15Januar
2020

Warten auf die 7

Heute machte ich mir einen faulen Morgen. Lange geschlafen, ausgiebig geduscht, Podcast und Musik gehört und - die komplette Schrank und Bettenkonstellation so umgestellt, wie ich es für am sinnvollsten halte. Ich schob das eine Bett in die freie Ecke, aus der ich vorher die Kommode und den Schreibtisch gezogen hatte. Auf meiner Seite zog ich endlich die Kommode vor, die mich vorher am Schreibtisch eingeengt hatte. Beide Kommoden schob ich unter die jeweiligen Betten. Den anderen Schreibtisch stellte ich zwischen mein Bett und das von Peter. So sieht es eigentlich ganz gut aus. Allerdings hat mein Perfektionismus auch hier noch etwas zu mäkeln. Der Schreibtisch von Peter steht jetzt sehr nah an meinem Bett. Ich hoffe das stört keinen von uns beiden. Und allgemein stehen sein Schreibtisch und Bett ziemlich genau vor dem Fenster, sodass man sich drüber beugen muss, wenn man die Vorhänge zumachen will oder die Fenster öffnen will (bzw. den 5cm-Spalt, um den sie sich öffnen lassen). Aber schauen wir mal, zumindest hat so jeder seine eigene Ecke.

Um 13 Uhr verabredete ich mich wieder mit Diana und Aurora, die alle wegen unterschiedlichen Dingen zum OISS mussten. Ich muss tatsächlich auch etwas klären, da der Sachbearbeiter die deutschen Versicherungsbedingungen meiner Auslandskrankenversicherung nicht lesen kann. Und das ist schon recht wichtig, sonst muss ich nämlich 1179$ zahlen und werden in die Uni-Versicherung mit aufgenommen, was doof wäre, da ich ja schon eine habe. Glücklicherweise entdeckte ich vorher eine englische Version der Bedingungen, die ich ihm zukommen ließ. So war das Ganze zwar schon fast geklärt, aber wenn ich schon mal da war, setzte ich mich mit ihm nochmal hin und wir schauten gemeinsam drüber. Alles gut, ich muss keinen riesigen Geldbetrag mehr zahlen! Aurora brauchte etwas länger und so ging ich mit Diana kurz zur Joe Crowley Student Union um mir bei Port of Subs ein Sandwich zu holen. Bis wir wieder im OISS waren und ich es essen konnte war es zwar schon wieder kalt, aber es war trotzdem erstaunlich gut. Steht Subway in keiner Weise nach. Aurora war dann auch fertig aber wir warteten immer noch. Auf eine philippinische Studentin, die heute morgen angekommen war. Offenbar hatte sie vorher Kontakt mit Aurora und sie wollte sie ein bisschen mitnehmen und kennenlernen. Nach einiger Zeit kam Reggy rein ins Gebäude, nachdem sie gerade auch in der Sierra Hall eingecheckt hatte. Sie kam mir ziemlich nett vor und sprach ein absolut akzentfreies Englisch. Alle Achtung. Wir wollten ihr noch ihre WolfCard besorgen und gingen somit wieder zur Student Union. Während wir auf Reggy warteten, eröffnete Aurora im Wells Fargo-Büro nebenan ein Studenten-Bankkonto. Irgendwann kam Reggy wieder raus - und wir warteten - lange. Wells Fargo macht um 17 Uhr zu und um 16:50 kam Aurora dann endlich raus. Na gut, dann nehmen wir halt den nächsten Bus. Der Plan war nämlich, nochmal zu Walmert zu fahren, um erstens den anderen beiden Bettzeug zu besorgen und damit auch ich noch eine Kleinigkeit einkaufen konnte. Wir wollten mit der Linie 7 fahren, die zwar zu einem Walmart weiter draußen fährt, dafür aber direkt und gleich von der Uni aus. Wir stellten uns also an die Haltestelle vor dem Lawlor Events Center und warteten. Und der Bus kam nicht. Ein anderer Mann setzte sich neben uns auf die Bank mit dem gleichen Ziel. Er war so ratlos wie wir. An der Haltestelle stand zwar ein Schild, dass diese Haltestelle nicht bedient wird, Diana und ich waren uns aber beide sicher, die Linie 7 schon mal hier gesehen zu haben. Wir googelten nach und fanden heraus, dass der Bus wohl tatsächlich hier nicht fährt - aber nur bis 17 Uhr. Und es war schon nach 17 Uhr. Weitere 30 Minuten vergingen (das ist der Takt) und wieder kam kein Bus. Das kann ja gar nicht sein. Ich ging nochmal direkt auf die Seite des RTC Washoe (die Busgesellschaft) und folgte einigen Links bis ich irgendwann las, dass die 7 einen anderen Weg nimmt, zwischen 9 und 17 Uhr. Wie gesagt, es war schon nach 17 Uhr aber dennoch versuchten wir es nun einfach auf der Umleitungsstrecke. Die lag auf der anderen Seite des Campus. Wir fanden zwar eine Haltestelle, diese war jedoch nur ein Schild auf dem Boden. Wir beschlossen, die Wartezeit zu nutzen und zur nächsten Haltestelle zu laufen. Sollte auch hier kein Bus fahren, sind wir von da aus wieder schneller bei der Sierra Hall. Die Straße östlich der Uni war für die Mädels im Dunkeln gar nicht mal so schön, aber wir waren ja zu viert. Angekommen an der nächsten Haltestelle wollten wir gerade eine Servicenummer anrufen, da bog auf einmal ein Bus um die Ecke. Die 7 nach Stead! Endlich saßen wir im Warmen und fuhren direkt Richtung Walmart. Hatte ja nur knapp 1,5h gedauert.

