2020
Stufe 1 - und nicht weiter
Prüfungstag! Der begann aber wie jeder Donnerstag erstmal mit Climatology um 9 Uhr. Und das war heute zwar wieder langweilig, aber auch nicht gerade angenehm an sich. Denn, wir bekamen zu sehen, was bis Spring Break in 3 Wochen noch alles ansteht (eigentlich ist jede Stunde irgendwas abzugeben) und wir wurden in Gruppen eingeteilt für ein Gruppenprojekt. Wer mich kennt weiß, dass das nicht unbedingt meine liebsten Projekte sind, aber naja, wir werden sehen. Ich bin mit Miguel und Destiny in einer Gruppe und wir müssen uns über das La Niña informieren. Na mal sehen.
Nach Ende der Stunde war es dann soweit. Meine erste Prüfung in den USA stand an (GIS I = Geoinformationssysteme etc.). Scott Kelley teilte allen die Zettel aus und dann ging es auch schon los. Es waren tatsächlich etwa 20 Multiple Choice-Fragen, eine Aufgabe wo man Begriffe sortieren musste, 10 Wahr-oder-Falsch-Fragen und lediglich am Ende zwei Fragen wo man wirklich was hinschreiben musste. Ich kam recht gut durch die Prüfung und brauchte am Ende lediglich etwas länger, weil ich mich bei etwa 3 Fragen nicht auf eine Antwort festlegen konnte. Angesetzt waren 75 Minuten (eine normale Klassenlänge), aber als ich nach 45 Minuten abgab, war ich der drittletzte von etwa 80 Studenten. Was will man bei Multiple Choice aber auch erwarten? Scott teilte mir bei der Abgabe noch freundlich mit, dass nächste Woche kein Geography Colloquium ist und ich verließ daraufhin den Saal. Ich habe ein gutes Gefühl, aber ich weiß nicht ob mein aktueller Punkteschnitt von 100%(!) nicht doch etwas leiden wird.
Durch die gewonnene Zeit hatte ich sogar Zeit etwas zu essen, was sonst donnerstags immer etwas schiwerig ist wegen der Klasse um 12 Uhr. Ich lief zu "The Den" und traf zufällig wieder auf Ema, die ja heute auch eine Prüfung hatte. Sie war gerade auf dem Weg zu "The Overlook", einer anderen "Mensa", die aber nur über Meal Trades funktionierte, da es kein All-you-can-eat ist (hoffe das ergibt Sinn). An der Nudeltheke ließ ich mir frische Nudeln machen, die aber eher so semi gut schmeckten. Dafür war der Ausblick (der "Overlook") über den Manzanita Lake auf dem Campus sehr schön. Ich wäre gerne länger dageblieben, aber da um 12 Uhr ja meine Numerical Modeling-Klasse beginnt, musste ich Ema alleine lassen und sprintete über das "Quad" zum Paul Laxalt Mineral Engineering Building. Leider muss ich aber ins Paul Laxalt Mineral Science Building. Beide sind aber verbunden, nur leider habe ich noch nicht ganz raus wo sie verbunden sind. So verlief ich mich erstmal und ging daraufhin einmal ums gesamte Gebäude in meinen gewohnten Hintereingang, von wo aus ich den Weg kenne. Natürlich kam ich deswegen zu spät und Scott McCoy hatte schon angefangen. Es ging in Numerical Modeling heute los mit richtigen Anwendungen, weg von den Python-Tutorials und ich merkte, dass sich das Level erhöhte. Wir sollten das Vorkommen und den Zerfall von Beryllium-10- und Aluminium-26-Isotopen graphisch darstellen und das sowohl numerisch als auch analytisch. Gottseidank leitete Scott die Formeln her, denn woher hätte ich sowas bitte wissen sollen? Am Ende war eigentlich klar was zu machen ist, aber dennoch hatte ich einige Schwierigkeiten, mit denen Scott mir aber helfen konnte. Noch denke ich, dass diese Klasse einfach zu meistern sein wird, aber sie ist dennoch die fortgeschrittenste von allen und ich bin gespannt, ob ich so mithalten kann mit den anderen. Aber das wird schon.
