch erstmal noch abwarten, was Auslandsamt, PROMOS, OISS usw. sagen. Leider meldete sich dann schon wieder der nächste. Peter ließ mich wissen, dass er zusammen mit Jiwon sich dazu entschieden hat, zurück nach Südkorea zu fliegen. Diesmal wirklich. Mittlerweile hat sich die Lage so geändert, dass es wohl das sinnvollste für beide ist. Die beiden haben sogar schon einen Flug gebucht. Für den 24. März. Das ist in 5 Tagen. Natürlich könnte ich jetzt wieder darauf wetten, dass daraus am Ende doch nichts wird. Aber irgendwas in Peter's Art verriet mir, dass das endgültig war. Das war es nun also. Wir haben noch 5 Tage zusammen und dann ist es vorbei. Die komplette Reno-Experience mit Peter als Zimmergenossen. Natürlich machte mich auch das wieder schwermütig. Aber Peter hatte eine gute Idee, um erstmal wieder auf andere Gedanken zu kommen.

Die beiden Athleten in unserer Gruppe hatten die letzten Tage immer mal wieder vorgeschlagen, zu den Sportplätzen zu gehen und einfach ein bisschen Sport zu machen, wie auch immer das dann aussieht. Und genau das hatte Peter nun spontan in der Gruppe vorgeschlagen. Ema und Daniel waren sofort mit dabei. Ich natürlich auch und auch Reggy schloss sich an und so stiefelten wir kurze Zeit später zum Campus. Ema hatte sich vor ein paar Wochen einen Fußball gekauft um damit ihre Wurftechnik zu verbessern (wir hielten das für einen Scherz, aber so machen es Werfer wohl wirklich). Den hatte sie jetzt eingepackt und der Plan war, im Mackay Stadium Fußball zu spielen. Am Stadion angekommen sperrte Ema uns das Tor auf. Wahnsinn, ich hatte nicht damit gerechnet, hier einmal reinzukommen. Die Football-Saison ist ja schon vorbei und sonst wird das Stadion für nicht viel anderes genutzt. Da zahlt es sich nun aus, sich mit Student Athletes angefreundet zu haben! Wir liefen vorbei an der Wolf-Statue im Eingangsbereich, unter dem Südostblock hindurch und sahen auf einmal die ganze Pracht des Stadions vor uns. Schon eindrucksvoll. Leider sahen wir auch, dass das Feld von einigen Football-Spielern blockiert war. Wobei mich das nicht einmal störte. Ich stand auf einmal vor echten College-Footballspielern, die sich Bälle zuwarfen. Ein paar andere Studenten vom Leichtathletik- und vom Langstreckenlaufteam waren auch da und machten auf der Tartanbahn an der Seite ein paar Übungen. Und ich stand einfach so mit dabei. Als wäre ich auf einmal Teil einer Welt, die ich stets bewundert hatte. Oder war ich das durch den Kontakt zu Ema, Oli, Daniel, Rayven etc. nicht sowieso schon? Naja, leider zerstörte das unsere Pläne und so verließen wir das Stadium gleich wieder und gingen rüber zu den anderen Sportplätzen. Der Fußballplatz war aber leider abgeschlossen und Ema und Daniel hatten keinen Schlüssel dazu. Es blieb am Ende nur noch eine Option. Die "Athletics East"-Anlagen. Das sind die Anlagen, wo die Leichtathleten, die nichts mit Laufen zu tun haben, trainieren. Außerdem befinden sich hier die Tennisanlagen für die Tennismannschaft der Uni (die ja sonst keiner nutzen darf, obwohl sie viiiel naher wären als die öffentlichen Plätze die wir mit dem Tennisclub immer nutzen). Hier war ich mit einigen der anderen sogar schon einmal vorher, als wir zu spät zu einem Tennisturnier kamen (zu dem Tag gibt es einen ziemlich sentimentalen Blogeintrag, ihr wisst eventuell wovon ich spreche :P), daher war auch der Zugang für uns nichts neues. Eigentlich ist das Gelände abgesperrt, aber es gibt ein sehr großes Loch im Zaun, das alle Athleten ohne Auto quasi als ständigen Haupteingang nutzen, weil es zudem auch an einer sehr praktischen Stelle liegt. Man muss zwar die kleine Bahnlinie überqueren, die gleich daneben verläuft, aber ich hab hier noch nie einen Zug gesehen und kenne auch niemanden, der jemals einen gesehen hat. Ob die überhaupt noch intakt ist? Wir liefen also durch den Zaun aufs Gelände und hatten auf einmal eine bessere Idee als Fußball: Weitsprung! Die Sprunggrube mit Sand und langer Anlaufbahn lud uns förmlich dazu ein. Zumal gerade wir anderen das ja viel seltener machen als Fußball. Wir schoben also die Plane zur Seite und machten uns bereit. Dazu muss man sagen, dass das Wetter schon den ganzen Tag über nicht das beste war. Um genau zu sein war es ziemlich kalt. Wir wollten uns zwar mit dem Sport etwas aufwärmen, aber ein paar mal springen reicht da noch nicht. Reggy hielt sich deswegen von Anfang an eher raus. Die anderen waren viel robuster als ich und zogen wie selbstverständlich ihre Jacken aus. Ich versuchte den ersten Sprung mit meiner dicken Winterjacke und scheiterte kläglich. Also zog ich sie auch aus und sprang daraufhin schon ein bisschen besser. Ema, Daniel, Peter und ich machten einen kleinen Wettbewerb. Und mittendrin begann es auf einmal zu... ja was denn? Regen war das nicht, aber auch kein Schnee. Es war tatsächlich Graupel! Wir konnten uns das aber nicht untereinander sagen, da keiner von uns das englische Wort dafür kannte. :D Es war auf eine Weise richtig cool. Ich machte Weitsprung im Graupelschauer hier auf der offiziellen Anlage der UNR zusammen mit einer Italienerin, einem Kenianer, einem Südkoreaner und eine Filipino schaute zu während draußen eine Pandemie langsam anfängt, die Welt lahmzulegen. Klingt schon verrückt, wenn man es so im Ganzen betrachtet. Natürlich haute ich nicht gerade die Bestweiten raus (ohne Übung wohlgemerkt, in der Schule war ich immer recht gut :P), ganz im Gegensatz zu Peter, der am Ende sogar gewann. Wer hätte das gedacht? Na gut, nur weil die Athleten andere Disziplinen ganz gut können, heißt das nicht automatisch, dass sie auch in Weitsprung gut sind, aber ich hätte zumindest nicht gedacht, dass Peter sie einfach so überspringt. Wir hingen noch eine kleine Runde Dreisprung hinten dran, wo ich durch meine Beine natürlich einen Vorteil hatte. Nur hatte ich die Technik offenbar falsch im Kopf. Man springt nämlich mit dem ersten Bein zweimal und dann erst mit dem anderen. Fühlte sich komisch an und half mir auch nicht dabei, weiter zu springen. Na gut, belassen wir es dabei. Wir spielten dann doch noch ein wenig Fußball, allerdings ohne Tor, sondern machten nur so ein paar Pässe und Teamspiele. Am Ende hatte Peter noch die Idee zu einem Kopfballcontest. Wer am meisten Kopfbälle nacheinander schafft, gewinnt. Ich war ja erstaunt, dass ich 5 Stück zusammenbrachte, aber Peter haute irgendwas zweistelliges raus, was ich nicht mehr genau weiß. Peter hatte in Südkorea tatsächlich für zwei Jahre semiprofessionellen Fußball gespielt und hatte somit ein paar Vorteile, die er gegenüber den Athleten zeigen wollte. Aber zumindest hier kam Ema auch ganz gut ran. Daniel glänzte dann eher mit seinen Zweikampf-Tricks. Am Ende köpften wir uns den Ball noch gegenseitig zu und versuchten, dass er nicht runterfällt. Irgendwann erreichten wir die 10 und ließen es dann auch gut sein. Reggy schaute uns die ganze Zeit zu und fror mittlerweile ziemlich stark. Ich übrigens auch. Der Graupelschauer hatte zwar aufgehört, kam aber gerade am Ende wieder und kalt war es sowieso. Also machten wir uns auf die Socken und liefen mit Aussicht auf heißer Schokolade über einen verregneten Campus schnell wieder zurück zur Sierra Hall.

Jeder duschte zuhause erstmal ausgiebig, bevor wir uns dann wieder mal in Reggy's Zimmer trafen um wie vorher ausgemacht, unseren kompletten Vorrat an heißer Schokolade leerzutrinken. Peter hatte viele übrig, die kleine Marshmallows beinhalten. Wenn man die dann mit der Schokolade aufbrüht, lösen sie sich innerhalb einer Minute auf und machen das Ganze noch süßer. It's America! Aber es tat gut! Ein Abendessen fehlte aber trotzdem noch. Irgendjemand schlug Popeye's vor, was so etwas wie die Konkurrenz zu Chick-fil-A und im weitesten Sinne auch KFC und Raising Cane's ist. Eine Chicken-Kette also. Ich wollte sie aber immer schon mal ausprobieren, daher stimmte ich zu und wählte ein klassisches Chicken Sandwich. Nach einer Weile kam das Essen dann und wir stellten fest, dass ein Getränk von Peter fehlte und manche Extrawünsche nicht erfüllt wurden. Der Lieferant war aber schon wieder weg und auch ans Telefon ging keiner ran, da der Laden wohl gerade zugemacht hatte. Ganz schön doof. Zumal das Essen zwar gut war aber für den Preis auch etwas wenig. Damit fällt Popeye's leider gegenüber der Kokurrenz zurück. Tja. Später vergrößerte sich die Gruppe auf einmal wieder, denn Kiki und Aurora kamen hinein! Kiki war von zuhause aus einfach nochmal nach Reno gefahren um ihre Sachen zu holen. Aktueller Stand war ja, dass bis zum 25. März alle draußen sein müssen und das veranlasste viele Studenten, extra nochmal zurückzukommen. Kiki weiß noch nicht wie lange sie erstmal hier bleibt, aber sie schaut einfach mal. Aurora kam heute zurück aus Philadelphia, wo sie ihren Freund besucht hatte. Sie war froh uns wieder zu sehen, aber meinte auch, dass sie gerne zurück nach Paraguay möchte, da ihr Freund das auch vorhat. Da sie aber im gleichen Programm wie Reggy steckt, darf sie aktuell gar nicht weg, da es ihr ja nicht erlaubt wird. Wenn sie früher fliegen sollte, würde sie tausende Dollar verlieren, da das Programm dann nicht mehr zahlt. Naja, so schaut auch sie erstmal wie es sich in den nächsten Tagen entwickelt. Wir plauderten ein wenig und wenn ich mich recht entsinne (ich schreibe diesen Eintrag ja etwas später) sahen wir uns dann noch eine ausgewählte Folge von Black Mirror an. Das wollte ich eigentlich schon immer mal anfangen, aber ich bin allgemein sehr langsam was Serien angeht. :D Die Folge war ziemlich gut! Bis spät abends alberten wir dann noch herum und drehten unter anderem kleine Clips. Ist schon eine verrückte Gruppendynamik bei uns. Aber eine die gut funktioniert! Irgendwann ging es wieder auf die Zimmer und das war's dann nun endlich. Welche emotionalen Zerwürfnisse und plötzliche Wendungen des Schicksals wird der morgige Tag wohl bereithalten? Wir werden es bald herausfinden!

-

Musikempfehlung des Tages: Jimmy Eat World - The Middle

18März
2020

Schnee macht jeden glücklich

Der heutige Tag fing gleich nochmal mit einer Schock-Nachricht in unserer WhatsApp-Gruppe an. Alle Sport- und Fitnessanlagen auf dem Campus sind mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres geschlossen. Verdammt, wäre ich doch gestern noch ins Fitnesscenter gegangen! Schon irgendwie unbegreiflich. Das letzte Muscle Hustle am Donnerstag war wirklich das letzte Muscle Hustle überhaupt. Außerdem war es mein letztes Mal im Fitnesscenter überhaupt. Und das wo ich es gerade geschafft hatte, eine Routine aufzubauen und an mir zu arbeiten. Ich hatte es wirklich zu schätzen gelernt, ein gut ausgestattetes Fitnesscenter gleich vor der Haustür kostenlos zur Verfügung zu haben. Ob es das nochmal irgendwo geben wird?

Dann kam auch noch die Meldung vom Housing Office, dass alle Studenten in den Wohnheimen sofort zurück nach Hause fahren sollen. Für Studenten, die kein Zuhause in den USA haben, oder bei denen andere besondere Umstände gelten, wird es eine Sonderregelung geben, die aber noch nicht feststeht. Cool, noch mehr Unsicherheit. Naja, bevor wir uns über WhatsApp vollkommen verrückt machen, gehen wir am besten erstmal Essen. Und da ja sonst nicht viel offen hat, ging es wieder zu Habit Burgers. Ich bestellte einen Portabella Char in einer Combo. Das ist schon ein ziemlich guter Burger. Wir setzten uns an den Tisch an dem wir fast immer saßen bisher und ließen uns Zeit. Die Atmosphäre ist auch hier einfach nur surreal. Nur wenig Leute, ein Teil des Gastraumes abgesperrt, keiner ist glücklich gerade... dazu kommt noch ein stürmisches kaltes Schneegestöber draußen. Es wäre das perfekte Setting für den Beginn eines Weltuntergangs-Films. Immerhin schmeckte das Essen! Wir blieben eine Weile und mein Freund Thomas aus der Heimat meldete sich auf einmal und fragte, ob wir spontan skypen wollen. Da wir das schon immer mal vorhatten, aber es nie geklappt hat, sagte ich sofort ja und chattete mit ihm im Habit. Wir erzählten uns dies und das und ich hatte natürlich aufgrund meiner Situation gerade mehr zu erzählen. Als die anderen sich entschieden zu gehen, nahm ich Thomas per Skype einfach mit und zeigte ihm den verschneiten Campus und das Wohnheim. Da braucht man später ja fast keine Fotos mehr zeigen. :D Am Front Desk in der Sierra Hall fragten wir dann Ashlei (sie gehört zum Residence Hall Staff), ob sie uns schon mehr Infos zur Lage geben kann. Sie wusste zwar auch nicht wirklich mehr und sagte uns nochmal, dass Studenten, die wo anders hinkönnen, dort hingehen müssen. Das könnte auch internationale Studenten betreffen, da die ja eventuell zurückfliegen können. Aber die die hier bleiben müssen, werden auf jeden Fall in irgendeinem Wohnheim unterkommen. Irgendwie machte uns das nur noch ratloser. Sie wollen wohl bald eine Umfrage an alle rumschicken. Mal schauen. Thomas hatte das ganze übrigens über Skype mitgehört und fand es ziemlich spannend. Jap, er ist live dabei in diesem schlechten Katastrophenfilm. In meinem Zimmer angekommen machten wir dann Schluss, war ja auch schon sehr lang mittlerweile, das Gespräch. Gleich im Anschluss meldete ich mich aber bei meiner Familie. Sie empfahlen mir auf jeden Fall zu fliegen, da man ja nicht weiß wie lange es noch Flüge geben wird und die Gesundheitsversorgung in den USA ja schlechter ist als in Deutschland. Der Tonfall war dabei energischer als sonst, das kannte ich gar nicht von meinen Eltern. Insgesamt erschien mir das aber immer noch etwas zu panisch reagiert. Da ich wirklich nicht weg aus Reno will, wollte ich erst alle Eventualitäten abklären und mir genug Empfehlungen einholen. Da ich mit vielen Leuten (Freunden und Verwandten) stets hin und her schreibe aktuell, wollte ich deswegen auch offzielle Stellen kontaktieren. Ich verfasste eine E-Mail an das Akademische Auslandsamt der TU, an die Verantwortliche meines PROMOS-Stipendiums und ans OISS (bzw. Rohfassungen davon, die ich später erst abschickte weil Zeit ja immer knapp ist). Außerdem wollte ich mich in die ELEFAND-Liste (auch Deutschenliste genannt) des Auswärtigen Amtes eintragen, um offizielle Anweisungen mitzubekommen und mitzuteilen, dass ich mich gerade hier in Reno befinde. Das funktionierte aber nicht und so schrieb ich auch nochmal eine Mail an das Generalkonsulat in Los Angeles. Wenn schon, denn schon. Das Ganze dauerte eine ganze Weile und machte mich einfach nur fertig, gerade weil die energische Aufforderung meiner Eltern mich doch im Nachhinein schwerer traf als ich mir anmerken ließ. Zum ersten Mal merkte ich, dass ich hier früher oder später weg muss. Und das war an dieser Stelle wohl auch der Tiefpunkt meiner Zeit in Reno. Es war der Punkt, an dem das Bauchgefühl auf einmal nicht mehr positiv gestimmt war. Der Punkt, an dem es in mich eingesunken ist, dass mein Auslandssemester nicht so ausgehen wird, wie gedacht. Dann bekam ich noch die ebenfalls entmutigende Nachricht, dass Oli wohl morgen nach Spanien zurückfliegt. Ich war mehr als froh, als Reggy kurz darauf vorschlug, rauszugehen und im Schnee spazieren zu gehen.

