09Februar
2020

McDonald's, Europäerinnen und Polittalk

Als Peter und ich heute aufstanden stand noch eine Frage im Raum: Tennis oder nicht? Das Wetter war trotz Sonne kalt und windig und wir wussten immer noch nicht was jetzt mit unserem Tahoe-Ausflug war. Außerdem wollte ich endlich mal wieder mit der Familie skypen. Die Entscheidung war also klar und ich schrieb Chris, dass er uns diesmal nicht abholen muss. Stattdessen skypte ich mit meinen Eltern, zeigte ihnen die Fische und wollte ihnen eigentlich auch den Weg von der Sierra Hall zur Mensa zeigen aber sowohl WLAN als auch Mobilfunkempfang waren nicht gerade super. Das Essen in "The Den" war heute nicht unbedingt das Beste. Aber man hat ja immerhin die Auswahl.

Zurück im Wohnheim machte ich dann mit Peter die Wäsche und setzte mich dann in den Konferenzraum zu Diana und Reggy. Ich hatte nur einige wenige Dinge zu erledigen und war deswegen recht schnell gelangweilt. Zwischendurch kamen immer mal andere Leute mit rein. Auch Kiki war mal kurz da und verabschiedete sich dann mit den Worten "Ich gehe jetzt". Später fanden wir heraus, dass sie daraufhin zum Lake Tahoe fuhr. Auch wenn ich finde, dass sie nochmal direkt hätte fragen können ob jemand mit will, ist es auch nicht allzu schlimm, denn ich hatte den Eindruck, dass sie da zumindest heute eher alleine hin will. Also kein Lake Tahoe heute. Aber ist ja nicht so als wäre der sehr weit entfernt. Gegen 16:30 Uhr wurde es Reggy und Diana auch zu langweilig und sie schlugen vor sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Keine schlechte Idee. Brooke schloss sich an und wir liefen in Richtung Downtown. Ich ließ uns einen kleinen Umweg machen, damit wir noch einen Cache suchen konnten, den wir auch recht schnell und gut fanden. Wir kamen dann noch an einem kleinen Kunstpark vorbei (den Reno Playa Art Park), den wir vorher noch nie so wahrgenommen hatten. Die Installationen waren echt schön und die Umgebung wird dadurch deutlich aufgewertet. Man muss nämlich leider sagen, dass Downtown außerhalb der Casinos doch sehr heruntergekommen und teilweise arm aussieht. Man merkt, dass die Stadt Reno versucht, dies durch solche Dinge zu ändern. Das gelingt auch zu einem gewissen Grad, aber mit ein paar Kunstinstallationen und Street Art ist es eben nicht getan. Das bekamen wir auch bei unserem Hauptziel mit, dem McDonald's zwischen der 5th und 4th Street. Wir hatten eigentlich vor uns hier hinzusetzen, aber davon kamen wir dann schnell ab, als wir das Klientel und den Innenraum des McDonald's sahen. Wir wurden öfters nach einem Dollar gefragt und niemand sonst saß drin, weil jeder nur Sachen zum Mitnehmen nahm. Auch wir nahmen unsere McFlurrys und Burger-Menüs (letzteres hab ich nicht genommen) mit zurück zur Sierra Hall. Wie gesagt, man merkt auch an den ganz normalen Angestellten, dass Reno versucht, Downtown zu einem normalen Bezirk zu machen, aber es ist eben ein Prozess. Wir liefen durch super kalten Wind wieder zurück und die anderen verspeisten ihre Sachen im Konferenzraum. Ich versuchte für fast eine Stunde einen stabilen Stream der Oscar-Verleihungen herzubekommen, aber sowohl die amerikanischen Anbieter als auch meine VPN-Verbindung zur TU Dresden ließen mich im Stich. So verfolgte ich die Show dann nur im Liveticker.

Das Abendessen in "The Den" war erstaunlich gut! Das führte dazu, dass ich danach total voll war. Zu sechst liefen wir zurück zur Sierra Hall und hinter uns liefen zwei Mädels, mit denen wir schonmal irgendwann nachts um 2 Uhr auf dem Gang gesprochen hatten. Sie kamen mit einem anderen Typen mit uns in den Aufzug. Peter und ich mussten den Aufzug natürlich als erstes verlassen, da wir im 3. Stock wohnen. Er blieb im Zimmer um an einem wichtigen Assignment zu arbeiten, ich nahm aber nur meine Sachen und ging dann wieder hoch in den 4. Stock und traf dort auf die anderen, die sich im Gang immer noch mit den beiden Mädels und dem Typen unterhielten. Und so lernte ich die ersten anderen Europäer in Reno kennen (wenn man mal von der einen Russin auf der Veranstaltung des International Clubs absieht, die nicht wirklich mit uns geredet hat). Und nicht nur das, ich lernte auch die ersten Student Athletes persönlich kennen! Olaia kommt aus Vigo in Spanien und macht Weit- und Dreisprung. Emanuela ist aus Rimini in Italien und ist eine Speerwerferin. Daniel, der nur kurz mit dabei stand, kommt aus Kenia und ist Langstreckenläufer. Alle drei wurden von der UNR für ihr Leichtathletikprogramm rekrutiert und studieren jetzt Vollzeit hier. Tja, bei US-Universitäten geht es eben nicht nur um Bildung, sondern auch um Sport und da will jede Uni im Land gut vertreten sein. Olaia und Emanuela kamen dann mit uns in den Konferenzraum und wir tauschten uns mit ihnen über alles mögliche aus. Hauptsächlich über Essen (in den USA gibt's nur Schrott gegenüber Europa) und über Sprachen. Die beiden sprechen miteinander immer jeweils in ihrer Muttersprache, aber sie verstehen sich trotzdem. Außerdem spricht bzw. versteht etwa 80% des Raumes Spanisch, sodass das auch oft gesprochen wurde und vor allem Aurora und Joaquin konnten sich mit den beiden über komische Begriffe in ihren Dialekten unterhalten. Als es dann um Fitness und Sport ging, wurde mir geraten neben der Muscle Hustle-Klasse noch Crossfit zu machen. Naja, ich tendiere ja zu einem Nein. Ich packte dann aber noch die große Schokolade von Coop aus der Schweiz auf den Tisch, die ich letzten Sommer gakuft hatte und immer noch nicht gegessen hatte. Olaia und Emma (kurz für Emanuela) freuten sich, endlich mal wieder richtige Schokolade essen zu können und ich kann sie gut verstehen. Selbst die billigste Eigenmarke aus der Schweiz ist immer noch besser als eine Markenschokolade aus den USA.

Da viele von der Truppe morgen früh Uni hatten, verließen mit der Zeit die meisten den Raum, aber ich blieb noch mit Aurora und Kiki sitzen. Es entwickelte sich eine ein- bis zweistündige Konversation über politische Systeme, Fortschritt von Zivilisationen, amerikanische Geschichte und Waffen in den USA. Ich will jetzt nicht so weit ins Detail gehen, weil das (offensichtlich) auch gar nicht möglich ist, aber es war dennoch recht aufschlussreich. Um kurz nach 2 Uhr schlich ich mich dann in mein Zimmer, wo Parker und Peter schon schliefen. Tja, ich muss eben nicht früh aufstehen morgen! :P See ya!

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