Ich kam in die Sierra Hall und traf im Konferenzraum auf die üblichen Verdächtigen. Viel Zeit um produktiv zu sein war nicht, denn heute stand etwas ganz anderes auf dem Plan: Nach ewigem Hin und Her, wurde ich von den anderen endlich überredet, mit Klettern zu gehen. Gruppenzwang eben, naja. In Reno gibt es mit BaseCamp eine kleine Kletterhalle in Downtown, die außerdem die höchste künstliche Outdoor-Kletterwand der Welt besitzt. Die anderen wollten letztere noch mitnehmen, bevor es dunkel wird und gingen daher früher. Ich hätte mitkommen können, war mir aber unsicher und außerdem kam Ema als Nachzüglerin auch später, also wartete ich auf sie (die dritte zufällige Begegnung in zwei Tagen) und wir liefen zusammen nach Downtown. Ein Tagespass bei BaseCamp kostet 12$ für Studenten, was ich recht okay finde. Jeder bekommt Kletterschuhe und einen Kreidebeutel und dann kann man auch schon loslegen. Wenn ich Klettern sage, meine ich in diesem Fall übrigens Bouldern. Das heißt, man klettert ohne Sicherung eine kleinere Kletterwand (ca. 5m) hoch und unten gibt es eine große Matte, die einen abfedert falls man fällt oder springt. Bei BaseCamp gibt es 11 Schwierigkeitsstufen (von Stufe 0 bis Stufe 10). Ich versuchte mich gleich zu Beginn an Stufe 0 und war erstaunt, wie gut ich doch hochkam, dafür dass ich Klettern sonst immer vermeide. Schon beim zweiten Versuch schaffte ich es bis ganz nach oben und hatte sogar ein bisschen Spaß dran. Verrückt! Man merkte allerdings den Unterschied zwischen Stufe 0 und Stufe 1. Ich brauchte einige Anläufe, bis ich einen Stufe 1-Kurs hinbekam. Und danach waren meine Hände und Arme auch schon so fertig (nach etwa 30 Minuten), dass ich zu nicht mehr viel anderem fähig war. Stufe 2 war für mich beim besten Willen nicht machbar und ich frage mich, wie Leute es bis zu Stufe 10 schaffen. Ich konnte ein paar andere Kletterer dabei beobachten. Entweder die haben einfach eine gute Körperbeherrschung und starke Armmuskeln oder sie haben eine Art Alpensteinbock-Gen - eins von beiden muss es sein. Die anderen (Reggy, Joaquin, Olaia und Peter) gingen früher, da sie ja auch früher gekommen waren. Ich blieb noch etwas länger, kam aber am Ende nicht mal mehr die Stufe 0 hoch. Das war dann auch für mich das Zeichen zu gehen. Ema blieb noch etwas, da sie Skye eingeladen hatte (sie ist ein RA in der Sierra Hall und im Kletterclub), die dann auch irgendwann kam. Ich hätte den beiden natürlich eine Stunde zuschauen können, aber das erschien mir dann doch eher als verschwendete Zeit. So lief ich alleine wieder zur Sierra Hall, wo ich mir erstmal von allerlei Leuten Essensempfehlungen holte. Das Abendangebot der Mensa war nämlich schon vorbei. Da ich aber kein Geld ausgeben wollte, wartete ich bis 21 Uhr und ging dann zum Late Night Dinner in die Mensa. Und irgendwie genoss ich es, mal alleine zu essen und auch so mal Zeit für mich zu haben. Ich bin doch schon oft unter Leuten und auf dem Zimmer ist ja auch immer wer. Einfach in der Ecke zu sitzen, Leute beobachten, ein kühles Dr. Pepper schlürfen und einen Chickenburger essen - das brauchte ich nach dieser anstrengenden Woche irgendwie. Ich ließ mir besonders viel Zeit und kam dann nochmal zurück in den Konferenzraum, aber konnte einfach nichts produktives mehr machen. Stattdessen unterhielt ich mich eine Weile mit Diana und wir schauten später noch eine Folge "The Office" (das amerikanische Pendant zu Stromberg, aber tausendmal lustiger). Diese Serie kann ich wirklich nur jedem empfehlen. Da es diese Serie nur in den USA auf Netflix gibt, habe ich vor, sie bis zum Ende des Semesters komplett durchgeschaut zu haben. Da hab ich mir ja was vorgenommen. Gegen 1 Uhr saß nur noch Kiki im Zimmer und sie zeigte mir ihre Lieblingsszene aus "The Office". Mit Tränen vor Lachen verließ ich den Raum und ging ins Bett. Es gibt schlimmeres. :)
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Musikempfehlung des Tages: The 1975 - Somebody Else