Leute, ich kann euch gar nicht sagen wie gut es tut, nach so viel Stress einfach mal mit Freunden rauszugehen und in der Schneelandschaft rumzulaufen. Es hatte den Tag über echt viel geschneit und es lag so viel Schnee wie noch an keinem anderen Tag zuvor. Ich lief also mit Reggy, Peter, Ema, Joaquin und Jiwon zum Manzanita Lake, wo es auf der Südseite einen kleinen Weg gibt und eine größere Wiese. Aus unserem Spaziergang wurde schnell eine Schneeballschlacht. Auch wenn es super kalt war und ich meine Handschuhe vergessen hatte, war es super! Alle machten mit und Reggy hielt das meiste mit ihrer Kamera fest. Gottseidank blieb ich von großen Attacken verschont, aber z.B. Peter und Ema mussten schon einiges aushalten. :D Nach etwa 30 Minuten konnten wir nicht mehr und gingen wieder zurück zur Sierra Hall. Man merkte es: Das hatten wir alle gebraucht. Frischer Schnee macht eben jeden glücklich!

Ich machte mit Peter anschließend meine Wäsche und wir verabredeten uns zum Dinner in Reggy's Zimmer. Es gab natürlich wieder Domino's. So langsam konnte man es fast nicht mehr sehen, aber es schmeckte immer noch okay. Leider gingen die traurigen Nachrichten weiter. Reggy's Familie hat ihr wohl einen Flug nach Los Angeles gebucht - für morgen. Dort wohnen Freunde der Familie zu denen sie hin soll, da es dort wohl sicherer für sie ist. Wow, das kam schon wieder unerwartet, so wie alles aktuell. Reggy war wohl den ganzen Tag schon in Kontakt mit ihren Eltern und wollte auch deswegen nochmal mit uns raus in den Schnee gehen, weil es vermutlich das letzte Mal sein wird. Es ist wirklich nicht schön. Mit Reggy verband mich irgendwas, hatte ich das Gefühl. Auch wenn wir in vielen oberflächlichen Dingen verschieden sind (sie liebt backen und kochen :D), haben wir glaube ich ein ähnlich ruhiges und entspanntes Temperament. Gefühlt konnte man ihr auch immer alles anvertrauen und stieß auf offene Ohren. Das habe ich immer an ihr geschätzt und genau das wurde mir in dem Moment bewusst. Keinem war heute nach einem Film oder ähnlichem zu Mute. Es war für jeden ein harter Tag. Mehr kann ich auch gar nicht schreiben. Irgendwann sind wir dann alle ins Bett gegangen. Ich bin zwar nach wie vor stets positiv was die kommende Zeit angeht, aber Tage wie heute sind schon nicht einfach. Ich glaube es ist einfach der Fakt, dass alles so schnell geht, man nichts angemessen verarbeiten kann und man keine Zeit hat um Klarheit zu gewinnen. Das macht einen irgendwie fertig. Naja, schauen wir erstmal wie es die nächsten Tage wird. Gefühl kann ja alles passieren!

-

Musikempfehlung des Tages: Kodak Black - Patty Cake

17März
2020

Letzte Chancen, letzte Eindrücke, erste Male

Der heutige Tag begann mit einem Schock. Ema schrieb in die WhatsApp-Gruppe, dass jemand im 7. Stock der Sierra Hall infiziert sei. Die Hälfte der Leute drehte am Rad. Das war's nun, wir kommen in Quarantäne oder haben bestimmt schon selbst den Virus. Da traf es sich gut, dass Reggy zu einem kleinen Spaziergang über den Campus einlud. Sie hatte wohl gegen 5 Uhr morgens die Nachricht bekommen, dass sie gehen muss. Nur um dann ein paar Stunden später die Nachricht zu bekommen, dass sie doch erstmal hierbleiben kann (oder sogar soll?). Sehr verrückt, aber wir freuten uns natürlich alle! Sie wollte dennoch zur Erinnerung ein paar Fotos mit ihrer Kamera machen. Letzte Nacht hatte es wohl außerdem geschneit, sodass der Campus überall leicht mit einer weißen Schicht bedeckt war. Ich schließ mich gemeinsam mit Jiwon ihr an und wir liefen zunächst zum Quad und dann Richtung Norden durch das Ansari Building und zur Schulich Lecture Hall, in der wir alle noch nie drin waren. Es war eine seltsame Stimmung, irgendwo zwischen sentimental, ruhig und angenehm. Zum einen weil man bedrückt war, dass alles sich verändert, zum anderen weil der Campus total leer war. Und trotzdem war es angenehm, weil man mal rauskam, sich am Schnee erfreute und ein bisschen den Kopf frei bekommen konnte. Reggy machte einige Fotos auch von uns, zum Beispiel am großen N, das Logo der UNR, das mitten am Campus steht. So richtig hatte ich da vorher noch kein Foto gemacht, von daher war das keine doofe Idee. Wir gingen in die Jow Crowley Student Union um uns aufzuwärmen und etwas auf Mittag zu essen. Diesmal hatten nur Port of Subs und The Habit offen. Da ich schon lange kein Sandwich mehr hatte und ich es bei Port of Subs eigentlich immer ganz gut fand, nahm ich mir von dort was mit. Und man glaubt es kaum, die einzige Person in einem fast komplett leeren Gebäude, die ebenfalls dort anstand war Gus von Muscle Hustle! Was für eine nette Überraschung! Wir plauderten kurz, natürlich hauptsächlich über die aktuelle Situation und was jetzt wohl passiert. Am Ende tauschten wir noch unsere Social Media-Kontakte aus. Gottseidank, denn man weiß aktuell nie, wann man jemanden das letzte Mal sieht. Es ist schon wirklich doof, denn ich habe den Eindruck, dass ich mich mit Gus unter normalen Umständen wirklich gut anfreunden könnte. Nachdem ich mein Sandwich in die Hand gedrückt bekam ging ich in den 3. Stock, wo die anderen bereits bei The Habit saßen. Auch Joaquin, Peter und Daniel kamen noch vorbei. Als alle fertig waren ging es wieder zurück und kurz vor der Sierra Hall sahen wir wie zwei todesmutige Gänse ganz entspannt die Virginia Street überquerten. Gottseidank sind die so groß, dass kein Autofahrer die freiwillig überfährt und so schafften sie es am Ende ganz gemütlich auf die andere Seite. In der Sierra Hall fragten wir die Leute am Front Desk nochmal nach den Gerüchten von einem Fall im 7. Stock. Sie wussten von nichts. Damit hat sich das dann auch geklärt.

Peter und ich hingen danach länger in unserem Zimmer rum, aber irgendwann wurde es uns zu langweilig und wir gingen runter in den Aufenthaltsraum um Tischtennis und Pool zu spielen. Wir dachten, dass Joaquin, Daniel und Ema auch da wären, aber wir verpassten sie wohl knapp. Wir spielten 3 Punktspiele Tischtennis die ich alle gewann. Danach spielten wir zwei Partien Pool, die ich auch gewann. Ich hab's schon irgendwie drauf! Gerade als wir fertig waren kam eine Mail vom Housing Department: Alle Gemeinschafts- oder Aufenthaltsräume in den Wohnheimen sind ab morgen gesperrt. Wow! Das war dann also gerade das letzte Mal, dass wir hier gespielt hatten. Außerdem bedeutete das, nie mehr Konferenzraum. Das war schon etwas bedrückend. Es war mittlerweile etwa 16:45 Uhr. Ema schrieb, dass wir alle ins Fitnesscenter kommen sollen, da es am Freitag endgültig zumacht. Auch das war wieder ein Schock. Es ging alles so schnell. Peter wollte erstmal schnell zu Walgreens um sich ein bisschen mit Essen einzudecken und ich folgte ihm. Im Nachhinein werde ich diese Entscheidung sehr bereuen, da wir gegen 17:15 Uhr zurückkamen und es für's Fitnesscenter zu knapp wurde (es machte um 18 Uhr zu). Es wäre meine letzte Chance gewesen.

Abends tat sich lange nichts, also entschied ich mich zusammen mit Peter, etwas von Domino's zu bestellen (FoodBucks hatten wir ja noch genug). Nachdem die anderen davon mitbekamen, ergab sich etwas, was es vorher noch nie gegeben hatte: Zum ersten Mal kamen alle in unser Zimmer um abzuhängen. Das hatten wir sonst irgendwie nie gemacht. Gut, wir hatten auch immer die Gefahr, dass Parker reinplatzt. Es war fast ein bisschen komisch, dass nun unser Zimmer so voll mit Leuten war (gut, es waren insgesamt 5-6 Leute), aber es machte Spaß. Die Pizza war heute nicht so gut wie letztes Mal, dafür waren die Parmesan-Bällchen mega gut. Da Peter und ich ja nun schon zwei lustige Videos in den letzten Tagen aufgenommen hatten, überlegten wir, ob wir nicht weitermachen sollten. Nachdem Joaquin extrem viele alte Hits auf YouTube raussuchte, war Peter auf einmal von "Party Rock Anthem" von LMFAO angetan und wollte sofort den Shuffle lernen. Das zog sich dann bis in die Nacht, die anderen verließen nach und nach den Raum und ich war irgendwann schon fast zu müde um mich weiter damit zu beschäftigen. Peter hatte den Dreh gegen 2:30 Uhr ein bisschen raus, aber wir verschoben den Rest auf einen anderen Tag. Ist auch besser so. Heute war ich zu nichts mehr fähig. Mal schauen was der morgige Tag so für neue Überraschungen bereithält.

-

Musikempfehlung des Tages: Franco126 - San Siro

16März
2020

Hin und her

Der Tag begann damit, dass erstmal kein nationaler Lockdown angekündigt wurde. Allgemein kann man sich auch in unserer WhatsApp-Gruppe nie sicher sein, ob jemand die Wahrheit sagt oder nur ein Gerücht weiterverbreitet. In diesen Zeiten ist das nochmal doppelt blöd, da man ja auf dem Laufenden bleiben will.

Ich machte mich kurz nach 12 Uhr auf zur Joe Crowley Student Union. Dort warteten schon Peter, Jiwon und Joaquin, die vorher beim IELC (Intensive English Learning Center) waren und sich zu ihrer Lage erkundigten. Ihnen wurde gesagt, dass das IELC alles für sie tun wird, damit sie ihre Kurse gut zu Ende bringen können. Wenn aber jemand gehen möchte, werden sie ihn auch dabei unterstützen. Peter und Jiwon haben ja gesagt, dass sie erstmal hierbleiben möchten. Peter's Eltern sind komplett dagegen, Jiwon's Eltern meinen aber, sie soll erstmal dortbleiben. Da ist man sich also auch uneinig. Joaquin vermeldete auf einmal, dass er nach Chile zurückfliegen wird. Oh Gott, der nächste also. Er meinte, dass Chile bald die Grenzen dicht machen wird und es seinem Opa nicht gut geht. Ich war sofort wieder niedergeschlagen, konnte ihn aber verstehen. Ich erzählte später Reggy und Diana davon. Am Abend erzählten mir Peter und Joaquin dann, dass sie mich nur verarscht haben. Joaquin geht nicht und seinem Opa geht es auch gut. Solche Idioten! Man muss wirklich überall auf Fake News acht geben. :D

Der Nachmittag war dann zunächst recht langweilig. Wir überlegten, ins Fitnessstudio zu gehen, aber es machte schon um 18 Uhr zu und keiner hatte am Ende so richtig Lust. Wir blieben in der Sierra Hall und auf einmal hatte Peter die Idee zu einem italienischen Song, den wir erst kürzlich entdeckt hatten, ein Video aufzunehmen. Ich sag mal so, der Fakt dass man hier so viele 1-Dollar-Scheine bekommt hat uns bei der Inszenierung geholfen. Was man eben macht, wenn einem langweilig ist.. Eventuell habt ihr das kleine Video gesehen oder falls nicht, kann ich es euch auf Nachfrage schicken. Muss ja auch nicht gleich jeder sehen. :D

Diana lud abends zu einem kleinen Filmabend ein. Sie fliegt ja morgen nach Austin zu ihrer Gastfamilie und wollte noch einmal Zeit mit uns verbringen. Wir trafen uns in Reggy's Zimmer und schauten Guardians of the Galaxy, den ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Guter Film eigentlich. :) Fanden die meisten der anderen auch, außer Ema, die sonst so gut wie nie Filme schaut noch dazu Marvel-Filme. Bei letzterem kann ich sie verstehen. :P Der ganze Abend wurde außerdem etwas dadurch getrübt, dass Reggy zwischendurch mit ihrem Laptop verschwand und mit der Koordinatorin ihres Programms sprach. Sie kam zurück mit der Nachricht, dass sie in den nächsten drei Tagen gesagt bekommt, ob sie bleiben kann oder nicht. Sie hat diese Entscheidung nämlich nicht selbst in der Hand. Diana wurde klar, dass das eventuell das letzte Mal war, dass sie Reggy sieht und gab ihr ihr Notizbuch in das jeder ein paar Zeilen reinschreiben soll, bevor er geht. Es herrschte leider direkt wieder eine Abschiedsstimmung. Das ging den heutigen Tag immer hin und her. Man weiß wirklich nicht mehr, was morgen ist, wen es als nächstes trifft und welche neuen Maßnahmen ergriffen werden. Hoffen wir mal das Beste!

-

Musikempfehlung des Tages: ANNA - Bando

15März
2020

Der Zerfall beginnt

Ich bin ein bisschen hinterher mit meinen Blogeinträgen, seht es mir daher nach, falls ich ein paar Dinge vergesse. Wobei, woher sollt ihr das auch wissen? :D

Heute standen wir alle spät auf. Der Plan war, zu Raising Cane's zu gehen. Es hatte ja immer noch nichts auf dem Campus offen. Wir trafen uns um 14 Uhr vor der Sierra Hall. Zu siebt (ich mit Reggy, Diana, Joaquin, Peter, Daniel und diesmal sogar wieder Oli) wollten wir zunächst auf einen Bus warten. Da die Pläne aber nicht zuverlässig sind, konnten wir nicht sagen, wie lange die Wartezeit ist und entschieden uns, einfach zu laufen. Gerade als wir die Bushaltestelle verlassen hatten, kam der UNR-Midtown-Bus. Gottseidank bemerkte er uns und wartete auf uns an der nächsten Haltestelle. Niemand saß drin und der freundliche Busfahrer setzte uns direkt vor Raising Cane's ab. Ich bestellte eine normale Box Combo. Das Essen war gut, aber es lag schon wieder so eine Stimmung im Raum. Oli wurde zwischendurch von ihren Eltern angerufen und weinte kurz. Die Ungewissheit macht einen eben fertig. Was wird in den nächsten Tagen kommen? Werden wir in einer Woche noch so hier zusammen sitzen können? Wir machten ein Selfie, um zumindest den Moment festzuhalten. Wir kriegen das schon irgendwie hin! :)

Zurück in der Sierra Hall ging ich mit Joaquin, Peter, Diana, Reggy und Daniel in den Aufenthaltsraum im Erdgeschoss und spielte ein bisschen Tischtennis und Pool. Es war eine gelungene Abwechslung und ich war bei Pool erstaunlich gut. Dabei spiele ich das ja sonst nicht. Naturtalent vermutlich! :) Als ich wieder zurück in mein Zimmer kam, erzählte mir Peter (der zwischendurch hochgegangen war), dass er wohl am Mittwoch oder Donnerstag fliegt. Ich konnte es nicht glauben. Er meinte er kann in Südkorea das neue Semester anfangen und bekommt dann vermutlich mehr Credits, wenn er jetzt geht. Ich konnte seine Entscheidung nachvollziehen, aber es war dennoch komisch. Nun geht es also wirklich los und unsere Gruppe bricht auseinander. Schade.

Reggy, Diana und Daniel wollten anschließend zu Walmart fahren. Da ich nichts besseres zu tun hatte und man sich ja ein bisschen eindecken soll, fuhr ich mit. Der Uber-Fahrer, der natürlich früher in Deutschland stationiert war, unterhielt sich angeregt mit uns. Immer wieder schön, wenn man einen netten und interessanten Uber-Fahrer hat. Sonst würde man sich ja nie begegnen. Wir stiegen am Walmart in der 2nd Street aus und legten gleich los mit unserem Einkauf. Diesmal nahm ich alles mit, bei dem ich sonst zweifeln würde. Wir bekamen während unseres Einkaufs eine Nachricht von Kiki, die eine Info mit uns teilte, wonach die USA ab morgen in einen kompletten Lockdown übergehen werden. Das verleitete uns natürlich noch mehr dazu, mehr einzukaufen. Im Walmart waren einige Leute, die auch ein wenig hamsterten. Die Auswirkungen waren hauptsächlich zu sehen bei den Dosensuppen, bei Pasta, (natürlich) bei Klopapier und erstaunlicherweise bei Wasser. Der gesamte Gang, der sonst mit Gallonen voll Wasser und 36er-Packungen von Wasserflaschen vollgepackt ist, war leer. Einfach so. Ich hatte Glück, da ich wohl die einzige Person in Reno bin, die gerne spritziges Wasser trinkt. Ich nahm mir wenigstens davon ein paar Flaschen mit. Als wir uns alle eingedeckt hatten, kam ich auf einen stolzen Preis von etwa 46$. Schauen wir mal, ob es das wert war. :D

In der Sierra Hall bestellten wir natürlich wieder Pizza von Domino's. Peter wollte heute bezahlen, da er seine FoodBucks ja voraussichtlich nicht mehr braucht. Wir trafen uns alle im Konferenzraum und aßen die beiden X-Large-Pizzen, die heute durch die flache Kruste leichter essbar waren. Am Ende verließen alle nach und nach den Konferenzraum. Ich ging mit Joaquin als letzer. Es sollte unser letztes Mal im Konferenzraum gewesen sein.

