Berichte von 05/2020

27Mai
2020

Unisystem in den USA - allgemeine Laufbahn

Da hab ich mir was vorgenommen: das amerikanische Bildungssystem kurz und verständlich zu erklären! Ich weiß nicht inwieweit das möglich sein wird, aber da ich von Leuten aus allen Altersgruppen in Deutschland immer wieder Fragen gestellt bekomme ("Ist University und College das gleiche?", "Wie viel kostet das Studium wirklich?", usw.), ist es bestimmt nicht uninteressant, wenn ich mal ein bisschen genauer drauf eingehe. Anfangen will ich mit dem allgemeinen Aufbau des Schul- und Unisystems.

Um das Unisystem zu verstehen, sollte man zunächst das Schulsystem kennen. Und wenn man ein paar amerikanische Filme und Serien geschaut hat, weiß man da vermutlich schon vieles. In den USA beginnt man mit der "Primary Education". Diese sieht eigentlich ähnlich aus wie in Deutschland. Nach dem Kindergarten (übrigens auch ein Wort im Englischen) geht es mit 6 Jahren zur Primary oder Elementary School. Hier gibt es verschiedene Systeme - meistens ist man dort bis zur 4. Klasse, aber gelegentlich gibt es auch Modelle, die bis zur 5., 6. oder sogar zur 8. Klasse gehen. Danach folgt die "Secondary Education", meistens beginnend mit 4 Jahren Middle School (so eine Art Unterstufe) bis zur 8. Klasse. Im Anschluss wird wieder die Schule gewechselt und es geht auf die High School (quasi die Oberstufe). Wie schon gesagt, gibt es auch andere Modelle, aber ich will mich hier auf das gewöhnlichste beschränken. Die High School geht dann bis zur 12. Klasse und funktioniert eigentlich schon wie eine Uni bzw. wie die Oberstufe in Deutschland. Jeder hat seinen eigenen Stundenplan und besucht die Kurse die er möchte (neben ein paar Pflichtkursen). Am Ende bekommt man dann ein High School Diploma (das Äquivalent zum Abitur) und die Graduation wird gefeiert mit einer großen Zeremonie, so wie man sie aus den Filmen kennt. Ja, das wird nicht nur an Unis gemacht, sondern auch an den High Schools. Übrigens ist die Wahl der Schule für Familien eine wichtige Angelegenheit. Da Schulpolitik nicht Sache der Länder ist, sondern der festgelegten Schulbezirke, macht es teilwiese einen großen Unterschied, ob man nun auf der einen Seite der Stadt zur Schule geht oder auf der anderen. Auch Privatschulen gibt es viel häufiger als in Deutschland und die Frage, ob man sich für Public oder Private entscheiden soll ist nicht ungewöhnlich in den USA. Und nicht umsonst werden freistehende Immobilien auch gerne damit angepriesen, dass sie sich in einem guten School District befinden um junge Familien zu locken.

