13Januar
2020

I like to move it!

Es ist soweit. Aus dem gemütlichen Zimmer 1103 des Sands Regency geht es nun in die Sierra Hall. Dort werde ich die nächsten 4 Monate verbringen. Auch wenn ich mich mit vielem arrangieren kann, bei so einer langen Zeit ist man dann doch nochmal angespannter als sonst. Auf geht's!

Diana und ich packten alles zusammen und fuhren runter vor das Hotel, wo wir von einem vorher bestellten Uber-Fahrer abgeholt wurden. Naja, nicht direkt, denn er fuhr zunächst auf die falsche Seite des Hotels, was uns nachher 55ct Aufpreis kostete, da wir ihn haben warten lassen. Versteh einer Uber. Aber gut, der Fahrer war sehr nett und hievte unsere insgesamt 6 Gepäckstücke gelassen in sein Auto und fuhr uns direkt vor die Sierra Hall. Wir stiegen aus - und ich huschte gleich los zum WolfCard-Center. Ich brauchte nämlich noch meinen Studentenausweis damit ich in das Wohnheim überhaupt reinkomme. Letzten Freitag ging das noch nicht, aber heute ging alles recht fix. Kartenmotiv ausgewählt (Wolf!), Foto gemacht, 10$ bezahlt, fertig. Da ist meine Eintrittskarte in so ziemlich alles was die Uni zu bieten hat!

Wieder an der Sierra Hall angekommen füllte ich den ganzen Papierkram aus und dann war es soweit. Es ging hinauf in den 3. Stock (der übrigens der unterste ist weil sich darunter nur Parkplätze befinden) und dort zu Zimmer 303. Ich drehte den Schlüssel um und trat ein. Und wenn ich ehrlich bin, der erste Blick ließ mich gleich etwas enttäuscht zurück. Ich blickte auf zwei nebeneinander stehende, etwas höhere Betten. Wirklich? Soll ich jetzt 4 Monate direkt neben jemand anderem schlafen? Als ich weiter ins Zimmer eintrat, stellte ich fest, dass das andere dritte Bett schon überzogen war. Viel mehr noch, die ganze Ecke war ausgeschmückt und mit Dingen vollgestellt. Offenbar ist einer meiner Mitbewohner schon hier! Oder etwa nicht? Wie sich später herausstellte, hat er einfach nur schon im Fall Semester hier gewohnt und das ist einfach das Zeug, das er über die Winter Break hiergelassen hat. Ganz schön viel Zeug hat er da. Ein Drucker, eine Mikrowelle, einen kleinen Kühlschrank, Schals von englischen und amerikanischen Fußballvereinen (ein Ami der Fußball mag?), Bilder von sich und seiner Familie, und und und. Tja, so sieht ein Wohnheimzimmer eben aus wenn man ein Auto hat um seinen ganzen Hausstand herzuholen. Oder eine Familie die einem alles bringt. Auch in dem Abstellzimmer hat er schon eine Seite vollgestellt mit allerlei Klamotten, Caps, aber auch mit einem 12er Pack Dr. Pepper und einigem Angelzubehör. Krasser Typ, ich bin auf jeden Fall gespannt ihn kennenzulernen. Ich blickte weiter ins Bad. Es ist klein aber hat alles was man braucht. Die Dusche ist auch okay, nur etwas sehr dunkel. Aber ich glaube damit komme ich zurecht. Mir fiel auf, dass ich nun ja erst einmal das vorhandene Klopapier von meinem Mitbewohner nutzen muss. Aber geht nun nicht anders, die nächste Ladung kann ich ja kaufen. Naja, während ich so debattierte ob ich nun das linke oder das rechte der beiden Betten nehme, meldete sich Diana und schaute bei mir vorbei. Sie fand es ganz okay, war aber genauso überrascht von der Konfiguration der Betten wie ich. Ich entschied mich, mit ihr hoch in ihr Zimmer zu fahren. Es ist nur ein Zweierzimmer, was aber dennoch genauso groß ist wie mein Dreierzimmer. Wir beide zahlen übrigens das Gleiche. Das ist im Nachhinein wohl das was mich am meisten stört. Weniger Platz aber gleich viel Geld? Das verstehe ich wirklich nicht. Aber naja, ihr Zimmer sah eigentlich ganz nett aus. Ihre Mitbewohnerin ist auch schon eingezogen und hat sich eine Seite schon zu eigen gemacht. Auch der Blick aus dem 7. Stock ist viel schöner als meiner. Auch wenn wir beide auf die gleiche Seite schauen auf der direkt nebenan ein anderes Wohnheim steht, kann sie ein bisschen drüber schauen und kann so die Berge besser sehen. Da bin ich schon ein wenig neidisch. Würde man auf der anderen Seite wohnen, hätte man sogar einen Blick auf ganz Downtown Reno, der einfach mega ist. Aber gut, man kann nicht alles haben. Auch Dianas Zimmer bleibt übrigens von negativen Eindrücken nicht verschont. Die Dusche ist bei ihr wirklich nicht sehr appetitlich. Dagegen gleicht meine wohl einem Reinraum. Unten in meinem Zimmer wieder angekommen, skypte ich eine längere Zeit mit der ganzen Familie und überzog dabei das linke Bett. Dies werde ich aber voraussichtlich nochmal revidieren, denn es wurde mir immer klarer, dass die beiden Betten nicht immer so gestanden haben können. Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass je ein Schreibtisch und eine kleine Kommode für jeden im Zimmer stehen. Beide stehen teilweise so drin, dass kein Stuhl mehr hinpasst. Außerdem standen die beiden Stühle einfach so im Zimmer rum. Auch das ist ja bestimmt nicht so gedacht. Zusätzlich war der Vorhang recht komisch hinter das eine Bett gestopft. Ich entdeckte, dass unter den beiden Betten eine Art Hängematte gespannt ist. Warum auch immer. Muss wohl von meinem Mitbewohner kommen. Ich vermute also, dass er die Betten nur so hingestellt hat, um die Hängematte da aufzuspannen. Entwarnung also. Wenn meine Mitbewohner da sind, werden wir das Ganze schon so arrangieren, dass alle Betten einzeln stehen. Ich entschied, mich im Laufe des Tages nun endlich mal per Mail an meine Mitbewohner zu wenden und ihnen von mir und der Situation zu erzählen. Das hätte ich schon früher machen können, war aber überrascht, dass die anderen beiden mich nicht kontaktiert hatten. Aber nun macht es ja auch Sinn. Gerade der bereits hier wohnende Mitbewohner sollte wissen, dass ich aktuell direkt neben seinem Kram hause. Wow, ein richtig langer Absatz über den Einzug. Aber es ist ja auch was spannendes und wichtiges mit vielen Eindrücken. :) Das Foto habe ich übrigens später am Abend geschossen. Vorher habe ich vergessen welche zu machen.