Zurück im Zimmer entschuldigte sich Peter und ging nochmal hoch. Er kam erst gegen 2 Uhr wieder zurück und teilte mir mit, dass er hart mit sich gerungen hat, er nun aber doch bleiben will. Ihm geht es hier gut, er hat tolle Freunde und die Anstrengungen um die Credits sind es nicht wert. Hut ab vor dieser Entscheidung! Wir stehen das schon durch! :)

-

Musikempfehlung des Tages: The Weeknd - Blinding Lights

14März
2020

Roberto's, Meadowood und eine Dr. Pepper-Werbung

Wir standen heute so spät auf, dass schon gleich wieder Mittagessen angesagt war. Da aber nichts (also rein gar nichts) auf dem Campus offen hat, für das wir mit unserem Meal Plan oder unseren FoodBucks bezahlen können, mussten wir etwas anderes finden. Ich traf mich mit Peter und Joaquin unten in der Lobby und unsere Wahl fiel auf Roberto's, dem Mexikaner um die Ecke. Peter hatte dort gestern Abend schon gegessen, aber es war ihm egal. Außerdem ist es günstig. Wir trafen Daniel auf dem Weg, der sich uns anschloss. Ich bestellte eine Quesadilla mit Reis und Bohnenpüree plus Getränk für unter 6$. Kann man nicht meckern. Es schmeckte dann auch genauso wie man es von einem günstigen 24h-Mexikaner an der Ecke erwartet. Ganz okay für den Preis. Roberto's ist eben immer für einen da! :)

Wir hatten ja für heute geplant, shoppen zu gehen. Und zwar in der Meadowood Mall im Süden Renos. Da mussten wir natürlich erstmal irgendwie hinkommen und unsere Wahl fiel auf den Bus. Kostenlos und fährt einen direkt vor die Tür. Braucht allerdings auch lange. Wir versuchten es trotzdem. Diana, Reggy und Jiwon waren die ersten an der Bushaltestelle vor der Sierra Hall und erwischten somit den UNR-Midtown-Bus. Ich erklärte mich bereit, auf die anderen zu warten. Nach und nach trafen Joaquin, Peter, Daniel und Ema ein, letztere gerade noch so bevor dann auch unsere Linie 7 kam. Wir fuhren zur Central Station in der 4th Street und nach ein wenig Verwirrung stiegen wir dann in die Rapid Line mit Endhaltestelle Meadowood Mall. Die Fahrt kam mir trotzdem lange vor, auch wenn die Rapid Line viele Haltestellen überspringt. An der Mall angekommen trafen wir auf die anderen und die meisten holten sich erstmal was bei Cinnabon oder Auntie Anne's. Dann teilten wir uns auf. Ich schaute mich unter anderem bei JC Penney um, bei Rue21 und bei Silver and Blue Outfitters. Zwischendurch holte ich Cash bei einem Wells Fargo-Automaten gegenüber der Mall. Das nutzte ich auch gleich um einen Cache mitzunehmen. Ist ein Weilchen her, dass ich den letzten gefunden hatte. Ich schließ mich mal Daniel, Joaquin und Peter an, aber auch Ema, Carla und Henrik. Jap, Ema hatte offenbar Carla Bescheid gesagt, die einen Freund mitbrachte. Ich lernte Henrik aus den USA kennen, dessen Bruder Erik heißt und der einen deutschen Nachnachmen hat, den ich auch gleich für ihn aussprechen sollte. Er wirkte sehr nett! Wir gingen auch wieder zu Attic Salt, einem meiner Lieblingsläden auf diesem Planeten. Gott, wenn doch nicht alles so teuer wäre. Der Nachmittag neigte sich dem Ende und wir überlegten, was wir nun tun sollen. Natürlich durften wir nicht gehen ohne einen Cheesecake bei der der Cheesecake Factory mitgenommen zu haben. Da wir viele Leute waren und es insgesamt günstiger war, entschieden wir uns dazu, einen ganzen 6-inch-Kuchen mitzunehmen. Der kam allerdings direkt aus dem Freezer, sodass wir ihn erst 1-2 Stunden auftauen lassen mussten. Währenddessen ging es rüber auf die andere Straßenseite zum 99-Cent-Laden, wo wir uns mit einigen Dingen für 99 Cent eindeckten. Natürlich war auch hier kein Klopapier mehr zu finden. Ich kaufte Bananen, Wasser und ein paar Fertiggerichte. Wir wollten auch noch was essen und die Wahl fiel auf Five Guys! Wer schon mal dort war kann meine Begeisterung bestimmt verstehen. :D Wir liefen wie die totalen Nicht-Amerikaner auf den Gehwegen neben den stark befahreren Straßen zu Five Guys und sangen dabei aus einer Launer heraus die Nationalhymnen unserer Länder. Die italienische klingt richtig martialisch während die kenianische sehr angenehm klingt. Kann aber auch nur an der Energie der Vortragenden liegen. :D Diana und ich waren die einzigen, die schon mal bei Five Guys waren und mussten die anderen daher unterweisen. Für alle Blogleser, die sich fragen was an Five Guys so besonders ist: Man kann kostenlos Erdnüsse essen die ganze Zeit, man wählt einen Burger-Typ und kann sich dann so viel Zutaten draufmachen lassen wie man will ohne Aufpreis, man kann aus über 100 verschiedenen Arten Soda wählen(!), man bekommt seine Pommes zwar in einem Becher aber es sind nochmal doppelt so viele in der Tüte verstreut weil es denen egal ist, die Burger sind in einer Alufolie eingepackt und das macht sie irgendwie noch besser, ich weiß nicht warum. Probiert es unbedingt aus, ich glaube es gibt mittlerweile schon Restaurants in Europa! Es war nun schon dunkel draußen und wir teilten uns auf. Diana, Reggy, Jiwon und Peter riefen einen Uber und fuhren direkt nach Hause. Ema wollte noch mit Daniel zu Best Buy gehen, da er nach einem Laptop suchte (er hat tatsächlich keinen und jetzt wird ja alles auf online umgestellt). Ich nahm das als Gelegenheit um zu Barnes & Noble nebenan zu gehen. Das ist ein Büchergeschäft, vergleichbar mit Thalia zum Beispiel. Joaquin ging mit den anderen und ich splittete mich von den anderen ab und verbrachte Zeit im Bücherladen. Auch wenn ich selten lese, macht mir das Spaß, einfach so Bücher anzuschauen. Da merkt man was die Welt so bewegt. Ich war etwa 30 Minuten alleine dort und hatte als die anderen wieder kamen nur das Erdgeschoss durchgekämmt (es gibt noch ein Obergeschoss). Die anderen kamen daraufhin noch kurz mit ins Obergeschoss. Am Ende war ich kurz davor ein Buch im Angebot für 5$ zu kaufen, aber der Uber war so schnell da, dass ich fast schon gezwungen war, mich dagegen zu entscheiden. Daniel hatte übrigens keinen Laptop gefunden. Die günstigen bringen es eben nicht, wenn er mit Ingenieursprogrammen arbeiten muss. Der Uber-Fahrer brachte uns in seinem großen SUV sicher wieder zur Sierra Hall.

Auf dem Zimmer traf ich Peter wieder und zog aus einer Laune heraus mein Dr. Pepper-Shirt an. Peter meinte, ich brauche nur noch Sonnenbrille und eine Dose und ich könnte Werbung machen. Glücklicherweise hat Parker einen angefangenen 36er-Karton Dr. Pepper-Dosen. Ich setzte also meine Sonnenbrille auf und es folgten Fotos, die man in jeder Werbung problemlos zeigen könnte. Peter hatte dann noch die Idee zu einem kurzen Video in dem ich in Slow Motion aus der Tür gehe und den 36er-Pack in Szene setze. Wir haben schon verrückte Ideen. Wer mir auf Instagram folgt, hat das bestimmt gesehen. :D Wir gingen dann noch hoch zu Diana's Zimmer. Dort wurde nämlich schon der Cheesecake angeschnitten und ich aß noch ein Fünftel. Hach, das ist einfach das Beste! Leider waren wir etwas spät dran, die anderen verabschiedeten sich dann nämlich gleich von uns und auch wir gingen wieder auf unser Zimmer. Peter und ich waren aber noch nicht müde und schauten noch bis tief in die Nacht rein Videos auf YouTube, hauptsächlich Zusammenstellungen von America's Got Talent. Was man eben so macht, wenn einem langweilig ist. Um etwa 2:30 Uhr war dann Schluss. Mal sehen, was der morgige Tag so bringt.

-

Musikempfehlung des Tages: Dua Lipa - Don't Start Now

13März
2020

So schnell kann's gehen

Als ich heute aufstand ging es sofort mit News weiter. Ema schrieb hysterisch, dass allen internationalen Athleten geraten wurde, dass sie nach Hause fliegen sollen, da ihr Wohnheimplatz hier eventuell nicht gewährleistet werden kann. Das wurde dann wieder relativiert, als wir selbst zum Housing Office gingen und nachfragten. Bis zum 3. April ist erstmal alles sicher. Wir dürfen hierbleiben. Und danach wird geschaut, wie sich die Situation entwickelt hat. Hoffen wir mal das Beste!

Der nächste Schlag kam aber direkt hinterher: The Den wird nach Spring Break nicht mehr öffnen und nur wenige Essensmöglichkeiten auf dem Campus bleiben offen (The Overlook mit verkürzten Öffnungszeiten, Bytes, Pathways, die Läden in der Joe Crowley Student Union). Als ich also gegen 13 Uhr in die Mensa eintrat, sollte das mein letztes Mal gewesen sein. Unvorstellbar. The Den ist zu unserem sozialen Treffpunkt geworden. Quasi jeden Tag bin ich hier mindestens einmal hingegangen. Und das war's nun. Wir saßen uns nochmal alle zusammen an einen großen quadratischen Tisch. Die Mensa war merklich leerer als sonst. Es stimmte mich traurig. Nicht wegen der Essensmöglichkeit (das Essen war es oft auch gar nicht wert), sondern wegen der Veränderung. Aber naja, manchmal ist das eben so. Beim Herausgehen machte ich den Damen an der Kasse noch ein Kompliment für ihre Musikauswahl. Jeden Tag haben die eine andere Playlist aufgelegt und Musik aus allen unterschiedlichen Musikrichtungen gespielt. Da war für jeden was dabei. Bei den Hip-Hop-Playlists haben sie am Ende sogar nicht mal mehr die schmutzigen Wörter zensiert. Mutig! Das hat die ganzen Lunchs und Dinners jedes Mal aufgewertet. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass wir nochmal abends hingehen würden. Niemand wies uns darauf hin, dass The Den heute schon um 19:30 Uhr schließen wird. So standen wir abends vor verschlossenen Türen. So schnell kann's gehen.

Wir gingen danach vorsichtshalber zum OISS um uns zu erkundigen, ob es für internationale Studenten irgendwelche Anweisungen gibt. Die wussten aber auch nicht mehr als wir und sagten uns, dass wir auf jeden Fall erstmal hierbleiben können bzw. sollen. Danach machten wir dann den oben schon erwähnten Besuch beim Housing Office. Das ließ das Paniklevel etwas sinken. Es ging zurück in die Sierra Hall, wo ich erstmal noch eine Hausaufgabe fertigstellen musste. Ja, auch in Krisenzeiten ist studieren angesagt. Ich schaffte das allerdings recht schnell. Nach ein bisschen chillen im Konferenzraum brauchte Joaquin eine Ablenkung und fragte ob jemand mit Klettern gehen will. Ich entschied mich, mitzugehen.

Das ist mein zweites Mal Bouldern und ich schaffte sofort die Schwierigkeitsstufen 0 und 1 (es geht bis 10). Eine 2 ist für mich schon eine Herausforderung. Ich versuchte es, schaffte es aber nicht. Joaquin zeigte mir was ich beachten muss. Beim dritten oder vierten Versuch konnte ich mich dann auf einmal überwinden und erreichte die Spitze. Wahnsinn, das hätte ich nicht gedacht. Dann wagten wir uns raus. BaseCamp (so heißt die Kletterhalle) verfügt über eine Outdoorkletterwand direkt über dem Reno Arch. Bei Eröffnung war es sogar die höchste künstliche Kletterwand der Welt. So hoch hinaus sollte es für uns heute nicht gehen, aber zumindest zu den niedrigeren Wänden, die auch etwa 10 Meter hoch waren. Draußen bouldert man natürlich nicht, sondern man klettert mit einer automatischen Sicherung. Ich musste sie einmal austesten um ihr vertrauen zu können. Sie greift nämlich erst wenn man schon ein bisschen gefallen ist. Die erste Sekunde in der man sich wie im freien Fall fühlt kann einem da schon Angst machen. Ich versuchte einen der leichteren Parkours, aber schaffte es irgendwie nur zur Hälfte. Es wollte einfach nicht. Joaquin schaffte seinerseits auch den schwereren Parkours nicht. Wir gingen zur anderen Seite wo ein viel einfacherer Parkours auf mich wartete. Ich schaffte es bis ganz nach oben und Touristen winkten mir von unten zu. Nun da ich zum ersten Mal auf 10m-Höhe war, war es doch was anderes sich einfach fallen zu lassen. Aber es funktionierte. Ich versuchte sogar nochmal eine höhere Schwierigkeitsstufe und schaffte auch das. Ich werde zwar glaube ich nicht zum Kletterfuchs, aber es hat schon was, wenn man dann da oben angekommen ist. Wir ruhten uns innen ein wenig aus und beschlossen dann zu gehen. Ema und Reggy, die eigentlich nachkommen wollten, sagten beide ab und wir wollten noch in die Mensa gehen. Auf dem Rückweg wurde ich von Diana angerufen, die uns die Nachricht über die Schließung von "The Den" überbrachte. Wir konnten es nicht glauben.

Joaquin holte sich zwei Brötchen von der Tankstelle und ich begab mich in den Konferenzraum, wo ich mit Diana und Reggy was von Chipotle bestellte. Wir philosophierten noch ein wenig über die Situation. Ema kam wohl nur deswegen nicht mit zum Klettern, weil Carla unbedingt nochmal zum großen N (ja, es gibt tatsächlich ein großes N das auf den Berg nahe des Campus gemalt wurde) laufen wollte, bevor sie fliegt. Ja richtig, Carla hat sich schon entschieden zurürck nach Spanien zu fliegen. Am Montag soll es losgehen. Es ist krass, wie schnell sich hier alles verändert. Ich lief mit Reggy, Peter und Ema noch zu Walgreens um Eis zu holen und letztere holten sich auch noch was von Roberto's. Beides wurde genüsslich im Konferenzraum verzehrt. Jetzt kann man es ja auch krachen lassen. Wir verabredeten uns für morgen zum Shoppen gehen. Warum auch nicht?

-

Musikempfehlung des Tages: Bad Bunny feat. Drake - MIA

12März
2020

Ab jetzt wird alles anders...

Wow, wie beginne ich diesen Blogeintrag nur? Vermutlich stellt dieser Tag eine Zäsur da im weiteren Ablauf hier in Reno. Es ist einfach nur verrückt, was hier und auf der ganzen Welt gerade passiert. Am besten beginne ich einfach ganz normal mit meinem Tagesablauf.

