Berichte von 12/2020

31Dezember
2020

Das verrückteste Jahr überhaupt

2020 ist endlich vorbei! Gottseidank, was war das für ein sch*** Jahr, oder? Die ganze Zeit nur zuhause, keine Veranstaltungen mehr, keine Freunde mehr treffen, alles nur noch online... blöd! Und das alles nur wegen eines mikroskopisch kleinen Virus, der einfach mal so die gesamte Erde befällt. Hätte man mir das heute vor einem Jahr gesagt, hätte ich das für einen schlechten Witz gehalten. Immerhin ist letztes Jahr an Silvester meine Wunschrakete das erste Mal richtig schön geflogen und perfekt über dem Feld vor uns explodiert. Das hätte eigentlich niemals schiefgehen dürfen. Aber nun gut, es ist wie es ist und ändern kann man es eh nicht.

Aber auch wenn der überwältigenden Mehrheit das Jahr 2020 für immer negativ in Erinnerung bleiben wird, so sehe ich das ein wenig anders. Es ist schon verrückt, denn nimmt man nur die Zeit bis Mitte März, würde ich sogar vom besten Jahr aller Zeiten sprechen. Mein Auslandssemester in Reno war schon wirklich der Hammer. Wie sehr es mir gefallen hat, brauche ich jetzt nicht nochmal erwähnen. Ich glaube da gibt es auf diesem Blog schon genug Beweise. Von daher blicke ich wirklich mit gemischten Gefühlen zurück. Eins ist klar, ich könnte 2020 nie verteufeln. Ich habe sowohl vor, als auch in der Corona-Zeit viel gelernt und für mich selbst mitnehmen können. Kein anderes Jahr hat das zuvor so geschafft. Von daher möchte ich hier auch mal etwas unpopuläres sagen: Danke 2020!

Viel mehr möchte ich auch nicht schreiben. Wer die großen philosophischen Lehren aus 2020 nochmal auf sich wirken lassen möchte, dem sei dieser Artikel (Link) von Mark Manson ans Herz gelegt, der, wie ich finde, der beste Blogger ist, den es hier im großen weiten Internet gibt. Ansonsten bleibt einem nichts anderes übrig als optimistisch in Richtung 2021 zu blicken. Ich bin zuversichtlich, dass wir heute in einem Jahr zumindest etwas besser zurückblicken können als jetzt (wobei das natürlich immer subjektiv ist, wie wir gerade gelernt haben). Und wer weiß welche Abenteuer mich selbst erwarten? Ich sage mal so, ein weiterer Auslandsaufenthalt wäre schon was. :D Aber das lassen wir jetzt einfach mal auf uns zukommen. In diesem Sinn, bleibt gesund und habt einen guten Rutsch ins neue Jahr! Happy New Year!

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Musikempfehlung des Tages: Flipturn - Something You Needed

10Dezember
2020

Warum Reno der beste Ort in Amerika ist

Okay, ja es klingt verrückt. Ich kenne sehr wenige andere Orte in den USA, war bisher nur in 4 Staaten und hatte eine außergewöhnliche Erfahrung in Reno, die mein ganzes Bild von der Stadt und der Gegend verzerrt. Ich bin sozusagen befangen. Dennoch will ich euch nun ein paar objektive Gründe liefern, warum man meiner Meinung nach durchaus sagen kann, dass Reno die beste Stadt in Amerika ist. Also, "hear me out".

Bevor ich aber mit all den Vorzügen starte, will ich kurz die Gegenseite beleuchten. Während meiner Zeit in Reno habe ich nämlich auch immer mal wieder schlechtes über die Stadt gehört. Manches ist auch durchaus berechtigt. Viele der kalifornischen Einwohner und Studenten regen sich zum Beispiel über die Lage Renos auf. So weit ab vom Schuss und man muss ja immer so lange fahren. Außerdem seien die meisten Leute ja nur hier, da es günstiger ist und man weniger Steuern zahlt, nicht weil die Stadt unbedingt so cool ist. Man kann sich auch durchaus über die Downtown-Gegend beklagen. Eine handvoll Casinos die ihre besten Jahre bereits hinter sich haben, viele Obdachlose und ein allgemein leeres Stadtbild gegen das die Stadt auch gefühlt nichts tut. Dann ist der öffentliche Nahverkehr so gut wie nicht vorhanden und man braucht dringend ein Auto um wohin zu kommen. Man kann auch die allgemeine Lebensweise Nevadas anführen. Die Leute sind ein bisschen "freizügiger" und wenn man an Drogen oder andere Gefälligkeiten für Geld gelangen will, ist man in Reno bestimmt gut aufgehoben. Dann werden die Mieten auch noch teurer und Kriminalität existiert eben auch zu einem gewissen Grad. Hm, ja, toll, ist schon ein bisschen vermessen, hier vom besten Ort der USA zu sprechen. Oder?