Der Walmart befand sich im North Valley nahe des Ortes Stead. Leider war es schon dunkel, denn es hätte mich interessiert, wie die Gegend hier so aussieht. Gefühlt viel mehr Wüste als in Reno und da es sich ja quasi um Vororte handelt, eventuell auch schöner als Downtown. Naja, es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein. Während sich die anderen um ihr Bettzeug kümmerten, holte ich Klopapier, Wasser und eine Lampe für meinen Schreibtisch. Es gab welche für 4,97$, was ein mega Schnäppchen war. Leider stellte sich heraus, dass das Schild falsch war und sie doch 6,88$ kosten. Aber es war immer noch die günstigste und sie sah eigentlich ganz gut aus, also nahm ich sie doch mit. Anscheinend steckte ich die anderen an, die sich kurzerhand alle ein Exemplar mitnahmen. Tja, internationale Studenten haben eben meist keine Lampe im Gepäck. Auch im Walmart verbrachten wir eine längere Zeit und kamen dann irgendwann mit vollbepackten Taschen und Tüten wieder raus. Diesmal erwischten wir den Bus sofort und fuhren entspannt wieder zurück zur Uni. Und diesmal nahm der Bus auch die normale Route. Verstehe einer diesen Busfahrplan.

Zurück in der Sierra Hall war es dann soweit. Ich lernte meinen ersten Mitbewohner kennen! Peter aus Südkorea kam wohl am Nachmittag an und hatte es sich schon eingerichtet. Er war mit der Bettenkonfiguration soweit zufrieden, nur fand er die Plätze der Steckdosen ein bisschen doof. Ich half ihm mit meiner Mehrfachsteckdose erstmal aus, denn in Südkorea hat man offenbar die gleichen Stecker wie in Deutschland. Allgemein erschien mir Peter sehr nett und höflich, fast ein bisschen ruhig, aber ich denke das lag auch an dem Moment. Er ist übrigens auch ein Austauschstudent und macht hier erstmal noch seinen TOEFL-Test, für den er auch viel Material mit hat. Ich konnte mich nicht allzu ausgiebig mit ihm unterhalten, da ich mit den anderen ausgemacht hatte, dass wir uns etwas bei Domino's bestellen. Dazu wollten sich alle in Dianas Zimmer treffen. Ich fragte Peter ob er Lust hat mitzukommen. Er meinte er hätte zwar schon gegessen, aber er kommt gerne mit. Bei Diana angekommen gab es erstmal eine längere Diskussion, was genau wir jetzt wie oft bestellen und wie viel Trinkgeld wir geben, aber als das geklärt war, war alles wieder ruhig. :D Man konnte sogar online verfolgen, wie weit die Pizza gerade ist. Wir entschieden uns in einem der Aufenthaltsräume zu essen, da wir sonst keinen Tisch zur Verfügung haben. Die Pizza und die Chicken Wings kamen und wir schlugen zu. Vor allem Reggie, die seit 24h nichts mehr gegessen hatte. Die Chicken Wings waren leicht scharf, was und auf das Thema Schärfe brachte, das zunächst chemisch und dann kulturell analysiert wurde. Peter meinte, es schmecke für ihn eher süß statt scharf. Er sagte aber auch, er sei dran gewöhnt und erzählte dann von den berühmten schwarzen Ramen, die wohl total scharf sind. Später zeigte er mir einen 5er-Pack davon in unserem Zimmer. Alle Achtung! :D Irgendwie kamen wir dann noch auf Boybands (vor allem One Direction) aber auch auf K-Pop zu sprechen. Und sorry Carla, aber er mag K-Pop überhaupt nicht. :( Am Ende blieb ein Anstands-Wing übrig, von dem Peter meinte, dass man das in Südkorea immer übrig lässt. Minutenlang debattierten wir, ob wir es nun essen sollen oder nicht. Und naja, ich hab es dann doch gegessen. Es war aber eine einvernehmliche Teamentscheidung. Zumindest hieß es das vorher. Aber naja, lassen wir das. Ich merke immer öfters, dass ich in unwichtige Details verfalle. :D Dann ging es wieder nach oben, ich plauderte noch kurz mit Peter, bevor er ins Bett ging (er muss morgen um 8 Uhr schon an der Uni sein). Ich nutzte also meine neue Lampe um noch ein wenig diesen überaus guten und detailierten Blog zu pflegen und ging dann auch ins Bett. Heute ist doch viel passiert, dafür dass vorher nichts geplant war. Ach und lustiger Fakt: Meine beiden Mitbewohner heißen Peter und Parker. Spiderman-Fans wissen Bescheid! :P

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Musikempfehlung des Tages: LAY - Honey