Todmüde stand ich heute auf. Ich musste aber um 9 Uhr eine Präsentation halten, also half alles nichts, ich musste raus aus dem Bett. Gottseidank waren wir nicht direkt um 9 Uhr dran, sondern erst als zweite Gruppe. Destiny, Miguel und ich gingen nach vorne und präsentierten unsere leicht zu kurze Powerpoint über das La Niña-Phänomen im Pazifik. Mein Redepart lief okay, obwohl ich doch einige Male stockte. Die anderen werden es mir als Nicht-Muttersprachler verzeihen. Nachdem es fast keine Fragen gab, durften wir uns wieder hinsetzen. Mal sehen welche Note das gibt. Bestimmt keine schlechte, aber wenn es weniger als die volle Punktzahl gibt, würde mich das in meiner Gesamtnote nach unten ziehen. :P Wir fuhren mit der Vorlesung fort und es wurde sofort langweilig. Fast ein bisschen erleichtert ging ich zu GIS I. Heute waren so wenig Studenten wie noch nie da. Nur etwa 20-30 von 80. Scott wandte sich vor der Vorlesung persönlich an mich und fragte mich, wie es mir geht. Ich sagte, dass es mir gut geht, aber ich bin ein bisschen besorgt über die Entwicklungen, die gerade stattfinden. Er meinte, er musste an mich denken, da ich ja bei einer eventuellen Schließung des Campus nirgends hin kann. An dieser Stelle will ich erwähnen, dass Scott Kelley vermutlich der netteste, professionellste und hilfsbereiteste Professor ist, den ich in meinen über 5 Studienjahren kennengelernt habe. Man merkt, dass er sich kümmert und das ist fast das wertvollste, was man als Professor ausstrahlen kann. Zu Beginn der Vorlesung ging Scott dann nochmal auf die mögliche Schließung des Campus nach Spring Break ein. Die Nachrichten überschlugen sich. Isiah vom Baseball-Team, neben dem ich ein paar mal in den Labs saß, meldete sich und gab bekannt, dass zumindest einige Professoren ihre Kurse auf online verlegen. Ich war währenddessen auf Instagram unterwegs, wo Ema vor ein paar Minuten verlauten ließ, dass alle Sportler zu einem Emergency Meeting kommen sollen. Kurz darauf kam die Meldung, dass alle sportlichen Aktivitäten bis zum Rest der Saison abgesagt wurden. Damit sind alle College-Sportarten in der höchsten Liga der USA (der NCAA) gemeint. Das war ein Schock. Sie machen ernst. Kein Baseball mehr, kein Football Spring Game mehr, kein Leichtathletik mehr, kein Tennis mehr, gar nichts. Mir fehlten die Worte. Scott versuchte, die Vorlesung so normal wie möglich zu halten. Ich konnte leider an nicht viel anderes denken. Das Thema war zugegeben auch langweilig. Am Ende der Stunde wandte sich Scott nochmal wegen meines Projekts am Ende des Semesters an mich. Ich hatte nicht wirklich viel deswegen gemacht musste ich ehrlich zugeben. Aber wer weiß, vielleicht habe ich ab jetzt ja genug Zeit. Wir plauderten auf dem Weg noch ein wenig über die ganze Situation gerade. Ich hoffe einfach nur, dass das nicht das letzte Mal war, dass wir uns persönlich gesehen haben. Das wäre irgendwie nicht richtig. Ich ging ins Paul Laxalt Mineral Research Building wo Numerical Modeling anstand. Ich hatte die Hausaufgabe ja nicht und versuchte das so gut es geht zu verstecken. Später ließ Scott McCoy beiläufig verlauten, dass er unsere Codes eh nicht wirklich anschaut, sondern lediglich will, dass sie da sind. Einer aus der Klasse sollte vorstellen. Das war dann der einzige Code, den er wohl so richtig sah. Er ist wirklich ein richtig entspannter, kumpelhafter Professor, wie er im Buche steht. Wir fingen mit einem neuen Thema an. Diesmal sollen wir bis zur zweiten Woche nach Spring Break drei Dateien mit Wasserpegeldaten aus Chile einlesen und darstellen. Soweit so einfach, aber leider kamen die Daten in so einem komischen Format, dass man sich da erstmal durchkämpfen musste. Sah schwer aus, aber erstaunlicherweise gelang es mir, am Ende der Stunde bereits die erste Datei richtig darzustellen. Ich war von mir selbst überrascht. Das reichte dann aber auch.

Kurz nach 15 Uhr verließ ich das Gebäude und lief nochmal rüber zu Elements, wo ich mir ein Chicken Pesto-Sandwich als Mittagessen holte. Ich lief zur Sierra Hall und traf im Konferenzraum auf Peter und Jiwon. Später kamen auch noch einige der Athleten rund um Oli und Rayven rein, die wir länger nicht mehr gesehen hatten. Leider musste ich noch eine Mail schreiben und dann auch schon wieder weitermachen. Muscle Hustle stand mal wieder an. Zusammen mit Peter, der einfach nur so mitkam, lief ich zum E.L. Wiegand Fitness Center und traf auf die kleinste Gruppe, die wir je in diesem Kurs waren: 5 Leute + Mia. Letztere nutze das gleich aus und ging mit uns zu den "Weights", wo man für eine große Gruppe keine Platz hätte. Wir benutzten verschiedene Geräte, unter anderem auch Langhanteln mit Gewichten. Das heutige Workout war damit wohl das, was der Vorstellung von "Muscle Hustle" am nächsten kommt. Ich spürte es überall, aber man fühlte sich fit. Gus war auch da und erzählte zwischendrin beiläufig, dass er heute Geburtstag hat. Ich gratulierte natürlich sofort! Mit ihm habe ich mich über die letzten Wochen ein bisschen angefreundet und ich musste drüber nachdenken, was nun passiert wenn das unser letztes Muscle Hustle war. Aber konzentrieren wir uns aufs Wesentliche. Wir setzten uns am Ende in einem Kreis auf den "Turf"-Boden und jeder durfte sich noch eine Bauchmuskel-Übung aussuchen. Ich wählte "Bicycles". Alle waren jedoch recht fordernd nach diesem starken Workout. Wir verabschiedeten uns voneinander und Mia sagte, dass wenn sie die Fitness-Kurse jetzt absagen, sie trotzdem jeden Dienstag und Donnerstag zur gleichen Zeit im Fitnesscenter sein wird. Na immerhin! Ich traf Peter draußen und wir liefen zurück Richtung Sierra Hall. Und da kam sie dann, die Nachricht auf die alle irgendwie gewartet hatten: Nach Spring Break werden alle Klassen nur noch online stattfinden. Alle Studenten, die eine andere Bleibe in den USA haben, werden dazu angehalten, nach Spring Break nicht mehr zurückzukommen. An diesem Punkt waren wir nicht mal mehr überrascht. Man hatte es irgendwie kommen sehen, nachdem nach und nach jede Uni in den USA diese Maßnahmen ergriffen hat. Immerhin, der Campus bleibt erstmal offen, man bekommt Essen und darf die Computer und andere Einrichtungen nutzen. Eine Frage stellte sich aber für uns: Was ist mit unserer Wohnsituation? In der Mail hieß es nur, dass Studenten, die nicht über eine andere Bleibe verfügen, sich beim Housing Service melden sollen. Wir riefen an, aber keiner ging ran. Sie haben ja auch schon geschlossen. Etwas verwirrt gingen wir runter zum Front Desk in der Sierra Hall, wo uns Angelica (die wir bisher nur vom Sehen kennen) erklärte, dass sie auch nicht mehr weiß als wir. Sie haben aber heute Abend alle ein Emergency Meeting. Außerdem erklärte uns Angelica dann noch, warum Handdesinfektionsmittel nicht wirklich wirksam sind, weil die meistens nicht gegen Viren helfen, und lediglich einen Film um die Hand legen und die Viren nicht abschrubben. Seife sei das A und O. Da habt ihr es also gehört. Beides habe ich nun übrigens schon öfters gesagt bekommen. Wir gingen in den Konferenzraum, wo Reggy und Joaquin saßen. Zeitgleich kam eine weitere Mail mit einer Kurzumfrage, in der wir angeben sollten, ob wir im Wohnheim bleiben müssen (wegen eines triftigen Grunds) oder nicht. Wir wählten alle natürlich die erste Option. Mal sehen. Wir begannen zu überlegen. Was wenn alle Amerikaner nach Spring Break nicht mehr zurückkommen. Sind es dann nur wir Internationals, die in der Sierra Hall zurückbleiben? Das ist doch auch irgendwie doof. Wir diskutierten noch ein wenig über unsere Pläne, entschieden dann aber, erstmal Abendessen zu gehen. Vor dem Konferenzraum trafen wir Oli, die nun eventuell mit zu Rayven nach Idaho gehen will. Gibt ja hier nichts mehr für sie zu tun. In der Mensa gab es natürlich auch kein anderes Thema. Es war aber irgendwie nett, mit allen so zusammenzusitzen. Jeder macht ja aktuell das gleiche durch, da tut so ein gemeinsames Essen irgendwie gut. Kiki stieß später auch noch dazu (Reggy schenkte ihr einen ihrer Meal Swipes) und Ema kam auch zu unserem Tisch, nachdem sie etwa 30 Minuten alleine mit Leuten in Italien telefoniert hatte. Unsere Gruppe blickt ganz unterschiedlich auf die Situation. Auch wenn ihr keinen dieser Leute kennt, vielleicht interessieren euch die verschiedenen Schicksale (das klingt sehr dramatisch, ich geb's zu :D). Diana: Will erstmal hierbleiben, denn was soll sie jetzt in Deutschland. Sie hat aber überlegt nach Australien zu ihrem Freund zu fliegen, da ein Flug wohl aktuell nur etwa 250$ kostet. Aber sie müsste dort in Selbst-Quarantäne gehen, was das Ganze wieder ziemlich unattraktiv macht. Reggy: Ihre Eltern wollen, dass sie wieder zurück in die Philippinen kommt, da sie sich sorgen. Sie selbst will das aber nicht und bleibt deswegen hier. Joaquin: Auch er sieht keinen Anlass, nach Chile zurückzugehen. Hauptgrund dafür ist aber die wirtschaftliche Situation im Land, die wohl gerade so richtig nach unten saust. Peter: Er will hierbleiben, einfach weil er es will. Er kennt aber andere Südkoreaner hier, die kurzfristig Flüge gebucht haben und morgen die USA verlassen. Man fragt sich warum, denn Südkorea ist ja auch stark vom Virus betroffen? Die Antwort ist einfach. Zunächst ist man zuhause in gewohnter Umgebung und nicht in einem fremden Land. Der größere Punkt ist allerdings das US-Gesundheitssystem. Hier muss man unter Umständen viel Geld bezahlen und die Versorgung ist weniger zuverlässig als in Südkorea. Außerdem gibt es in den USA mit Sicherheit schon mehr Fälle als offiziell bekannt. Viele gehen hier einfach nicht zum Arzt, da sie das einiges kostet. Danke USA, da seht ihr wohin eure konservative Politik euch führt! Kiki: Sie ist ja Amerikanerin und hätte eine Bleibe hier. Sie fährt über Spring Break heim und will aber erstmal zurückkommen wenn sie kann. Das Housing Department hat den Amerikanern nur "geraten" nicht zurückzukommen. Nicht dass sie das müssen. Schauen wir mal. Ema: Sie trifft das Ganze vielleicht sogar am stärksten. Ihr gesamte Leichtathletik-Saison wurde abgesagt. Also gibt es auch keine Trainings mehr. Sie erwähnte mehrmals, dass sie nun keinen Sinn mehr hier sieht. Warum noch hierbleiben, wenn man nichts mehr machen kann? Sie suchte schon nach Flügen nach Italien, aber es gibt aktuell keine. Die Flugseiten geben einfach nur Fehlermeldungen aus. Auch sie meinte, sie wäre lieber bei ihrer Familie im abgeriegelten Italien, als hier nur rumzusitzen. Auch irgendwie verständlich. Sie sitzt aber erstmal hier fest. Und dann ich: Ich habe keine Intentionen jetzt nach Deutschland zurückzugehen. Dort wäre ich nicht unbedingt sicherer als hier. Außerdem habe ich hier noch Kurse (wenn auch online) und habe für alles bezahlt. Es ist vermutlich mein einziges Auslandssemester in meinem Leben und ich bin den USA. Ich mache hier das Beste draus. Vor allem bin ich nicht böse, dass diese Maßnahmen jetzt ergriffen werden. Ich bin nur etwas geknickt, weil es gerade jetzt passiert und der ganze spaßige College-Alltag nun einfach so zum Erliegen kommt. So stellt man sich sein Auslandssemester nicht vor. Ich habe noch einige andere in meinem Umfeld noch nicht erwähnt. Das liegt aber daran, dass ich von ihnen noch nichts weiß. Ich habe nur erfahren, dass Brooke vorhat, nach Spring Break wiederzukommen. Schauen wir mal. Wir verließen alle gemeinsam "The Den". Ein Polizeiauto parkte vor der Great Basin Hall. Komische Atmophäre auf dem Campus.

In der Sierra Hall ging ich erstmal ausgiebig duschen. Aus Spaß zog ich mir danach mein pinkes Shirt vom Basketballspiel im Januar an auf dem steht: Go, Fight, Cure! Peter machte mit und auch Reggy zog sich ihr pinkes Shirt an. Wir setzten uns in den Konferenzraum, wo einige noch Hausaufgaben machen mussten (ich übrigens auch, den Code von Numerical Modeling hatte ich immer noch nicht hochgeladen). Wir diskutierten ein wenig über alles, versuchten aber auch uns abzulenken. Peter skypte mit seiner Familie und Ema sprach etwa eine Stunde mit ihrer Mutter am Telefon. Auch ich skypte kurz mit meinem Vater. Es war schön, mal wieder direkt mit den Leuten zuhause zu sprechen. Gerade jetzt tut das auch irgendwie gut. Um etwa 23 Uhr kamen alle RA's in den Konferenzraum und berichteten von ihrem Emergency Meeting. Alle internationalen Studenten dürfen wohl hierbleiben. Der Wohnheim-Betrieb wird dennoch heruntergefahren, etwa auf das Wintermester-Level. In der Winterpause hat nur die Sierra Hall geöffnet und alle Studenten, die auf dem Campus wohnen wollen (was meistens nicht viele sind), müssen in die Sierra Hall ziehen. So ähnlich wird es nun auch laufen. Die Sierra Hall bleibt geöffnet und eventuell auch ein oder zwei andere Wohnheime. Immerhin, wir sind vorerst sicher! Der Abend klang langsam aus. Carla kam kurz herein und bat Joaquin und Ema um Hilfe bei ihrer Mathe-Hausaufgabe, die bis 23:59 Uhr fällig ist. Sie schaffte die Deadline nicht ganz und die anderen waren etwas genervt. Sie hat übrigens auch vor nach Spanien zurückzufliegen. Auch die Tennissaison ist ja abgeblasen. Nach und nach verließen alle den Raum und nur ich blieb als Letzter übrig. Ich versuchte mit meiner Mutter und meiner Schwester zu skypen, aber das WLAN, das auf irgendeinem Grund abends sehr sprunghaft ist, machte nicht richtig mit und so wurde es nur ein Sprachanruf mit den wichtigsten Sachen. Im Anschluss packte ich es dann aber auch. Wird auch Zeit, denn das Beste was man machen kann ist wohl erstmal eine Nacht drüber schlafen.

Ich habe gemerkt, dass dieser Eintrag sehr dramatisch formuliert ist. So nimmt man es eben wahr, aber vermutlich ist es das gar nicht. Zumindest aktuell nicht. Mir geht es jedenfalls gut und das wird es auch hoffentlich weiter. Ich habe hier Freunde, die im selben Boot sitzen. Wir können eh nur das Beste draus machen, also bringt es nichts, sich nun großartig aufzuregen. Es ist eben eine gewisse Melancholie eingetreten. Aber noch habe ich knapp 3 Monate(!) in den USA. Erstmal abwarten, was passiert. Ich hoffe es geht auch euch allen gut! Ich freue mich, dass mein Blog so fleißig gelesen wird und ich denke, es war eine gute Entscheidung ihn zu eröffnen. Es nimmt zwar manchmal Zeit in Anspruch (manchmal auch zu viel) aber das ist es wert. Wie gesagt, passt auf euch auf und macht das Beste draus. Vielleicht hat man nun endlich mal Zeit, Dinge zu tun, die man immer schon tun wollte. Vielleicht tut das den Menschen auch allgemein mal gut, sich einfach mal ein bisschen herunterzufahren. Wir schaffen das! Und Händewaschen nicht vergessen! :P

-

Musikempfehlung des Tages: Pixies - Where Is My Mind?

11März
2020

Apocalypse Now

Normalerweise gehe ich mittwochs ja immer ins Fitnesscenter, aber heute war ich so müde, dass ich einfach bis 11 Uhr durchschlief und meinen Tag mit "The Den" startete. Dort erfuhr ich leider, dass Reggy's Eltern ihr Hotel und ihren Flug storniert haben, da sie nicht wollen, dass sie nach Los Angeles fliegt (Coronavirus natürlich). Somit ist der ganze Los Angeles-Plan im Eimer und meine unoffiziellen Spring Break-Pläne auch. Klasse, aber mal sehen, wir werden doch wohl was finden, was wir tun können.

Nach fast 2 Stunden Rumsitzen in der Mensa ging ich dann in die Bibliothek um an der Climatology-Präsentation für morgen weiterzuarbeiten. Ich änderte noch ein bisschen was und formulierte meine Notizen für alle Parts, weil wir uns noch nicht entschieden hatten, wer was sagt. Mehr schaffte ich auch nicht, da um 16 Uhr schon wieder das Geography Colloquium losging. Heute war Anqi Xu von der University of Louisville da, die über die Zusammenhänge von Migrationsbewegungen und Grundstückspreisen sprach. Offenbar gibt es viele modelle, die den räumlichen Aspekt nicht berücksichtigen und so steigt in vielen Countys der USA sogar der Grundstückspreis, wenn sich eine Migrationsbewegung erstmal etabliert hat. Sie war schneller fertig als geplant aber die Fragerunde schien nicht aufzuhören. Am Ende stellte sich heraus, dass die Uhr im Raum zwischendrin einfach kaputtgegangen war und es eigentlich schon 16:55 Uhr war. Also doch recht pünktlich!