Lasst mich beginnen mit meiner Passion: Geographie! Für mich ist die Lage Renos einfach perfekt. Es ist eine Stadt in den Bergen, also wortwörtlich umringt von den Gipfeln der Sierra Nevada, die im Winter malerisch mit Schnee bedeckt sind. Man hat hier eben wirklich ein Hochgebirge nebenan. Mit allem was dazugehört. Und damit ist auch der Lake Tahoe gemeint, der größte alpine See Nordamerikas. Ein Naturparadies in dem Amerikaner und Leute aus aller Welt gerne Urlaub machen. Es gibt Strände, unendliche Wanderwege, unvergleichliche Natur und allerlei Aktivitäten auf dem Wasser und drumherum. Allgemein ist die Gegend wohl eine der besten um Sport zu machen, da hier wirklich alles möglich ist was das Herz begehrt (auch in Reno direkt). Im Winter hat man dann noch die Wahl zwischen 15 Ski-Resorts, die teilweise weltbekannt sind. Und das alles ist nur eine kurze Autofahrt entfernt. Wer es lieber flacher oder wärmer mag muss sich allerdings nicht grämen. Im Sommer kann es auch schon mal Hitzewellen bis zu 40°C geben. Und fährt man nur ein Stückchen nach Osten befindet man sich wortwörtlich in der staubigen Wüste. Keine Zivilisation weit und breit. Nicht umsonst wird der Highway 50, der einmal quer durch Nevada führt, auch "The Lonliest Road in America" genannt. Wer also das klischeehafte Nevada sucht, wird es hier auch finden. Aber was, wenn man kein Naturliebhaber ist und eher so auf Großstadt steht? Naja, dann fährt man einfach 10 Minuten nach Westen und schon ist man in Kalifornien - DEM place to be. Nach einer malerischen Interstate-Fahrt mitten durch die Berge ist man in etwa 2 Stunden in Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens (übrigens mit 2 Millionen Einwohnern wenn man Vororte dazuzählt). Wenn man immer noch nach "meer" sucht, kann man aber auch einfach weiter fahren bis man nach San Francisco kommt - einer DER Weltmetropolen überhaupt. Zusammen mit der restlichen Bay Area ist das eine der fortschrittlichsten und weltoffensten Gegenden Amerikas. Zudem ist man hier mit dem Silicon Valley am Ort des Geschehens von so ziemlich allem. Die Natur wollt ihr doch nicht außen vor lassen? Gut, denn wenn man San Francisco erreicht hat, hat man auch den Pazifik erreicht - das MEER! Und da findet man sowohl malerische Steilküsten als auch ganz gewöhnliche Strände. Aber eigentlich muss man gar nicht so weit nach Kalifornien reinfahren. Biegt man vor San Francisco rechts ab, findet man sich im Napa Valley wieder - eine der bekanntesten Weinregionen der Welt. Hier herrscht nämlich mediterranes Klima! Man kann in Kalifornien auch ganz wo anders abbiegen und weiter die Sierra Nevada erkunden z.B. den weltberühmten Yosemite Nationalpark oder den Sequoia Nationalpark mit den größten Mammutbäumen der Welt. Ich könnte hier noch ewig über Kalifornien schreiben, aber das soll ja nicht das Hauptthema sein.

Ihr fragt euch jetzt bestimmt zurecht: Warum in Reno leben, wenn das ach so gute Kalifornien gleich nebenan liegt? Gute Frage. Hier kommt die Antwort. Zunächst einmal ist es billig. Gut, wenn ich es mit Dresden vergleiche, dann kann man das nicht so sagen aber im Vergleich zu Kalifornien... 100% billig. Warum sonst studieren so viele junge Leute aus Kalifornien extra an der UNR, wenn es eine Vielzahl anderer renommierter Unis in Kalifornien gibt? Das gleiche gilt auch für Nicht-Studenten. In Nevada zahlt man allgemein weniger Steuern, unter anderem viel weniger Vermögenssteuer und keine Einkommenssteuer! Ich will transparent bleiben: Es kann gut sein, dass ich hier nicht über alle Einzelheiten Bescheid weiß, aber die Grundessenz bleibt - und zwar dass der Staat Nevada nicht viel von dir abhaben will. Am Ende ist es ihm nämlich egal ob er sein Geld mit dir oder mit den Touristen macht. Die spülen nämlich in den Casinos einen Haufen Geld in die Kasse. Das Ganze hat auch noch einen anderen großen Vorteil: Auch Unternehmen zahlen in Nevada viel weniger Steuern als in anderen "angesagten" Gegenden in den USA. So ist es nicht verwunderlich, dass Tesla hier seine Gigafactory 1 gebaut hat - einfach mal das größte Produktionsgebäude der Welt. Auch andere Global Player wie Apple, Panasonic, Microsoft, Google, Amazon und Walmart haben selbstverständlich Standorte in Reno und Umgebung. Neben vielen anderen großen und aufstrebenden Unternehmen hat sich die Gegend in den letzten Jahren auch zu einem kleinen Startup-Hotspot entwickelt. In Reno ist man also am Puls der Zeit. Dann kommt natürlich noch die Casino- und Tourismusindustrie mit dazu. Wenn mal keine Corona-Pandemie herrscht, gibt es hier also viele Jobmöglichkeiten für Jedermann!

