16Januar
2020

Let it snow!

Die erste Nacht mit Mitbewohner verlief recht gut. Auch wenn Peter früh aufstehen musste, hab ich danach einfach weiter geschlafen. Ich hoffe ich gewöhne mich dran. Allgemein ließ ich den Morgen wieder langsam angehen. Ich schrieb den Blogeintrag von gestern (ja, ich war mal wieder zu müde) und hörte ein bisschen Musik. Eine wichtige Sache gab es aber zu tun: Bezahlen! Da morgen alle Gebühren für die Uni fällig sind, wollte ich sie heute bezahlen. Ich habe bis hierhin gutes Geldmanagement betrieben und so sollten alle Ersparnisse ausreichen. Ich öffnete den Internet Explorer (mit dem läuft die Seite wohl am flüssigsten) und bezahlte die kompletten Gebühren minus die noch nicht abgezogenen Krankenversicherungskosten über MyNEVADA. Insgesamt sind wir da bei ein paar Tausend Euro. Housing und Meal Plan ergeben zusammen schon über 4000$ und dazu kommen eben noch allerlei Gebühren für andere Dinge. Und jetzt stell sich einer vor man muss auch noch Studiengebühren bezahlen. Und dann gilt die UNR noch als eine der günstigeren Unis im Vergleich mit dem Rest des Landes. Einfach nur verrückt.

Um 13:15 begann dann die Graduate Student Orientation, wozu ich mich wieder mit Diana traf. Wir wollten ein bisschen früher da sein, da vorher noch ein paar Stände in der Joe Crowley Student Union aufgebaut waren. Es waren dann aber nur 4 Stück und eigentlich kannten wir alle schon, teilweise sogar die Leute, da sie vorgestern schon Vorträge für uns gehalten haben. Diana holte sich noch einen Kaffee und ich wieder ein Sandwich von Port of Subs, weil das letzte gestern so gut war. In der Zwischenzeit passierte es dann: Der leichte Schneefall, der langsam aufgekommen war, entwickelte sich zu einem Schneeschauer mit richtig dicken Flocken. Vom 4. Stock hatten wir einen guten Blick auf den Campus, welcher nun wirklich traumhaft aussah. So kam es also: Schnee im trockenen Wüstenstaat Nevada. Bevor ich mich informiert hatte, hätte ich das niemals gedacht, auch nicht im Januar. Aber ich hätte es wissen können. Das spanische Wort "nevada" heißt nicht umsonst "schneebedeckt".

Die Graduate Student Orientation fand in einem kleinen Ballsaal statt, in dem es nur runde Tische gab. Zwischendurch hatten wir Richard aus Venezuela wiedergetroffen. Zu dritt setzten wir uns auf Initiative von Diana an einen Tisch mit einem anderen Studenten. Dieser entpuppte sich als Harrison aus Kalifornien. Er beginnt dieses Semester mit seinem Graduate-Studium in Secondary Education, was soviel wie ein Lehramtsstudium für die High School ist. Wir sprachen später noch ausgiebig mit ihm, aber zunächst mussten wir noch zum Buffet gehen, bevor es losgeht. Bitte was, Buffet? Oh mann, das hätten die echt früher sagen sollen, dann hätte ich mir nämlich kein Sandwich für fast 8$ gekauft und es schnell gegessen. Aber tatsächlich, es gab von Frühlingsrollen und Sushi-ähnlichen Häppchen bis hin zu Mandelschokolade und "deutschen" Brownies alles. Ich nahm mir aber erst einmal nur die leckere Limonade, ich konnte echt nichts essen. Naja, passiert. Die Veranstaltung ging los mit dem Rektor der Graduate School David Zeh, der viele Statistiken über Graduate Students zeigte. An dieser Stelle sei nochmal erwähnt, dass Graduate Students all die Studenten sind, die schon einen (Bachelor-)Abschluss haben. An der UNR sind das prozentual gar nicht mal so viele (ich glaube 3.000 von 24.000). Danach stellte ein Sprecher kurz die ganzen Stipendien und Fellowships vor und dann folgte auch gleich wieder die Sprecherin der Graduate Student Association, die wir schon von Dienstag kannten. Danach gab es dann ein kleines Panel, zu dem vier aktuelle Graduate Students auf die Bühne kamen (ich hoffe ich krieg sie noch zusammen): Hector aus Las Vegas, eine Studentin aus Reno, eine internationale Studentin aus Mumbai und Rob aus Guam (ein Überseeterritorium der USA im Pazifik; googelt es mal, ist wirklich interessant). Sie beantworteten Fragen und erzählten von ihren Karrierepfaden, warum sie an der UNR studieren, wie sie ihr Studium finanzieren, wie sie wohnen und so weiter. Das war tatsächlich sehr interessant, auch wenn viele der Infos für uns als kurzzeitige Austauschstudenten gar nicht wichtig sind. Nach einer kurzen Pause zum Nachfüllen der Getränke und des Essens sprach nochmal jemand über das Student Health Center und die Versicherung und eine Studentin sprach über den Career Service. Eine ältere Frau sprach dann über die Bibliotheken und wie man sich durch den Online-Katalog navigiert. Kann bestimmt noch wichtig werden! Der letzte Vortrag kam dann von einer Sprecherin des Fitnesscenters, die uns über unsere Möglichkeiten informierte. Auch das war sehr interessant. Offenbar werden auch viele Kurse angeboten, die man kostenlos mitmachen kann. Allgemein scheint das Fitnesscenter riesig zu sein, sogar mit einer Leichtathletik-Bahn im vierten Stock! Außerdem kann man Teamsport mitmachen, das kostet dann aber was, da das hauptsächlich mit Wettkämpfen einhergeht. So habe ich es zumindest verstanden. Nach dem Vortrag fragte ich sie noch, ob es Tennisplätze gibt, woraufhin sie mir mitteilte dass die alten Plätze zu Parkplätzen umfunktioniert wurden. Naja, dann eben kein Tennis die nächsten vier Monate.