Um 12 Uhr gingen wir dann zum International Office, wo wir ein paar Mitarbeiter und Student Ambassadors kennenlernten. Hauptsächlich konnten wir aber Fragen stellen die mal mehr mal weniger gut beantwortet werden konnten. Morgen kommt dann die große Einführungsveranstaltung für die internationalen Studenten. Da lernen wir dann bestimmt auch endlich andere Studenten kennen. Und es gibt kostenloses Breakfast und Lunch! Wir dürfen uns also freuen!

Nach einem kleinen informativen Stop beim Post Office (man kann nur Pakete an die Sierra Hall schicken, keine Briefe, warum auch immer?) auf der anderen Seite des Campus, ging es wieder Richtung Wohnheim. Denn es gibt ein nettes kleines Lokal gleich gegenüber der Sierra Hall: Das Laughing Planet. Hier gibt es alles von Bowls, Salaten, Suppen, Tacos, Quesadillas bis hin zu hausgemachten Limonaden. Der Preis war auch in Ordnung. Ich bestellte eine kleine Tasse vegetarische Chili-Suppe mit Nacho-Beilage, Quesadillas mit Grillgemüse und eine hausgemachte Zitronenlimonade. Der nette Typ am Schalter gab mir kurzerhand ein großes Glas, das das einzige kleine total versifft war. Er berechnete mir aber nichts dafür. Super nett! Doch dann kam es noch dicker. Irgendwie wollte meine Kreditkarte nicht funktionieren. Er versuchte sie mehrmals durchzuswipen aber nichts passierte. Ich hatte ein ähnliches Problem neulich bei Walmart, aber da habe ich sie dann einfach unten ins Lesegerät eingesteckt. Das war hier bei der Kasse nicht möglich. Aus Verzweiflung gab ich ihm meine Sparkassen-Karte - natürlich funktionierte die auch nicht. Ich sagte, dass ich nur noch 7$ in Cash bei mir habe (ich musste knapp über 13$ bezahlen) und dass ich zum nächsten Geldautomaten rennen kann. In einem gottesgleichen Anflug von unglaublicher Güte erließ mir der nette Mann daraufhin den ausstehenden Betrag und sagte, ich soll ihm einfach die 7$ geben und damit gut. Und ich soll das für mich behalten. Ich wusste gar nicht wie mir geschah und war unendlich dankbar. Eins ist sicher, irgendwann werde ich hierhin zurückkommen und ein paar Scheine in die Tip-Box legen. Das hat dieser Laden verdient! Achso und das Essen war auch gut! :)