Damit wären wir bei der akademischen Laufbahn angekommen. Es ist gar nicht so unüblich, dass junge Leute nach der High School mit einer Uni-Ausbildung weitermachen. Die Kosten dafür sind oft enorm hoch, aber darauf will ich in einem anderen Blogeintrag genauer eingehen. Es gibt auch hier wieder verschiedene Möglichkeiten, die teilweise auch mit geringeren Kosten einhergehen. Bevor ich Einzelheiten erläutere, will ich zunächst auf den allgemeinen Aufbau der sogenannten "Postsecondary Education" eingehen. Ein Bachelor-Studium in den USA dauert in der Regel 4 Jahre. In dieser Zeit ist man ein Undergratuate Student, also jemand der noch keinen akademischen Abschluss hat. Auch hier gibt es jedoch andere Möglichkeiten. Viele Amerikaner beginnen nach dem Schulabschluss am sogenannten Community College. Das sind Hochschulen, oder Zweigstellen von Hochschulen, die von der Stadt finanziert werden und dementsprechend weniger Gebühren erheben. Hier kann man allerdings nur 2 Jahre studieren und bekommt am Ende ein Associate Degree. Dieses berechtigt einen zum Übertritt an eine größere Universität, wo man dann weitere zwei Jahre bis zum Bachelor-Abschluss studieren kann. Auch an der University of Nevada, Reno gab es viele Studenten, die vorher am TMCC (dem Truckee Meadows Community College in Reno) studiert haben und danach zur UNR gewechselt sind. Auch beim erfolgreichen Bachelor-Abschluss gibt es wieder eine große Graduation Ceremony, die ich dieses Semester zu gern gesehen hätte. Will man dann noch weiterstudieren, wird man Graduate Student und kann einen Master anstreben. Dabei studiert man generell noch ganz normal weiter, forscht aber schon eigenständig an einem bestimmten Thema und arbeitet dazu eng mit Forschern und Professoren zusammen. Am Ende nach 2 Jahren schreibt man entweder eine Arbeit oder aber auch eine Publikation oder gar nichts, wenn man die erforderlichen Credits schon so durch die Kurse erlangt hat (ähnlich ist es übrigens auch für Undergraduates). Dieses System in der sogenannten Graduate School, was einfach nur der Oberbegriff für die Ausbildung nach einem Bachelor-Abschluss ist, ist so forschungsorientiert, dass man sich auch von vornherein gleich für einen PhD entscheiden kann, also einen Doktor. In den USA braucht man keinen Master-Abschluss, um Doktor werden zu können. Es schadet aber nicht. Wählt man die Variante mit Master, geht es danach einfach weiter und man forscht quasi weiter an seinem Thema und muss gelegentlich in Fachzeitschriften publizieren. Bei der Variante ohne Master belegt man auch zu Beginn ein paar Kurse und macht dann eben einfach keinen Master-Abschluss. Insgesamt kann ein PhD bis zu 7 Jahre dauern. Dann erhält man das sogenannte Doctoral Degree - den Doktotitel quasi. Hat man dann immernoch Lust, im akademischen Sektor weiterzumachen, kann man noch einen Postdoc dranhängen. Dann arbeitet man quasi schon an der Uni als Forscher. Ziel ist hier meistens eine unbefristete Stelle als Wissenschaftler oder als Professor.

Aber wie kommt man denn nun an eine Uni und was sind die Voraussetzungen für die Aufnahme? Kann jeder einen Master oder PhD machen und was ist der Unterschied zwischen Unis wie Stanford oder Harvard und der UNR? Das an sich ist ein weiteres großes Thema, das sich gut für einen gesonderten Blogeintrag eignet. Allgemein ist das ganze Thema zu komplex, um es in einem Eintrag runterzuschreiben. Und man will die Leser ja nicht gleich mit langen unbebilderten Textpassagen langweilen. Auch ich habe lange gebraucht, um das alles zu verstehen und gebe auch keine Garantie auf 100%ige Richtigkeit meiner Aussagen. Es gibt in den USA einfach viel zu viele Sonderformen der Schul- und Hochschulausbildung. Aber ich denke, zumindest mal die üblichen Strukturen kennenzulernen ist schon recht interessant! Fand ich zumindest, als mir in Reno versucht wurde das alles zu erklären. :D