Nach der Orientation gab es noch ein "Social", also eine Veranstaltung wo Graduate Students mit anderen Graduate Students in Kontakt treten konnten. Es gab sogar zwei alkoholische Getränke kostenlos für jeden über 21. Das hätte ich jetzt so direkt erstmal nicht erwartet. Aber der Wein war gut und auch das Fat Tire Beer, auch wenn es abgelaufen war, wie ich zwischendurch feststellte. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Diana, Harrison, Richard, seiner Schwester (die schon arbeitet und auch in Reno wohnt) und Mohammad aus dem Iran, der sich mit zu uns dazugesellte. Letzterer sprach darüber, dass es für ihn aktuell nicht gerade leicht in den USA ist und dass er auch nur wenige Amerikaner kennt, auch wenn er schon seit letzten Sommer hier wohnt. Allgemein sprachen wir über viele spannende Sachen, an die ich mich jetzt nicht mehr alle erinnern kann. Ich weiß nur noch, dass wir viel über Kultur und Sport sprachen und uns erstmal mündlich für das Basketballspiel nächsten Mittwoch gegen UNLV verabredeten. Mal schauen ob das zustande kommt. Ach ja: Es gab wieder Essen. Viel Käse und Wurst aber auch Gemüse mit Dip und Cracker und Cookies... ich schlug zu und ärgerte mich immer noch über die 7$ für das Sandwich. Aber gut war es ja, so und damit beende ich das Thema jetzt! :D Im Anschluss ging ich mit Diana wieder nach Hause durch eine nicht sehr langlebige, dafür aber echt schöne Winterlandschaft.

 

Da wir nicht wussten was wir tun sollen, aber totzdem noch was machen wollten, verabredete ich mich mit Diana und Reggy zum Spazieren gehen durch den Schnee. Peter kam tatsächlich auch wieder mit! Wir liefen los Richtung Downtown, weil das die anderen noch nicht gesehen hatten. Hm, eigentlich hatten wir uns genau den falschen Tag dafür ausgesucht, denn es war spiegelglatt auf allen Straßen und Gehwegen. Wie Pinguine trotteten wir also auf die großen Casino-Gebäude zu und Diana und ich wurden schon zu kleinen Tourguides, da wir ja schon fast alles kannten. An den Casinos vorbei zum Truckee River und wieder zurück führte uns unsere Route. Wir machten sogar noch einen kleinen Abstecher zu unserem stählernen Pferd, was den anderen ganz gut gefiel. An der Sierra Hall angekommen beschlossen wir dann, dass es das noch nicht gewesen sein kann. Wir wollten was essen aber nicht so viel (siehe oben). Wir schlenderten eine lange Zeit durch einen kleinen Tankstellensupermarkt in der Nähe, aber es gab nichts was uns allen zusagte. Schlussendlich beschlossen wir, zu Jimmy John's zu gehen und uns (abermals) ein Sandwich zu holen. Diesmal teilten wir es aber auf, sodass jeder nur die Hälfte zahlen musste. Und das reichte uns auch. Gut war es außerdem. Zurück in der Sierra Hall zeigten wir Reggy noch den Waschraum bevor wir uns dann trennten. In unserem Zimmer hatte ich dann mit Peter noch interessante Gespräche über Schokolade und Bier, Pfeffi und Soju aber auch über die Teilung von Nord- und Südkorea (er darf als Südkoreaner nicht nach Nordkorea) und die ehemalige Teilung von Ost- und Westdeutschland. Und ich konnte ihn fast beiläufig mit Geocaching bekanntmachen und ihn auch ein wenig davon begeistern denke ich. Ha, irgendwann catcht es doch jeden! :P So endet der heutige Tag. Morgen steht wieder mal nicht viel an, mal sehen was da so abgehen wird. Bye bye!

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Musikempfehlung des Tages: Stormzy - Crown