Wie sieht denn allgemein die Infrastruktur aus? Schauen wir uns zunächst die Bildungsinfrastruktur an. Die UNR ist nicht nur die beste Uni im Bundesstaat Nevada, sondern sie ist ebenfalls eine Tier 1 University, was bedeutet, dass sie zu den forschungsstärksten der USA gehört. Hier gibt es außerdem eines der weltgrößten Erdbebenlabore und einen der stärksten Terawatt-Laser des Landes und die Journalismus und Medizin-Departments sind sehr hoch angesehen. Dazu kommt natürlich der toll gestaltete Campus und die vielen Angebote für Studenten. Das Sportprogramm der Uni ist zudem auch ganz ordentlich. Neben der UNR gibt es zusätzlich ein recht gutes Community College und weitere High Schools, die sich in Sachen Bildung nicht vor dem Rest des Landes verstecken müssen. Aber gehen wir weiter. Auch sonst ist in Reno alles da: Eine große Interstate in Ost-West-Richtung und mehrere kleine Highways die einen überall schnell hinbringen. Außerdem gibt es einen großen internationalen Flughafen, der von vielen Airlines regelmäßig angeflogen wird und Reno liegt sogar an der bekannten Fernzugstrecke von Chicago nach San Francisco. Daneben gibt es viele kleine Parks und der Truckee River fließt durch die Innenstadt. All das zusammen findet man in vielen US-Städten vergleichbarer Größe nicht.

Gut, jetzt hat man sich die Fakten angeschaut. Ja, Reno hat schon viele Vorteile. Aber bitte, die USA sind groß, da schon vom besten Ort zu sprechen ist ein bisschen überheblich. Was ist mit anderen Gegenden im mittleren Westen oder an der Ostküste? Und oft kann man das ja auch gar nicht wirklich quantifizieren, manchmal hat eine tolle Stadt ja auch einfach eine ganz gewisse Mentalität? Hier ist mein Take dazu: Natürlich ist jeder Teil von Amerika schön. Auch wenn ich bisher nur im Südwesten und in Florida war, bin ich davon überzeugt! Aber dennoch gibt es für mich persönlich irgendetwas am Westen, das ich einfach auf eine andere Weise anziehend finde. Und ich meine nicht unbedingt die Westküste (die ist natürlich auch super), sondern eher den "wilden Westen" - das Gebiet in und um die Rocky Mountains. Auch wenn der Alltag in einer Stadt wie Reno bestimmt vergleichbar ist mit einer ähnlich großen Stadt im Rest des Landes, hat das hier doch einen ganz gewissen Flair. Ich kann es weiß Gott nicht gut beschreiben, aber das weite Land um einen herum, die karge Landschaft und die Geschichte dieser Gegend haben einen ganz bestimmten Einfluss auf die Mentalität der Stadt. Die Orte hier sind noch jung und wurden alle in einer Zeit des Aufbruchs gegründet. Hier haben vor 150 Jahren Leute ihr Glück versucht und wollten neu anfangen. Das merkt man irgendwie immer noch. Zusätzlich befinden wir uns ja in Nevada, wo Gesetze schon immer etwas laxer ausgelegt wurden. Das ist auch bis heute noch so. Nicht nur die Casinokultur ist das beste Beispiel dafür, auch der Fakt, dass viele Dinge hier erlaubt sind, die es in anderen Bundesstaaten nicht sind, spricht für die Freizügigkeit der Einwohner Nevadas. Hier wollte man eben schon immer leben wie man selber möchte, seine Freiheiten voll und ganz auskosten. Genug Land ist ja da. Diese Mentalität spürt man immer noch. Vielleicht nicht so direkt, aber man muss nur einmal in die Ferne auf die Hügel blicken oder sich die Casino-Skyline von Reno abends anschauen und man weiß sofort wo man sich befindet. Im "wilden Westen". Das alles mag ein bisschen so klingen, als wären die Leute hier sehr alteingesessen und konservativ geprägt. Während das für die kleinen Dörfer auf dem Land stimmen mag, ist das für Reno schon länger nicht mehr der Fall. Reno wählt, genau wie der komplette Bundesstaat Nevada seit einigen Jahren demokratisch und das wird vermutlich auch erstmal so bleiben. Es siedeln sich nämlich immer mehr junge, gebildete Leute hier an und die Stadt wird allgemein bunter. Man findet hier nicht nur typische weiße Amerikaner, sondern auch immer mehr Latinos, Asiaten und Leute aus anderen Gegenden der Welt. Eine Stadt, die mit der Zeit geht. Es ist jedem selbst überlassen, ob er das alles (vor allem den Teil mit der "Mentalität") auch so sieht. Für mich sind das jedoch gute Gründe, weswegen ich eine Stadt im Westen der USA einer vergleichbaren im Osten vorziehen würde.