Eine Frage bleibt aber noch: Was ist nun der Unterschied zwischen College und University? Oben habe ich vom Community College erzählt, aber dann meist allgemein von Universitäten gesprochen. Also was nun? Die kurze Antwort ist: Es gibt keinen klar definierten Unterschied. Beziehungsweise gibt es zwar einige Konventionen, aber es gibt stets Ausnahmen. Was meine ich damit? Nun, zunächst einmal wird der Begriff "College" für alle Hochschulformen umgangssprachlich verwendet. Wenn man zur Uni geht, sagt man man geht aufs College, egal welche Hochschulform man nun meint. Quasi wie als wenn man in Deutschland sagt, man "studiert". Alle Hochschulen sind also irgendwo Colleges. Sie heißen aber nicht unbedingt so. Im Allgemeinen kann man sagen, dass große Hochschulen und solche mit besonders starker Forschung als University bezeichnet werden (wie z.B. die University of Nevada, die Stanford University oder die Florida State University). Das ist aber nicht immer so, da es auch große, forschungsstarke Hochschulen gibt, die sich College nennen (z.B. das Boston College). Andersherum kann man auch sagen, dass Hochschulen, die nur Associate Degrees oder Bachelor Degrees anbieten, eher als Colleges bezeichnet werden, so wie die oben schon angesprochenen Community Colleges. Bei den Community Colleges ist das glaube ich immer der Fall, aber wie man am Boston College sieht, gibt es auch hier wieder Ausnahmen was die höheren Abschlüsse betrifft. Man sieht also, es gibt Tendenzen, aber keine festen Regeln. Hinzu kommt, dass der Begriff "College" oft auch für die Bezeichnung von Fakultäten verwendet wird. Oft sieht es dann so aus, dass eine University aus mehreren Colleges besteht. Eine Fakultät ist aber natürlich keine separate Hochschule. Auch an der University of Nevada habe ich z.B. meine Kurse am College of Sciences absolviert, während meine Kollegen etwa am College of Business oder am College of Liberal Arts ihre Kurse hatten. Beim Begriff College kommt es also immer auf den Kontext an. Der Unterschied zwischen beiden Begriffen ist demnach wirklich nicht klar definiert und der Versuch, ihn in einem kurzen Abschnitt zusammenzufassen hat auch nicht wirklich funktioniert. Am Ende ist es auch gar nicht so wichtig welchen Begriff man nun verwendet. Zumal es ja auch Hochschulen gibt, die keinen der beiden Begriffe verwenden (wie z.B. das MIT). Wer sich das wohl ausgedacht hat...?

-

Musikempfehlung des Tages: Jeangu Macrooy - Grow

20Mai
2020

Eine Woche "Normalität"?

Nun ist es schon eine Woche her seitdem mein Semester an der UNR offiziell vorbei ist. In einer coronafreien Welt würde ich mich jetzt wohl irgendwo in den USA herumtummeln und mir den pazifischen Nordwesten (Seattle, etc.) anschauen, die Rocky Mountains in Idaho, Montana oder Colorado, den Yellowstone- oder den Glacier-Nationalpark, den heißen Süden um Arizona und New Mexico oder eventuell sogar Hawaii... aber lassen wir die Träumereien. Irgendwann werde ich das schon noch nachholen können. Nach dieser einen Woche fühlt sich aber nun auch alles ein wenig anders an.

Ich bin nach wie vor recht häufig mit UNR-Dingen beschäftigt, etwa beim Beantragen meines offiziellen Noten-Transcripts. Das kostet 10$, dauert 1-2 Werktage bis es fertig ist und die Website ist erschreckend langsam. Ich habe noch nicht einmal die Bestätigungsmail bekommen. Keine Ahnung, was da los ist. Außerdem habe ich mich mal wieder ein bisschen mit dem Akademischen Auslandsamt der TU Dresden ausgetauscht und habe ein bisschen berichtet. Ich habe außerdem meinen Erfahrungsbericht ausgefüllt, den jeder am Ende seines Austauschsemesters einreichen soll. Bei der Frage danach, ob man die Dauer des Austauschs für angemessen hielt, war ich mir ein wenig unsicher, denn... naja ihr wisst schon. :/ So einen ähnlichen Bericht muss ich dann auch noch für PROMOS ausfüllen. Ich habe mich außerdem angeboten, jederzeit für den bilateralen Studierendenaustausch Werbung zu machen, woraufhin mir sofort vorgeschlagen wurde, dass ich gleich Mitte Juni bei einer Online-Infoveranstaltung als "Testimonial" interessierte Studenten beraten und von meinen Erfahrungen erzählen könnte. Warum nicht? Da ich jedem so eine wilde Fahrt gönne, werde ich den Studenten so richtig einheizen!

