20Oktober
2020

Wir nehmen Fahrt auf

Und wieder sind viele Tage vergangen in denen ich eigentlich geplant hatte, einen Blogeintrag zu schreiben. Wieder habe ich es immer wieder auf den nächsten Tag verschoben. Aber warum eigentlich? Jedes Mal wenn ich den Artikel dann wirklich schreibe, macht es eigentlich Spaß seine Gedanken und Erlebnisse niederzuschreiben. Offenbar ist es wirklich das schwerste, überhaupt anzufangen. So wie bei vielen Dingen im Leben...

Speaking of which: Nachdem ich mir viel zu lange Zeit gelassen habe, endlich den ersten Schritt zu machen, habe ich nun letzte Woche drei Professoren zwecks meiner anstehenden Masterarbeit kontaktiert. Mit einem Professor hatte ich auch schon ein Videogespräch. Sollte ich die Arbeit an seiner Professur schreiben wird es für mich entweder ein Thema über Waldbrandgefahr in Sachsen, eins über die unterschiedliche Phänologie von Vegetation in einem chilenischen Nationalpark (mit 2-3 wöchigem Aufenthalt in Chile, wenn es die Corona-Situation zulässt) oder eins über Biber-Deichschäden an der Oder (mit gelegentlicher Reise nach Breslau). Alles würde natürlich mittels Satellitendaten analysiert werden, sonst wäre das ja zu langweilig. Aber bevor ich mich da entscheiden kann, muss ich erst einmal die Gespräche mit den anderen Professoren abwarten. Das späteste ist am 2.11., also dauert das noch ein wenig. Aber zumindest tut sich mal was. Auch in anderen Dingen übrigens: Ich werde bis Dezember mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder meinen Nebenjob als Souvenirverkäufer und Möchtegern-Barista machen können, ich werde mich morgen (bzw. heute) in mindestens 3 Uni-Sportkurse einschreiben (u.a. auch Tennis, was ich das letzte Mal in Reno gespielt habe als verkündet wurde, dass es einen Einreisestopp für Europäer in die USA gibt, und Leichtathletik, dass sich dank Ema, Olaia und Daniel irgendwie bei mir festgesetzt hat) und ich habe mich vor einer Woche in einem Fitnessstudio angemeldet. Auch hier hatte meine Zeit an der UNR Nachwirkungen. Hätte ich dort nicht die Vorteile eines Fitnessstudios und den nötigen Spirit gespürt, hätte ich das bestimmt nicht gemacht. Aber bisher macht es sogar ziemlich Spaß! Jetzt muss ich nur noch regelmäßig hingehen. Eins ist aber klar, an das vierstöckige E.L. Wiegand Fitness Center auf dem UNR-Gelände kommt nichts ran!

Okay, genug von mir. Bei meinen auch hier auf dem Blog bekannten internationalen Freunden hat sich auch einiges getan. Wir hatten in den letzten 10 Tagen gleich 2 Videochats und das hat mal wieder richtig gut getan! Neben dem üblichen Geplänkel sind die größten Headlines dass Aurora (voraussichtlich im März) offiziell für ein Auslandsjahr nach Hannover kommen wird, dass Kiki in Puerto Rico immer heißes Wetter hat (über das man sich offenbar auch beschweren kann) und ihr bei einer ihrer Rafting-Touren ein Hund ins Boot gesprungen ist, den sie kurzerhand adoptiert hat und dass Joaquin in Chile sämtliche Berge am Rande von Santiago besteigt und als nächstes ein 5000er auf dem Plan steht. Reggy und Jiwon studieren fleißig, wobei Jiwon gerade schon wieder Abschlussprüfungen hat und Reggy nebenbei immer noch viele neue Backkreationen ausprobiert. Auch Ema studiert fleißig jede Nacht von Italien aus und Diana ist mit ihrem Praktikum hier in Dresden fertig und werkelt mit ihrem Freund in ihrer neuen Wohnung herum. Ich habe sie übrigens letztes Wochenende zweimal an einem Tag zufällig getroffen. Das war schon ziemlich witzig. Vom Rest hört man nicht mehr so viel bis auf... Peter! Ja, er durfte tatsächlich für etwa 10 Tage von seinem Militärschiff runter und wir haben ihn natürlich auch gleich ausgefragt. Es ist wohl echt langweilig und anstrengend in der Marineausbildung. Man ist die ganze Zeit auf einem riesigen Schiff irgendwo in den Weiten des Pazifiks und muss gehorsam Befehle ausführen. Peter muss z.B. oft 8 Stunden pro Tag (also 4h mittags und 4h nachts) auf der Brücke Ausschau nach irgendwelchen Aktivitäten auf dem Meer halten. Er muss quasi durchwegs aufs Meer schauen und wenn er etwas entdeckt muss er es melden. Wenn nicht, gibt es was vom Oberbefehlshaber zu hören. Wirklich nicht so toll. Aber die wenige Freizeit die er hat nutzt er vor allem um Spanisch zu lernen. Genau, spanisch. Peter hatte in Reno Gefallen an der spanischen Sprache gefunden, nachdem quasi die Hälfte unserer Gruppe spanisch sprechen kann und wir oft Reggaeton gehört haben. Er will die Sprache nun unbedingt lernen und ich finde (soweit ich das mit meinen eingerosteten Kenntnissen beurteilen kann) er macht das ganz gut. Im Videochat sprachen wir aber auch lange einfach nur über banale Themen und ich glaube das war auch gut so. Es war für ihn ein Stück Normalität, aber auch uns anderen hat es gut getan, einfach mal wieder in unserer alten Konstellation ein paar Stunden zu labern. Am Tag darauf hab ich mir von Peter übrigens noch sagen lassen, welche koreanischen Ramen-Sorten ich in unserem lokalen Asia-Markt unbedingt nehmen soll. Daraus wurde dann eine einstündige WhatsApp-Unterhaltung, wie man die am besten zubereiten sollte und auf welchen Schärfegrad man sich einstellen sollte. Jetzt liegen 6 solcher Päcken hier bei mir. Ich bin gespannt, wie die schmecken und ob ich bei der Zubereitung alles richtig mache. :D Peter wird in ein paar Tagen wieder für drei weitere Monate auf sein Ausbildungsschiff gehen müssen. Da kann man sich echt glücklich schätzen, dass einem sowas in Deutschland mittlerweile erspart bleibt.

