14Januar
2020

Abhängen mit Alphie und Wolfie Jr.

So, nach einer kurzen Verzögerung kommt nun der heutige Blogeintrag. :)

Nach einer angenehm ruhigen Nacht wachte ich in einem komplett kalten Wohnheimzimmer auf. Hat man hier die Heizung nicht an wird es schnell "freezing cold". Leider kann ich sie aber nicht die ganze Nacht an lassen, sonst wird es hier zu stickig. Naja, ich werde nächste Nacht mal was anderes probieren.

Ich musste recht früh raus, denn um 9 Uhr war International Student Orientation! Ich lief mit Diana zum Mathewson IGT Knowledge Center wo wir schon freudig erwartet wurden. Es gab sogar kostenlos Frühstück! Alles was das Herz begehrt von Kaffee und Tee zu Müsliriegeln und Obst. Außerdem trafen wir viele Angestellte vom OISS mit denen wir bisher nur Mailkontakt hatten. Schön, endlich ein Gesicht zu den Namen zu haben. Besonders mit Becky unterhielten wir uns länger nett. Sie war die erste Ansprechperson für uns beide und war immer sehr hilfsbereit. Dann ging es in den Saal hinein, wo wir am Ende etwa 30 Studenten waren. Es folgte ein buntes Programm mit Vorträgen von verschiedenen Leuten. Ich fasse mal kurz zusammen:

- Eine Willkommensrede von allen Mitarbeitern des OISS und einen kurzen Überblick über Einreise-/Statusvorschriften, die wir aber eigentlich schon kennen.

- Zwei Leute vom Counseling Service, an den man sich wenden kann wenn man persönliche Probleme hat. Sie machten ein Eisbrecher-Spiel mit uns, bei dem man für diverse Aussagen (z.B. ich mag Hunde, ich war noch nie am Lake Tahoe, ich bin über 6 Fuß groß (alles drei trifft auf mich natürlich zu)) die passenden Leute finden muss. Man musste quasi ein Bingo haben und zu fünf Aussagen in einer Reihe jemanden gefunden haben. So sprach ich schon mal mit einigen Leuten, unter anderem mit Richard aus Venezuela, der vorher in Chicago gewohnt hatte und viele deutsche Freunde hat. Hier sind wirklich alle Lebensläufe dabei.

- Ein Vortrag darüber, wie man sich im Portal MyNEVADA zurecht findet. Der war sogar recht nützlich. Da danach eine Pause folgte, stellte ich der netten Frau noch ein paar Fragen, die sie mir auch alle gut beantworten konnte. Nice!

- Zwei Mädels vom Student Conduct, die uns aufklärten, was wir allem am Campus dürfen und was nicht (Alkohol erst ab 21 usw.). In Nevada ist ja sogar Cannabis ab 21 legal nur da wir internationale Studenten sind und es kein Bundesgesetz ist, ist es für uns komplett tabu, sonst könnte sich das auf unseren Status auswirken.

- Jemand von Equal Opportunity and Title IX. Wer will kann das googeln. Es war ein ziemlich harter Vortrag bei dem es darum ging, was im zwischenmenschlichen Miteinander erlaubt ist und was nicht. Das ging bis hin zu Statistiken über Vergewaltigungen an US-Unis und ab wann man Handlungen einvernehmlich sind. Naja, die lassen eben kein Thema aus.

- Verschiedene Leute die uns die Möglichkeiten unserer WolfCard erklärten und damit verbunden auch ein Typ von Wells Fargo, die auf dem Campus ein Büro haben. Man kann wohl sein Konto mit der WolfCard verbinden und Studenten können dies kostenlos eröffnen. Einmal im Monat wird einem auch die Gebühr für eine ausländische Transaktion erstattet. Eventuell wäre das was für mich, allerdings wird einem bei Kontoeröffnung noch eine Debit Card zugeschickt und ich kann im Wohnheim keine Post empfangen. Dazu müsste ich beim Post Office eine Box eröffnen. Oder ich gehe ich einen anderen Wells Fargo-Laden. Mal schauen :D