Auf der anderen Seite ist es aktuell auch seltsam ruhig. Ich habe mich die ganze Woche quasi gar nicht mit meinen Leuten aus Reno ausgetauscht und mich auch sonst fast gar nicht mit den USA beschäftigt. Ein bisschen lag das auch am ESC, der zwar nicht stattgefunden hat, aber in dessen Welt ich trotzdem eingetaucht bin und der meinen Fokus wieder ein wenig auf Europa und dessen Musikszene gelegt hat (und welche Musik man hört hat großen Einfluss auf die eigene Stimmung!). Auch der Fakt, dass es jetzt immer mehr Lockerungen gibt und ich mittlerweile überlege, mich wieder mit einem Kumpel hier zu treffen oder meine Schwester mit nach Ansbach (wo sie studiert) zu begleiten, führt dazu, dass sich alles etwas anders anfühlt als die 7 Wochen davor. Es findet offenbar genau das jetzt statt, vor dem ich zu Beginn dieser ganzen Corona-Sache fast ein wenig Angst hatte: Die UNR-Zeit ist vorbei. Und zwar merklich. Schon als ich meinen Rückflug nach Deutschland gebucht habe, habe ich genau das befürchtet. Dass ich dieses "Auslandssemester-Gefühl" nicht lange festhalten kann. Mit einem an die USA angepasstem Schlafrhythmus, dem "Nicht-Aufräumen" von Gepäck und natürlich viel Kontakt zu den UNR-Freunden habe ich versucht, es ein bisschen aufrechtzuerhalten und den Prozess des "Sich-langsam-Abnabelns" etwas in die Länge zu ziehen (drei Wortneuschöpfungen in den letzten zwei Sätzen, meine Güte!). Und mit dem Wegbrechen des größten Faktors Unikurse ist eben jetzt die Zeit gekommen, wo das alles nun irgendwie endgültig vorbei ist. Es fühlt sich tatsächlich wieder etwas nach der "Normalität" von vorher an, trotz Corona und meinen Auslandssemester-Aufgaben die nachwievor zu erledigen sind. Ich will gar nicht zu sehr darauf eingehen, wie es mir damit jetzt geht (das soll ja auch kein Selbsthilfe-Blog sein), aber das wäre auch gar nicht so einfach, denn: Ich weiß es gar nicht genau. Es fühlt sich nicht so schlimm an wie gedacht. Aber total aufregend ist es auch nicht. Irgendwas dazwischen. Oder eben einfach nichts. Das Gefühl der Leere wie man so schön sagt. Vielleicht spielt hier auch rein, dass ich jetzt erstmalig nicht wirklich viel zu tun habe, was auch mal wieder erfrischend ist. Naja, vielleicht sollte man es einfach dabei belassen. Man muss ja nicht alles gleich irgendwie einordnen oder bewerten.

Ich habe mir übrigens für diesen Blog noch einige spannende Themen ausgedacht! Neben den paar Beiträgen, die ich immer noch vervollständigen will und werde (das werde ich dann auch nochmal ankündigen), werde ich die nächsten Wochen ein bisschen was alltägliches und allgemeines über die USA und die Uni erzählen. Welches Fast-Food-Lokal ist das beste? Wie funktioniert jetzt eigentlich dieses komische Uni- bzw. College-System? Und was muss man in Reno und Umgebung unbedingt gesehen haben? Da gibt es noch viiiel zu erzählen! :P Und da wird es dann auch wieder für Leser, die mich nicht persönlich kennen, interessant. Es soll ja nicht immer nur um mich direkt gehen. Immerhin ist das hier ein Auslandssemester-Blog, der jederzeit an zukünftige UNR-Studenten weitergeleitet werden kann. Und die suchen bestimmt nicht nach den 5 besten ESC-Songs von 2020 (obwohl die schon richtig geil sind, ich sag's euch!).

-

Musikempfehlung des Tages: VICTORIA - Tears Getting Sober

18Mai
2020

Europe Shine A Light

Das wird ein kurzer Eintrag der sich um ein etwas ungewöhnliches persönliches Anliegen dreht: Den Eurovision Song Contest!