Mensch, ich schreibe hier ja ein ganzes Essay. Dabei fehlen sogar noch ein paar Dinge. Wir haben zum Beispiel noch gar nicht drüber gesprochen, dass Reno mit seiner Größe (etwa 400.000 Einwohner) keine langweilige und unbekannte Kleinstadt ist aber auch keine überfüllte und unübersichtliche Megacity - genau mittendrin eben. Dazu kann Reno weltberühmte Events bieten, wie das Reno Air Race (eines der wenigen weltweit), das Great Reno Balloon Race (das größte Heißluftballon-Festival der USA), das Reno Rodeo, das Reno River Festival, die Hot August Nights, das Best In The West Nugget Rib Cook-Off, das Great Eldorado BBQ, Brews & Blues Festival und die Street Vibrations Fall Rally. Das größte und bekannteste ist allerdings zweifelsohne das Burning Man Festival, das alljährlich in der Black Rock Desert etwa 150km nördlich von Reno stattfindet und das Besucher aus aller Welt anlockt, um für zwei Wochen die Normen des alltäglichen Lebens hinter sich zu lassen. Reno hat zudem einen guten Ruf wenn es um Essen geht. Die Restaurantvielfalt hier kann sich durchaus sehen lassen und auch ich muss sagen, dass ich in Reno oft gut gegessen habe. Zusätzlich hat Reno ein super Nachtleben. Natürlich sprechen wir hier von den Casinos, aber auch abgesehen von diesen Feier- und Entertainment-Riesen gibt es mit Midtown und dem Riverwalk District zwei Bezirke mit zahlreichen Bars und Clubs, in denen man zweifelsohne eine gute Nacht erleben kann. Ich könnte jetzt noch damit anfangen, dass es in Reno viele tolle Museen gibt, dass hier schon viele bekannte Filme gedreht wurden, dass es mit dem "Reno Arch" ein einprägsames, über die Grenzen Nevadas hinaus bekanntes Wahrzeichen mit unvergleichlichem Slogan gibt oder dass die Sonnenuntergänge und die Lichter bei Nacht hier einfach atemberaubend sind. Ich könnte auch noch erwähnen, dass Reno in diesem Jahr wortwörtlich zur besten kleinen Großstadt der USA gewählt worden ist. Aber ich glaube, ich sollte langsam mal zum Ende kommen.

Da habt ihr's also: Reno ist der beste Ort in Amerika. Natürlich ist diese Behauptung immer noch streitbar. Aber ich habe neulich auf die Karte geschaut und mich ein bisschen zurückerinnert und ich sage mal so: Ich habe spontan keinen anderen Ort gefunden, der all das bieten kann. Habt ihr einen Vorschlag? Meldet euch gerne!

Das war's mit meiner kleinen Liebeserklärung an die "größte kleinste Stadt der Welt". Man merkt bestimmt, dass ich die Zeit vermisse. Ich muss zwar sagen, dass ich natürlich wieder im Hier und Jetzt lebe und auch weiß, dass ein Auslandssemester etwas besonderes ist, das man nicht mit dem normalen Alltagsleben vergleichen kann. Außerdem habe ich mir hier in Deutschland wieder komplett eingelebt, nachdem das in den ersten Monaten nach meiner vorzeitigen Rückreise nicht so leicht war. Aber manchmal überkommen einem doch noch ab und zu die Gedanken an Reno. Nicht unbedingt an die Zeit dort, sondern einfach an die Stadt und die Gegend an sich und man fragt sich, wie das Leben wohl aktuell dort aussieht, wie es den Leuten geht, die man dort (wenn auch nur flüchtig) kennengelernt hat und wann man wohl zurückkommen wird. Und in diesen Zeiten setze ich mich dann hin und schreibe einen solchen Blogeintrag. Es ist gerade 4:10 Uhr und ich höre jetzt am besten auch auf. :D Grüße an alle und bleibt gesund!

