05Februar
2020

Pflichten oder Spaß?

Die Überschrift verrät es schon: Heute stand ich dauernd vor der Frage, was wichtiger ist: Pflichten zu erledigen, oder spaßige Dinge machen?

Es begann mit was schönem: Lang ausschlafen. Aber ich durfte nicht zu spät aufstehen, denn ich musste endlich den Brief mit meinen unterschriebenen PROMOS-Unterlagen nach Deutschland senden. Vorher hatte immer entweder die Zeit gefehlt oder irgendwas war noch nicht fertig ausgedruckt, eingescannt, usw. Ich musste die erste Seite des Dokuments noch ausdrucken, auf dem keine Unterschrift zu machen war. Dazu ging ich in die Bibliothek und druckte die Seite aus. Wie alle anderen Seiten zuvor, kam sie im amerikanischen Format aus dem Drucker raus. Ja richtig, die Amis verwenden nicht DIN A4, sondern ein anderes Format, das etwas breiter und nicht so lang ist. Gottseidank wurde dadurch nichts wichtiges abgeschnitten. Ich setzte mich kurz hin um meine Blätter zu sammeln und tja... ich hatte die anderen Zettel im Wohnheim vergessen. Toll. Das Post Office an der Uni macht um 12 Uhr eine Stunde Mittagspause und es war schon 11:20 also beschloss ich, erstmal was anderes wichtiges zu machen. Und zwar habe ich Nachrichten von Dr. Lewis bekommen, über welche Themen ich meine kurze Vorlesung halten kann die alle Graduate Students in der zweiten Semesterhälfte machen müssen. Einige coole Themen waren schon vergeben, aber eines meiner Lieblingsthemen war noch übrig und so wählte ich "Climatic setting of North America". Der Deutsche wird also allen Amerikanern was über deren Wetterphänomene erklären. Na da bin ich mal gespannt.

Mittlerweile war es schon fast 12, also war erstmal essen angesagt. Ich traf mich mal wieder mit den meisten bekannten Gesichtern in "The Den" und diesmal kamen zwei neue Klassenkameradinnen von Jiwan aus Japan mit. Achso, Jiwan ist die koreanische Klassenkameradin von Peter, die ich zuvor irgendwann unter ihrem englischen Namen Artemis vorgestellt hatte. Sie kommt jetzt immer öfters auch mit in die Mensa oder den Konferenzraum. Ach ja, Anna, die vietnamesische Klassenkameradin von Joaquin, war auch mal wieder mit dabei. Ihr habt bestimmt keinen Plan, wer diese Leute alles sind. Müsst ihr auch nicht. Aber der Vollständigkeit halber wollte ich sie auch mal nennen. Heute saßen wir somit in der Spitze zu zehnt am Tisch. Und nur drei von uns sind nicht zum Englisch lernen hier (die anderen haben ja wie gesagt alle nur Englischkurse). In der Mensa sitze ich, wenn ich fertig bin, meist nur rum und warte bis alle fertig sind. Heute schaffte ich es, die anderen dazu zu bringen, um 13:30 aufzustehen und mit rauszugehen.