Danach gab es erstmal eine Mittagspause mit viel Pizza, Getränken und kleinen Snacks. Alles kostenlos natürlich (ich sag es gerne immer nochmal dazu). Beim Essen sprach ich wieder mit Richard aber auch mit Aurora aus Paraguay. Wir scherzten ein bisschen über Sprache und ich stellte wieder mal fest, dass Deutsch einfach super unangenehm für andere klingt. :D Und nach dem Mittagessen ging es noch weiter mit:

- Einer Frau vom Student Health Center, die uns über medizinische Möglichkeiten am Campus informierte und auch nochmal über die Krankenversicherung der Uni sprach

- Zwei Police Officer die sogar einen süßen K9-Hund dabei hatten(!) und uns über Sicherheit auf dem Campus informierten und wo man sich hinwenden kann. Dazu sprach noch die Victim Service Koordinatorin darüber was zu tun ist, wenn man Opfer eines Verbrechens wird. Ganz schön krasse Themen.

- Drei Studenten sowohl vom Career Studio (wie kann die Uni uns bei Job- oder Prkatikumsmöglichkeiten weiterhelfen), vom GSA (der Organisation für Graduate Students) und von ASUN (der Organisation für Undergratuate Students). Das war nochmal ganz interessant, da sie viel über die Clubs und die Veranstaltungen auf dem Campus erzählt haben.

So, das war es dann auch endlich. Insgesamt hat das Ganze über 6 Stunden gedauert. Das war zwar langwierig, aber ich verstehe auch, dass das irgendwie sein muss. Im Anschluss gab es noch eine kleine Campus-Tour für alle Interessierten. Geleitet wurde die von einer netten Studentin die, um mit uns während der Führung zu reden immer rückwärts vor uns her lief. Wir sahen einige Gebäude die wir noch nicht kannten und gingen in viele auch mal rein. Besonders beeindruckend war, dass quasi alle Gebäude innen neu und modern gestaltet sind (hörst du TU Dresden, neu und modern!). Die Bibliothek ist ziemlich groß und es gibt 3D-Drucker zum selber verwenden. Außerdem gibt es im Arts Building einen großen Orchester-Raum in dem auch die Marching Band immer trainiert und ein Treppenhaus in dem man alles an die Wand sprayen kann was man will. Sah schon sehr cool aus. Am Ende blieb ich mit Diana, Aurora und zwei anderen Studenten in der Joe Crowley Union zurück (das ist das Gebäude mit den Student Services kann man so sagen). Die zwei anderen Studenten waren Thiha aus Myanmar, der aber vorher schon ein paar Jahre in Dublin (California) gewohnt hat und Manis aus Nepal. Wir tauschten Kontakte aus, also könnte man ja fast sagen, dass ich jetzt die ersten Freunde gefunden habe. :D Wir überlegten was wir machen. Thiha und Manis gingen am Ende Richtung Downtown und ich ging mit Diana und Aurora wieder zurück zur Sierra Hall, in der sie übrigens auch wohnt. Wir durften kurz mit in ihr Zimmer in der schon eine Mitbewohnerin ihre Wand komplett voll mit K-Pop-Künstlern gehangen hat. Ansonsten war das Zimmer recht schön und ich sah endlich wie eine normale Bettenkonfiguration in einem Dreierzimmer aussieht. Naja, zumindest wie man sie sich zurecht stellen könnte. Ich weiß nämlich gar nicht ob es sowas wie eine Standard-Konstellation überhaupt gibt. Wir verabredeten uns noch für später, entweder um einkaufen zu gehen oder um zum Basketballspiel zu gehen, das heute stattfindet.