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Musikempfehlung des Tages: Morgan Wallen - 7 Summers

04Dezember
2020

The Biggest Little Playlist

Was? Zwei Blogeinträge gleich hintereinander? Das gab es ja echt schon lange nicht mehr. Das letzte Mal Ende März als... naja, ihr wisst schon. Aber mir war einfach danach, denn am Mittwoch hat Spotify den Jahresrückblick für jeden Nutzer veröffentlicht. Das heißt ich habe bunte Statistiken zu meinem Hörverhalten über das ganze Jahr bekommen inklusive einer eigenen Playlist ("Deine Top-Songs 2020") mit meinen meistgehörten Songs als Top 100. Ich finde es zwar jedes Mal wieder komisch, dass solche Jahres-End-Charts so früh veröffentlicht werden (ein Monat fehlt ja noch), aber nun gut. Das scheint wohl der Standard zu sein. Warum erzähle ich euch das alles? Naja, durch den musikalischen Jahresrückblick wurden bei mir viele Erinnerungen an mein Auslandssemester geweckt. Wenn man so viel Musik hört wie ich verbindet man zwangsläufig die Songs die man aktuell hört mit den Ereignissen und der Stimmung drum herum. Manchmal ist diese Verbindung sogar so stark, dass man, wenn man einen bestimmten Song später hört, sich sehr detailgetreu an einzelne Ereignisse zurückerinnert - viel genauer als sonst. Ich weiß, dass sich vermutlich keiner für die Songs direkt interessiert (würde ich bestimmt auch nicht unbedingt), aber die Augenblicke, die ich damit verbinde, sind doch bestimmt guter Stoff für diesen Blog. :D Ich kann natürlich jetzt nicht alles detailgetreu aufzählen, deswegen werde ich mich auf die größten und besten Songs beschränken und jeweils nur kurz eine Anmerkung dazu hinterlassen. Mal sehen ob das so aufgeht, wie ich mir das vorstelle. Bevor ich hier aber meine wirre Aufzählung starte, möchte ich auf einen Song ganz besonders eingehen:

"A-Punk" von Vampire Weekend ist eigentlich ein Song aus dem Jahr 2007. Nichtsdestotrotz ist er in diesem Jahr meine Nummer 1 - mein meistgehörter Song 2020! Er ist einfach genial, fröhlich, kurzweilig, anders, rhythmisch, ..., einfach toll! Wie kommt es aber, dass dieser Song bei mir in diesem Jahr so beliebt war? Daran ist genau eine Person schuld: Kiki. Kurzer Flashback: Es ist der 2. Februar und ich befinde mich zusammen mit Diana, Reggy, Joaquin und Peter in Kikis Auto auf der Interstate 80 Richtung Südwesten. Es ist der Tag des Super Bowls, den wir bei ihr in Kalifornien zusammen mit ihrer Familie anschauen wollen. Die Fahrt ist spannend (es ist das erste Mal für uns außerhalb von Reno), aber nach 1-2 Stunden hat der ein oder andere auch ein wenig Langeweile. Die ganze Zeit versorgt uns Kiki mit Musik von ihrem iPhone. Irgendwann wollen wir die ganzen spanischen Reggeaton-Lieder nicht mehr hören. Wir wissen aber auch nicht, was wir sonst hören könnten. Da holt Kiki eine CD hervor. Sie erklärt, dass sie diese 2011 von ihrer besten Freundin geschenkt bekommen hat. Warum nicht mal reinhören? Sie legt die CD ein, stellt den richtigen Audioausgang ein und es ertönt "A-Punk" von Vampire Weekend. Die ersten paar Töne sind so einprägsam, dass der Song sofort bei mir hängen bleibt. Ich glaube insgesamt hörten wir ihn nur einmal, aber ab und zu hörte man die Anfangssequenz nochmal beim Durchschalten. Ich schaffte es, das Lied von Shazam erkennen zu lassen. 2 Tage später habe ich es dann laut Spotify das erste Mal selbst angehört. Von da an war es immer mit dabei und ist bei mir zu einem der Symbollieder dieses Austauschs geworden. Diana hatte mich sogar auch irgendwann danach gefragt, wie das Lied heißt, da sie es auch nicht aus dem Kopf bekam. Sogar heute, als ich meine Top-Songs des Jahres auf Instagram geteilt habe, veranlasste das Diana, bei Kiki nachzufragen, ob sie die CD noch hat und uns die Songs mal schicken kann. Auch bei meiner Familie fand der Song Anklang als ich ihn eines Abends am Essenstisch spielte. Ja, liebe Blogleser, das ist die Geschichte eines Songs. Schon verrückt oder? Was Musik alles schafft. Ich hätte große Teile der Autofahrt, geschweige denn die Existenz dieser CD schon längst wieder vergessen, wenn wir nicht dieses Lied damals gehört hätten. Und genau solche Stories gibt es für viele andere Songs auch. In Kurzform kommen nun hier die Lieder, die mein Auslandssemester in Reno geprägt haben:

"Life Is Good" von Future feat. Drake (ich schlendere abends über einen dunklen UNR-Campus auf dem Weg zurück zur Sierra Hall - entweder nach meiner GIS-Montagsübung oder nach einer langen Session in der Bibliothek)

"out for the night" von 21 Savage (ich sitze in der Bibliothek in einer ganz bestimmten Ecke auf dem 2. oder 3. Floor und bereite das Geography Colloquium nach)

"Heartless" von The Weeknd (es ist Stundenwechsel und ich gehe die Treppen hoch in Richtung Joe Crowley Student Union)

"MZ" von Sascha Funke (ich laufe über den südlichen Teil des Campus zur Montagsübung von GIS - das Lied ist in etwa genau so lang wie der Weg)

"Come On, Come On" von Smash Mouth (ich laufe zwischen dem Ansari Building und dem PSAC in Richtung Quad)

"Without Me" von Eminem (ich laufe nach Hause zwischen der Great Basin Hall und dem Parkplatz daneben)

Weitere Songs bei denen ich mich immer irgendwo auf dem Campus sehe: "Cheeseburger in Paradise" von Jimmy Buffett, "Refu (Dominik Eulberg Remix)" von Christian Löffler, "Herz an Herz" von Blümchen, "Ba-Ba Banküberfall" von EAV, "Heaven For Everyone" von Queen, "Yellow Hearts" von Ant Saunders, "Ottolenghi" von Loyle Carner & Jordan Rakei, "Stubborn Love" von Josh Kumra, "3 Nights" von Dominic Fike, "Somebody Else" von The 1975

"Bandit" von Juice WRLD feat. YoungBoy Never Broke Again (ich mache mich im Bad fertig während keiner sonst im Zimmer ist)

"Crown" von Stormzy (das gleiche)

"Why You Always Hatin?" von YG, Drake & Kamaiyah (lief bei der Silent Disco)

"hot girl bummer" von blackbear (Peter ist voll drauf abgefahren)

"Viceversa" von Francesco Gabbani (ich hatte mit Ema über den italienischen Vorentscheid geredet wo Gabbani Zweiter geworden ist - daraufhin hat sie mich dazu gebracht, sein ganzes aktuelles Album zu hören und andere Songs (sogar von seinem Album davor) wie "È un'altra cosa", "Einstein" oder "Amen" sind dabei total hängen geblieben)

"My Own Worst Enemy" von Lit (auf unserem Trip nach San Francisco kehren wir nachdem wir nochmal schnell getankt hatten um, um wieder auf die Autobahn zu gelangen)

"Californication" von Red Hot Chili Peppers (hatte ich schon mal erwähnt - auf dem Weg nach San Francisco als wir durch die flache Marschlandschaft gefahren sind)

"BLACK BALLOONS" von Denzel Curry feat. Twelve'len & GoldLink (Fahrgemeinschaft mit Brandon und Chris zum/vom Tennistraining - dazu passt auch "Arkham" von Project105, das ist nämlich Chris' Bruder)

"Under Pressure" von Queen & David Bowie (ich laufe mit den anderen in Downtown abends an einem Casino vorbei bei dem genau dieses Lied aus den Lautsprechern am Gehsteig tönt)

"Dang!" von Mac Miller feat. Anderson .Paak (höre ich beim Trainieren im E. L. Wiegand Fitness Center)

"Bando" von ANNA (zu diesem Song habe ich mit Peter getanzt und ein ziemlich cooles TikTok-Video aufgenommen)

Es folgen Songs, die mich besonders an die letzten 2 (schweren) Wochen erinnern: "Rich & Sad" von Post Malone, "Ballin'" von Mustard feat. Roddy Ricch, "San Siro" von Franco126, "Under The Bridge" von Red Hot Chili Peppers, "Patty Cake" von Kodak Black, "The Box" von Roddy Ricch (bei manchen dieser Lieder fällt es mir sogar heute noch schwer sie mir anzuhören)