Die anderen wollten im Anschluss aber zum WolfShop gehen ("die Anderen" sind jetzt wieder weniger Leute; oft sage ich das einfach nur um die aktuell anwesende Gruppe an Leuten zu beschreiben), weil es da offenbar 20% auf alles gab. Grund dafür ist, dass die Basketballmannschaften der UNR in der letzten Woche zweimal gewonnen haben und jeden Mittwoch gibt es 10% Rabatt für jeden Sieg. Schön, dass ich das nun auch weiß. Aber ich musste mich entscheiden: Pflicht oder Spaß? In diesem Fall war zuerst die Pflicht dran. Ich verabschiedete mich von den anderen und ging zur Sierra Hall um meine zwei Zettel zu holen, die mir für's Stipendiumsdokument noch gefehlt hatten. Da das Post Office ganz im Norden des Campus liegt, die Sierra Hall aber ganz im Süden, dachte ich darüber nach, einen Bus zu nehmen und tatsächlich kam gerade eine Linie 7. Ich stieg am Nordende des Campus aus und betrat das Post Office, wo ein netter Angestellter (den ich noch von dem Besuch mit Diana kannte) mich beriet, wie ich nun am besten einen Brief nach Deutschland schicke. Er meinte, das sei ganz einfach. Die Gesamtkosten sind 1.69$ für Umschlag und Stempel. Der Brief sollte dann in etwa 7 Tagen ankommen, manchmal kann es aber auch länger dauern. Eine Expresslieferung in 3-5 Tagen hätte über 50$ gekostet. Ich nahm natürlich die erste Variante, befüllte den Brief und schon war das erledigt!

Kommen wir wieder zurück zum Spaß: Ich traf die anderen im WolfShop, wo alle noch am Suchen waren. Ich wollte unbedingt einen Pullover aber alle coolen Motive waren entweder nicht mehr in meiner Größe (M) vorhanden oder viel zu teuer (teilweise über 50$). Ich schaute mich weiter um und entdeckte zumindest ein T-Shirt in M das mir gefiel. Es passte auch und lustigerweise wollte Jiwan das gleiche nehmen. Ich schaute auch nach Caps, aber es stach keine hervor. Außerdem kosteten alle mindestens 20$, manche sogar über 30$. Bevor wir etwas kauften, wollten wir uns nochmal wo anders Inspiration holen. Gegenüber der Arena gibt es nämlich "Silver & Blue Outfitters", die auch Nevada-Artikel verkaufen und jedem Studenten 15% Rabatt geben. Die Auswahl dort war zwar größer, aber auch hier gab es die coolen Sachen nicht in M oder sie waren zu teuer. Die Auswahl der Caps ist hier gigantisch, aber die Preise waren noch einen Tick teurer wie im WolfShop und ich konnte mich mit keiner so recht anfreunden. Nachdem Reggy noch ausgiebig den Corgi-Mix der Mitarbeiterin gestreichelt hatte, gingen wir also wieder zurück in den WolfShop, wo ich das T-Shirt kaufte und mit Rabatt 11.99$ zahlte. Ist dafür denke ich okay. Die anderen schauten noch ein wenig, aber ich ging schon los. Die Pflicht ruft wieder.

Es ist wieder Geography Colloquium. Diesmal war eine Forscherin von der California State University in San Marcos zu Gast, die ursprünglich sogar aus Winnemucca in Nevada kommt. Wow, einer der wenigen Menschen, die weder aus der Reno-Gegend, noch aus der Las Vegas-Gegend stammen. Von denen gibt es gefühlt ja nur eine Hand voll. Sie erzählte von ihren Expeditionen nach Zypern, Libanon und Jordanien, wo sie mit ihrem Team Wasser und Pflanzenproben in verschiedenen Regionen nahm, um die Wasserstoff-, Sauerstoff- und Kohlenstoff-Isotope zu untersuchen, die wohl irgendeinen Zusammenhang zum Klima zeigen. Diese will das Team am Ende mit Isotopen aus Ausgrabungsstätten der Bronzezeit vergleichen und so herausfinden, wie sie die Zivilisation damals ans Klima angepasst hat. Ein interessantes Thema für mich, da ich von sowas keinen Plan hab. Bei der Fragerunde danach stellte sich aber heraus, dass sie auch von vielem keinen Plan hat und manche Fragen überrumpelten sie fast. Naja, ich muss es erstmal besser machen oder? Im Anschluss ging ich gleich weiter in die Bibliothek um meine zwei Absätze über die Präsentation zu schreiben. Das fiel mir diesmal viel schwerer als letzte Woche, da ich da das Thema und die Vokabeln bessen verstanden hab. Mit Mühe formte ich ein paar Sätze und formulierte ein paar Fragen, von denen ich nicht weiß, ob sie Sinn ergeben. Aber ich hab ja morgen noch Zeit um nochmal drüber zu schauen. Beeilen musste ich mich außerdem, denn ich musste um 18:30 wieder an der Sierra Hall sein.