Wer mich kennt weiß, dass ich absoluter Fan bin. Ich schaue den ESC seit 2004, bin jedes Jahr schon in der Vorentscheidungssaison voll involviert und war sogar schon zweimal dort (2011 und 2015). Es ist für mich einfach der Inbegriff eines Events das Musik, Kultur, und Show vereint. Und es macht total Spaß sich in diesem Kosmos jedes Jahr zu verlieren. Von daher war das Ganze dieses Jahr an sich schon mal anders. Ich hatte keine Zeit, den ganzen Vorbereitungen zu folgen und hatte bis vor einer Woche noch keinen der Beiträge gehört. In den USA herrschten einfach andere Prioritäten (schon interessant, wie einfach man da dann auch alte Gewohnheiten fallen lässt). Aber wie wir alle wissen kam dann ja COVID-19 und die ESC-Organisatoren wurden leider zu einer Absage gezwungen. Dieses Jahr ist eben wirklich alles anders. Ich kann das natürlich verstehen, finde es aber dennoch schade, dass die Beiträge, die ja alle schon feststanden, nie von den 200 Millionen Zuschauern gehört werden, die sonst jedes Jahr zuschauen. Nächstes Jahr dürfen sie nämlich nicht mehr mit dem gleichen Song antreten. Und das ist gleich doppelt schade, denn bisher wenig erfolgreiche Länder (Litauen, Island, Schweiz) hätten dieses Jahr große Chancen auf den Sieg gehabt. Aber ich finde das zeigt die Situation in der wir uns befinden recht gut: Die Welt ist manchmal unfair. Es ist einfach so. Und man kann nichts dagegen tun. Außer es akzeptieren und das beste draus machen. Ich würde mir wünschen, dass viele, die aktuell auf die Straße gehen oder ihre eigenen Fakten schaffen, genau das verinnerlichen. Es gibt nicht für alles einen zufriedenstellenden Grund. Manchmal ist es einfach so wie es ist. Angesichts dessen möchte ich hier einfach mal so die schönsten und besten Songs des diesjährigen ESCs verlinken (glaubt mir, es lohnt sich!). Damit wir sie zumindest im Rahmen unserer Möglichkeiten würdigen. Und im nächsten Jahr freuen wir uns dann umso mehr, wenn wir das Spektakel wieder live verfolgen können! Genauso wie es mit so vielen anderen Dingen der Fall sein wird (Sport, Feiern, Reisen, etc.). Lasst uns zuversichtlich sein!

Litauen: THE ROOP - On Fire (Link)

Schweiz: Gjon's Tears - Répondez-moi (Link)

Island: Daði og Gagnamagnið - Think About Things (Link)

Dänemark: Ben & Tan - YES (Link)

Italien: Diodato - Fai rumore (Link)

-

Musikempfehlung des Tages: Ben Dolic feat. B-OK - Violent Thing

13Mai
2020

Thanks, UNR!

Es ist vollbracht! Heute ist der letzte Tag meines Auslandssemesters an der UNR. Heute wäre der Tag gewesen an dem wir aus den Wohnheim hätten ausziehen müssen. Morgen ist der letzte gültige Tag meines Visums. Und heute wäre auch die Graduation Ceremony für die Abschlussklasse 2020 gewesen (ihr wisst schon, das mit den Hüten). Aber stattdessen sitzen alle zuhause, sind genervt und langweilen sich. Eine beruhigende Sache hat das ganze. Wenigstens sind wir nicht allein, denn jeder sitzt im selben Boot.