Diese Songs hat Peter in den letzten Tagen öfters in unserem Zimmer gespielt: "MIA" von Bad Bunny feat. Drake, "Say So" von Doja Cat, "Fix You" von Coldplay, "Yellow" von Coldplay

Natürlich gibt es auch Songs, die ich total mit meinem Auslandssemester verbinde, bei denen ich allerdings kein konkretes Ereignis im Kopf habe: "Rare" von Selena Gomez, "Sussudio" von Phil Collins, "No Voy en Tren" von Charly García, "A Thousand Bad Times" von Post Malone, "Ayy Macarena" von Tyga, "everything i wanted" von Billie Eilish, "Callaita" von Bad Bunny & Tainy, "Reachin' 2 Much" von Anderson .Paak feat. Lalah Hathaway, "Suicidal" von YNW Melly, "VIBEZ" von DaBaby, "Don't Start Now" von Dua Lipa, "Italiana" von J-AX & Fedez, "REALLY" von DaBaby feat. Stunna 4 Vegas, "Head Over Boots" von Jon Pardi, "Memories" von Maroon 5 und auch noch die Songs vom Album "Something You Needed" der Band Flipturn, von denen ich offenbar keinen Song heruntergeladen habe und mich gerade selbst darüber wundere.

Für die meisten wird das alles ziemlich nichtssagend sein. Selbst wenn jemand anderes sich jetzt die Songs anhört (was ich bei den meisten natürlich unabhängig von allem empfehlen kann :P), wird er eh nicht die Verbindung haben, die ich mit ihnen habe. Von daher, seht diesen Blogeintrag einfach als ein kleines Erinnerungsstück für mich und als einen kleinen Blick in meinen Auslandssemester-Alltag. Man muss sowieso sagen, dass ich sehr viel Musik höre (ich habe fast ständig meine Kopfhörer auf wenn ich alleine bin) und mir dieser Aspekt daher auch allgemein wichtiger ist als manch anderen Leuten. Auch die Jahresendcharts von Spotify lassen jedes Jahr mein Herz höher schlagen. Neben "A-Punk" (#1) sind übrigens auch "Life Is Good" (#3), "Heartless" (#6), "REALLY" (#7), "out for the night" (#8), "Crown" (#11), "Rich & Sad" (#14), "Sussudio" (#15), "Ballin'" (#22), "VIBEZ" (#24), "Bandit" (#27), "Viceversa" (#31), "everything i wanted" (#34), "Cheeseburger In Paradise" (#39), "È un'altra cosa" (#40), "A Thousand Bad Times" (#44) und "No Voy en Tren" (#46) in meinen Top 50 enthalten. Hach, sind solche Chart-Statistiken nicht toll? Okay, ich hör schon auf :)

Ich will nur kurz noch drauf hinweisen, dass es ja zu jedem Blogeintrag eine Musikempfehlung des Tages gibt. Diese spiegelt natürlich auch meinen aktuellen Musikgeschmack wider und ist daher eigentlich fast noch aussagekräftiger als die Aufzählung in diesem Post. Manchmal passe ich natürlich die Empfehlung auch an die Ereignisse des Tages an, sodass sie gut zusammenpassen. Aber im Großen und Ganzen ist auch das ein ziemlich gutes Protokoll meiner Hörgewohnheiten.

So, viel geschrieben, wenig spannender Inhalt für meine Leser aber ein aufregender Beitrag für mich. Manchmal muss man einfach ein bisschen egoistisch sein. Immerhin ist das hier MEIN Blog. Kleiner Scherz. Ich werde mich bestimmt bald wieder melden. Diesmal hoffentlich nicht erst in einem Monat. Bis dahin (ich schreibe es jedes Mal), bleibt gesund! Wir sind auf den letzten Metern bevor der Impfstoff rauskommt. Jetzt bloß nicht nachlassen. :)

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Musikempfehlung des Tages: Jack Harlow feat. DaBaby, Tory Lanez & Lil Wayne - WHATS POPPIN