Und es wurde tatsächlich das Basketballspiel. Es sollte sich als die richtige Entscheidung herausstellen. Gerade da diese Woche noch nicht so viele Studenten da sind, dachten wir, das wir vielleicht einen besonders guten Platz bekommen. Wir machten uns also auf zum Lawlor Events Center, einer großen Arena direkt auf dem Campus. Dort spielen heute das Nevada Wolf Pack gegen die Wyoming Cowboys. Beide sind Teil der Mountain West Conference, also einer Teilliga der ersten College Basketball-Liga. Nevada ist recht gut dabei aktuell und befindet sich im leicht oberen Mittelfeld. Wyoming ist dagegen letzter. Es kommen in die Statistik zwar noch einige Spiele außerhalb der eigenen Conference dazu, wo Wyoming wieder besser dasteht, aber das lasse ich jetzt mal außen vor, sonst geht das hier zu weit. :D Wir traten also kostenlos(!) ein und suchten uns gute Plätze. Es waren tatsächlich noch einige frei, aber die Arena war am Ende doch recht voll mit über 8000 Leuten. Wie muss es dann erst mitten im Semester sein? Wir kamen gerade rechtzeitig zur Nationalhymne, zu der sich alle in Richtung der amerikanischen Flagge zuwandten. Sehr eindrucksvoll, mal selbst da dabei zu sein, aber dennoch werde ich so ein Level an Nationalstolz wohl nie verstehen. Nachdem die Spieler vorgestellt wurden folgte dann auch gleich der Anpfiff. Es sah recht gut aus für Nevada am Anfang, aber Wyoming ließ sich nicht wirklich abhängen. In den Auszeiten kamen immer entweder Cheerleader aufs Feld oder es gab irgendeine Aktion. Ein paar Mal wurden T-Shirts in die Menge geworfen, von denen Aurora sogar eins fing! Diana wollte daraufhin unbedingt auch noch eins, aber sie ging leider leer aus. Ich hätte mich zwar auch über eins gefreut, das von Aurora war aber nur Größe S, also nichts für mich. :D Auf der großen Videoleinwand oben wurden außerdem immer mal wieder Zuschauer eingeblendet und die Marching Band spielte auf einer Tribüne ein paar coole Stücke, zum Teil sogar neue Songs. Schon eine coole Atmosphäre bei der man auf jeden Fall mitgerissen wird, ob man will oder nicht. Es ging weiter bis zur Halbzeit. Wir überlegten gerade was wir tun wollen, da riss uns Aurora mit nach unten zum Feld. Sie wollte unbedingt die beiden Maskottchen Alphie und Wolfie Jr. treffen, die unten an der Seite standen. Vorbei an bestimmt vielen wichtigen Personen, an den Cheerleadern und der Marching Band (man fühlte sich fast als gehöre man nicht dazu), trafen wir bei den Maskottchen ein - und mussten erst einmal warten weil ein Zuschauer auf dem Feld stand und so viele Körbe wie möglich werfen musste, um für alle anderen Zuschauer einen Coupon für Del Taco freizuschalten. Er traf am Ende glaube ich 6 Mal und der Coupon war erreicht. Cool. Dann kamen Alphie und Wolfie Jr. wieder vom Feld und Aurora ging in ihrer direkten Art einfach auf sie zu und fragte sie nach einem Foto. Sie konnten natürlich nicht nein sagen und so schossen wir erst Fotos mit Aurora und dann mit Diana. Ich mit meiner gewohnt schüchternen Art wollte nicht wirklich auf sie zugehen und ließ erst einen kleinen Jungen mit seiner Mutter vor. Dann wurde ich aber trotzdem noch von den anderen beiden hingeschoben und Alphie und Wolfie Jr. waren total enthusiastisch, umarmten mich und tanzten mit mir erstmal ein wenig umher. Ja, es war so witzig wie es klingt! :D Dann machten wir auch natürlich noch ein paar Fotos. Das war schon echt cool von den beiden. Und ganz ehrlich: Ohne Aurora, die ich vor 6 Stunden noch nicht mal kannte, hätte ich mich da nie runter getraut. So wird es bestimmt zu einer meiner schönsten Erinnerungen! Und das Basketballspiel war ja noch nicht zu Ende. Wir nahmen wieder unsere Plätze ein und los ging die zweite Halbzeit. Nevada fing gut an aber Wyoming kam immer näher und übernahm sogar die Führung. Es waren einige krasse Spielzüge dabei, auf beiden Seiten. Die letzten 3-5 Minuten wurden dann zum Krimi. Es stand mehrmals unentschieden und immer wieder ging eines der Teams in Führung und das andere holte auf. Nach gefühlt jedem Spielzug wurde ein Timeout genommen. Irgendwann ging Nevada mit 2 Punkten in Führung, nur um danach durch einen 3-Punkte-Wurf von Wyoming wieder hinten zu liegen. Es stand nun 65-64 für Wyoming. Leider vergeigte es Nevada danach zu scoren, sodass es fast so aussah als wäre alles verloren. Es waren noch 36 Sekunden zu spielen und Wyoming hätte nun den Ball für 28 Sekunden halten können. Wie durch ein Wunder stahl ein Nevada-Spieler aber einfach sofort den Ball und dunkte den Ball rein in den Korb. 65-66 und die Menge tobte. Was für ein spannendes Spiel. Es waren allerdings noch immer 25 Sekunden zu spielen und Wyoming war wieder am Ball - und tatsächlich scorten sie. 67-66. Nun lagen wir 15 Sekunden vor dem Ende wieder einen Punkt hinten und alles schien verloren. Aber wir hatten den Ball. Es musste schnell gehen und tatsächlich war ein Nevada-Spieler zur Stelle: 67-68! Ich versuche die Emotionen irgendwie rüber zu bringen, aber es wir mir bestimmt nicht gelingen. Man zitterte richtig vor Anspannung. Wir lagen tatsächlich 9 Sekunden vor dem Ende einen Punkt vorne. Nun hatte Wyoming aber nochmal den Ball. Sie setzen zum Wurf an und - daneben! Nachdem der Ball am Korb abprallte stiegen gefühlt alle Spieler nach oben und am Ende kam ein Nevada-Spieler mit dem Ball runter. Er schirmte ihn perfekt ab. Die Uhr lief aus. Endstand: Wyoming 67, Nevada 68. Die ganze Arena flippte aus. Und wir konnten es nicht glauben, dass wir das alles gerade bei unserem ersten Basketballspiel erlebt haben. Unfassbar!