Zurück im Wohnheim formulierte ich eine Mail an meine Mitbewohner, räumte meine Koffer aus (zumindest soweit das aktuell geht) und nutzte dann ein VPN über die TU Dresden um das College Football Playoff-Finale mit deutschem Kommentar zu schauen. Glaubt mir, der ist viel besser als der der Amerikaner. Ich sah die ersten Minuten von LSU gegen Clemson und sah Letztere erstmal in Führung gehen. Da ich dann von Diana wieder abgeholt wurde, konnte ich den Rest des Spiels nicht verfolgen. LSU sollte am Ende doch recht deutlich gewinnen. Und das finde ich echt gut, denn die haben es sich wirklich verdient! Geaux Tigers!

Mit Diana wollte ich dann noch eine Kleinigkeit zu essen holen. Ich finde es übrigens wirklich cool, jemanden zu haben mit dem man in den Anfangstagen etwas machen kann. Alleine wäre alles komplett anders und auch um einiges einsamer. Von daher bin ich froh, dass wir vorher in Kontakt getreten sind, uns ein Hotelzimmer geteilt haben usw. Das nur mal so am Rande! Wir entschieden uns für ein Fastfood-Lokal am nahegelegenen Keystone Square, wo es auch einen Supermarkt gibt, bei dem man sich nochmal mit Wasser eindecken kann. Dort angekommen fiel die Wahl dann auf Wendy's, das wir beide noch nicht kannten und ich schon immer mal ausprobieren wollte. Auch wenn das Lokal sterbend leer war, setzten wir uns rein (draußen blies der kalte Wind unerträglich stark). Mein kleiner Barbecue-Burger mit Onion Rings war wirklich gut und ich kann verstehen, dass viele Amerikaner Wendy's lieber mögen als McDonald's. Vom Grund her sind beide aber recht ähnlich. Trotzdem mal erfrischend, eine größere Auswahl zu haben, nicht nur immer McDonald's und Burger King. Danach kauften wir uns im Save Mart ein bisschen was zu trinken und wollten dann noch zu einem Geldautomaten (ATM) um Bares abzuholen. Wir sahen einen Automaten von der Bank of America, der sich als Drive-In-Schalter hinter einem McDonald's herausstellte. Only in America. Da aber niemand da war, liefen wir hin und Diana hob Geld ab. Oder besser: Sie hatte vor Geld abzuheben. Denn das Geld bekam sie nicht. Gegen Ende ihrer Eingabe erschien eine kleine Fehlermeldung, die wir nicht ganz lesen konnten weil sie blitzschnell wieder weg war (irgendwas mit "Sorry, we are currently out of..."). Die Klappe blieb also zu und wir waren sehr verdutzt. Was bitte ist gerade passiert? Vermutlich hatte der Automat ja nur zu wenig Geld, aber um das zu bestätigen hätten wir eben die Meldung komplett lesen wollen. Diana war schon drauf und dran alle möglichen Hotlines anzurufen, was aber auch erstmal nicht zum Ziel führte. Da nebenan ein Wells Fargo-Automat stand, versuchte sie es dort noch einmal. Diesmal wollte sie sich vorher ihren Kontostand anzeigen lassen. Auch das ging wohl irgendwie nicht, sodass wir hier gleich abbrachen. Vermutlich hängt es am Ende doch mit der Karte zusammen. Aber schon komisch, denn uns fiel kein Grund ein, warum es nicht funktionieren sollte. Naja, wir beließen es dabei und liefen zurück zum Wohnheim. Vermutlich ist am Ende alles gar nicht so schlimm, aber ich wollte euch mal mitnehmen wie man sich fühlt wenn man in den USA im Dunkeln hinter einem McDonald's Geld abheben will und die Klappe zu bleibt. Ich halte euch auf dem Laufenden! :)

Zurück im Wohnheim ist nicht wirklich viel passiert. Ich schrieb noch eine Mail und das war's. Auf geht's in die erste Nacht im neuen Leben wenn man so will. Ich habe mittlerweile auch von einigen hört, dass sie diesen Blog jeden Tag gerne lesen. Freut mich wirklich! Grüße an alle! :D

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