Berichte von 03/2021

26März
2021

Wieder ein Jubiläum

Mensch, da saß man eben noch hinter der Sicherheitskontrolle am Flughafen San Francisco mit einem Sandwich in der Hand und hat gewartet bis das Boarding für den Flug nach Frankfurt losgeht. Und zack, ist es ein Jahr später und man sitzt in seinem neuen WG-Zimmer in Dresden-Löbtau und schreibt einen Blogeintrag über das einjährige Jubiläum dieses Moments. Verrückt oder?

Ich habe heute eigentlich gar nicht so viel auf dem Herzen, aber da ich durch das einjährige Jubiläum der Corona-Pandemie (möge es das letzte gewesen sein!) und durch die ständigen Erinnerungen auf meinem Instagram-Account viele alte Erlebnisse Revue passiert habe, fühle ich mich trotzdem, als müsste ich das zumindest kurz verarbeiten. Ich will ehrlich sein: Aktuell bin ich im Dauerstress. Und das ist kein Stress der von schwerer Arbeit oder vielen Terminen kommt, sondern eher von konstanten Sorgen über meine Masterarbeit, die ich gerade schreibe und über die Zukunft, die aktuell recht ungewiss ist. Vermutlich ist gerade in solche Zeiten die Sehnsucht nach einem einfacheren Leben, wie ich es in Reno hatte, umso größer. Vor allem ist bei mir immer noch das Gefühl da, dass ich dort all diese Sorgen die ich jetzt habe, nicht gehabt hätte. Selbst wenn ich dort pausenlos an meiner Masterarbeit gesessen wäre und allen Grund zur Sorge gehabt hätte, wäre ich in meiner UNR-Umgebung viel entspannter gewesen. Das weiß ich. Und daran sieht man, dass es oft nicht die Sache an sich ist, die einen runterzieht, sondern alle Faktoren zusammen eine Rolle spielen. Wenn man sich in seinem Umfeld und in seiner Umgebung wohlfühlt, ist der Rest nur noch Formsache. Wenn nicht, dann fühlen sich selbst die kleinsten Herausforderungen schon schwer und erdrückend an. Nur um das klarzustellen: Mir geht es gut! Ich schaffe es schon irgendwie, den Stress zu managen und ich bin jetzt auch nicht unglücklich hier in Dresden. Der Vergleich ist lediglich das, was mich denken lässt, dass das alles eigentlich auch anders gehen müsste. Nur leider konnte ich die selbe Motivation bisher nirgends in Deutschland auftreiben. Na mal sehen, ich komme schon irgendwie ans Ziel.

Aber mal ehrlich, ist es nicht total komisch, wie schnell das Jahr vorüber gegangen ist? Mir kommt es eher so wie 8 Monate vor, wenn überhaupt. Ich meine gut, ist ja auch nicht so viel passiert in der Zeit. Aber ein Jahr? In knapp einer Woche werde ich 25! Dabei bin ich doch eben noch 23 gewesen. Crazy! Und wenn ich tief in mich hineinhöre, merke ich auch, dass es sich irgendwie nicht 100% real anfühlt. Oder naja, real ist vielleicht das falsche Wort für das was ich sagen will. Es ist für mich immer noch ein wenig so, als würde mein Leben auf Standby laufen. Als würde ich immer noch erstmal abwarten bevor dann das richtige Leben weitergeht, wenn der Virus dann besiegt ist. Als wäre das Ganze nur eine Unterbrechung, in der ich halt irgendwas tun muss, bevor es dann mit dem wahren Leben in Reno weitergeht. Auch hier übertreibe ich vielleicht etwas, aber ein Funken Wahrheit steckt überall mit drin. Eins ist klar, wenn Corona vorbei ist, werde ich zwar nicht direkt in Reno weitermachen, aber ich habe das Gefühl, dass ich dann wieder ein bisschen "Drive" zurückbekomme und wieder Vollgas geben kann. Und eben endlich aus diesem Autopilot-Modus rauskomme. Dabei hat mich die Pandemie abgesehen vom Abbruch meines Auslandssemesters fast weniger betroffen als die meisten anderen. Jetzt wo ich darüber nachdenke wird mir klar, dass es vermutlich viel mehr Leute gibt mit viel schlimmeren Ängsten und Sorgen und schlimmeren Schicksalen. Um die sollte man sich eigentlich mehr Gedanken machen. Denn auch die haben nun seit einem Jahr mit ihren Gefühlen zu kämpfen und wissen nicht, wann und ob es jemals wieder so wird wie früher. Ich kann noch länger durchhalten. Andere eventuell nicht.