03Dezember
2020

Update - in einem Absatz

Lange ist's her, dass ich mich das letze Mal gemeldet habe. Es klingt komisch, aber im November war einfach... nichts los. Ich selbst hätte zwar Zeit gehabt für viele Einträge, aber wie ich dieses Jahr gelernt habe sind bei mir freie Zeit und Motivation negativ miteinander korreliert. Das erklärt auch warum ich in Reno fast jeden Abend noch Zeit für einen kleinen Eintrag gefunden habe und jetzt manchmal monatelang nichts schreibe. Aber nun gut, ich schätze das ist auch irgendwie normal, gerade da ich ja einen Blog führe, der sich um mein Auslandssemester dreht, das seit Ende März quasi vorüber ist. Aber irgendwie gibt es dann doch immer noch was zu erzählen. In der Welt meiner Kollegen aus Reno hat sich ein bisschen was getan. Kiki ist vorzeitig aus Puerto Rico zurückgereist, da es ihr nicht mehr gefallen hat und sie hat den Hund der ihr zugelaufen ist als "Begleittier" auf ihrem Flug mitgenommen. Jetzt hat sie also 4 Hunde. Sie wird wohl außerdem bald an die Air Force Academy gehen. Krass. Von den anderen weiß ich gar nicht so viel. Joaquin sucht nachwievor nach einem Job und macht Bergtouren im chilenischen Bergland. Jiwon möchte mittelfristig bei ihren Eltern ausziehen. Daniel hatte wohl im Oktober auch Corona und es war eine unschöne, isolierte Zeit für ihn. Außerdem überlegt er gerade welchen Major er wählen soll. Ich habe sogar ganz kur mit Olaia gesprochen, die wohl schon wieder in Spanien ist. Seit Thanksgiving vor einer Woche ist die UNR ja auch wieder komplett online. Und wenn man sich die Zahlen da drüben anschaut, ist das glaub ich auch besser so. Joa, mehr spannendes gab es jetzt nicht wirklich. Jeder ist halt gerade in der gleichen Situation. Man ist zuhause und macht sein Ding. Die aufregende Zeit im April, als es noch trendy war, sich dauernd über Zoom zu verabreden ist vorbei. Und mal sehen, wie lange das Ganze überhaupt noch weitergehen wird. Von Normalität gehe ich bis zum Frühling erstmal noch nicht aus. Naja, das gibt mir genug Zeit, mich um meine Masterarbeit zu kümmern, für die ich nun endlich ein Thema gefunden habe! Ich werde erforschen, welche Einflüsse die Phänologie eines unberührten Nationalparks in Chile, in dem der vom Aussterben bedrohte Nationalbaum, die Araukarie, beheimatet ist, bestimmen. Das alles werde ich mit optischen Satellitendaten der beiden Erdbeobachtungssatelliten Landsat-8 und Sentinel-2 machen. Ich werde Zeitreihen von verschiedenen spektralen Indizes bzw. biophysischen Parametern erstellen, mit denen ich die Wachstumsperiode bestimmen kann und diese dann mit Klimadatensätzen und einem Oberflächenmodell abgleichen. So kann ich herausfinden, ob die Höhe, die Steigung, die Ausrichtung, die Temperatur oder der Niederschlag, die Vegetationsperiode beeinflussen oder nicht. Am Ende wird das mit Daten aus dem Feld validiert und es können Vergleiche mit anderen Entwicklungen in Gebieten gezogen werden, die menschlichen Einflüssen ausgesetzt sein. Klingt doch ganz gut oder? Keine Sorge, ich gehe nicht davon aus, dass man das als Laie versteht. Nicht mal ich hab zum jetzigen Zeitpunkt alles verstanden, aber immerhin ist das eine Aufgabe, die mir vermutlich liegen könnte. Spannend ist auch, dass diese Masterarbeit in Kooperation mit Forschern von der Universidad de Chile durchgeführt wird. Mit diesen werde ich zusammen mit meinem Hauptbetreuer in zwei Wochen ein ersten Online-Gespräch haben. Ich bin mal gespannt. Der internationale Aspekt gefällt mir jedenfalls. Ich habe auch schon mit Joaquin über dieses "Chile-Thema" gesprochen und er fand es ziemlich cool und hat sich gleich über den chilenischen Forscher informiert, der mein Betreuer werden soll. In einem normalen Jahr wäre sogar zusätzlich noch ein kurzer Aufenthalt in Chile vorgesehen, aber die aktuelle Corona-Situation macht das unmöglich. Schade, fand auch Joaquin, aber natürlich vollkommen verständlich. Irgendwann hole ich den Besuch aber bestimmt nach! Viel mehr habe ich aktuell leider gar nicht zu sagen. Zumindest nicht wenn es um Updates zu meinem Leben und das der anderen geht. Aber ich habe schon eine Idee für einen anderen Blogeintrag in den kommenden Tagen. Bleibt gespannt! Außerdem wird sich die UNR am Dienstag beim International Day der TU Dresden online vorstellen. Vielleicht schaue ich da einfach aus Interesse rein. Bis dahin, macht es gut und bleibt alle bitte gesund! Hier in Dresden sieht es z.B. gerade wortwörtlich dunkelrot aus.

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Musikempfehlung des Tages: Ritt Momney - Put Your Records On