Gestern habe ich auch meine letzte Prüfungsleistung abgeschickt. Wobei naja, in deutscher Zeit war das heute, da es um 0:42 war. Auch wenn damit mein Semester vorbei ist, bin ich trotzdem in erster Linie froh. Die letzten Wochen waren nämlich wirklich stressig. Den Workload habe ich ja schon im letzten Eintrag erwähnt, aber auch wenn ich alles genau durchgeplant hatte mit freien Zeiten und so weiter, hatte ich trotzdem stets lange Nächte und hier und da ein paar frustrierende Aufgaben. Aber es hat alles hingehauen. Der Vortrag bei Numerical Modeling war höchstens mittelmäßig aber ich hatte den Vorteil, dass keiner von mir viel erwartet hat, da ich ja der Deutsche bin. Das Final Project in GIS I lief etwas holprig an und am letzten Tag ist mir noch aufgefallen, dass ich einen Fehler drin hatte, der sich gottseidank mit einer zusätzlichen Stunde Arbeit ausbügeln ließ, aber ansonsten war es recht interessant und angenehm zu machen. Scott gab mir am Ende 98 von 100 Punkten (mist, 2 zu wenig :D) und hinterließ eine nette kurze Nachricht mit der er mir alles Gute wünschte. Hach, Scott ist schon ein guter! Meinen Climatology-Vortrag fand ich ziemlich gut und auch Dr. Lewis war ganz begeistert, als ich ihn hielt. Mit einem Thema, über das sonst niemand so richtig Bescheid weiß (Eismassenverlust in der Antarktis) lässt sich halt gut punkten. Wir hatten dann noch ein nettes, kurzes Gespräch wie es denn jetzt weitergeht. Ich erzählte von meinen (noch nicht so richtig vorhandenen) Plänen für die Zukunft und sie von den Planungen für's nächste Fall Semester. Offenbar wird damit geliebäugelt, große Klassen weiterhin online stattfinden zu lassen und nur kleinere Klassen wieder auf dem Campus abzuhalten. Diese sollen dann in die großen Vorlesungssäle verlegt werden. Naja, wir werden es sehen. Ich bin sowieso gespannt, was aus den nächsten Austauschstudenten aus Dresden wird. In so einer Situation ist es auch irgendwie doof. Naja, jedenfalls war das ein nettes letztes Gespräch mit Dr. Lewis und die Prüfung, die am Tag darauf folgte, lief auch ganz okay. Wir hatten einen Tag Zeit sie zu absolvieren. Ich habe bei ein zwei Fragen noch ewig herumgetan, aber im Endeffekt hätte ich mir das bestimmt schenken können. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn ich da schlecht abschneide. :)

Gerade eben fand dann noch ein letztes "Student Success Pizza"-Meeting vom OISS statt. Da wollte ich unbedingt dabei sein, da es ja die letzte richtige UNR-Veranstaltung für mich sein könnte. Es waren tatsächlich nur ich und ein anderer älterer Student aus Kanada dabei. Aber dennoch war es ganz cool, da so auch mal alle OISS-Mitarbeiter von ihren Erlebnissen und Sorgen in letzter Zeit erzählen konnten. Man merkt wirklich, dass jeder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat. Das war dann doch ein wenig versöhnlich. Am Ende musste ich einfach nochmal die Chance nutzen, danke zu sagen. Die Mitarbeiter des OISS sind wohl die netteste Gruppe Menschen, die ich je in den USA kennenlernen durfte. Sie haben einem immer weitergeholfen und freuten sich stets dich zu sehen. Gerade Becky und Mike werde ich vermissen. Aber zumindest Mike wies am Ende auf die tollen Graduate-Projekte und -Stipendien für internationale Studierende hin. Da ich mit dem Gedanken spiele, im Falle einer akademischen Karriere tatsächlich meinen Doktor (PhD) in den USA zu machen, werde ich mir das auf jeden Fall merken. :D

So, wie geht es nun weiter? Ich weiß es tatsächlich nicht. Die Situation ist ja immer noch ein bisschen ungewiss. Aber die nächsten Tage und Wochen werde ich zumindest erstmal mit irgendwelchen interessanten Dingen verbringen, die ich schon immer mal vorgenommen hatte. Oder ich werde einfach ein paar Serien schauen, ein bisschen rumlungern oder neue Musik entdecken. Jetzt ist erstmal ein bisschen Entspannung angesagt. Dieser Blog wird auch weitergehen. Es gibt noch genug zu erzählen, also schaut doch ab und zu mal rein! Zumindest bis ich wieder in Dresden bin, will ich ihn auf jeden Fall weiterführen!

