28Januar
2020

Late Night at the Den

Es ist Dienstag, das heißt: früh aufstehen. Ich schaffte das heute ganz gut und war viel zu früh im Ansari Building. Climatology war heute eher langweilig. Wir gaben unsere Hausaufgaben ab und dann ging es um viele einfache, aber irgendwie auch uninteressante Sachen. Bei den Gesprächen mit den Nachbarn sprach ich heute mit einem anderen Studenten und stellte mich etwas besser an, aber hatte immer noch manchmal Probleme mitzuhalten, da irgendwie jeder gleich losspricht. Naja, mal sehen wie es am Donnerstag wird, da gibt es dann eine komplette Diskussionsstunde, auf die wir uns sogar spezifisch vorbereiten müssen und dann auch bewertet werden. Extroversion wird in der Gesellschaft eben immer noch bevorzugt. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

In GIS ging es heute um die Darstellung von realen Gegebenheiten in Geoinformationssystemen und wir verbrachten etwa die Hälfte der Stunde darüber zu debattieren, wie man die Strecke von Reno nach Fallon misst. Ist wirklich gar nicht eindeutig, denkt da mal drüber nach. Aber auch diese Vorlesung war recht schnell vorbei und damit war mein Uni-Tag auch schon beendet.

Ich ging zurück in mein leeres Zimmer, schaute ein paar Videos zum bevorstehenden Super Bowl und ging dann gleich wieder zum Campus und traf mich in der Mensa wieder mit den alten Bekannten, plus Han-Lin aus der Schweiz und Peter's Kommilitonin aus Südkorea, deren Namen ich immer noch nicht drauf hab, obwohl ich ihn heute zig mal gehört habe (ich weiß nur, dass ihr englischer Name "Artemis" ist, aber den nutzt sie nicht so gerne). Als Diana kam schlug ich erstmal mit ihr ein, denn wir hatten heute beide eine Zusage für unser PROMOS-Stipendium bekommen! Das heißt nochmal ein paar Moneten extra für die nächsten Monate! Ich finde es zwar immer noch doof, dass wir das erst jetzt erfahren, wenn wir schon in den USA sind, aber besser spät als nie! Ich finde es auch gut, dass es solche vergleichsweise entspannten Programme gibt, die einen bei einem selbst gewählten Auslandsaufenthalt unterstützen. Naja, leider war das das einzige über das Diana sich freuen konnte. Sie ist nämlich seit gestern krank und war heute morgen sogar im Health Center. Ist aber nichts schlimmes, nur eine gewöhnliche Erkältung. Trotzdem doof.

Während sie danach mit Reggy zurück in die Sierra Hall ging um zu schlafen, ging ich mit Peter und Han-Lin in Richtung Bibliothek. Peter musste aber vorher zu seiner Klasse abbiegen, sodass ich mit Han-Lin alleine war. Wir hatten vorher quasi überhaupt nicht miteinander geredet, was aber auch daran liegt, dass er ein sehr stiller Typ ist. Zu zweit sprachen wir aber nun (auf Deutsch) ein wenig über die Schweiz und ihre komischen Dialekte. Sein Basel-Schweizerisch konnte ich ganz gut verstehen, er meinte aber, dass er selber manchmal die anderen Schweizer Dialekte nicht versteht, besonders den rund um Bern und den Deutsch-Französisch-Mix im Wallis. Außerdem hat er wohl noch gar nicht studiert, sondern macht erst hier ein Sprachjahr, bevor er dann in der Schweiz anfängt zu studieren. Wir setzten uns in die Bibliothek und ich machte mich daran, das Paper für die Climatology-Diskussion am Donnerstag zu lesen und Notizen dazu zu machen. In ca. 2 Stunden schaffte ich gerade mal die ersten zwei Kapitel, da ich den Text recht schwer zu lesen fand und die Themen wild durcheinander gehen. Wer sich daran versuchen will, der Artikel ist "The Faint Young Sun Problem" von Feulner (2012). Ich hörte zwischendurch aber auch gute Musik, was eine nette Abwechslung war. Kurz vor 18 Uhr kamen Peter und Artemis (ich nenne sie jetzt einfach mal so) wieder dazu und Han-Lin ging. Ich druckte noch zwei Blätter für mich aus und fünf für Diana, die nicht extra deswegen in die Bibliothek laufen wollte.