Puh, sind das schwere Themen. Außerdem ist das ja kein Corona-Blog. Sorry also dafür. Vielleicht sollte ich eher erwähnen, dass ich vor ein paar Tagen seit knapp 2 Monaten das erste Mal wieder mit ein paar Freunden aus Reno gevideochattet habe. Erstaunlicherweise gab es gar nicht so viele wichtige Dinge zu erzählen, sondern wir haben eher über kleinere Erlebnisse und irgendwelchen Gossip geredet. Das tat aber auch mal wieder gut. Ich freue mich schon jetzt auf nächstes Jahr. Denn irgendwie habe ich im Gefühl, dass ich da zumindest irgendeinen der Leute wiedersehen werde. Da hat man auf jeden Fall was, worauf man hinarbeiten kann. Und ansonsten... ja. Ich glaube ich komme langsam mal zum Ende. Irgendwie ein ziemlich unstrukturierter Blogeintrag aber was soll's. Content ist Content. :P Eigentlich steht auch immer noch eine größere Neuigkeit aus, die ich schon längst auf dem Blog verkünden wollte. Bisher hatte ich da allerdings wenig Zeit dazu und ich weiß zudem noch gar nicht in welcher Form ich das überhaupt ansprechen werde. Also seid einfach mal unverbindlich gespannt. Bis dahin wünsche ich euch aber erstmal eine schöne Osterzeit und haltet durch! Das ist nun hoffentlich die letzte kritische Phase der Pandemie und ihr wollt euch doch nicht wirklich kurz vor eurer Impfung noch anstecken. Dachte ich mir. :) Macht es gut!

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Musikempfehlung des Tages: Khruangbin - White Gloves

04März
2021

Wanderlust

Ich habe spontan Lust einen Blogeintrag zu schreiben. Nichts wie los!

