13Februar
2020

Lustlos oder doch nicht?

Es ist Donnerstag, das heißt früh aufstehen und um 9 Uhr zu Climatology gehen. Da brauch ich heute nicht viel erzählen, es war langweilig. Danach heißt es um 10:30 Uhr immer GIS I-Vorlesung bei Scott Kelley. Die Vorlesung war heute aber auch nicht super spannend. Ich unterhielt mich aber mit meinem Sitznachbar (dessen Namen ich nicht kenne), der 49 Jahre alt ist und sich vor zwei Tagen einen Hexenschuss zugezogen hat und sich darüber beklagt hat. Ja, hier findet man ab und an auch ältere Studenten. Das Highlight war für mich aber das Ende. Ich stand gerade von meinem Sitz auf als mich Scott ansprach und fragte, wie es denn so läuft, ob alles gut klappt auch in den Labs und ob ich sonst Fragen hätte auch im Hinblick auf mein finales Projekt, für das ich mir noch ein Thema überlegen muss. Ich quatschte kurz mit ihm und erzählte, dass alles soweit gut läuft und ich eventuell wegen dem Projekt nochmal auf ihn zurückkomme. Wow, es sind über 80 Leute in der Klasse, aber er nimmt sich Zeit für jeden einzelnen und geht auch noch auf mich zu. Er ist schon jetzt einer der besten Professoren den ich je hatte! Ich bin mal gespannt wie es weitergeht, denn in einer Woche ist die erste Midterm-Prüfung in GIS I und eventuell wollte ich die Vorbereitungsstunde am Dienstag ausfallen lassen. Der Spannung halber werde ich nicht verraten warum, aber ihr könnt euch sicher sein, das wäre es schon wert. Gleich im Anschluss geht es gleich zum nächsten Scott - zu Numerical Modeling bei Scott McCoy. Was ich am Anfang für die schwierigste Klasse hielt (nicht nur wegen dem Stoff sondern auch wegen der kleinen Gruppe an Mitstudenten die sich alle kennen), entwickelt sich langsam zu einer angenehm lässigen Klasse. Wir müssen die Belege die wir jede Woche machen sollen nicht mal abgeben und der Stoff ist bisher auch machbar (auch wenn es bisher nur Einführung ist - es wird ab nächste Woche happiger). Ich unterhielt mich ein wenig mit meinen "Peers" Erika und Connor über Geodäsie und Deutschland und Erika erzählte von der Flucht ihrer deutschen Urgroßmutter nach Brasilien und dann in die USA. Irgendwie haben gefühlt 70% der Amerikaner die ich bisher kennengelernt habe deutsche Wurzeln. Die Klasse lief ansonsten recht entspannt und ich verließ den Raum wieder mal früher um noch in die Mensa gehen zu können. Connor tat das zufällig zur gleichen Zeit also liefen wir noch ein wenig zusammen und unterhielten uns. Er hat als Graduate Student natürlich sein eigenes Büro und forscht aktuell an künstlicher Intelligenz zum Auffinden von geothermischen Gebieten (oder so ähnlich, nagelt mich nicht drauf fest). Es war ein kurzes nettes Gespräch und ich muss mir auf jeden Fall überlegen, wie ich mal mit den Geodäsie-Leuten hier in Kontakt komme. Da habe ich nämlich noch keine Strategie.

Nachdem ich in der Mensa einen Chicken-Bacon-Burger mit Fries und Onion Rings gegessen hatte (Welcome to 'Murica) ging ich mit Diana kurz zum OISS, da wir von denen gestern eine Mail bekommen hatten, dass wir schleunigst unsere Adresse updaten sollen. Ellie teilte uns mit, dass wir lediglich unsere US-Handynummer als unsere "Home"-Nummer angeben müssen und nicht als was anderes. Damit wäre das geklärt. Ich ging zurück in die Sierra Hall wo ich im Konferenzraum zu nichts nutze war. Um 16:30 Uhr stand wieder Muscle Hustle an, wozu Joaquin wieder mitkam. Im Fitnesscenter angekommen dann der Schock: Vor lauter Müdigkeit und Lustlosigkeit hatte ich meine Sportschuhe vergessen. Beschämt ging ich trotzdem in den Kurs und fragte Mia ob das auch mit Socken geht. Sie sagte ja, aber ich solle aufpassen und einige Übungen bei Bedarf lieber nicht mitmachen. Also machte ich 50 Minuten Muscle Hustle ohne Schuhe mit. So viel Unterschied gab es gar nicht, ich war am Ende immer noch fertig. Zurück im Wohnheim war ich so müde, dass ich erstmal 30 Minuten schlief und danach duschte. Ich schlüpfte in meinen neuen Wolf Pack-Pullover und ging wieder mal in die Mensa mit den anderen. Es war wohl Mac and Cheese-Abend, denn es gab 5 verschiedene Arten Mac and Cheese, die gar nicht mal so schlecht waren. Nach diesem Schmaus stand dann Karaoke in der Student Union auf dem Plan...

...wo wir aber nicht hingingen, da die anderen entweder noch zu tun hatten oder keine Lust hatten. Soviel also dazu. Wir verbrachten den Abend also im altbekannten Konferenzraum, wo erst alle ruhig ihr Unizeug machten (auch ich, ich hab eigentlich immer was zu tun), dann aber langsam in spannendere Themen übergingen. Die Athletik-Gruppe (Olaia, Ema, Rayven und Daniel) waren diesmal auch wieder mit dabei. Es scheint, als würden die so langsam bei uns mit rein rutschen, auch wenn sie einen komplett anderen Tagesplan haben als wir. Da ich einen Song von Mahmood hörte, sprach ich Ema darauf an, woraufhin wir etwa eine Stunde über den ESC sprachen und Songs anhörten. Auch Olaia beteiligte sich und beide wollten Rayven zeigen was der ESC ist. Ich denke nicht, dass sie verstanden hat, worum es dabei geht, aber zumindest schien sie nicht sofort angewidert, als sie "Toy" von Netta hörte. Am Ende schrieben wir das Whiteboard im Raum noch mit Namen und Ausdrücken auf verschiedenen Sprachen voll. Madi kam zwischendurch rein und übergab uns allen einen Valentinstags-Button als Geschenk! Anscheinend wird das hier wirklich zelebriert. Wenn man sich die Regale in den Supermärkten und die zahlreichen Events so anschaut, könnte man meinen, dass es in den USA den gleichen Stellenwert hat wie Weihnachten. Olaia war noch so nett und gab uns ihre P.O. Box-Adresse, falls wir mal eine brauchen. Das ganze Atlethik-Team benutzt eh schon ihre, also ist es ihr egal. Gut zu wissen. Und dann... ja dann ist der Tag auch schon wieder vorbei. Komisch, eigentlich dachte ich, dass heute ein voller, stressiger und aufregender Tag wird, aber irgendwie brauchten gefühlt alle ein bisschen Ruhe. Naja, mir soll es recht sein. Bis morgen!

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Musikempfehlung des Tages: 21 Savage - Out for the Night