10Juni
2020

Unisystem in den USA - Kosten

Tatsächlich wäre ich in einem normalen Jahr gestern erst aus den USA zurückgekommen. Aus Washington DC, genau da wo jetzt gerade einiges los ist. Naja, nun habe ich stattdessen einen Haarschnitt und "Flight Credit" für einen neuen Flug bis November nächsten Jahres bekommen. Also mal sehen, vielleicht geht es ja bald schon wieder über den großen Teich...

Aber wir haben ja noch was aufzuarbeiten. Ich war vor zwei Wochen beim amerikanischen Unisystem stehen geblieben. Ist ein großes Thema und heute will ich vor allem auf das eingehen, was viele von einer akademischen Laufbahn abhält: Geld und Leistung. Ich glaube jeder hat schon mal von den exorbitant teuren Studiengebühren in den USA gehört. Und es ist wahr. Wer studieren will braucht Geld. An der UNR zahlt man pro Jahr als Undergraduate Student aus dem Bundesstaat Nevada etwa 20.000$. Nach 4 Jahren normale Studienzeit sind das also 80.000$. Kommt man allerdings nicht aus dem Bundesstaat Nevada, sondern etwa aus dem Osten des Landes und will trotzdem an der UNR studieren, zahlt man pro Jahr etwa 35.000$, also nach 4 Jahren 140.000$. Das ist der Unterschied zwischen In-State- und Out-of-State-Tuition. Man will damit die eigenen Leute quasi im Bundesstaat halten, sodass nicht alle gleich aus ärmeren Bundesstaaten wegziehen bzw. dass beliebte Unis in beliebten Gegenden der USA nicht überrannt werden. Man muss dazu sagen, dass die Staaten im Westen der USA ein Programm haben, dass es Studenten aus anderen West-Staaten ermöglicht für einen günstigeren Preis an der jeweiligen Uni zu studieren. Deswegen gibt es an der UNR trotzdem viele Studenten aus dem benachbarten Kalifornien oder aus anderen Staaten wie Oregon, Idaho oder Hawaii. Diese zahlen dann nur anderthalb mal so viel wie ein Student aus Nevada. Was in dem Fall dann aber immer noch ca. 30.000$ sind. Out-of-State-Tuition gilt übrigens auch für internationale Studenten. Wäre ich also nicht über ein Partnerprogramm an die Uni gekommen, sondern hätte mich einfach so eingeschrieben, hätte ich für das eine Semester (plus International Fee) etwa 19.000$ zahlen müssen (39.000$ pro Jahr). Wobei das nur die Gebühren für Undergraduate Students sind. Ich wäre ja Masterstudent gewesen und hätte somit als Graduate Student noch mehr zahlen müssen! Es ist schon verrückt, wenn man das mit anderen Ländern vergleicht. Jetzt muss man dazu sagen, dass diese Gebühren alles beinhalten, was man vor allem als Undergraduate Student braucht. Dazu gehört ein Wohnheimplatz, ein Meal Plan und Lehrmaterialien wie Bücher (die absurd teuer werden können), etc. Zieht man das ab ist man bei etwa 8.500$ für einen Undergraduate Student aus Nevada. Dann ist es so, dass die normalen Studiengebühren immer pro Credit gerechnet werden. Verschiedene Kurse bringen verschieden viele Credits. Ein "normaler" Workload pro Semester besteht aus ca. 15 Credits, also 30 pro Jahr. Ein Credit kostet ca. 230$. So kommt man dann auf die Gesamtgebühr. Man kann also sagen, dass man, wenn man aus Nevada kommt, in einer günstigen WG außerhalb des Campus wohnt, keinen Meal Plan hat und wenig Credits pro Semester absolviert, auf jeden Fall deutlich günstiger davonkommen kann. Aber erstens muss man ja eine bestimmt Anzahl an Credits jedes Jahr und insgesamt absolvieren um das Studium abschließen zu können (außerdem fallen die Kosten für Essen, Wohnen und eventuelles Pendeln zur Uni dann eben wo anders an) und zweitens ist das immer noch mindestens 10 mal mehr als was ich in Dresden pro Jahr zahle (wohlgemerkt zahle ich ja keine Studiengebühren in Deutschland). Darüber hinaus muss man feststellen, dass die UNR mit ihren Gebühren ungefähr im Mittelfeld im Vergleich zu anderen US-Unis liegt. Vor allem ist sie eine öffentliche, staatliche Uni und keine private. Hat man die Ambition an eine große, renommierte (und evtl. private) Uni zu gehen, zahlt man nochmal um ein Vielfaches mehr. Die Columbia University in New York gilt als eine der teuersten Unis in den USA. Dort zahlt man etwa 74.000$ pro Jahr. Unglaublich. Es ist also kein Wunder, dass viele Studenten hohe Kredite aufnehmen oder 2-3 Nebenjobs annehmen, um sich das Ganze finanzieren zu können. Kiki hat beispielsweise neben ihren 21(!) Credits jeden Mittwoch bei Chick-fil-A gearbeitet und an ausgewählten Tagen in einem Museum. Sie kommt aus Kalifornien, muss also mehr zahlen als Studenten aus Nevada und dann eben nochmal mehr weil sie mehr Credits als üblich belegt. Es gibt natürlich Möglichkeiten, diese ganzen Gebühren zu vermeiden. Zum einen kann man einfach reiche Eltern haben, die einem alles bezahlen. Da das aber nicht für alle in Frage kommt, versuchen die meisten Studenten Stipendien und andere Förderungen zu bekommen. Ich kenne mich weiß Gott nicht gut aus, aber ich habe doch gehört, dass durchaus viele Studenten eine (wenn auch oft kleine) Förderung bekommen. Am besten trifft man es aber wenn man besonders schlau ist (akademisches Stipendium) oder besonders sportlich ist (Sportstipendium). Man muss es eigentlich nur schaffen, dass die Uni einen will, dann muss man sich um Geld fast keine Sorgen mehr machen. Eine weitere Möglichkeit gibt es noch, mit der man die hohen Gebühren vermeiden kann und die für manche am Ende die nachvollziehbarste ist: Einfach nicht studieren.

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