Dort warteten Brooke und ihr Freund Drew mit ihren beiden Autos auf uns. Wir hatten nämlich was cooles geplant. Kiki muss mittwochs immer arbeiten und wir wollten sie besuchen. Sie arbeitet tatsächlich bei Chick-Fil-A! Da war ich schon mal in Florida und es war mega gut, auch wenn das Menü sehr reduziert ist. Wir teilten uns auf die beiden Autos auf und fuhren zum South McCarran Blvd. Kiki bediente gerade an der Kasse und freute sich, dass wir gekommen sind. Ich bestellte einen Spicy Chicken Burger Deluxe im Menü für knapp 9$. Und das musste ich nicht bezahlen, denn die Kansas City Chiefs hatten ja am Sonntag gewonnen und Peter war mir ein Essen schuldig. Ich wollte ihn nicht zu hart dran nehmen, deswegen wartete ich nicht bis wir mal richtig Essen gehen. Wir setzten uns zu acht an einen Tisch und bekamen unser Essen. Es gab zu allen Menüs Riffelpommes und Chick-Fil-A-Sauce. Letztere ist der eigentliche Grund warum der Laden so beliebt ist. Die Sauce ist einfach himmlisch! Kiki nahm sich 10 Minuten Pause und laberte ein wenig mit uns und ergriff später auch immer wieder die Gelegenheit um vorbeizukommen und entweder in der Nähe was aufzuwischen oder unsere Wünsche zu erfüllen. War ein wirklich cooler und leckerer Ausflug! Am Ende ließ jeder noch eine Bewertung da und schrieb einen Kommentar dazu, wie nett Kiki doch ist. Da ich als Letzter rausging, schrieb ich, dass die anderen Mitarbeiter auch ganz okay waren. :D Danach fuhr Brooke noch mit einem Teil in die nahegelegene Meadowood Mall, ich fuhr aber mit Drew wieder zurück zur Sierra Hall. Reno sieht abends wirklich schön aus!

Im Wohnheim war dann erstmal wieder Pflicht angesagt: Ich musste immer noch meine Hausaufgaben von Climatology erledigen. Die ersten beiden Aufgaben davon gingen erstaunlich einfach und schnell von der Hand, aber die dritte, bei der man einen Stein aufgrund vom Zerfall radioaktiver Isotope rückdatieren sollte, hatte es echt in sich. Ich schaffte sie nicht ganz bevor es wieder in einen spaßigen Teil des Abends überging.

Zuerst kam nämlich Kiki zurück und brachte nochmal kostenloses Essen von Chick-Fil-A mit. Himmlisch! Aber das war's noch nicht. Wir hatten nämlich geplant, alle nochmal in die Mensa zum Nachtangebot zu gehen, da jeder noch mindestens ein Meal übrig hatte (und die verfallen ja heute Abend). Reggy und Aurora hatten sogar beide noch über 10. Ich konnte nach diesem essensreichen Abend fast nichts mehr essen und entschied mich daher nur für einen Salat. WhatsApp-Sticker, Jingles und alte Vines trugen aber dazu bei, dass der Abend noch sehr lustig wurde. Danach ging es gegen 23:30 Uhr wieder zurück und ich versuchte mich nochmal an meiner Climatology-Aufgabe, aber war leider nicht erfolgreich. Aber wir mussten die Hausaufgabe nicht zwingend morgen abgeben, also war das okay. Geschafft haute ich mich ins Bett. Morgen wieder 9 Uhr und langer Tag - doof. Bis morgen!

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Musikempfehlung des Tages: Shakira feat. Wyclef Jean - Hips Don't Lie