Seitdem wir uns wieder im 2. Lockdown befinden, verbringe ich sehr viel Zeit zuhause, alleine, vor dem Rechner, an meinem Handy. Und wenn es mal gerade nicht um die Masterarbeit geht, dann geht es bei mir meistens um eins: Die große weite Welt. Ich habe das schon letzten Sommer gemerkt. Als der Lockdown gerade frisch zu Ende war, konnte ich einfach nicht anders und musste raus. Raus in die weite Welt. Die bestand in diesem Fall situationsbedingt aus unseren Nachbarländern. Innerhalb von 4 Monaten besuchte ich Luxemburg, Frankreich, Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Polen und einige Gegenden innerhalb Deutschlands. Und das im Pandemie-Jahr. Ich glaube das zeigt deutlich, wie viel mir das Reisen bedeutet. Und gerade dann, wenn man gerade nicht reisen kann, ist dieses Verlangen, mal rauszukommen wohl besonders groß. Ich vertreibe mir meine freie Zeit also oft damit, mir zukünftige Reiserouten auszudenken, Kosten in Erfahrung zu bringen, neue Regionen der Erde kennenzulernen und "weiße Flecken" auf meiner inneren Landkarte mit Wissen und Informationen zu füllen. Ich schaue mir YouTube-Videos von Travelbloggern an, die (meist eher unbekanntere) Orte vorstellen, Tipps für günstiges und sicheres Reisen geben und ihre allgemeinen Reise-Erfahrungen teilen. Ab und zu finde ich auch Videos von Leuten, die in recht unbekannten Gegenden wohnen und von ihrem Alltag dort erzählen, was ich unglaublich spannend finde. An dieser Stelle will ich kurz den Channel Yeah Russia erwähnen, auf dem eine Studentin (die ebenfalls ihr USA-Auslandssemester wegen Corona abbrechen musste) aus dem äußersten Osten Russlands auf witzige und realistische Weise von ihrem Alltag am trostlosen "Ende der Welt" erzählt. Ich würde nun am liebsten sofort ins Baltikum, nach Slowenien, nach Spanien, nach Russland, nach Mittelamerika, zur arabischen Halbinsel, nach Marokko, nach Chile und Argentinien, nach Washington und natürlich zu den verschiedensten abgelegenen Inseln der Welt aufbrechen. Ich habe mir sogar ein Profil auf der Travel-Plattform NomadMania angelegt, auf der man eintragen kann, wo man überall schon war und das dann mit anderen vergleichen kann. Aus den 1301 Regionen der Welt habe ich gerade einmal 66 und befinde mich damit auf Rang 7114. Dann sehe ich, wie viel die Leute an der Spitze der Rangliste schon gesehen haben und ich träume von einem Leben das nur aus Reisen besteht. Dann denke ich über die Kosten nach und über die Dinge auf die ich verzichten müsste und merke, dass das nicht sehr realistisch für mich ist. Aber mal so ein paar Jahre nur reisen..? Vielleicht wäre es auch gar nichts für mich, aber weiß ich das ohne es probiert zu haben? Corona zeigt uns ja, dass wir jede Chance am besten sofort nutzen sollten. Aber dennoch will ich ja auch andere Dinge im Leben. Aber welche genau? Und was will ich überhaupt vom Leben? Und da wären wir dann bei einer waschechten Existenzkrise angelangt. Ich habe mich in letzter Zeit immer wieder in solchen Fragen wiedergefunden - auch ohne den Reise-Kontext. Ich schiebe das auf jeden Fall auch auf die Corona-Krise. Nach allem was ich von Freunden mitbekomme, grübelt jeder gerade so ein bisschen über sein Leben nach und merkt vielleicht durch den aktuellen Mangel an Optionen, dass er eigentlich gerne dies und jenes viel lieber in seinem Leben hätte oder machen möchte. Ich denke, wir gewinnen alle gerade ein paar wichtige Erkenntnisse über unser Leben. Diese sollte man aufgrund der Krisensituation natürlich im Kontext sehen. Vielleicht sind sie zuweilen auch nicht mal richtig ernst zu nehmen. Aber dennoch können wir diese Erkenntnisse nach der Krise auf jeden Fall nutzen, um bedachter und zielstrebiger durchs Leben gehen. Die Einsicht, dass vieles im Leben nicht selbstverständlich ist, ist hier wohl das was uns alle verbindet. Ihr seht, wie schnell ich in diese sentimentale Richtung abgedriftet bin. Eigentlich habe ich das nie vor, wenn ich so einen Blogeintrag beginne. Aber das greift bei Themen die einem wichtig sind eben alles ineinander. Auf der Suche nach meiner eigenen Lebensphilosophie stellt das Reisen offenbar einen großen Faktor dar.

Um den Bogen zu schlagen: Ich glaube, dass mein Aufenthalt in den USA zu all dem entscheidend beigetragen hat. Ich habe gemerkt, welchen (positiven) Einfluss es auf mich hat, wenn ich mich in einer fremden Umgebung befinde. Ich war viel engagierter und aktiver als jetzt. Gut, das hängt natürlich auch viel mit Corona zusammen, aber ich denke das hätte ich auch ohne Pandemie so gesagt. Und so etwas vergisst man nicht so schnell und sehnt es sich in Zeiten wie diesen besonders herbei. Ob ich dieses Gefühl aus Reno auch wo anders reproduzieren kann, werde ich wohl nur herausfinden können, indem ich wieder losziehe... in die Ferne, raus aus Deutschland. Ich kann es kaum erwarten!

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Musikempfehlung des Tages: Big Wild - Awaken