Ich begab mich danach in die Sierra Hall, um mich fertig zu machen. Mittwochs finden nun nämlich auch immer Tennistrainings statt und ich hatte Lust zu gehen, um meine Gedanken frei zu bekommen. Kurz vorher klärte ich noch mit meinen Präsentationspartnern von Climatology (Miguel und Destiny), wer was sagt. Miguel stellte daraufhin seinen Part nochmal ein bisschen arg um aber okay, soll er ruhig. Etwas verspätet wurde ich von Chris in seinem großen Truck abgeholt, diesmal ganz alleine. Wir unterhielten uns über das Corona-Virus und welche Folgen es potentiell haben kann, oder auch schon hat. Er erzählte mir, dass er wohl ein bisschen mit Aktien gehandelt hat und wegen der ganzen Krise nun einiges an Gewinn gemacht hat. Außerdem sprachen wir über Verschwörungstheorien der Chinesen und so weiter. Alles Unfug, aber Witze machen ist aktuell wohl das Beste. :) Wir kamen am Plumas Tennis Center an. Dort war nur Andy zu sehen, aber nach und nach trafen zumindest Bilal und Trenner (schreibt man das so?) ein und nach 30 Minuten auch Amy. Wir spielten uns lange ein, begannen dann aber mit einem Match. Im Doppel mit Trenner verloren wir klar mit 6:1 gegen Amy und Bilal. Es war knapper als es aussah, aber unsere Unforced Errors waren heute einfach peinlich. Während des Doppels ging die Sonne unter und ließ die Tennisanlage kurz in rot erstrahlen. Danach war es dunkel und die spärlichen Flutlichter gingen an. Man konnte den Ball gar nicht mehr richtig erkennen, aber es war noch okay. Ist eben keine Night Session wie in Flushing Meadows. Ich spielte im Anschluss noch ein Einzel mit Amy, die genau wie Chris und Andy am Wochenende nach Las Vegas zu einem Turnier fährt. Ich konnte gut mithalten, musste mich am Ende aber mit 4:2 geschlagen geben. Weiter kamen wir nicht, da ich mit Christopher wieder zurück musste. Er war ja meine Mitfahrgelegenheit. Wir stiegen ins Auto und Chris erzählte mir sofort von den Neuigkeiten: Alle Flüge von Europa in die USA sind ab sofort gestrichen. Wow, das traf mich irgendwie. Es wird nun ernst. Oder eher: Es ist bereits ernst geworden. Er telefonierte kurz mit seiner Mutter, die auch über Nikki sprachen (ich wusste, dass die beiden ein Paar sind!). Sie wäre wohl morgen nach Island geflogen zu einem Tennis-Turnier. Geht nun nicht mehr. Wir konnten es kaum fassen. Wir lasen außerdem davon, dass die NBA ihre Saison vorzeitig beendet, da ein Spieler von Utah Jazz positiv getestet wurde. Eine andere Meldung ließ verlauten, dass Tom Hanks ebenfalls den Virus hat. Es ist auf eine Weise unbegreiflich. Als wäre das der Beginn eines Katastrophenfilms. Wir beide waren uns einig, dass dies eine Zeit ist, an die wir uns bis an unser Lebensende zurückerinnern werden. Nicht nur durch unsere Erfahrungen. 2020 wird als das Corona-Jahr in die Geschichtsbücher eingehen. Es ist einfach nur noch verrückt. Die Atmosphäre in der ganzen Stadt schien mir auf einmal anders, als wir so durchs dunkle Reno fuhren. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung. Chris setzte mich vor dem Jot Travis Building ab. Hoffentlich sehen wir uns nach Spring Break nochmal zum Tennis-Training.

Ich kam in meinen Tennisklamotten in die Mensa, wo einige der anderen schon saßen. Es gab natürlich nur ein Thema. Alle waren... naja, nicht schokiert aber bedrückt. Wir ahnten alle, dass das für den Rest des Semesters nichts gutes bedeuten wird. Warten wir aber erstmal ab. Außerdem sind ja auch noch Hausaufgaben zu machen. Wir gingen in den Konferenzraum im 5. Stock, da der andere durch die RA's blockiert war. Der war erstaunlich voll mit unbekannten Gesichtern. Natalie vom Tennisclub war auch da. Wir setzten uns hin und machten erstmal ruhig unsere Hausaufgaben. Vorher hatten Peter und ich noch Wäsche in die Waschmaschine geworfen. Wir mussten also zwischendurch mal weg um die Sachen in den Trockner zu tun. Als wir zurückkamen lag einer der Tische seitwärts auf dem Boden. Laut Kiki hatte Ema einfach genug vom Lernen und hat ihn daraufhin umgeworfen. Ich glaube dem Ganzen nicht so recht, aber ich habe auch keinen Gegenbeweis. Wir stellten den Tisch wieder hin und versuchten, uns weiter auf unsere Hausaufgaben zu konzentrieren. Ich war mit der Vorbereitung auf die Präsentation fertig und musste eigentlich noch meinen Vulkankegel-Python-Code zu Ende schreiben. Leider kam ich nicht weiter und hatte am Ende auch irgendwie keine Kraft mehr, mich ernsthaft darum zu kümmern. Die ganze Corona-Sache ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich weiß, dass Scott gottseidank recht entspannt mit unseren Hausaufgaben umgeht, also muss ich mir keine Sorgen machen. Dennoch will man ja keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Aber ich schaffte es heute wirklich nicht mehr. Dann soll es eben so sein. Das Bett rufte mich und leider schlief ich mal wieder viel zu spät ein. Vielleicht machte ich mir einfach zu viele Sorgen. Wer weiß schon, was morgen passiert?

-

Musikempfehlung des Tages: Loyle Carner feat. Jordan Rakei - Ottolenghi

10März
2020

Kochen im North Valley

Prüfungstag! Und ich bin fast zu spät aufgestanden. 5 Minuten vorher kam ich im Klassenraum an und wir begannen erstmal mit einem Vortrag von einigen Studenten. Wir müssen unseren Vortrag am Donnerstag halten. Mal sehen wie das wird. Danach wurde aber der Test ausgeteilt und alle legten sofort los. Es war gar nicht so einfach, die ganzen Zettel, die man zum Nachschauen dabei hatte, zusammen mit der Prüfung auf einem kleinen Tisch zusammenzuhalten. Aber es ging. Die ersten Fragen (natürlich Multiple Choice) waren recht einfach und auch die nachfolgenden Fragen, bei denen man nur ein Wort einsetzen musste, gingen leicht von der Hand. Wir durften sogar bis zu drei Felder auslassen und bekommen dafür keine Punkte abgezogen. Ich ließ am Ende zwei frei, einfach weil ich mir nur zu 90% sicher war und nicht zu 100%. Hoffentlich hab ich das richtig verstanden. Komisches System irgendwie. Am Ende kamen dann aber drei offene Fragen für jeweils 5 oder 10 Punkte. Sie waren umfangreich und da die anderen Prüfungsteile vorher auch schon recht lang waren, wurde die Zeit knapp. Sonst ist es wohl üblich, dass nach der Hälfte der Zeit schon viele Leute abgegeben haben. Diesmal nicht. Fast alle schrieben noch bis zum Ende. Auch ich klatschte in den letzten zwei Minuten einfach alles aufs Papier was mir einfiel. Schauen wir mal, ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Ich rechne aber mit einer recht guten Note.

Danach ging es zu GIS I und Scott Kelley fing die Stunde etwas anders an als geplant. Er öffnete die WebCampus-Seite der UNR, auf der derzeit ein großer Hinweis auf Maßnahmen wegen des Coronavirus prangt. Er begann damit, alle Eventualitäten aufzuzählen, die nun passieren können. Alle Uni-Angestellten haben wohl eine Mail bekommen, sich darauf einzustellen, alle Kurse auf Online-Kurse umzustellen. Normalerweise würde ich sagen, dass das nur eine Vorsichtsmaßnahme ist und er uns lediglich informieren will, allerdings hatte ich das Gefühl, dass da tatsächlich etwas zu viel Ernst in seiner Ansprache drinsteckte. Das machte mich schon etwas besorgt. Was, wenn das nach Spring Break wirklich passiert? Wie sieht das Uni-Leben dann aus? Und ist das wirklich mein Auslandssemester? Das, in dem alles durch das Coronavirus lahmgelegt wurde? Er betonte auch, dass wir alle doch bitte zuhause bleiben sollen, wenn wir uns krank fühlen. Er sagte sogar wörtlich, dass er uns aus diesem Klassenraum kicken wird ("kick your ass out"), wenn er jemanden entdeckt, der augenscheinlich krank ist. Wow, na schauen wir mal, wie sich das Ganze noch entwickelt. Danach machte er weiter mit einem recht langweiligen Thema, das sich um Distanzmessungen usw. drehte.

Danach war natürlich "The Den" angesagt und danach wieder der Konferenzraum. Ich bekam allerdings nicht viel gebacken, da ich mich hauptsächlich um Spring Break kümmerte. Wir planen immer noch, zu Reggy nach Los Angeles zu fahren (oder zu fliegen). Die Pläne werden langsam konkreter, aber ich will noch bis Donnerstag Abend warten, bis ich etwas buche. Wie sich später herausstellen sollte, war das auch gut so.

Muscle Hustle war danach angesagt. Ich ging mit Diana und wow, heute war es total intensiv! Habt ihr schon mal einen schweren Schlitten über etwa 15 Meter geschoben und dann an einem Seil wieder zurückgezogen? Oder auf einem Gummiball Planks gemacht, bei denen ihr eure Fäuste in den Ball pressen solltet? Dann wisst ihr bestimmt was ich meine. Ich war danach richtig fertig und auch Diana fühlte sich nicht sonderlich gut. Sie fühlte sich sowieso schon die ganze Woche etwas kränklich und ich glaube das hat nicht wirklich geholfen. Schauen wir mal!

Ich duschte im Anschluss und wusste dann nicht was ich tun sollte. Ich brachte irgendwas mit meinem Zeitplan durcheinander und stand auf einmal ohne Plan da. Kiki und Reggy fragten mich, ob ich nicht mit zum Haus von Kiki's Cousine in Reno kommen will. Sie muss dort "Haussitten" und Reggy will das ausnutzen um zu backen. Kiki wollte außerdem eine Casserole (eine Art Auflauf) machen. Ich überlegte kurz und entschied mich dann aber, einfach mitzukommen. Kiki stand schon unten, diesmal in einem Truck, der wohl ihren Eltern gehört. Die Rücksitzbank ist super eng und besteht nur aus zwei kleinen Sitzflächen, die sich gegenüberstehen. Reggy nahm dort Platz und schaute die ganze Zeit also seitwärts. Dafür ist die Ladefläche des Trucks überdimensional. Komisches Design. Wir fuhren los und wir waren nicht mal 20 Meter gefahren, da mussten wir anhalten, da das Auto vor uns auf einmal anhielt und rückwärts fuhr. Soweit so normal. Aus irgendeinem Grund schien das Auto aber nicht anzuhalten. Kiki hupte und wollte noch den Rückwärtsgang einlegen aber es war schon zu spät. Das Auto krachte in unseres und wir konnten es kaum fassen. Aus dem anderen Auto stieg eine Frau aus, die richtig aufgelöst schien. Es tut ihr Leid und sie wusste nicht wie das passieren konnte und es ist ihre Schuld usw. Gottseidank sah man an beiden Autos keine Delle (es grenzt an ein Wunder). An Kiki's Truck war eine kleine Schramme zu sehen. Sie bekam die Nummer der Frau und den Rest werden wohl ihre Eltern erledigen. Krass! Da wirklich sonst alles okay war, setzten wir unsere Reise danach einfach fort und fuhren zum Haus von Kiki's Cousine im North Valley, etwa 10 Minuten nördlich von Reno. Es war ein typisches amerikanisches Haus in einer typischen amerikanischen Wohngegend. Eine amerikanische Flagge hing draußen dran und man betrat die Wohnung durch die Garage. Im Haus wohnt auch eine Katze, Bunny, deren Schwanz nur noch wenige Zentimeter lang ist. Sie war sehr zutraulich. Da wir noch ein paar Zutaten brauchten, fuhren wir nochmal zu Raley's, etwa 3 Minuten entfernt. Die anderen deckten sich mit ihren Zutaten ein und ich kaufte noch ein paar Alltagssachen. Raley's kann ich wirklich nur empfehlen. Das ist wenigstens ein richtiger Supermarkt mit normaler Auswahl, nicht so wie Walmart. Es ging wieder zurück zum Haus, wo die beiden gleich loslegten. Reggy backte Spanish Bread und Schokoladen-Bananen-Cupcakes. Auch Kiki fing mit ihrer Casserole an. Ich bat meine Hilfe an, aber da beide ihr Ding machen wollten, wandte ich mich meinen Hausaufgaben zu, bei denen ich ein ganzes Stück weiterkam. Nach fast einer Stunde war es dann soweit. Die Casserole war fertig. Es war wie ein Auflauf (aber nicht wirklich überbacken) aus Nudeln, Fleisch, Käse und Zwiebeln. Es schmeckte sehr gut und man konnte vor allem schmecken, dass es selbstgemacht war und nicht industriell hergestelltes Essen ist (*hust* "The Den" *hust*). Später waren auch Reggy's Brot und Cupcakes fertig. Einfach nur himmlisch. Ich kann verstehen, warum ihr Back-Business (sie hat wirklich eins!) in den Philippinen so gut geht! Kiki bezeichnete das Spanish Bread sogar als das beste Brot, das sie je gegessen hat. Okay, das ist typisch amerikanisch bestimmt übertrieben, aber bei dem Brot, was die hier haben, würde es mich nicht mal wundern. Natürlich machten wir noch viele andere Dinge im Haus, wie z.B. Klavier spielen oder den Schlüssel für die Vordertür suchen, da der irgendwie weg war. Gegen 23 Uhr (es war viiiel später geworden, als ich gedacht hätte) fuhren wir dann wieder zurück zur Sierra Hall. Wir kamen noch kurz in den Konferenzraum, wo die anderen sich freuten, dass wir ihnen was leckeres mitbrachten. Großartig produktiv wurde es heute nicht mehr, auch wenn ich später im Bett nochmal versuchte, meinen Python-Code zu verfeinern. Es fehlt nur noch ein kleiner Schritt, aber ich bekomme es nicht gebacken. Dann stürzte auch noch mein Programm ab. Ganz toll. Mal sehen, wie es morgen wird. See you guys!

-

Musikempfehlung des Tages: YNW Melly - Suicidal

09März
2020

Coffee Shops in Kansas, eine Druckerflut und Late Night Pizza

Montags - spät aufstehen, Fitnesscenter, Mensa, ihr kennt das Prozedere. Und ihr kennt auch das weitere Prozedere: Konferenzraum. Ich hatte zwar vor zu lernen für meine morgige Prüfung aber das geriet etwas in den Hintergrund. Spring Break steht ja vor der Tür und ich muss mich langsam mal entscheiden, was ich mache. Reggy kam mit einer schlechten Nachricht in den Raum: Ihre Eltern, die eigentlich vorhatten über Spring Break zu kommen, haben ihre Flüge storniert. Sie haben zu viel Angst, am Ende der Woche nicht mehr zurück in die Philippinen zurückkehren zu dürfen. Der Grund ist aktuell allgegenwärtig: Der Corona-Virus. Jiwon hatte auch schon überlegt, ob sie ihren Ausflug nach Los Angeles absagt, da es dort einige Fälle mehr gibt. Reggy war sehr geknickt und traurig. Ihre Eltern haben ihr Hotel in Los Angeles allerdings noch nicht storniert und boten ihr an, dass sie es doch zusammen mit Freunden nutzen könnte. Und da komme ich ins Spiel. Eine gratis Unterkunft in Los Angeles für eine Woche? Klingt schon verlockend. Ich war zwar schon einmal in Los Angeles und hab die ganzen Touri-Orte schon gesehen, aber die gesamte Gegend ist so groß, da gibt es noch so viel zu sehen. Ich werde es mir auf jeden Fall überlegen.

Um 17:30 Uhr ging es dann zu meinem GIS Lab, wo wir heute Attribute eines Shoppingcenters in Manhattan, Kansas bearbeiten sollten und im Anschluss die besten Standorte für einen neuen Coffee Shop in der Stadt heraussuchen sollten. Falls ihr da Bedarf habt, sie liegen südöstlich der Kansas State University und ich kann euch sogar die Property-Nummern sagen. Natürlich dauerte das mal wieder lange, sodass ich um 21 Uhr zu Late Night at the Den gehen musste. Ich traf auf Carla und setzte mich zu ihr. Das ist das erste Mal, dass ich mit ihr alleine abhing und ich konnte sie somit ein bisschen zu ihrer Tenniskarriere befragen. Sie hat sogar drei Jahre später angefangen als ich. Allerdings war sie schon mal unter den WTA 15000. Das kann ich dann nicht nachweisen. Ich wundere mich, wie ein Match zwischen uns beiden aussehen würde. Vielleicht klappt das ja mal, wäre irgendwie cool. :P

Im Anschluss ging ich nicht zum Konferenzraum, sondern in die Bibliothek. Ich musste nämlich noch meine Notizen für die Climatology-Prüfung morgen fertigstellen und danach ausdrucken. Wir dürfen nämlich alle Notizen zur Prüfung mitnehmen. Und damit ist wirklich alles gemeint, außer digitales. Ich wollte also auch alle Powerpoint-Präsentationen der Vorlesung ausdrucken. Sicher ist sicher. Ich brauchte bis etwa 23 Uhr bis ich meine Notizen fertig hatte. Ich begab mich dann zu einem der unzähligen Computer und versuchte alles auszudrucken. Die Powerpoint-Folien natürlich in klein und 9 pro Seite, doppelseitig. Jedes Blatt kostet ja was, also sollte man sparen wo man kann. Ich sendete alle Druckaufträge ab, aber als ich zum Drucker ging und meine WolfCard durch den Kartenleser zog, tauchten sie nicht auf. Das kann eigentlich nicht sein. Ich sendete die Aufträge nochmal, immer noch nichts. Erst nach zu langer Zeit stellte ich fest, dass ich eine Seite ja in Farbe drucken wollte, der Farbdrucker aber auf der anderen Seite des Stocks sind. Ich ging also zum richtigen Drucker und fand dort meine Aufträge vor. Allerdings sah ich dann den Preisunterschied zwischen Farbe (0.90$) und Schwarz-Weiß (0.24$) und entschied mich am Ende doch für eine Schwarz-Weiß-Ausgabe. Das alles hätte also nicht sein müssen. Der Rest ging dann aber wie am Schnürchen und am Ende hielt ich eine Flut an Zetteln in der Hand, die insgesamt bestimmt 2$ gekostet haben. Na mal sehen ob es das wert war. Wenn auch nur irgendwas auf diesen Zetteln mir morgen weiterhilft, würde ich sagen ja.