Ach ja, dieser Blog soll sich ja in erster Linie um die UNR und das dortige Studentenleben drehen. Nun gut. Auch dieses hat nämlich Fahrt aufgenommen. Obwohl naja, in gut einem Monat geht es dort wieder einen Schritt rückwärts. Von Beginn an: Anfang Oktober hat die UNR einen neuen Präsidenten bekommen, Brian Sandoval, der zwischen 2011 und 2019 Gouverneur von Nevada war (was offenbar ausreicht um Präsident einer großen Uni zu werden). Als er noch aktiver Politiker war, war er Republikaner. Offenbar lieben ihn die Leute aber, keine Ahnung warum? Naja, seine quasi erste Amtshandlung war es, das Fitnesscenter schließen zu lassen, da viele Infektionsketten auf dem Campus sich dorthin zurückverfolgen ließen. Gerade einmal einen Tag später kündigte er dann in einer Mail, die auch ich bekam, folgendes an: Nach Thanksgiving (Ende November, verbunden mit ein paar Tagen frei) läuft an der UNR alles wieder online. Alle müssen aus den Wohnheimen raus (bis auf die die es unbedingt nötig haben) und nur die wenigsten Uni-Gebäude bleiben geöffnet. Also quasi genau das, was uns damals im März auch passiert ist. Nur dass die Studenten und die Dozenten diesmal mehr Vorlaufzeit haben - in der sich natürlich auch noch Ansteckungen ereignen können und werden (über 600 waren es an der UNR in diesem Semester bisher). Also mir erschließt sich das noch nicht so ganz. Aber das war's noch nicht. Um zu vermeiden, dass auch im nächsten Spring Semester jemand das Virus entweder von irgendwo einschleppt oder es irgendwo hinschleppt, wird einfach die Spring Break-Woche gestrichen und dafür geht es eine Woche später los. Da freuen sich die Studenten bestimmt! Versteht mich bitte nicht falsch, ich finde diese Maßnahmen gar nicht so schlecht und möchte auch den neuen Präsidenten nicht runtermachen. Immerhin fährt er eine klare Linie und tut das Vernünftige (was der vorherige Präsident Marc Johnson zumindest jetzt im Fall Semester nicht gemacht hat). Ich finde die Einzelmaßnahmen jedoch nicht ganz nachvollziehbar. Wenn man die Studenten und andere Leute in Reno vor weiteren Ansteckungen schützen will, warum wartet man bis Thanksgiving und macht nicht gleich alles zu? Und warum gibt es jetzt schon diese Ankündigung für Spring Break? Man weiß doch noch gar nicht was sein wird. Irgendwie komme ich nicht drum herum, hier wieder an die Business-Seite von amerikanischen Unis denken zu müssen. Man hätte ja alles von vorne herein nur online stattfinden lassen können, aber dann hätte keiner Geld für die Wohnheime, für die Meal Plans oder für andere sonst anfallende Gebühren gezahlt. So konnte man da wenigstens noch was abschöpfen. Ich unterstelle hier wie gesagt nichts dem Präsidenten direkt, aber nach all dem was ich über US-Unis gelernt habe, würde es mich nicht wundern, wenn solche Überlegungen auf jeden Fall im Raum standen. Übrigens wurde nun bekannt gegeben, dass die Football-Saison und auch die einiger anderer College-Sportarten doch noch ab Ende Oktober stattfinden werden. Entscheidet einfach ihr, was ihr davon haltet.

So, es war mal wieder ein langer Text, aber das muss ja eigentlich auch sein, wenn man drei Wochen nichts hat von sich hören lassen. Das will ich in Zukunft vermeiden. Aber schauen wir erst einmal, wie nun mein Alltag im kommenden Masterarbeits-Semester aussehen wird. Dann lässt sich das auch mit dem Blog leichter einplanen. Bis dahin wünsche ich euch noch eine wundervolle Woche und passt aufeinander auf! Aktuell nehmen wir was Corona angehnt nämlich auch wieder Fahrt auf...

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