Am Ende noch ein großes "Thanks, UNR!" für die beste Zeit meines Lebens! Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich die Zeit in Reno schätze und so schnulzig es klingt, sie hat mich zu einem besseren Menschen gemacht! Ich habe tatsächlich das Gefühl, das ich nun anders auf die Welt blicke und sehr viele wertvolle Dinge gelernt habe. Und allein das war es schon wert! Natürlich auch einen großen Dank ans Akademische Auslandsamt der TU Dresden! Hättet ihr meine kurzfristig abgegebene Bewerbung nicht ausgewählt, wäre das nie möglich gewesen (und ich wäre vermutlich irgendwo in Europa gelandet... oder in Edmonton/Kanada... oder in Boston, aber das ist ne andere Geschichte). Super, dass es solch einen bilateralen Austausch zwischen Universitäten gibt! Da profitiert wirklich jeder von! See you soon! :)

-

Musikempfehlung des Tages: Zac Brown Band - Chicken Fried

06Mai
2020

Semester-Endspurt

Hey Leute! Wie ihr ja wisst, mache ich alle meine Kurse an der UNR noch zuhause weiter. Und da geht es jetzt in die heiße Phase. In einer Woche ist der letzte Unitag und bis dahin stehen so einige Projekte, Belege und Prüfungen an. Ich habe die letzten Tage quasi jeden Tag bis spät in die Nacht an irgendeiner Aufgabe gearbeitet und dachte, ich gebe mal einen kurzen Abriss, was in meinen Kursen so alles ansteht bzw. anstand.

Stand heute habe ich einen Kurs schon abgeschlossen: Das Geography Colloquium. Das war auch nie wirklich schwer, es ging ja nur darum, den wöchentlichen Vortrag jeden Mittwoch zusammenzufassen und darüber zu reflektieren. Einziges Problem, seitdem alles nur noch online stattfindet, kann man ja keine Vorträge mehr halten. Etwa die Hälfte aller geplanten Termine wurden also abgesagt, sodass am Ende nur noch 4 Redner übrig waren. Einer davon hielt einen Live-Vortrag online, von dem ich allerdings nichts mitbekam. Eine andere Professorin schickte uns eine PowerPoint ihres Vortrags und sprach zu jeder Folie ein Audio mit ein. Von den anderen beiden Forschern sollten wir uns jeweils ein wissentschaftliches Paper online raussuchen, über das wir reflektieren sollen (und ich auch zusätzlich noch von dem ersten Redner). Die Deadline für die Abgabe aller "Reflektionen" setzte Scott Kelley auf den 5. Mai. Das ließ sich ganz gut einhalten und da man für jede Einsendung entweder 0 Punkte (nicht abgegeben) oder 1 Punkt (abgegeben mit einem Mindeststandard and Inhalt) bekommen konnte, war es nicht schwer für alles volle Punktzahl zu bekommen. Fazit also: 100% :P

Bei Scott habe ich dann ja auch noch GIS I. Ursprünglich war dafür ein Final Project geplant, was wir uns selbt ausdenken sollten und dann vorstellen sollten. Geht jetzt nicht mehr und auch ansonsten haben viele jetzt nicht mehr die Zeit oder die Ressourcen um ihr Projekt zuhause fertigzustellen. Es wurden also verschiedene Ersatz-Möglichkeiten bereitgestellt, unter anderem ein zusätzliches Lab (also eine Übung, so wie wir sie immer im Computerraum gemacht hatten), für das auch ich mich entschied. Das ist auch das einzige, was mir in diesem Kurs noch fehlt. Deadline ist der 12. Mai. Auch für den Rest hat Scott alle Deadlines auf den 5. Mai gesetzt. Das beinhaltete 3 Labs, die noch offenstanden (die wir eben von zuhause aus machen mussten), ein Reading Assignment und eine Prüfung. Die Prüfung wäre im Grunde genommen wie die erste Ende Februar gewesen, aber war nun nur noch online als Quiz möglich und dementsprechend auch einfacher strukturiert. Es waren 36 Fragen für die man 2 Stunden Zeit hatte und 3 Versuche von denen der beste gezählt wird. Ich wollte es nicht drauf ankommen lassen und hab mich deswegen ein bisschen vorbereitet und beim ersten Versuch die volle Punktzahl erreicht (habe allerdings 88 Minuten gebraucht). Auch den Rest habe ich rechtzeitig abgegeben. 9 fällige Prüfungsleistungen am 5. Mai, das muss man im Vorfeld auch erstmal koordinieren. :D