Um exakt 0 Uhr verließ ich die Bibliothek. Ich kam gerade in der Sierra Hall an, da schrieb mich Peter an, dass ich in den Konferenzraum kommen soll. Ich kam also in den 4. Stock und fand Peter, Reggy, Diana und Ema, die auf einer Laune heraus gerade Pizza bei Domino's bestellt hatten (kann man ja mit FoodBucks bezahlen) und auch ansonsten eine ziemlich gute Zeit zu haben schienen. Sie schafften es, mich wieder wach zu bekommen (es war ja schon spät) und als die Pizza kam, durfte ich sogar mitessen! Und ohne Domino's zu viel zu loben, aber die Pizza mit weißer Sauce, Spinat, Zwiebeln und Kräutern war eine der besten (Ketten-)Pizzen, die ich je gegessen hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass eine Pizza um 1 Uhr eigentlich immer gut schmeckt. Aber dennoch Hut ab an die anderen für die beste Idee des Tages! Gesättigt und mit einer Menge Gossip aufgeladen ging es um 1:30 Uhr endlich ins Bett, wo es dann auch lange dauerte, bis ich einschlief. Ich hab ja nur eine Prüfung um 9 Uhr am nächsten Tag - nichts worüber man sich Gedanken machen sollte... :)

-

Musikempfehlung des Tages: Post Malone - Rich & Sad

08März
2020

Lazy Sunday

Nach den vier Stunden Schlaf letzte Nacht kostete ich ich es diese Nacht so richtig aus und schlief bis 11 Uhr. Leider war Zeitumstellung (aktuell bin ich nur 8 Stunden von Deutschland entfernt!) und so wurde es eine Stunde weniger als ich sonst hätte schlafen können. Meistens spüre ich das nicht, aber ich bilde mir ein, dass ich den Unterschied diesmal gemerkt habe. Nun gut. Ich machte mich fertig für's Tennis-Training. Peter verbrachte den Tag heute am Lake Tahoe (da war ich ja quasi gestern schon), deswegen war nur ich heute dabei. Gegen 11:45 Uhr wurde ich heute nicht von Christopher sondern von Nikki, die auch im Tennisclub ist, abgeholt mit Christopher auf dem Beifahrersitz (sind die beiden ein Paar..?). In einem kleinen weißen Auto, das viel zu klein für Amerika ist, ging es zu den Plumas Tennis Courts, wo wir heute nur zu neunt waren. Wir spielten ein paar Spiele und ich schaffte es bei einem vom "Loser-Court" zum "Winner-Court" und gehörte somit zur besseren Hälfte des Feldes (um mich mal selbst zu loben :D). Am Ende verlor ich aber zusammen mit Christopher das 105-Spiel. Aber ich erspare euch an dieser Stelle weitere unwichtige Tennis-Details. :D

Es ging wieder zurück zum Campus und nach einem kurzen Stop in der Mensa begab ich mich in mein Zimmer, wo ich ganze 3 Stunden nichts machte. Nichts produktives, ich schlief nicht, ich lungerte einfach nur so rum und beschäftigte mich. Und es machte mir nichts aus. Die letzten Tage waren anstrangend genug, da darf man das mal machen. Peter kam irgendwann zurück, wir gingen in die Mensa und anschließend in den Konferenzraum. Tja, und da sind die alten Muster wieder. Es ist irgendwie lustig, wie man jeden Sonntag abends wieder die gleichen Gesichter in der Mensa sieht und später alle wieder in den Konferenzraum gehen. Da merkt man, dass die Woche wieder losgeht. Ich bereitete mich ein wenig auf meine nächste Midterm-Prüfung am Dienstag vor. Die anderen gingen erstaunlich früh ins Bett. Es waren wohl alle ein wenig geplättet. Die einzigen die blieben waren Ema und Carla, die beide an die 15 Stunden(!) nach unserem Skiausflug geschlafen hatten. Ema half Carla bei ihrem Mathe-Quiz und machte es am Ende fast komplett für sie. So geht's natürlich auch. Ab 0:30 Uhr packten wir es dann. Wurde auch Zeit.

-

Musikempfehlung des Tages: Francesco Gabbani - Il sudore ci appiccica

07März
2020

Warum nicht mal Skifahren gehen?

Ja, warum eigentlich nicht? Das dachte ich mir, als mich gestern Ema fragte, ob ich mitkommen will. Sie kennt wohl jemanden, der für eines der etwa 20 Ski Resorts in der Gegend freie Tagespässe hat. Ich bin zwar seit 8 Jahren (oder länger?) nicht mehr Ski gefahren aber hey, ich bin in meinem Auslandssemester und ich wohne auch noch so nahe an der Lake Tahoe Area, dass man es fast ausprobieren muss. Einen Nachteil gab es: Ich musste früh aufstehen. Das Resort ist tatsächlich das, das am weitesten von Reno entfernt liegt. Die Fahrt dauert über 1,5h und um möglichst den ganzen Tag auskosten zu können, wollten wir schon um 7:10 Uhr losfahren. Die anderen hatten eher weniger Lust darauf, was entweder an Joaquin's Party in der Nacht vorher lag oder daran, dass sie einfach nicht daran interessiert sind. Tja, Pech! Ema überzeugte wohl am Abend vorher noch zwei ihrer Freundinnen aus dem Tennis-Team und so waren die fünf Plätze vergeben.

So begab es sich also, dass ich um 6:45 Uhr nach 4 Stunden Schlaf laut von meinem Wecker geweckt wurde, mich fertig machte und um etwa 7:10 Uhr im Eingangsbereich der Sierra Hall auf Ema und Carla (aus Spanien) traf und wir zu Evan ins Auto stiegen. Evan kommt aus den El Dorado Mountains in Kalifornien, zwischen Lake Tahoe und Sacramento und ist in seinem letzten Jahr an der UNR. Sein Vater arbeitet in Teilzeit beim Sierra-at-Tahoe Ski Resort und hat daher die Pässe gratis bekommen. Wir fuhren zuerst zum Wolf Pack Tower um dort Eliza abzuholen. Sie kommt aus Russland und ist auch Teil des Tennis-Teams. Im Anschluss wurde dann noch ein kurzer Stop bei Starbucks eingelegt und zwar genau bei dem Starbucks neben meinem Great Clips-Friseur (ich sah sogar meine Friseurin) und bei dem Starbucks in dem Evan nebenher arbeitet. Seine Bestellung war damit 50% günstiger. Ich bestellte mir einen Iced Green Tea, der richtig gut tat um wach zu werden. Wir fuhren dann Richtung Carson City und noch weiter bevor wir nach Westen abbogen und die Berge hinauffuhren. Das Wetter änderte sich schlagartig und auf einmal fanden wir uns in einer Schneelandschaft wieder. Irgendwann erschien dann auch Lake Tahoe zu unserer rechten Seite. Ein atemberaubender Anblick! Wir kamen wieder in besiedeltes Gebiet und erreichten irgendwann eine Ansammlung von Casinos. Es war klar, was folgte: Die Grenze zu Kalifornien! Auf einmal befanden wir uns in South Lake Tahoe, dem größten Ort am Ufer des Sees. Und es wurde so touristisch wie es nur geht. Viele Leute überall, viele Einkaufsmöglichkeiten und ein großes Ski-Resort, das in den Ort übergeht. Das soll aber noch nicht unser Zeil gewesen sein. Eine kurvige Seitenstraße und noch ein paar Höhenmeter später bogen wir links ab und auf einmal waren wir da: Sierra-at-Tahoe! Wir zogen uns so gut es geht um. Evan war natürlich gut vorbereitet und hatte seine ganze Ausrüstung dabei. Er fährt seit seiner Kindheit Ski und das macht er auch immer noch regelmäßig. Ema hatte zumindest das passende Outfit dabei. Ich hatte Thermounterwäsche, was sich später als kluger Schachzug herausstellen sollte. Carla und Eliza hatten quasi nichts mit. Einen Teil der Kleidung bekamen sie von Evan, der noch Jacken und Helme übrig hatte. Ich bekam sogar auch eine coole Ski-Jacke und eine Sonnenbrille. Den Rest mussten wir uns aber leihen. Die Hauptcombo aus Skiern, Schuhen und Stöcken hatte ich gestern schon etwas günstiger gebucht (also für 50$). Ich muss dazu sagen, dass das Sierra-at-Tahoe schon ein etwas teureres Resort ist. Die Gratis-Pässe für einen Tag würden normalerweise 110$ pro Person kosten. Da hatten wir schon Glück. Leider brauchte ich auch noch einen Helm und eine Hose, sodass ich am Ende 82$ zahlte. Naja, das geht schon mal. Wir holten uns noch die Pässe ab und lernten dabei Evan's Vater Ron (von der Ski Patrol) und dessen guten Freund Omar kennen. Beide sollten uns den ganzen Tag über beim Skifahren begleiten und waren stets fröhlich und nett. So macht das doch gleich viel mehr Spaß! Ach ja, die Frau an der Passausgabe hatte offenbar ein paar Probleme mit unseren ausländischen Ausweisen, die wir vorzeigen mussten. Besser gesagt mit meinem. Ich kann es mir nicht erklären, aber auf meinem Pass stand am Ende nicht mein Name, sondern mein Geburtsort, den sie als Name gedeutet hatte: Mark Tredwitz. Ich muss zugeben, das ist einfacher als mein wirklicher Name. :D

Vor der ersten Abfahrt war ich schon etwas angespannt. Eigentlich hatte ich es damals im Skilager gelernt, aber ob ich das nach so vielen Jahren noch weiß? Wie sich herausstellte, hatten Carla und Eliza noch weniger Erfahrung als ich und zwar gar keine. Ich beschloss also, mich für die erste Fahrt auf dem Bunny Hill (dem einfachsten Hügel) an die beiden ranzuhängen. Evan erklärte sich bereit, den beiden die Grundlagen zu lehren. Und so startete die erste Fahrt mit dem Lift und meine erste Skifahrt seit langem. Die ersten Züge waren zwar etwas holprig, aber ich konnte mich tatsächlich an die Basics erinnern und kam am Ende viel früher und viel lässiger unten an als Carla und Eliza. Ron, Omar und Ema (die letzteren beiden übrigens mit Snowboard statt Ski) standen auch unten und wir stellten fest, dass das bei den beiden wohl etwas länger dauern würde (was auch verständlich ist). So splitteten wir uns kurzerhand von den anderen ab und nahmen gleich mal den Lift zum Nob Hill, der zu einigen anderen Anfänger- aber auch Fortgeschrittenen-Pisten führte. Der Lift war übrigens sehr alt, eng und ohne richtige Sicherung. Sowas würde in Deutschland nicht mehr durchgehen. Aber das war gottseidank nur bei diesem so. Wir überstanden die Lift-Fahrt und fuhren den Upper Main-Kurs runter, der auf einmal in den Lower Main-Kurs mündete. Und der war nicht mehr grün (Anfänger) sondern blau (Mittel). Außerdem war es genau die steile Piste, die mir als erstes Angst gemacht hat, als wir angekommen sind und ich hatte mir schon gesagt, dass ich da heute nicht runterfahren werde. Tja, aber da stand ich nun. Die zweite Abfahrt und schon schaue ich einen steilen Abhang hinunter ins Tal. Ich hätte auf die grüne Corkscrew-Piste ausweichen können, aber ich traute mich und stürzte mich mit den anderen den Lower Main hinunter. Und was soll ich sagen, auch wenn meine Technik etwas zu wünschen übrig lässt, ich kam ohne Schrammen und ohne Unfälle runter und war fast ein wenig überrascht von mir selbst. Ich hatte nun Blut geleckt und erkundete mit Ema, Ron und Omar gleich noch mehr Pisten. Die blaue Marmot-Piste war als nächstes dran. Diese war ein bisschen enger und führte richtig durch den Wald. Am Ende kam man an einem anderen Lift an, der einen wieder rauf auf dem Berg führte. Oben konnte man sich dann gleich die blaue Escape bzw. Upper Sleighride und die grüne Lower Sleighride runterstürzen. Ich konnte es kaum fassen, aber es machte Spaß! Und ich konnte mithalten mit den anderen! Ich begann das erste Mal zu verstehen, warum so viele Leute so fasziniert vom Skifahren sind. Es ist schon eine coole Kultur irgendwie. Man muss es eben nur können. Und eventuell ein bisschen Geld haben.

Unsere Freuden wurden etwas getrübt als es anfing zu schneien. Erst nur ein bisschen, dann aber richtig (also richtig dicke Flocken)! Später fand ich heraus, dass in Reno keine einzige Flocke gefallen ist. 1000m Höhenunterschied eben. Für das Ski-Resort bedeutete das allerdings, dass einige Lifte, vor allem die die zum Grandview und zur Backside führten, geschlossen werden mussten. Der Wind machte das unmöglich. Naja, dann ging es eben noch ein paar Mal den Nob Hill rauf. In der Zwischenzeit hatte es Evan geschafft, den anderen beiden ein bisschen was beizubringen, aber vor allem bei Eliza sah das alles noch sehr holprig aus. Er wollte nun auch mal loslegen und stürzte sich daraufhin den Lower Main in einer Geschwindigkeit hinunter für die man wohl lebensmüde sein muss. Aber sowas kann man eben nach über 15 Jahren Ski-Erfahrung.

Es war dann schon 14 Uhr und wir waren alle hungrig und durstig. Wir gingen in eine der Stuben am Resort und mir fielen erstmal die Augen aus dem Kopf als ich die Preise sah. Etwa 15$ für einen normalen Burger. Jap, man darf echt nicht arm sein wenn man gerne Ski fährt. Gottseidank ist Ron ja ein Mitarbeiter beim Resort und bekommt daher alles 50% günstiger - für uns alle. Ich bestellte eine Poutine (die nicht kanadisch war) und ein Getränk für über 16$ und musste nur 8$ bezahlen. Das wäre auch so ein angemessener Preis gewesen. Aber eben nicht in der Ski-Welt. Das Essen schmeckte gut, es gab (gar nicht mal so gute) Live-Musik und im Fernsehen wurde die XFL übertragen. Ich nutzte die Pause um mich meinen zahlreichen Social Media-Nachrichten und -Posts zu widmen. Da schaut man mal 4 Stunden nicht auf sein Handy und dann sowas. Ema unterlief bei ihrer Social-Media-Pflege ein kleiner Fehler, als sie ein Lift-Video auf ihrem offiziellen Instagram-Kanal postete (sie hat tatsächlich einen offiziellen und einen privaten). Sie vergaß, dass ihre Krafttrainerin ihr folgt. Genau wie die anderen Athleten auch, dürfte sie heute eigentlich gar nicht hier sein. In ihrem Vertrag heißt es, dass Athleten keinen verletzungsanfälligen Aktivitäten nachgehen dürfen, sonst kann ihnen ihr Stipendium weggenommen werden. Skifahren ist da eigentlich das schlimmste was man machen kann. Aber alle Athleten, die ich bisher kennengelernt habe, setzen sich ab und zu darüber hinweg und ich kann sie auch ein bisschen verstehen. Immerhin will man ja auch mal leben und nicht seine Hobbys bedingungslos aufgeben. Gottseidank gab es bis jetzt keine Konsequenzen und ich denke das wird auch so bleiben, da muss schon mehr passieren.