Danach wollten wir beim Einführungstreffen des International Clubs vorbeischauen, da es da kostenlos Pizza gab. Wir mussten in ein Gebäude, das wir alle noch nicht kannten und ich stellte fest, dass hier das Geodäsie-Zentrum ist! Naja, beziehungsweise der Geodäsie-Gang. Ich finde es fast schade, dass es keine reinen Geodäsie-Kurse zur Auswahl gab. Ich weiß auch gar nicht ob solche überhaupt angeboten werden. Ich würde mir ja gerne mal deren Forschung anschauen, aber ich weiß nicht wie ich das machen soll. Naja, ich hab ja noch ein bisschen Zeit. Im Aufzug trafen wir Antonio aus Mexiko, der perfekt Englisch sprach und fuhren mit ihm runter, rauf und wieder runter, bis wir endlich den Vorlesungsraum fanden. Die Club-Leute stellten sich gerade vor und der Raum war gut gefüllt. Jeder machte sich ein Namensschild und als es dann Pizza gab, kamen wir mit Leuten ins Gespräch. Wir trafen einen Typen aus Hawaii, Ganesh aus Indien und erstaunlich viele Amerikaner, die irgendwie alle aus Las Vegas kamen. Darauf angesprochen sagten die meisten, dass die UNLV blöd ist und dass sie oft einfach nur weg wollten oder keine Out-of-State-Tuition bezahlen wollten. Ryan aus Las Vegas überraschte und alle. Er hat dänische Eltern, kann perfekt dänisch und dazu noch 7 andere Sprachen und er kann sogar koreanisch lesen. Zudem kannte er sich überall aus, da er auch schon in vielen Teilen der Welt war. Er wirkte fast ein wenig nerdig. Er sagte mir, dass mein Englisch sehr gut sei, aber man bei einigen Wörten noch einen Akzent raushört. Versucht ihr mal bitte folgende Wörter auszusprechen: regularly, squirrel, rural, O'Rourke. Jetzt wisst ihr wovon ich spreche. Dann gab es noch eine kleine Runde Verstecken spielen, wo sich die Club-Mitglieder im Gebäude versteckten und wir sie in zufällig ausgelosten Grupppen finden mussten. In diesem Labyrinth aus Gängen und Treppen fand ich sogar einen Typen aus den Philippinen. Am Ende wurde unser Team dadurch geteilter erster Platz und wir bekamen alle eine kleine Tüte mit Stiften und Süßigkeiten drin. Danach sprachen wir noch kurz mit Ryan und einigen anderen Leuten, die wir teilweise schon kannten wie z.B. die Dreiergruppe aus Nepal oder Mohammed aus dem Iran.

Dann fanden Peter und ich uns in einem Dilemma wieder: Wir hatten unser Floor Meeting um 20 Uhr, hatten aber bis auf die eher mittelgute Pizza noch nichts gegessen. Und die Mensa schloss um 20:30 Uhr. Naja, wir gingen zum Floor Meeting in die Sierra Hall, einem kleinen Treffen, wo sich alle Bewohner des dritten Stocks zusammenfanden (ich schätze es waren vielleicht knapp 50% der Leute da) und von ihrem Resident Assistant (oder ihrem RA) über aktuelles informiert werden. Unser RA ist Evita, eine Mikrobiologiestudentin aus Las Vegas, die recht leise und schüchtern aber sehr nett erschien. Am Ende redete sie nur 10 Minuten und dann konnten wir gehen. Ich weiß nicht ob es das jetzt gebracht hat. Aber interessant, was so zum Dorm Life alles dazugehört.

Wir beschlossen, in den Konferenzraum im 4. Stock zu gehen und Hausaufgaben zu machen. Zu vielem kam ich nicht, da nach und nach Joaquin, Reggy, Brooke und Diana eintrafen und erst alle erstaunt meine Kopfhörer ausprobierten und Brooke dann lustige Videos auf Tik Tok zeigte. Während ich mich mühsam durch ein Kapitel meines Papers kämpfte, konnte Peter unbeeinflusst arbeiten, da er meine Kopfhörer (mit Noise Canceling) die ganze Zeit aufhatte und nichts von dem ganzen Radau mitbekam. Ich beschallte ihn neben vielen Songs von Post Malone auch mit einigen deutschen Songs.

Da Reggy zwischen etwa 17 und 21 Uhr geschlafen hatte(!), wollte sie nochmal in die Mensa zum Nachtangebot gehen. Das löste unser Essensproblem und auch Brooke schließ sich an. Reggy klopfte auch noch Aurora aus ihrem Zimmer, die halb genervt, halb hungrig mitkam. Reggy hatte noch 11 Meals bis Mittwoch Abend. Peter hatte noch 6 und Aurora noch 10. Wir waren also versorgt. Ich hatte nur noch 2, die ich evtl. morgen brauche. Gut, wenn man sich mit den richtigen Leuten umgibt. :P Wir bestellten etwas vom kleinen Menü, das es hier nachts gibt. Ich nahm ein Chicken Sandwich (bei dem ich der Meinung bin, dass es Chicken Burger heißen müsste, da es genauso ein rundes Brötchen ist wie bei einem Beef Burger; Brooke widersprach mir vehement :D), was tatsächlich ganz gut war. Und dann ging es los. Ich weiß nicht ob es die fortgeschrittene Tageszeit war, aber die Mädels mussten auf einmal über alles lachen. Die Themenbandbreite reichte von Essen (Brooke steckte Pommes in ihr Pizzastüück und machte ein Gesicht draus), über Alkoholerlebnisse (jeder erzählte von seinen schlimmsten Trinkgeschichten), bis hin zu schlechten Wortwitzen (einige nahmen den Champignon-Burger mit dem Namen "Fun Guy", vielleicht kommt ihr selbst auf ein paar Witze :D) und Schimpfwörtern in anderen Sprachen (ich konnte mir leider keine merken, sorry :D). Reggy und Peter bestellten sich sogar noch was, wodurch sie leider noch ein Meal opfern mussten. Naja, nur haben sie für morgen eben nur noch 6 bzw. 4. Verrückt, dieses Meal Plan-System. Erheitert gingen wir wieder in die Sierra Hall, wo wir uns voneinander verabschiedeten. Ich erklärte Peter noch ein bisschen was zu deutschen Schimpfwörtern. Er schaute auch ein paar YouTube-Videos dazu. Der einzige Ausdruck, den er perfekt beherrscht ist "Verpiss dich!". Das sagt er ab und an einfach so aus dem Nichts, was super lustig ist. Naja, auch wenn ich unimäßig nichts geschafft habe abends, war dieser Abend super lustig. Da kann man schon mal was auf morgen verschieben. :) Have a good one!

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Musikempfehlung des Tages: blackbear - Hot Girl Bummer