Climatology bei Dr. Lewis - dieser Kurs ging eigentlich am normalsten weiter. Es gab zweimal die Woche Vorlesung über Zoom (bei mir natürlich um 18 Uhr) und es gab 1-2 Hausaufgaben zu machen. Nun fehlt aber auch hier noch ein Final Project, was wir eigentlich als kleine Vorlesung gestalten sollten. Das geht nun nicht mehr und deswegen müssen wir nun "nur noch" eine 15-25-minütige Präsentation halten (nur vor Dr. Lewis über Zoom) in der wir auf ein Klimatologie-Paper unserer Wahl eingehen und die Ergebnisse vorstellen. Ich habe eins von meinem Erdsystemsforschungs-Professor aus Dresden gewählt. Man muss ja ein bisschen Werbung machen. :P Aber das ist erst Anfang nächster Woche fällig also schauen wir mal. Ach ja, dann gibt es noch eine Prüfung, die somit die einzige ist, die in der Finals Week stattfindet. Das ist die letzte Uniwoche, die sonst für eben solche Prüfungen reserviert ist. Andere haben bis zu 7 Prüfungen in dieser Zeit, ich nur eine. Ist das nun gut? Die Climatology-Prüfung wird übrigens eine Take-Home-Exam sein, das heißt, sie wird nächste Woche am 13. Mai online gestellt und dann hat man einen Tag Zeit, sich die Fragen anzuschauen, sie zu beantworten und abzugeben. Na da bin ich mal gespannt.

Und dann ist da ja noch Numerical Modeling, die Programmier-Klasse, die ich zwar grundsätzlich spannend fand, aber in der ich bis heute nie wirklich "angekommen" bin. Die Dynamik und die familiäre Atmosphäre zwischen Scott McCoy und den anderen Studenten, die er alle schon länger kennt, war mir immer einen Tick zu anstrengend. Auch in den letzten Zoom-Meetings habe ich mich deswegen eher zurückgehalten, habe aber immer meine Hausaufgaben erledigt (die er nach eigener Aussage eh nicht anschaut). Allgemein, ist der Kurs notentechnisch wohl der entspannteste. Man muss einfach was abgeben und sich irgendwie am Kurs beteiligen und schon bekommt man volle Punktzahl (also in dem Fall auch wieder 1/1). Scott hat die Noten noch nicht mal eingetragen, weil er das nicht wichtig findet bzw. wohl auch ein bisschen faul ist. Nun steht morgen am 7. Mai das Final Project an, wo wir uns irgendeine Aufgabe selbst überlegen sollten, die man in Python programmieren und lösen kann und die zu unserem Forschungsgebiet passt. Da ich als jemand aus einem nicht-amerikanischen Master-System kein direktes Forschungsgebiet habe, habe ich nun einfach ein älteres Projekt aus TU-Zeiten genommen und in Python nochmal viel besser und anschaulicher programmiert. Na mal sehen ob das den Kurs überzeugt. Morgen muss ich vorstellen und habe ein bisschen Respekt davor, aus oben genannten Gründen, aber das wird schon. Wie gesagt, durchfallen kann ich quasi nicht und was soll schon passieren? Schauen wir mal.

So sieht also mein Ende des Semesters aus. Ich habe das Gefühl, dass es ohne Corona-Krise in manchen Teilen sogar noch mehr Arbeitsaufwand gewesen wäre, aber dafür hätte man in Reno Struktur gehabt, die mir hier zuhause fehlt. Hat alles seine Vor- und Nachteile. Ich hätte es außerdem schön gefunden, am 14. Mai bei der Graduate Ceremony mit dabei zu sein und der Abschlussklasse Spring 2020 zuzujubeln, während sie ihre quadratischen Hüte in die Luft werfen. Und ich hätte gerne die Mackay-Statue gesehen, die zu jeder Finals Week mit den leeren Alkohol-Flaschen der Studenten zugestellt wird. Aber naja, es bringt ja nichts, dem nachzutrauern. So ist das eben. Ist eben auf eine andere Weise ein besonderes Semester. :P Und immerhin haben wir es ja versucht:

-

Musikempfehlung des Tages: Post Malone - Hollywood's Bleeding