Nach der Pause trödelten die anderen etwas zu sehr. Die Lifte schlossen um 16 Uhr und wir hatten nur noch eine Stunde. Nachdem wir erst 15 Minuten nach Carla's Handschuh gesucht hatten und uns dann entschieden hatten, wohin es gehen soll, stiegen wir in den Lift zum Marmot und Beaver-Hang. Oben waren sich Carla und Eliza nicht sicher, was sie machen wollen. Eliza blieb am Ende auf dem Bunny Hill aber Carla traute sich. Sie schlug sich gut, allerdings verzögerte sie das Ganze ungemein, da sie sehr langsam unterwegs war. Evan blieb stets bei ihr und es tat mir etwas leid, dass gerade er am Ende nur eine richtig schnelle Abfahrt machen konnte. Wir nahmen noch einen letzten Lift zum Escape und den Sleighrides und das war's dann. Umgezogen, alles zurückgegeben, Gruppenfoto gemacht und sich von Ron und Omar verabschiedet und bedankt. Natürlich hatte ich Glück, dass ich jemanden kannte, der jemanden kennt, der gratis Tagespässe für dieses Ski-Resort hat. Aber ich bereue es am Ende nicht, ja gesagt zu haben. Ich hatte heute um einiges mehr Spaß als ich vorher gedacht hätte. Und auch wenn ich vermutlich nicht zum Ski-Freak werde, habe ich doch vor, es in Zukunft öfters zu versuchen. Die Message dahinter: Traut euch was! Wenn es dann doch nicht cool ist, habt ihr wenigstens eine nette Geschichte zu erzählen. :)

Auf der Heimfahrt sprach ich fast ununterbrochen mit Evan über alles mögliche: Sport, Autos, Verletzungen, Musik. Über was man eben so spricht wenn man jemanden kennenlernt. Evan ist ein echt netter Typ, der schon viel erlebt hat und so einiges dummes Zeug gemacht hat. Es ist schon irgendwie verrückt, wie viele Leute ich hier gefühlt jede Woche kennenlerne. Auch das bringt ein Auslandssemester eben so mit sich. Die Mädels schliefen auf der Rückbank übrigens nach und nach ein und bekamen von dem ganzen Gespräch nur wenig mit. :D

In der Sierra Hall angekommen, verabschiedete ich mich von Ema (und bedankte mich!), die leider meinte, dass sie sich etwas kränklich fühlt. Ich denke, wir brauchen alle jetzt erstmal Ruhe. Ich sprang erstmal unter die Dusche und traf mich dann nochmal kurz mit Joaquin, Reggy, Diana und Peter zum Abendessen in der Mensa. Wir tauschten uns über unsere Tage aus und ich hatte eindeutig den besten (:P). Im Anschluss ging ich nochmal in den Konferenzraum um Hausaufgaben zu machen. Ich schaffte sogar ein bisschen was. Unter anderem diesen und den gestrigen Blogeintrag, die ich mal wieder viel zu ausschweifend formuliere. Ich hoffe ihr freut euch darüber! :D See you!

-

Musikempfehlung des Tages: Francesco Gabbani - Amen

06März
2020

Der älteste wird älter

Es ist Freitag - spät aufstehen und ab ins Fitnesscenter! Diesmal war es sogar besonders spät, aber naja, ich kann mir die Zeit ja nehmen. :D Um 12:30 Uhr ging's in die Mensa, die heute mal wieder übervoll war wegen dem "Nevada Bound"-Programm, wo Schüler sich die Uni anschauen können. Zusammengepfercht aßen wir allerdings recht gutes Essen! Ist ja immer eine Wundertüte "The Den".

Nachmittags wollte ich zwar etwas mit Uni weiterkommen, aber das schlug ein wenig fehl, da Peter und Diana sich spontan dazu entschlossen zu Walgreens zu gehen und was für Joaquin zu kaufen. Der hat nämlich morgen Geburtstag und will heute reinfeiern! Er wird stolze 24! Er ist damit quasi offiziell der älteste unser Gruppe. Und dabei wird mir auch klar, dass ich ja der zweitälteste bin und auch in unter einem Monat 24 werde! Das klingt für mich noch immer komisch. Ich fühle mich noch gar nicht so alt (oh Gott, jetzt fange ich schon damit an). Hier in der Gruppe gehöre ich zu den ältesten, aber zuhause in Dresden bin ich eigentlich oft einer der jüngsten. Und irgendwie merke ich da fast keinen Unterschied. Bis auf die Extreme vielleicht. Die jüngste hier ist Oli (18) und das merke ich schon gelegentlich. Zuhause ist es auch anders, wenn ich mit einem 28-Jährigen spreche. Aber dazwischen sind alle irgendwie auf gleicher Wellenlänge. Was eventuell auch daran liegt, dass sich alle in der gleichen Situation befinden (Studium etc.). Ist schon interessant, wenn man so drüber nachdenkt. Aber genug von mir, zurück zu Joaquin. Peter, Diana und ich liefen zu Walgreens (der über die Interstate gebaut wurde!) und wollten schon fast eine überteuerte Karte usw. kaufen, aber Diana hatte dann noch eine andere Idee, die gar nicht mal so doof war: Bavarian World! So heißt ein Restaurant, das nur 10 Minuten zu Fuß entfernt war und das zwar eigentlich deutsche Küche anbietet, aber wohl auch einen kleinen Laden mit deutschen Lebensmitteln führt. Ich wollte den eh schon länger mal auschecken und heute passte es gut. Wir wissen, dass Joaquin deutsches (dunkles) Bier mag, da er ja auch schon mal ein Jahr in Bonn gelebt hat. Wir liefen also zu Bavarian World und fanden ein uriges Stübchen vor, das tatsächlich nach Bayern roch und aussah wie als würde man in den Tante-Emma-Laden in Hinterdupfing gehen, an dem noch eine kleine Metzgerei dranhängt. Es gab tatsächlich viele deutsche Sachen: Milka, Halloren, Lebkuchen, Dresdner Stollen, Maggi, Knorr Fix, Nudeln und natürlich Bier. Die Auswahl war zwar klein, aber sie war da. Echtes deutsches Bier, einfach so hier an der 6th Street in Reno. Wir blieben lange in dem Laden, um das ganze Sortiment zu erkunden. Am Ende entschieden wir uns für zwei Andechser Weizen. Eins kostete dabei 4,95$. Jap, richtig gehört, alles ist um ein Vielfaches teurer als in Deutschland. Die Milka kostete glaube ich über 3$ oder 4$ und die Maggi Würze über 8$. Klar, es ist alles importiert, aber dennoch tut es einem schon fast weh ein bayerisches Bier für so viel Geld zu kaufen. Wir bezahlten aber brav und verließen dann den Laden. Irgendwann müssen wir hier auch nochmal zum Essen herkommen. Es sieht schon wirklich so aus wie in Bayern auf dem Dorf. Vermutlich würde da normal auch niemand hingehen weil es zu alt aussieht. Aber wenn es echte Hausmannskost gibt? Schauen wir mal. Auf dem Foto sieht man übrigens das Gebäude von außen. :D

Zurück in der Sierra Hall versuchte ich weiter Hausaufgaben zu machen, aber so richtig wollte nichts gelingen. Um 19 Uhr war geplant, mit Joaquin essen zu gehen. Da wir uns aber nicht entscheiden konnten und Joaquin eher was günstiges bevorzugte, wurde es am Ende Raising Canes. Das ist ein Fast-Food-Laden, der hier sowas wie die Konkurrenz zu Chick-fil-A ist. Aurora's Mitbewohnerin Shaela arbeitet sogar dort und half uns bei der großen Bestellung. Am Ende bestellten wir 9 Menüs, die wir dann mit dem Auto abholten. Ich fuhr mit Madi, Brooke und Peter die Sierra Street hoch, wo unsere drei Tüten schon auf uns warteten (Plastik hallo!). In der Sierra Hall trafen wir uns alle im Konferenzraum und aßen zu elft Canes. Nicht schlecht muss ich sagen. Wir waren uns einig: Die Hähnchenteile von Canes sind besser, aber Chick-fil-A punktet auf jeden Fall mehr bei der Sauce und den Pommes. Der weitere Plan war dann, noch etwas einzukaufen und dann zu einem Freund von Joaquin aus dem Kletterclub zu gehen, der wohl ein Haus in der Nähe hat. Ich fuhr also wieder mal mit Madi, Brooke, Diana und Reggy zu Walmart und besorgte ein bisschen was zu trinken. Die anderen kauften allerdings viel mehr als ich, nur um das an dieser Stelle mal klarzustellen. :D Zurück im Wohnheim ging ich auf mein Zimmer um die bayerischen Biere zu holen und um für morgen zu packen (ja, ihr dürft mal wieder gespannt sein). Das dauerte am Ende etwas zu lange und ich war der letzte am Treffpunkt und bekam daher (zurecht) ein bisschen Häme ab. Wir liefen in den Terrace Drive gleich neben der Uni und dachten zuerst wir haben die falsche Adresse, da das Haus von außen etwas heruntergekommen aussah. Wie sich herausstellte, mussten wir aber nur nach hinten in den Garten gehen, um dort die Party vorzufinden. Eine Gruppe von Leuten (die meisten aus dem Kletterclub) begrüßte uns herzlich und das schon lodernde Lagerfeuer zog gleich alle in ihren Bann. Dazu gab es noch selbstgemachte Cupcakes und Hotdogs zum rösten. So wie man sich eine entspannte College-Feier im Garten eben vorstellt. Man kam ins Gespräch und ich lernte Nick und Sprinkle (ja, das ist sein Spitzname) kennen. Außerdem kam später Enac vorbei, ein spanischer Physik-Doktorand aus Gran Canaria, der vorher schon mal ein Jahr Erasmus in Heidelberg gemacht hat. Respekt! Wir unterhielten uns über dies uns das und ich glaube für den Blog ist das hier auch zu detailreich. Es war jedenfalls ein nettes kleines "Kickback" und sehr angemessen zum Anlass. Um Mitternacht stießen wir alle mit Joaquin an und er bedankte sich bei uns, dass wir mit ihm so viel unternehmen und mit ihm so viel Englisch reden. Er ist ja hier um es zu lernen und ist im Gegensatz zu den anderen noch Anfänger. Er macht sich aber gut!

Irgendwann machte sich unsere Gruppe dann auf zu gehen. Ich musste ja ins Bett, da ich morgen früh aufstehen will. Die anderen hatten aber noch Lust zu feiern. Oli, Enac, Joaquin und Peter nahmen einen Uber zu einem fancy Nachtclub im Grand Sierra Hotel und ich lief mit Reggy, Brooke, Aurora und deren Freund Alejandro (der in Philadelphia wohnt und heute in Reno gelandet ist, oh Gott wie konnte ich vergessen das zu erwähnen?) zurück in die Sierra Hall. Die anderen machten sich nochmal zurecht und gingen dann gleich wieder, aber ich blieb in meinem Zimmer. Ich wollte zwar gleich schlafen, aber es ergab sich leider so, dass Peter mit seinem koreanischen Ausweis nicht in den Club kam und seine mobilen Daten nicht funktionierten. Ich rief also das erste Mal seitdem ich hier bin selbst einen Uber. Und dann war er nichtmal für mich. :D Peter kam wieder in der Sierra Hall an, gab mir das Geld zurück und wir unterhielten uns noch ein Weilchen. Am Ende schlief ich 2 Stunden später ein als geplant. Ob ich das morgen bereue. Wir werden sehen...

-

Musikempfehlung des Tages: Louis The Child & Foster The People - Every Color

05März
2020

Combat Hate!

Nach einer grundlos schlaflosen Nacht fiel es mir mal wieder schwer aufzustehen. Aber das kenne ich ja an Donnerstagen schon. In Climatology durfte ich die Vorträge von einigen Gruppen anhören. Ich bin mit meiner Gruppe am nächsten Donnerstag dran, aber wenn das Niveu so relativ niedrig ist wie bei den Vorträgen heute, mache ich mir da keine Sorgen. Außerdem muss ich hauptsächlich vortragen und nicht viel vorbereiten. Die Stunde war etwa 25 Minuten eher zu Ende als sonst und so hatte ich einiges an Zeit. Ich fand einen Geocache beim Davidson Mathematics & Science Center, den wir vor einem Monat nicht gefunden hatten. Er wurde in der Zwischenzeit ersetzt und ich fand ihn fast in Lichtgeschwindigkeit. GIS war im Anschluss zwar interessant, aber dennoch konnte ich meine Augen nicht offen halten. Es ist irgendwie immer die zweite Klasse des Tages die mich killt. Aber die richtige Herausforderung kam danach. Numerical Modeling war angesagt. Scott erklärte erstmal ein paar Sachen, die ich schon wusste. Die anderen bombardierten ihn mit Fragen und ich konnte mit meiner introvertieren Art gar nicht wirklich selbst fragen. Ich wartete eine ganze Weile, bis Scott endlich zu mir kam und mein Hauptproblem bei der Modellierung eines Vulkankraters löste. Super! Jetzt nur noch die anderen 100 Probleme lösen, dann läuft das! Ich bin mal gespannt. In der Theorie weiß ich was zu machen ist, aber in der Praxis sieht das oft anders aus. Naja, wenigstens kann ich im Notfall immer noch Nate oder Erika fragen, ob sie mir ihren Code schicken können. Das sind meine beiden "Bezugspersonen" in der Klasse. Das wird schon.

Nach diesem 6-stündigen Unitag holte ich mir einen Wrap bei Elements (einem schönen kleinen Coffeeplace im Davidson Building) und ging dann kurz in die Sierra Hall. Muscle Hustle war gleich danach angesagt und Kursleiterin Mia hatte heute die verrückte Idee, rauszugehen und im kleinen eingezäunten Außenbereich unsere Übungen zu machen. Es war erstaunlich warm und machte sogar Spaß. Ich machte Wettläufe mit Mia und gewann! Außerdem hatte ich ein längeres Gespräch mit Gustavo (oder auch Gus), der auch fast immer kommt. Er kommt aus Reno und klang sehr interessiert als ich erzählte, dass ich aus Deutschland komme. Er war wohl sogar schon mal in Hamm. Cool, aber Hamm, najaaaa... :D Ausgepowert aber fröhlich verließ ich das Gym und ging danach nicht nach Hause sondern ins Knowledge Center, wo ich spontan zu einem Vortrag gehen wollte. Es war ein Vortrag von TM Garret. Ihr könnt ihn gerne mal googeln. Er ist ein Deutscher, der vor acht Jahren nach Amerika gegangen ist. Er war früher in Deutschland Teil einer Neonazi-Gruppe und Vorsitzender des europäischen Ku-Klux-Klans. Er schaffte es rauszukommen und setzt sich nun ein gegen Hass und Hetze und ist Begründer einiger Friedens- und Aussteigerprogramme in den USA. Als er sich mit einem Video vorstellte, erkannte ich, dass ich schon mal einen Galileo-Beitrag über ihn gesehen hatte. Er erzählte von seiner Geschichte und von Wegen raus aus dem Hass. Ein sehr interessanter Vortrag. In der anschließenden Fragerunde stellte ich sogar eine Frage und gab mich als Deutscher zu erkennen. Ich fragte, warum er denkt, dass rechte Tendenzen aktuell wieder salonfähig werden und was man dagegen tun kann. Seine Antwort im Ganzen war recht lang, aber generell meinte er, dass der Hass schon immer da war und sich die Leute nun mehr trauen. Und man soll stets versuchen, sie mit einzubeziehen und ihnen somit ihre Grundlage wegzunehmen (dass sie eben keine Außenseiter sind). Zusammen mit allen anderen Fragen dauerte der Vortrag ganze 2 Stunden. Aber es hat sich gelohnt würde ich sagen.

Im Anschluss traf ich mich mit Diana, Kiki und Kiki's Mitbewohnerin Lorie in der Joe Crowley Student Union. Ich holte mir was von Panda Express, während die anderen was bei Habit aßen. Wir blieben bis 21 Uhr, denn da startete das Event "Late Night at the Joe: Around the World". Es gab verschiedene Aktivitäten, Brettspiele aus aller Welt, Essen aus aller Welt, ein Gewinnspiel und sogar Hüpfburgen. Es war tatsächlich ganz lustig. Leider gewannen wir weder den Snackkorb mit Süßigkeiten aus aller Welt, noch das iPad, aber dafür konnten wir uns Münzen aus aller Welt mitnehmen. Mein Geldbeutel ist nun voll von ausländischen Münzen, ich sollte ihn echt mal ausräumen. Um 22:30 ging es nach Hause und ich setze mich noch kurz in den Konferenzraum, wo ich aber quasi nichts schaffte, weil es zu viel Ablenkung gab. Dringend muss ich nichts erledigen, aber dennoch denkt man danach immer, man hat Zeit sinnlos verplempert. Naja, aber so ist das halt, ihr kennt das bestimmt auch. :) Bis morgen!

-

Musikempfehlung des Tages: Anderson .Paak feat. Lalah Hathaway - Reachin' 2 Much

04März
2020

New Habits?