Wir entschieden uns noch zu Robertos zu gehen, einem kleinen mexikanischen Lokal nahe der Uni. Ich bestellte einen Hähnchen-Burrito mit Reis und Bohnen. Er war okay, aber fing an nach einiger Zeit total zu tropfen. Die anderen beiden waren offenbar nicht ganz so sehr begeistert. Was aber cool war: Free Refill! Und das kam uns nach diesem Adrenalinschub sehr gelegen!

Zurück in der Sierra Hall verabschiedete ich mich von den beiden und ging auf mein Zimmer. Es sollte meine letzte Nacht alleine werden, denn ine beiden Mitbewohner haben sich bei mir gemeldet. Peter ist wohl auch ein internationaler Student aus Südkorea. Er wird morgen gegen Nachmittag eintreffen. Parker, der amerikanische Student, schrieb mir, dass er die Betten so umgestellt hat, dass er viel Platz hat. Ich kann aber alles so verstellen wie ich es will. Schön, dachte ich mir und bezog erst einmal das andere Bett, das somit zum cooleren der beiden geworden ist. Ein bisschen war ich aber doch traurig, dass das schon meine letzte Nacht alleine wird. Ich mag es ja doch ein bisschen, ab und zu Zeit für mich alleine zu haben, deswegen weiß ich nicht wie es ab morgen dann sein wird. Aber wir werden sehen. Ich bin ja auch hier um mich weiterzuentwickeln. Ich war totmüde und schlief am Ende recht schnell ein. Deswegen konnte ich auch n Blogeintrag nicht rechtzeitig fertigstellen. Ich hoffe das löst keine Kettenreaktion aus. :D

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