Wow, kam ich heute schwer aus dem Bett. So schwer, dass ich erst um etwa 11:30 Uhr im Fitnesscenter eintraf und später zur Mensa kam als geplant. Dort saß ich mal wieder viel zu lange und am Ende ging ich gegen 13:30 Uhr zum Wolf Shop, wo es heute wieder 30% gab, aber ich konnte mich immer noch nicht entscheiden, ob ich denn nun eine Trinkflasche brauche oder doch nicht. Ich würde sie vermutlich eh nur für Wasser nutzen und reicht da nicht auch eine normale Flasche? Ohne was in den Händen verließ ich den Wolf Shop und traf mich kurz spontan mit Diana, die vor dem Knowledge Center auf einer Bank saß und wartete bis ihre Klasse anfing. Die Bank hatte volle Sonneneinstrahlung und ich schwitzte vermutlich das erste Mal so richtig in Reno (sportliche Aktivitäten natürlich ausgenommen). Die Temperaturanzeige meldete zwar nur 19°C, aber es fühlte sich in dem Moment wie 30°C an. Sonntags hatte es noch geschneit. Das Klima hier ist manchmal echt komisch. Nachdem Diana zu ihrer Klasse gegangen war, begab ich mich in die Bibliothek, um etwas mit meinen Hausaufgaben voranzukommen. Das gelang mir aber nur bedingt. Um 16 Uhr musste ich dann auch schon wieder ins Mackay Science Building, wo diesmal wieder eine Ausgabe des Geography Colloquiums stattfand. Der Gastsprecher von der University of California, Berkeley sprach über das Abbilden von Gentrifizierung mittels Daten aus Restaurant-Bewertungsportalen und alten Restaurant-Führern. Das war erstaunlich interessant und der Vortrag war schön gestaltet, wenngleich er ein wenig theoriegeladen war. Das beste war aber der Name des Vortragenden: Will B. Payne! Na ich hoffe nicht... :P

Ich ging danach nochmal für 2,5h in die Bibliothek um gleich niederzuschreiben, was ich gerade gehört hatte und um mit anderen Dingen weiterzukommen. Auch diesmal war die Prokrastination stark, aber ich hielt durch. Um 19:30 Uhr trafen wir uns dann um endlich den neuen Fast Food Place auf dem Campus auszuprobieren. Habit Burger hat vor einer Woche in der Joe Crowley Student Union eröffnet und ich hatte bisher nur gutes gehört. Wir mussten lange warten (obwohl die Schlange um ein Vielfaches kürzer war als am Eröffnungstag) aber es sollte sich lohnen. Für etwa 9$ (bezahlt mit FoodBucks) bekam ich einen Portobello Burger mit Pommes und Getränk. Das konnte sich wirklich sehen lassen. Definitiv eines der besseren Lokale auf dem Campus. Aber ob man so oft Burger essen will? Wird der Habit Burger zu unserem neuen Habit? Mal sehen... :D

Zu dem Abend im Konferenzraum gibt's nicht mehr viel zu sagen. Hausaufgaben usw., das übliche eben. Ich bin immer noch am Überlegen, was ich an Spring Break machen soll. Ich hatte in den letzten Tagen etwa 10 verschiedene Ideen. Ich bin gespannt ob ich mich rechtzeitig entscheiden kann. :P

-

Musikempfehlung des Tages: Bad Bunny feat. Tainy - Callaíta

03März
2020

Batterien in der Dusche

Das frühe Aufstehen ging heute mal wieder sehr schwer, aber muss ja. Climatology war total langweilig, die GIS-Vorlesung musste es also rausreißen. Heute hatten wir da tatsächlich wieder eine Gastdozentin, Amber Bosse von der University of Kentucky. Sie startete mit einem "PollEverywhere", einem Online-Tool bei dem sich jeder mit seinem Handy einwählen konnte und Antworten abgeben sollte. Sowas hatte ich bisher nur gesehen, als ich diese eine Vorlesung an der Florida State University vor 2 Jahren besucht hatte. Es lockerte das recht trockene Thema "Overlay Operations" etwas auf und machte Spaß. Leider hielt sich die Dozentin bei vielen Stellen zu lange auf und kam am Ende in Zeitdruck. Sie brach ihre Vorlesung früher ab als geplant, was ich recht schade fand. Allgemein war sie auch etwas sehr engagiert und ging auf jede Frage ein, was zwar an sich gut ist, aber wenn man eine Vorlesung hält, muss man irgendwann auch mal professionell sein und weitermachen. Naja, wenigstens war es mal was erfrischend anderes.

Mittags blieb ich ganze 2 Stunden in "The Den". Und dabei hatte ich mit niemandem ein Treffen ausgemacht. Ich traf beim Reinkommen auf Ema, die alleine saß. Als sie nach einer Stunde ging, kamen nach und nach die anderen der Gruppe, inklusive Daniel, der das erste Mal mit uns zusammen saß. Ich aß so quasi ein zweites Mal. Ich könnte wahrscheinlich zu jeder Tageszeit in die Mensa gehen und würde früher oder später jemanden treffen, den ich kenne. Sozialer Treffpunkt für Leute mit Meal Plan - ist wahrscheinlich auch genau das, was sich das Housing Department wünscht. :D

Nachmittags war wieder Muscle Hustle angesagt, wo Diana und Reggy mich wieder begleiteten. Wir blieben diesmal die ganze Stunde über im Fitnessraum und machten unter anderem Übungen mit Gewichten und Hanteln. So fertig war ich nach diesem Kurs schon lange nicht mehr. :D

Als ich im Anschluss in die Dusche ging passierte ein Missgeschick, das mich erstmal sehr besorgt zurückließ: Parker's Lampenleiste fiel einfach so von der Wand und brach am Boden auseinander, inklusive aller 6 Batterien, die auf einmal im Duschwasser schwammen. Ich hatte keine Ahnung, ob das was super schlimmes ist oder nicht. Ich sammelte die Einzelteile erstmal ein und legte die Batterien zum Trocknen auf ein Tuch. Ich musste natürlich zuerst mal fertig duschen, bevor ich was unternehmen konnte. Es stellte sich aber zum Glück heraus, dass die Lampe nicht kaputt war. Man kann sie einfach wieder zusammensetzen und die Batterien wieder einsetzen. Wenn sie denn noch gehen. Ich schrieb Parker über Instagram, der mir versicherte, dass das schon öfters passiert ist und dass ich mir keine Sorgen machen muss. Gottseidank! Wer mich kennt weiß, wie sehr ich mich in sowas reinsteigern kann. :D

Nach einem nochmaligen Essen in "The Den" war erstmal Wäsche waschen angesagt. Die stapelte sich nämlich schon in unseren "Körben". Am Ende brauchten wir sogar zwei Trockner-Gänge, damit alle Klamotten auch wieder trocken wurden. Zwischendurch und danach war natürlich wieder Konferenzraum angesagt, wo ich Fortschritte beim Python-Coding erzielte, die ich mir bis jetzt nicht erklären kann. Aber gut, solange es funktioniert! :D Nach einer Folge "The Office" ging es dann auch schon wieder ins Bett. Ob ich es schaffe, alle Folgen bis Ende des Semesters anzuschauen? Das sind nämlich einige. Aber die Serie ist halt leider sehr gut! See y'all!

-

Musikempfehlung des Tages: 5 Seconds Of Summer - Youngblood

02März
2020

Wenig zu tun

Man glaubt es kaum, aber wegen den letzten stressigen Wochen habe ich fast vergessen wie es ist, mal einen entspannten Tag mit wenig zu tun zu haben. Diese Woche ist insgesamt nur eine Hausaufgabe abzugeben und die ist sehr kurz. Die restlichen Aufgaben sind alle erst nächste Woche fällig. Ich beklage mich nicht.

Ich stand natürlich spät auf, ging wie immer ins Fitnesscenter und traf mich dann zum Essen. Heute schlug Diana auf dem Nichts mal "The Overlook" vor, wo ich bisher nur einmal richtig essen war. "The Overlook" war letztes Semester wohl fast immer überfüllt, denn "The Den" war noch nicht fertiggestellt und die alte Mensa in der Argenta Hall war ja unzugänglich. Hier gibt es kein All-You-Can-Eat, sondern 6 verschiedene Optionen (von Mexikanisch über Poké Bowls bis hin zu Burgern und Pizza), für die man ein Meal Trade einsetzen kann. Ema, Reggy und Aurora schlossen sich an und ich entschied mich für einen Burrito, der großzügig vollgepackt wurde. Ich glaube ich entschied mich danach für die falsche Getränkegröße, denn für einen Meal Swipe gibt es nur eine kleines Getränk. Naja, die 30 Cent, die mir dadurch von den Food Bucks abgezogen werden kann ich verkraften. Der Burrito war gut, aber viel zu vollgepackt, sodass ich sogar was übrig lassen musste, um mich nicht vollzufressen. Amerikanische Größenordnungen eben.

Im Anschluss ging es zum Abhängen wieder in den Konferenzraum. Ich war zuerst da und Reggy, Joaquin, Peter und Oli kamen nach und nach dazu. Irgendjemand erwähnte Oli's Weitsprung-Wettkampf von letztem Freitag, wo sie neunte wurde. Daraus entwickelte sich irgendwie ein Standweitsprung-Wettbewerb im Konferenzraum. Wer kann am weitesten aus dem Stand springen? Jeder hatte 6 Versuche. Während Reggy und Joaquin sich gekonnt raushielten, war es richtig knapp zwischen Peter, Oli und mir. Am Ende gewann sogar Peter ganz knapp mit dem letzten Sprung und ich wurde Zweiter. Aber vor Oli, das heißt ich kann nun sagen, dass ich weiter gesprungen bin als die spanische Juniorenmeisterin von 2017. Ich hab es offenbar drauf! Gerade als das "Turnier" vorbei war, meldete sich meine Familie und wir führten seit langem mal wieder ein längeres Skype-Gespräch. Bleibt wachsam da drüben und wascht euch die Hände! :D

Um 17 Uhr musste ich zum wöchentlichen GIS Lab. Heute bekamen wir mal keine Klick-für-Klick-Anleitung, sondern mussten selber überlegen, was zu tun ist (mit ein bisschen Hilfestellung natürlich). Ziel war es, die Lebensräume des Akepa- und des Creeper-Vogels auf der Hauptinsel von Hawaii zu kartieren und die Gebiete darzustellen, in denen sie von Malaria-Moskitos bedroht sind. Dazu musste man eine Reihe von unkomplizierten Werkzeugen anwenden, die aber manchmal auch nicht intuitiv waren. Ich brauchte also mal wieder länger und am Ende war es nach 21 Uhr, als ich endlich eine schöne Karte zusammengestellt hatte und den Computerraum verlassen konnte. Ich hatte großen Hunger und ging daher zu "Late Night at the Den". Heute war hier so viel los, dass ich ganze 20 Minuten warten musste, bis ich meinen Fun-Guy-Burger bekam (All-You-Can-Eat ist ja nachts nicht mehr). Allerdings schmeckt es immer ganz gut! Um 22 Uhr kam ich endlich wieder in der Sierra Hall an. Im Konferenzraum waren die üblichen Verdächtigen anzutreffen und bla bla bla. Einzige interessante Anmerkung: Rayven und ihre Zimmergenossin Kelise mussten kurz mit uns ausharren, da wohl irgendetwas in ihrem Zimmer ausgelaufen war und Spezialreinigungskräfte damit beschäftigt waren, ihr Zimmer zu säubern und zu desinfizieren. Warum wundert mich sowas in diesem Gebäude nicht?

Morgen ist ein neuer Tag! Ihr hört von mir!

-

Musikempfehlung des Tages: Sascha Funke - MZ

01März
2020

Ein neuer Monat bricht an

Es ist März! Wahnsinn, wie schnell das alles geht. Eigentlich will ich gar nicht darüber nachdenken, dass in zwei Wochen schon Halbzeit ist. Von daher, lasst uns gleich zum Blogeintrag übergehen.

Ich schlief heute ohne Wecker, was seitdem ich hier bin fast nie vorgekommen ist. Als ich gegen 11 Uhr aufwachte, trafen sich einige der anderen schon zu einer Schneeballschlacht. Es hatte nämlich tatsächlich die Nacht über geschneit. Ich musste nicht unbedingt dabei sein, ich denke es gibt andere Leute, die viel seltener Schnee sehen und für die das was ganz besonderes ist. Trotzdem, dieses Jahr ist es fast was besonderes für Reno. Es ist nämlich ein seeehr milder Winter, das hat uns bisher jeder bestätigt. Es schneit so wenig wie sonst nie. Ist das nun gut oder schlecht? Ich lasse das mal offen stehen.

Die anderen wollten heute Sushi essen gehen. Das ist zwar sonst nicht unbedingt mein Fall, aber ich hatte auch nicht wirklich was dagegen und ich freue mich sowieso immer, wenn es mal nicht in die Mensa geht. Zu siebt (Brooke, Madi, Madi's Freund Michael, Reggy, Diana, Peter und ich) fuhren wir also nach Midtown, fast in die selbe Ecke wo auch die Tennisplätze liegen. Im Tokyo Sushi war so viel los, dass wir erstmal 20 Minuten warten mussten. Dann konnten wir uns aber an einen großen Tisch setzen und alle (außer Madi) bestellten das All-You-Can-Eat-Menü für 20$. Teurer als in Deutschland würde ich sagen aber jeder überzeugte mich, dass es dafür ein echt guter Preis ist. Wenn die das meinen. Wir bekamen Zettel gereicht, auf denen wir immer wieder unsere Bestellungen draufschreiben sollten. Nach und nach kam unser Essen und ich muss sagen, dass das meiste echt gut schmeckte. Ich verstehe zwar immer noch nicht den ganzen Hype um Sushi, aber man kann es durchaus mal essen. Am Ende gab es noch Matcha Eis und beim Bezahlen stellten wir fest, dass 18% "Gratuity" schon mit im Preis drin waren. Die haben quasi das Trinkgeld schon mit eingerechnet und baten unten auf dem Zettel um noch mehr. Selbst die Amerikaner unserer Gruppe fanden das komisch und so gab am Ende keiner Trinkgeld, sondern zahlte nur den Normalpreis mit Steuern und dieser Gratuity. Ich zahlte somit am Ende 28.35$. Ist schon ziemlich viel. Es war gut und alles, aber ob ich das nochmal haben muss, schauen wir mal.

Im Anschluss war es dann soweit: Peter fragte mich schon länger, wann ich zum Friseur gehen will. Er brauchte nämlich auch dringend einen Haarschnitt und wir hatten zudem einen Coupon von Great Clips (einer Friseurkette) über einen Haarschnitt für 9.99$. Wir ergriffen die Chance dass Brooke und Reggy eh nochmal in die Mall-Gegend mussten, um etwas bei Target zu kaufen, und ließen uns bei Great Clips absetzen. Wir kamen recht schnell dran und die beiden Friseurdamen waren nett, was aber, typisch amerikanisch, manchmal etwas aufgesetzt erschien. Die ältere der beiden Damen schnitt meine Haare. Ich zeigte ihr vorher ein Bild, dass ich nach meinem letzten Haarschnitt in Deutschland gemacht hatte. Sie sagte, das sei kein Problem und legte los. Wir unterhielten uns ein wenig über Deutschland und meine Zeit hier. Dann, nach etwa 10-15 Minuten war sie auch schon fertig. Für mich fast eine Spur zu schnell, aber die wichtigsten Stellen hatte sie recht gut getroffen. Die Seiten sind nun wieder kurz und die Haare vorne noch "gelbar". Zuhause bemerkte Peter dann eine Stelle, an der sie etwas zu viel abrasiert hat. Das sieht von nahem nicht wirklich schön aus, aber es fällt fast keinem auf und es ist in einer Woche eh wieder nachgewachsen. Von daher, für 12$ (Trinkgeld inklusive) kann man nicht meckern, würde ich sagen. Peter sah das etwas anders. Er war zuerst nicht wirklich zufrieden mit seinem Haarschnitt. Die Friseurin bemerkte das und schnitt die Seiten nochmal nach. Es sah wirklich besser aus danach. Peter war am Ende auch einigermaßen zufrieden, auch wenn er immer noch findet, dass sein Schnitt nun "zu amerikanisch" aussieht. Naja, das ist eben das was man erwarten muss, wenn man in Amerika zum Friseur geht. :D

Wir liefen im Anschluss rüber zu Target. Auf dem Weg über die Straße lief ich wohl etwas zu aprupt auf die Straße als der Countdown der Ampel schon bei nur noch 10 Sekunden war. Das fand ein älterer Herr, der gerade rechts einbiegen wollte nicht gut und rief mir hinterher, dass ich ein "fucking idiot" sei. Was auch immer, ich war im Recht! Wenn dir das so wichtig ist, dass du extra anhältst um mich zu beschimpfen, dann läuft in deinem Leben was falsch.

Zurück in der Sierra Hall verließ Peter das Wohnheim gleich wieder um ins Kino zu gehen. Ich blieb zuhause und verbrachte 1,5h vollkommen alleine und tat nichts. Das war mal entspannt. Wenn man dauernd unter Leuten ist, braucht man auch mal Zeit um alleine nichts zu tun, finde ich! Im Anschluss ging es mit Diana, Reggy und Kiki in die Mensa und danach in den Konferenzraum. Ihr merkt, wir fallen langsam wieder ins altbekannte Muster. Die neue Woche geht ja morgen los, und Uni rückt wieder in den Fokus. Ich machte allerdings nicht viel, sondern lud lediglich einen Beleg hoch, den ich schon fertig hatte und versuchte mich erfolglos an meinem Programmier-Problem. Währenddessen spielten wir Musik und jeder konnte sich reihum Lieder wünschen. Diana und ich hielten die deutsche Flagge hoch, da sonst sehr viel Spanisch und Italienisch gespielt wurden (von Kiki, Ema und Carla (Ema's spanische Freundin aus dem Tennis-Team, die heute zum ersten Mal mit uns im Konferenzraum saß)). Jiwon sorgte für etwas Koreanisches (PSY und BTS waren auch dabei) und keiner spielte was Englisches. Schon irgendwie lustig. Es gab ein paar nette, aber auch ein paar komische und unnötig aufgeladene Gespräche. Als die meisten schon weg waren, kamen Reggy und Joaquin rein und es wurde ruhiger und wir hatten nochmal ein paar spannendere und nettere Gespräche. Wie ich schon sagte, der Konferenzraum im 4. Stock ist der Ort, an dem alle Leute und damit auch jeglicher Gossip zusammenkommt. Ich mag es irgendwie! Auf geht's in die vorletzte Woche vor Spring Break!

-

Musikempfehlung des Tages: Laing - Morgens immer müde